The way i loved you
Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich auf meine Couch fallen und starrte an die Decke. Ich hatte großes Glück gehabt, dieses möblierte Einzimmerappartement für einen, für Berlin, so günstigen Mietpreis zu bekommen. Zwar war diese Wohnung nicht gerade im pulsierenden Teil der Hauptstadt, aber immerhin brauchte ich nur etwa eine halbe Stunde mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln bis „Mitte".
Mein Blick schweifte durch das Wohn-Schlafzimmer und blieb an meiner Gitarre hängen. Zum Glück hatte ich sie schon vor zwei Tagen bei Martin, sagen wir vergessen,
sodass er sie schon im Kofferraum hatte, als er mich abgeholt hat. Ich stand auf, nahm meine Klampfe zur Hand, setzte mich im Schneidersitz wieder auf mein Sofa und band meine langen Schwarzen Haare zu einem Dutt .
Meine Finger griffen gekonnt die ersten Akkorde und ich begann leise zu singen.
He is sensible and so incredible
And all my single friends are jealous
He says everything I need to hear and it's like
I couldn't ask for anything better
He opens up my door and I get into his car
And he says, you look beautiful tonight
And I feel perfectly fine
But I miss screamin' and fightin'
And kissin' in the rain
And it's two a.m. and I'm cursin' your name
You're so in love that you act insane
And that's the way I loved you
Breakin' down and comin' undone
It's a roller-coaster kinda rush
And I never knew I could feel that much
And that's the way I loved you*
Der Text zu diesem Song beschrieb meine Beziehung zu Martin. Er war zwar nicht mein erster Freund, aber er war dem, was man im Allgemeinen unter dem Perfekten Freund verstand, am ähnlichsten.
Als er mir dann vor 4 Monaten beichtete, dass er schwul wäre und in seinen Arbeitskollegen verliebt war, hatte ich es schon geahnt. Homosexuelle Paare waren in unserem Dorf nicht gern gesehen, eher verachtet, deswegen hatten wir unsere Beziehung zum Schein aufrechterhalten, sodass er sich mit Torben treffen konnte.
„Das Alles darf nicht umsonst gewesen sein" dachte ich und suchte im Internet nach Bars oder Kneipen, in denen ich eventuell auftreten konnte. Schnell fand ich eine kleine Bar in Spandau, die jeden Mittwoch eine "Open Stage" hatte und meldete mich über ihre Homepage für den nächsten Termin an.
Freudestrahlend betrat ich am folgenden Mittwoch die Bar und schaute mich um. Es waren viele junge Leute da und die Atmosphäre war entspannt. Mein Auftritt sollte in einer halben Stunde losgehen und ich ging zu dem Barkeeper um mich zu melden.
„Du hast verstanden wie es läuft? Du hast einen Song sozusagen frei, egal ob du eine Arie singen willst, oder einen auf Rockgöre machst. Sollten die Leute dich mögen, hast du für nächste Woche wieder einen Slot zur selben Zeit. Je nachdem wie du dem Boss gefällst, wird deine Bühnenzeit dann verlängert, vorausgesetzt, du hast genug im Petto." ratterte der Schwarzhaarige Mann mit Vollbart gelangweilt runter, während er Gläser spülte und Biere zapfte. Wahrscheinlich musste er die Leier jeden Mittwoch unzählige Male aufsagen.
„Verstanden. Dann würde ich mal sagen, bis nächste Woche!" grinste ich und ging hinter die Bühne.
Als ich die Bretter die meine Welt bedeuteten betrat, überkam mich plötzlich doch das Lampenfieber. Der grelle Scheinwerfer blendete mich und ich wäre fast über das Mikrofonkabel gestolpert. Glücklicherweise konnte ich noch schnell genug reagieren, setzte mich auf den Barhocker und nahm die Gitarre, die mit dem Verstärker verbunden war auf den Schoß. Ich hasste es, auf fremden Instrumenten zu spielen, aber meine Gitarre war nur eine akustische und die würde hier niemand hören.
Es wurde still um mich, als ich anfing zu spielen. Meine Wahl fiel auf den Song den ich für Martin geschrieben hatte und Gottseidank kam er hörbar gut bei dem Publikum an.
Lächelnd verließ ich die Bühne nach meinem Song und steuerte sofort wieder die Bar an. Ich brauchte jetzt dringend ein Bier.
„Hey, das war ziemlich cool eben!" ein junger Mann mit Brille und zotteligem braunen Haar lächelte mich von der Seite an und setzte sich neben mich.
„Danke, spielst du auch hier heute Abend?" fragte ich und bekam ein lautes Lachen als Antwort.
„Nee, aus der Phase bin ich raus. Meine Bühnen sind etwas größer. Ich bin übrigens Thilo" er streckte mir seine Hand entgegen. „Lotte, nett dich kennenzulernen" ich ergriff seine Hand und konnte die Schwielen an seinen Handflächen spüren. „Schlagzeuger?" fragte ich lachend. Thilo nickte und wir unterhielten uns über alles mögliche, bis ich auf die Uhr sah. „Schon halb eins? Ich muss los. Um halb fünf ist meine Nacht rum. Vielleicht sehen wir uns ja nächste Woche wieder" verabschiedete ich mich freundlich.
„Auf jeden Fall. Vielleicht bring ich dann noch ein paar von meinen Jungs mit. Einer ist sogar Produzent, wer weiß, vielleicht sieht er ja Potenzial in dir"
Ich hielt das ganze für eine Billige Anmache, aber ich sollte Thilo schneller wiedersehen als ich dachte.
*The way I loved you - Taylor Swift
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