Partytricks

Vincent:
Dag verschwand mit meinem Handy, um in Ruhe zu telefonieren und ich ging wieder nach draußen auf den Balkon.
Was hatte ich mir denn gedacht, warum sie gerade jetzt anrief. Es hätte mir doch klar sein müssen, dass sie nur Dag gratulieren wollte und nicht mit mir reden wollte.
„Warum sitzt du denn jetzt hier und guckst als hätte jemand dein Meerschwein in die Mikrowelle gesteckt?" hörte ich die Stimme meines besten Freundes und hob den Blick.
Mit einem Nicken nahm ich mein Telefon entgegen und streckte es wieder in die Tasche meiner Jeans.
„Wetten ich kann deine Laune wieder heben?" fragte der kleinere Berliner, steckte sich eine Kippe an und setzte sich neben mich.
„Ich hab doch keine schlechte Laune. Alles ist gut" gab ich ihm als Antwort und mir wurde erneut bewusst, warum unsere Band uns gerne mit einem alten Ehepaar verglich.
„Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir erzähle, dass unser kleines Sternchen gerade in einem Taxi sitzt und auf dem Weg hier her ist?" ein selbstgefälliges Grinsen legte sich auf Dags Gesicht, als er sich, die Kippe lässig in den Mundwinkel gepresst, zurücklehnte und die Arme hinter seinem Kopf verschränkte.
Dieser Mann kannte mich einfach zu gut, aber ich wollte meine Maskerade aufrecht erhalten.
„Ich würde sagen, dass sie ja wegen dir kommt und nicht wegen mir." sagte ich Schulterzuckend.
„Dicker, ich kenne dich mein halbes Leben. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als du eben auf dein Handy geguckt hast. Jetzt wisch dir die Miesepetrigkeit aus deinem hübschen Gesicht und geh schon mal an die Straße. Da kannst du dann gleich den Fahrer bezahlen, dass kommt bestimmt gut bei der kleinen" mit einem Zwinkern schnippte mein Kumpel die Zigarette weg und ging wieder zu den anderen in seine Wohnung.
Verwirrt schaute ich ihm nach, konnte mir aber ein kurzes Lachen nicht verkneifen. Dieser Kerl war einfach der beste Wingman den man sich wünschen konnte.
Keine fünf Minuten stand ich vor dem Wohnhaus, als ein beigefarbener Mercedes neben mir hielt. Ich öffnete die Beifahrertür noch bevor Lotte überhaupt die Chance hatte in ihrer Tasche nach ihrem Portmonee zu suchen. „Ich mach das schon" sagte ich und griff in meine hintere Tasche um dem Fahrer die 20€ zu übergeben.
„Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen" meinte die Schwarzhaarige, während sie Ausstieg.
Bei dem Anblick, der sich mir bot, wurde mir heiss und kalt zugleich. Die junge Frau trug ein enges Rotes Kleid und ihre Beine schienen kein Ende zu nehmen. Ihre Highheels klackerten auf dem Bürgersteig und waren damit nur unwesentlich lauter als mein Herzschlag.
„Gut siehst du aus" wie von einer fremden Kraft gesteuert breitete ich meine Arme aus und legte sie um ihre schmale Hüfte. Mit einem Küsschen links und rechts begrüßten wir uns und mussten kurz darauf beide lachen.
„Was so ein bisschen schickere Kleidung ausmacht" neckte Lotte mich und ich führte sie in den 5. ten Stock.
Ich hätte schwören können, dass die versammelte Mannschaft Männer für einen Moment den Atem anhielt, als ich mit Lotte Dags Wohnung betrat. Zielstrebig ging sie auf das Geburtstagskind zu und gratulierte ihm erneut, diesmal mit einer Umarmung.
„Ich hatte auf die schnelle kein anderes Geschenk" nuschelte sie und holte eine Flasche Jack Daniels aus ihrer Tasche.
„Die Taschen von euch Weibern erinnern mich immer an diese kleinen Autos aus Comics, wo dann 30 Clowns aussteigen" lachte mein Bandkollege und nahm das Geschenk dankend an.
„Ich geb dir gleich Weib" mit einem gezielten Faustschlag auf die Schulter revanchierte sich die Schwarzhaarige für diesen Spruch.
„Stimmt, du bist ja ganz anders. Aber du kannst mir nicht erzählen, dass du in diesem Kleid ein Cuttermesser versteckt hast um dein Bier zu öffnen. Oder?" flachste Dag weiter und ging einmal um die junge Frau herum um sie mit seinen Blicken zu scannen.
„Das nicht, aber wenn du ein Bier für mich hast, zeig ich dir, wie ich es mit diesem Outfit öffne" der Blick von Lotte war fordernd, flirtete sie etwa mit meinem Kumpel? Oder verstanden die beiden sich einfach gut?
In meinem Inneren baute sich langsam Eifersucht auf, die aber schnell verflog, als Lotte sich neben mich stellte und mich ansah. „Ist dein Kumpel immer so?" fragte sie und lächelte mich an.
„Klar, entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn. Er würde sich nie verstellen. You See what you get, das ist seine Devise. Aber ich bin ehrlich gesagt auch gespannt auf deinen Flaschenöffnungstrick" mit verschränkten Armen blickte ich sie an und Dag hielt ihr ein Bier entgegen.
In ihren Augen blitzte etwas als sie meinem Blick standhielt und einen ihrer Schuhe auszog. Gekonnt klemmte sie den Pfennigabsatz zwischen ihrem Zeigefinger und dem Kronkorken ein um die Flasche mit Leichtigkeit und einem lauten ploppen zu öffnen.
„Für irgendetwas müssen die Scheißdinger ja gut sein" kicherte Lotte und stützte sich an meinem Oberarm ab, während sie ihren Schuh wieder anzog.
Damit war sie nun vollkommen akzeptiert und die Party ging weiter.

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