[ 2] Daniel Ricciardo
2. Co-Parenting, Second Chance
Beinahe ein Jahr ist es mittlerweile her, seit Daniel und ich uns getrennt haben. Wir sind zwar noch immer verheiratet, was teilweise an unserer gemeinsamen Tochter Sofia liegt, aber wir leben mittlerweile nicht mehr zusammen. Wobei wir das schon lange nicht mehr taten. Dadurch, dass er durch seinen Job viel unterwegs und somit kaum bei mir oder unserer Tochter ist, macht es keinen großen Unterschied. Denn in unserem Haus in Monaco wohnen wir sowieso nur noch zu zweit. Das war auch einer, der entscheidenden Gründe für unsere Trennung. Wir lebten uns irgendwie auseinander, dadurch, dass wir uns kaum noch sahen. Man muss leider auch sagen, dass wir nicht sonderlich im Guten auseinander gegangen sind und uns gegenseitig viele Dinge an den Kopf geworfen haben, die nicht richtig waren. Deshalb war ich zu Beginn der Trennung auch ganz froh, dass er nicht so oft daheim war. Auch, wenn ich es für Sofia schade finde, die ihren Daddy wirklich relativ selten live sieht.
Vor unserer dreijährigen Tochter reißen wir uns natürlich zusammen und sie ist auch der einzige Grund, warum ich überhaupt noch mit Daniel schreibe, Bilder oder Videos austausche oder sogar Videoanrufe annehme. Er ist wirklich der beste Vater für seine Tochter, auch, wenn er nicht so oft da ist. Sie vergöttert ihn trotzdem unfassbar und liebt es, mit ihm auch über Videoanruf zu sprechen.
Heute ist abermals ein Rennen in Monaco, was bedeutet, dass Daniel für dieses Wochenende bei uns im Haus wohnen wird. Dabei bezieht er jedoch das Gästezimmer, da wir nach unserer Auseinandersetzung sicherlich nicht mehr in ein und demselben Bett schlafen. Sofia ist auch schon richtig aufgedreht, seit sie weiß, dass ihr Dad gleich wieder hier sein wird. Im Gegensatz bin ich etwas nervös, da es das erste Mal seit unserer Trennung ist, wo wir ein ganzes Wochenende unter einem Dach verbringen werden. Ich habe auch so ein flaues Gefühl im Bauch, was vermutlich daran liegt, dass ich nicht sonderlich erpicht darauf bin, auf meinen Ex anzutreffen.
Das Aufschließen der Haustüre holt mich aus meinen Gedanken, die mir beim Wasserkochen in den Sinn gekommen sind. Sofia spielte solange im Wohnzimmer, doch schon höre ich ihr aufgeregtes Daddy aus dem Flur und kann nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen stielt. Ich wende mich vom Wasserkocher ab und atme einmal durch, bevor ich mich ebenfalls in den Flur begebe und sich mein Herz unweigerlich erwärmt, als ich sehe, wie Sofia in den Armen ihres Vaters liegt. Daniel hat die Kleine auf den Arm gehoben und fest an sich gedrückt, die Augen dabei genießend geschlossen. Ich kann nicht anders, als diesen Moment solange in mich aufzusaugen, bis er sich festgebrannt hat.
"Hey.", höre ich ihn dann sagen und erkenne, dass er mittlerweile die Augen geöffnet hatte, mich nun direkt ansieht. Sein Blick geht mir bis ins Mark und lässt mich kurz erschaudern, bevor ich die Begrüßung verhalten erwidere. Er lässt derweil Sofia wieder auf den Boden, die auch schon wieder zurück ins Wohnzimmer zu ihren Spielsachen rennt, mich mit ihrem Vater alleine lässt. Eine Weile stehen wir nur stumm da, keiner bekommt ein Wort heraus oder weiß, was er sagen soll. Seufzend wende ich den Blick dann ab. "Willst du auch einen Tee?", frage ich dann und erhalte ein leises Gerne , weshalb ich mich wieder auf den Weg in die Küche mache, um zwei Tassen aus dem Schrank zu nehmen. Ich höre, dass er mir auf leisen Sohlen folgt, aber ich ignoriere es, während ich zwei Teebeutel aus dem oberen Regal nehme und in die Tassen hänge, bevor ich Wasser dazu gebe. Sobald ich mich mit einer der Tassen umdrehe sehe ich, dass Daniel mittlerweile auf einem Barhocker an der Theke mir gegenüber sitzt und anscheinend einmal seinen Blick umher schweifen gelassen hat. Ich stelle ihm die Tasse wortlos vor die Nase und höre noch ein leises Danke, während ich mir meine schnappe und mich mit dem Rücken gegen die Theke lehne. "Du hast hier nichts verändert." - "Was sollte ich auch?", meine ich achselzuckend und umfasse meine Tasse mit beiden Händen, ignoriere, dass es eigentlich viel zu heiß für meine Hände ist. Denn Daniels' Blick hält mich davon ab, der irgendwie anders aussieht. Wenn ich mich nicht irre, dann scheint ein Hauch von 'Überraschung' und 'Freude' darin zu sein. Aber keine Garantie dafür. Ich habe mich schon einmal in diesem Blick getäuscht.
"Die Bilder von uns.", beantwortet er meine eigentlich rhetorische Frage, ohne den Blick von mir zu nehmen, der sich mit dieser Aussage unweigerlich verändert hat. Er wirkt so eindringlich, fast erforschend, als wolle er wissen, was in mir vorgeht. Deshalb wende ich den Blick schnell ab und stelle nun doch meine viel zu heiße Tasse auf den Tresen ab, während ich belanglos an dem Faden des Teebeutels nestele. "Was hast du mit Sofia an diesem Wochenende vor?", wende ich das Thema dann also auf ein anderes, weshalb er sich seufzend durch die Haare fährt. Ich sehe es nur aus dem Augenwinkel und dennoch lässt es mein Herz höher schlagen. "Abseits der Termine bleibt nicht arg viel Zeit. Aber ich habe eigentlich vor, morgen nach dem FP1 mit ihr auf den Spielplatz zu gehen oder sowas. Warum?" - "Ich will nur wissen, ab wann ich das Haus für mich habe.", meine ich kurz angebunden und wende den Blick nun doch wieder zu ihm, um seine Reaktion zu sehen. Ich sehe, wie es in seinem Kopf rattert, bevor ihm ein Licht aufzugehen scheint. Ich meine zu erkennen, dass sich seine Haltung etwas verkleinert. "Du hast jemanden kennengelernt.", stellt er fest und anhand seiner angespannten Kiefermuskeln erkenne ich, dass er sich zusammenreißen muss, um mir nicht all seine Gefühle mit nur einem falschen Blick zu offenbaren. "Was wäre daran so verwerflich? Wir sind zwar immer noch verheiratet, aber nur noch wegen Sofia. Wir sind in keiner Beziehung mehr.", habe ich das Bedürfnis, mich zu rechtfertigen, was aber wohl eher meine Nervosität überspielen soll. Ich sehe, wie sich Erkenntnis in seinem Blick breit macht, bevor er sich wieder völlig vor mir verschließt und nach seiner Tasse greift. "Ich bin bei Sofia."
Mir läuft ein Schauer über den Rücken, als ich seine Stimmlage höre und ihm nur hinterher sehe, wie er im Wohnzimmer verschwindet. Sofort könnte ich mir eine Hauen. Wieso habe ich das gesagt? Natürlich gibt es niemand Neuen in meinem Leben. Wie könnte ich? Daniel ist nach wie vor meine Große Liebe gewesen und da habe ich kein besonderes Interesse gesehen, mir sofort jemand neuen zu suchen. Heilung braucht Zeit und bei manchen eben länger. Außerdem will ich eigentlich ungern, dass Sofia jemand Neuen an meiner Seite kennenlernt, bevor sie nicht versteht, was das bedeutet. Sollte es irgendwann mal jemanden geben. Dagegen habe ich gerade andere Dinge im Kopf.
Daniel war tatsächlich nach dem FP1 mit Sofia im Park. Nach gestern hat er nur noch seine Tochter im Blick gehabt und mit mir eigentlich nur noch sporadisch gesprochen. Heute habe ich es nur umso mehr bereut, eine falsche Andeutung gemacht zu haben. Vielleicht wollte ich damit auch einfach nur sehen, ob es ihn überhaupt interessiert und seine Reaktion darauf hat mir deutlich gemacht, dass er es sehr wohl noch tut. Seufzend blicke ich auf den Fernseher, der seit geraumer Zeit einfach im Hintergrund läuft, da es mir zu leise war. Nachdem die Zwei das Haus verlassen haben, kümmerte ich mich um den Haushalt, bevor ich mich faul aufs Sofa hab fallen lassen und wieder in Gedanken versunken bin.
"Mama, Mama.", höre ich plötzlich die hohe, erfreute Stimme meiner Tochter, die plötzlich ins Wohnzimmer gerannt kommt. "Sofia, Schuhe.", pfeift Daniel sie dann sofort zurück, weshalb der kleine Wirbelwind ohne zu meckern zurück in den Flur rennt und sich vermutlich die Schuhe auszieht. Mir erwärmt es sofort das Herz, als ich das Höre. Wenn es nach Daniel gehen würde, dürfte sie auch mit Schuhen im Haus herum laufen. Ich bestand nur immer darauf.
"Wir haben Lucía und Danil getroffen.", erzählt mir meine Kleine sofort mit leuchtenden Augen, wirft sich in meine Arme und versucht mir, in kürzester Zeit unter vielen, verwirrenden Worten von ihrem Tag zu erzählen. Lachend höre ich ihr dabei zu und lasse sie im Glauben, alles verstanden zu haben, wobei ich schon nach dem ersten Satz komplett draußen war.
"Gehst du dir die Hände waschen, damit wir essen können?", bitte ich sie dann lächelnd, woraufhin sie sofort nickt, wieder aufspringt und an Daniel vorbeirennt, der die ganze Zeit über im Türrahmen stand und uns beobachtet hatte. Ich fange seinen Blick einen Moment lang auf, bevor ich mich jedoch abwende und aufstehe, um das vorgekochte Essen auf den Tisch zu stellen.
"Du hast gelogen." Ich halte inne, als ich diese Worte höre. Natürlich weiß ich, was er meint, weshalb ich mich seufzend umdrehe. "Ich habe nie gesagt, es gäbe da jemanden. Ich meinte nur, dass daran nichts verwerflich oder falsch wäre.", rechtfertige ich mich und blicke ihm entgegen, während er noch immer im Türrahmen gelehnt dasteht. Doch nun richtet er sich auf. "Es wäre daran etwas falsch.", meint er dann und kommt ein paar Schritte näher, während ich ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen ansehe. Was meint er denn jetzt damit? "Was-" - "Es wäre falsch, weil kein anderer Mann an deine Seite gehört. Kein anderer soll die Erlaubnis haben, dich so anzusehen, so zu berühren. Du sollst dich bei keinem anderen wohl und sicher fühlen." Mit jedem Wort kommt er näher, bis er nun vor mir steht, die völlig baff und sprachlos zu ihm aufblickt. Er hebt seine Hand und legt sie langsam auf meine Wange ab. Zu überwältigt von all den Gefühlen, die dabei durch meinen Körper schießen, bewege ich mich keinen Zentimeter und erwidere seinen Blick nur stumm. "Es soll dich keiner so anfassen, wie ich. Keiner soll dich so um den Verstand bringen, wie ich. Keiner darf dir so nah sein, wie ich es bin." Gegen Ende hin wird er leiser und kommt mir so nahe, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann. Nach beinahe einem Jahr fühle ich mich wieder in die Zeit zurück versetzt, in der ich mich in ihn verliebt habe. Die Schmetterlinge in meinem Bauch warten nur auf ihr Timing und mein Herz schlägt auch wieder so schnell, wie bei unserer ersten Begegnung.
"Dani..." Er legt mir einen Finger auf die Lippen und schüttelt stumm den Kopf, bevor er seinen Finger mit seinen Lippen ablöst. Und damit setzt sich ein Schalter in mir um, meine Arme schlingen sich um seinen Hals und mindestens genauso sehnsüchtig erwidere ich seinen liebevollen Kuss.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top