Kapitel 17
Alejandra, Julia, Lucas, zwei andere Burschen, die ich nicht mit Namen kannte, und ich waren schon draußen im Blumen Garten versammelt und warteten darauf, dass der Rest zu uns stoß. Vorsichtig ließ ich mich in den weichen, grünen Rasen fallen und machte es mir im Schneidersitz gemütlich. Ich wandte mein Gesicht der aufgehenden Sonne zu und helle, warme Strahlen blendeten meine Augen. Die Luft war, obwohl es noch recht früh war, schon schwül und ich befürchtete, dass es wieder einer dieser wirklich heißen Tage werden würde.
Nach ein paar Minuten kam Ms. Valeria, gefolgt von Karla, einer kleinen rundlichen Frau. In meiner ersten Woche hier, hatte ich ihr geholfen, die Tischdecken zu waschen und zu bügeln.
„Sind Rupert und David noch nicht eingetroffen?" Die Besitzerin des Hotels guckte prüfend in die Runde.
„Nein", antworteten die Jungs im Chor.
„Wer ist Rupert?", flüsterte ich und sah zu Ale auf. Ich deutete ihr mit einer Handbewegung, sich zu mir zu setzen. Sie ließ sich neben mich nieder, lehnte sich zurück und stützte sich mit den Armen ab.
„Der Gärtner, der hier immer durch den Garten schleicht. Er ist übrigens auch für den Rasen des ganzen Hofes verantwortlich."
Ich nickte verstehend. David kannte ich schon. Naja, kennen war zu viel gesagt, ein paar Mal hatte ich ihn an der Rückseite des Hotels gesehen, als er ein paar Kleinigkeiten reparierte.
„Warten wir also noch ein bisschen". Ms. Valeria nickte uns zu und setzte sich ebenfalls, was der Rest ihr gleich nachmachte. Sie fuhr sich durch ihre kurzen, schwarzen Haare und strich anschließend über den blauen Stoff ihrer knieelangen Jeans.
Während wir auf die beiden Männer warteten, zupfte ich gedankenverloren Grasshalme aus. Was Valeria wohl von uns wollte? Und dazu noch so früh am Morgen!
Nach einer kurzen Weile waren auch die Beiden eingetroffen und murmelten ein paar für Entschuldigungen.
„Der Grund, wieso ich euch gestern gebeten habe, euch um 6 Uhr hier zu versammeln, ist folgender: Heute Nachmittag trifft eine Gruppe Männer ein. Herr Richard Thomson ist der Boss dieser Gruppe, ist bereits hier und einige von euch hatten bestimmt schon das Vergnügen ihn kennenzulernen. Älterer Herr, graue Haare, schlank und ziemlich nett," beschrieb sie ihn und lächelte fröhlich in die Runde.
Aha. Mit ihm hatte ich gestern schon Bekanntschaft gemacht. Peinlich berührt über die Art und Weise, wie ich ihn angefahren hatte, seufzte ich leise und spielte mit meinen Fingernägeln.
„Er spendiert seiner Truppe einen dreitägigen Urlaub hier im Hotel, als verspätetes Weihnachtsgeschenk sozusagen", fuhr Ms. Valeria fort, „und um für ein wenig Werbung zu sorgen, schmeißen wir heute eine kleine Willkommensparty. Keine große Angelegenheit, aber für euch wird es bestimmt eine ganze Menge zu tun geben."
Innerlich verdrehte ich die Augen. Das würde ganz schön anstrengend werden. Ich wollte mich nicht vor der Arbeit drücken, ganz bestimmt nicht, aber ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie ich Abends totmüde ins Bett fallen würde.
„Mr. Thomson weißt schon seit gestern Bescheid. Die Getränke werden in ein paar Stunden geliefert und Lucas, James und Will helfen beim Abladen. Ihr verstaut sie auch in der Eiskammer und sorgt dafür, dass Abends von Allem genug da ist." Sie blickte die drei Burschen streng an und diese nickten begeistert. Offensichtlich war es eine größere, wichtigere Aufgabe für ihnen, als die kleinen, Unbedeutenden, die sie normalerweise verrichteten. Zum Beispiel die tonnenschwere Koffer für hilflose Mädchen zu schleppen. Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken und Ale sah mich fragend an. Schnell schüttelte ich den Kopf und wandte mich wieder Valeria zu.
Sie blickte einmal durch die Runde und setzte ihren Monolog fort: „Den Bäckern habe ich gestern schon ihre Anweisungen gegeben und sie sind eilig am backen. Leah und Alejandra werden sich in hübsche Kleidchen stecken und dafür sorgen, dass alle genug zu essen bekommen, verstanden?"
„Jawohl!", antwortete ich, während Alejandra sie mit strahlenden Augen ansah und heftig nickte.
„Julia, du stehst an der Getränkebar, Karla hier übernimmt die Dekoration, Rupert holt dazu passende Blumen aus dem Garten und David mischt sich unter den Gästen und sieht einfach nach dem Rechten. Alles klar?"
Alle nickten. Ein leises Gemurmel ging durch die Anwesenden. Wahrscheinlich waren alle ein bisschen aufgeregt, da dieser Abend für etwas Abwechslung sorgen würde.
„Wie viele sind es denn?", fragte David in seinem englischen Akzent. Wehmütig musste ich an Roy denken, der die gleiche Redeart besaß.
„Mr. Thomson mit eingeschlossen, sind's 26. Aber dazu kommen noch die Gäste, die schon hier sind: ein älteres Elternpaar und drei junge Frauen. Insgesamt wären es also 31." Valeria lächelte stolz.
Ich freute mich für sie, denn dass so viele Leute an einem, geschweige denn für mehrere Tage, da waren, passierte nicht oft. Es war eine geniale Idee, so einen Abend zu veranstalten, auch wenn es für uns ein bisschen mehr Arbeit geben würde.
„So und jetzt flitzt zu euren Aufgaben, denn in", schnell blickte sie auf ihre, mit Lederriemen versehene Armbanduhr, „ einer halben Stunde erwarten die Gäste ihr Frühstück." Sie klatschte in die Hände und scheuchte uns auseinander.
Den ganzen Tag über schufteten alle wie verrückt. Die Tischdecken wurden frisch gewaschen und gebügelt, der Boden und die Wände des großen Veranstaltungszimmer erhielten eine Grundreinigung und die Tische samt ein paar tausend Stühle mussten gewischt werden. Okay, vielleicht nicht ganz so viele, aber trotzdem eine ganze Menge. Die drückende Hitze ließ unsere Körper heftig schwitzen.
Da Julia und Ale wussten, dass ich schwanger war, erinnerten sie mich fast minütlich daran, dass ich mich etwas zurück halten sollte und versuchten einen Großteil meiner Arbeit zu erledigen. Ich fühlte mich nicht geheuer dabei, denn immerhin rackerten sie dafür umso mehr, aber meine Vernunft riet mir, es etwas langsamer angehen zu lassen.
Am frühen Nachmittag traf die Männergruppe ein und ihnen wurden von Valeria Zimmer zugeteilt. Als alle ihre Räume bezogen hatten, stand noch ein einziges, großes Zimmer frei und das war gut so. Es brauchte eine dringende Renovierung und in dem jetzigen Zustand würde es sicherlic nicht sehr für Werbung sorgen. Wäre es mein Hotel, würde ich es in eine Honeymoon Suite verwandeln, aber Valeria hatte sicher andere Pläne.
Der Tisch, wo später das Gebäck platziert werden würde, wurde in die Ecke, links von der Tür geschleppt und ein paar Meter weiter die Tische und Stühle aufgereiht, an denen die Gäste sitzen konnten. Karla flitzte umher und stellte transparente, schmale, elegante Vasen auf der Mitte eines jeglichen Tisches, in denen gelbe und weiße Daisy-Blumen steckten. Sie verteilte mehrere Teelichter und jeweils eine große, braune Kerze per Tisch, legte kleine Ästchen mit dunkelgrünen Blättern auf die weiße Tischdecke und rückte die Stühle an ihren jeweiligen Platz. Zu allerletzt wurden ein paar Blüten der Blumen auf die Mitte des Tisches gestreut und Karla lächelte zufrieden.
James und Will rückten einen Getränkeschrank an der rechten Seite des Zimmers zurecht und füllten ihn mit einigen Flaschen alkoholfreier Flüssigkeit. Der Wein, der einen niedrigen Prozentansatz an Alkohol enthielt, wurde auf die höchsten Regalbretter hingestellt. James, der seit Kurzem volljährig war, hatte vorhin protestiert, dass Valeria keine starken Getränke hatte liefern lassen, aber sie hatte ihm ziemlich trocken klar gemacht, dass sie keine Sauferei unterstützte, geschweige denn veranstaltete.
Um kurz vor 6 Uhr war endlich alles erledigt und ich konnte es kaum erwarten, mich in mein weiches Himmelbett fallen zu lassen. Immerhin hatte ich ja noch drei Stunden Zeit. Und da konnte ich glatt noch ein zwei-Stunden Nickerchen machen. Das brauchte ich heute unbedingt, sonst würde ich den Abend nicht überstehen. Mein Rücken schmerzte und meine Beine drohten einzuknicken.
Ziemlich aus der Puste schleppte ich mich in mein Badezimmer um den Staub und den Schweiß abzuwaschen, der sich auf meinem Körper angesammelt hatte. Das kühle Wasser prasselte auf meinen Rücken und entspannte mich wunderbar.
Nachdem ich mich in mein bestes Nachthemd eingehüllt hatte, das mir bis zu den Knieen reichte, setzte ich mich schwerfällig auf mein Bett. Ich drückte den Rücken durch, legte mich vorsichtig hin und zufrieden lächelnd seufzte ich. Das tat so unendlich gut. Man, war das ein langer, anstrengender Tag gewesen.
Ich war gerade am Einnicken, als mein Handy plötzlich stark unter meinem Kissen vibrierte. Ach, nein. Das hätte ja bestimmt nicht warten können. Im Schlummerzustand zog ich es unter dem Kissen hervor und lugte mit halb geschlossenen Augen auf das Display. Mike hatte mir geschrieben, dass er sich abends mit Roy treffen wolle. Mein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich, aber ich war viel zu müde, um zu antworten. Das würde wohl noch zwei Stunden warten müssen, also schob ich das Handy zurück und kuschelte mich in meinem kühlen Laken ein.
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