Türchen 10 - George Russel
Oh Santa - Mariah Carey, AG, JH
I saw them shopping last week
And his new girl was so bleak
And then I swore to myself
Santa's gonna come and make you mine this Christmas night
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Kurz vor Knapp. Wer kennt es nicht? Kurz vor Knapp erinnert man sich, dass bald Weihnachten ist und versucht auf die Schnelle noch Weihnachtsgeschenke zu finden. So gehöre auch ich dieses Jahr zu diesen Personen und finde mich in Mitten Londons' Getümmel wieder, während ich rechts und links je zwei Taschen mit Geschenken trage. Ich würde gerade nichts lieber tun, als daheim auf der Couch zu liegen und die Wärme, die vom Kamin aus kommt, genießen, statt mich in der kalten Abendluft durch gehetzte Menschenmassen zu quetschen. Aber alleine für die strahlenden Augen meiner Neffen und Nichten nehme ich diesen Aufwand gerne auf mich. Ich will mich auch gerade endlich auf den Heimweg machen, als ich mit einem Mal stock steif stehen bleibe und somit in Kauf nehme, dass ein paar Menschen hinter mir gegen mich laufen und sich beschweren. Doch ich nehme sie gar nicht wahr. Mein Blick liegt starr gerichtet auf zwei Personen, die etwas weiter Weg eng nebeneinander her laufen und sich anscheinend prächtig amüsieren. Ihrem Grinsen nach zu urteilen zumindest. Mir jedoch fallen beinahe die Taschen aus meinen Händen, so sehr überrumpelt mich diese Situation gerade.
George und eine hübsche Brünette an seiner Seite.
Vor einem knappen Monat noch war ich die Brünette an Georges' Seite. Ich habe ihn mit so einem verträumten Blick angesehen, wie diese Frau es bei ihm gerade macht. Ich habe mich so an ihn gekuschelt, wenn es draußen kalt war und wir spazieren gegangen sind. Und jetzt hat er mich ausgetauscht. Nach nicht einmal einem ganzen Monat. Ich spüre mein Herz in meiner Brust schmerzen, der Schmerz lässt meinen Körper sich taub fühlen.
Das Paar hält vor dem Eingang eines Ladens an, bevor die Brünette ihm einen Kuss aufdrückt und in dem Laden verschwindet. Ich stehe noch immer wie angewurzelt da, meinen Blick fest auf George gerichtet, der seiner Neuen noch hinterher schaut, sich einmal durch die Haare fährt und dann mich erblickt. Er sieht, wie ich ihn anstarre und wie ich hier mitten auf dem Weg stehe, regungslos. Sofort weiten sich seine Augen und will sich gerade in Bewegung setzen, um zu mir zu gelangen. Doch da mache ich schon auf dem Absatz kehrt und verschwinde eilig in der Menschenmasse. Hoffe, dass ich unter den Menschen unsichtbar werde.
Daheim haste ich die Treppen hoch zu meiner Wohnung, schließe eilig auf und schlage die Türe so laut zu, dass es vermutlich im Treppenhaus widerhallt. Die Taschen schmeiße ich beinahe vor mich, lehne mich gegen die geschlossene Türe und habe noch immer diesen panischen Blick in meinem Gesicht. Tief atme ich einmal ein und schließe einen Moment die Augen, bevor ich mich von der Türe weg drücke und die hingeschmissenen Taschen wieder aufhebe.
Später an diesem Tag, als ich gerade dabei war, die Geschenke einzupacken, klingelt es plötzlich an meiner Türe und sofort schlägt mir mein Herz wieder bis zum Hals. Als ich dann auch durch den Türspion blicke, erkenne ich die Person dahinter, vor der ich vorhin noch weggerannt bin.
Mit zittrigen Fingern lege ich meine Hand auf die Türklinke und halte einen Moment inne, bevor ich mich doch dazu überwinde und die Türe öffne. Sofort blickt George auf und hat wieder diesen Blick drauf, der meine Beine erweichen lässt. Ich schlucke und beiße mir auf die Zähne, um nicht schwach rüberzukommen. Dabei habe ich mich schon längst damit blamiert, dass ich einfach weggerannt bin. Aber ich habe einfach Panik bekommen. Ich bin noch lange nicht über ihn hinweg und bin noch nicht bereit, jetzt schon mit ihm konfrontiert zu werden. Doch mir bleibt gerade nichts anderes übrig. Nun kann ich nicht wieder wegrennen. "Hey." - "Was willst du hier?", bringe ich so kalt rüber, wie möglich, was gar nicht so einfach ist. George senkt dennoch bedrückt den Kopf und knetet nervös die Hände. Das hat er schon immer gemacht, wenn er nervös war. "Ich hab dich vorhin gesehen, in der Stadt." - "Ich hab dich und deine Neue auch gesehen. Schön zu wissen, dass du schneller über die Trennung hinweg kommst.", meine ich nun doch etwas verärgert, da ich mir einfach nicht vorstellen kann, jetzt schon mit einem Neuen durch die Stadt zu schlendern. Dafür war George mir zu wichtig. Ich ihm augenscheinlich aber nicht. "So ist das nicht... Ja, Coleen und ich waren auf einem Date, aber-" - "Weißt du, ich will das alles gar nicht hören. Mach, was du für richtig hältst.", unterbreche ich ihn etwas unhöflich und will die Türe gerade wieder schließen. Aber George stellt den Fuß dazwischen, drückt die Türe wieder auf und blickt mit festem Blick zu mir. "Wir hatten ein Date. Mehr war das nicht. Nachdem ich dich gesehen habe, ist mir bewusst geworden, dass ich ihr nicht weitere Hoffnungen machen sollte. Ich bin nicht über dich hinweg. Ich dachte, damit kann ich es. Aber ich kann es eben nicht. Und ich will es nicht. Nachdem du weggerannt bist ist mir klar geworden, dass keine an dich ran kommt. Es war der größte Fehler, den wir gemacht haben. Uns zu trennen. Ich brauche dich und anhand deiner Reaktion vorher bist du auch nicht bereit, uns loszulassen." Ich bin sprachlos, blicke meinen Gegenüber stumm und mit großen Augen an, was dieser als Chance sieht. So tritt er also näher an mich heran, steht nun also seit drei Wochen wieder in meiner Wohnung. Unter seinem Blick merke ich, wie meine kalte Haltung langsam bröckelt und ich weiß auch, dass mein Herz ihm schon verziehen hat. Und als er mich dann küsst, löst das ein sehnsüchtiges Gefühl in mir aus, sodass ich meine Mauern fallen lasse und ihn an seinem Jackenkragen näher an mich heran ziehe.
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