9. Kapitel Frohe Kunde
03. Juni, Jahr 66 V.Z
Der ganze Hof war in heller Aufregung. Die Nachricht meiner Schwangerschaft hatte sich schon jetzt wie ein Lauffeuer verbreitet. Théodred hatte gleich am Morgen den Kronrat einberufen. Heute würden sie mir und meinem ungeborenen Sohn die treue schwören. Ich schritt aufgeregt durch die Goldene Halle, zwei von Mutters Zofen hinter mir. Noch war der Raum leer. An den Wänden hingen die Banner von Rohan, hinter dem Thron das Wappen Arnors. Ich liebte diesen Anblick und dachte fröhlich: « Gondor versucht schon so lange sich Arnor anzueignen, doch wir werden das nicht zulassen. Durch diese Allianz mit Rohan haben wir unsere Unabhängigkeit endgültig erlangt. » Ich wandte mich schmunzelnd an meine Begleiterinnen.
« Eine Prinzessin aus Arnor, der zu allem übel auch noch der Thron von Rohan zusteht. Die adeligen in Gondor müssen gerade so vor Wut schäumen, denkt ihr nicht auch, Beywyn? » Die Frau zögerte, antwortete dann aber: « Mylady, ihr wisst das es nicht ratsam ist, in aller Öffentlichkeit so zu sprechen. » « Wir sind aber unter uns, ausserdem ist es kein Geheimnis. Gondor ist erneut gescheitert. Arnor ist und bliebt ein eigenständiges Königreich. Und heute werden wir das Leben feiern. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder zu tanzen!»
Aus einem plötzlichen Instinkt packte ich die andere Zofe, Dúnwyn an den Händen und drehte mich übermütig mit ihr durch die Halle. Dies würde mein Tag sein.
Ich liess die Zofe schliesslich wieder los und sang das Lied, das der Hochzeit meiner Mutter gewidmet war:
« Zum ersten Mal seit Ewigkeiten wird Musik spiel'n, Lichter strahl'n!
Und zum ersten Mal seit langem wird' sie tanzen durch den Saal! Heut' Nacht wird' sie wunderschön ausseh'n! Witzig, charmant, ihr werdet seh'n! Ein Bild von Anmut und von Lieblichkeit! »
« Gun dìonadh sibh Dia agus an taigh leotha! »
Ich war so in meine träumereien versunken gewesen, das ich mich fürchterlich erschrak, als die Ratssitzung mit diesen Worten begann. Lord Ruthven, der königliche Schatzmeister, war der erste, der vor mir niederkniete. « Ich schwöre beim Namen Eru, des Allmächtigen, der Verfassung Rohans treu zu sein, die Rechte, die Freiheit und die Unabhängigkeit des Volkes und der Bürger zu ehren, nach allen meinen Kräften alles zu vermeiden und zu verhindern, was die Religion unserer Väter und die guten Sitten beeinträchtigen könnte, das Amt, das ich bekleide, nach bestem Gewissen zu verwalten und niemals meine Amtsbefugnisse zu überschreiten. Möge Gott mir helfen, diese Verpflichtungen gegenüber meiner Königin und ihrem Erben zu erfüllen."
Jedes der Ratsmitglieder wiederholte dieses Gelübde. Ich bemühte mich konzentriert zu wirken, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Sollte mein erstes Kind wirklich ein Junge sein, würde das die Position von Rohan und auch Arnor festigen. Ich machte mir keine falschen Hoffnungen. Mein Sohn würde nicht mir, sondern den Königreichen von Rohan und Arnor gehören. Meine Position wäre dafür deutlich gestärkt. Was konnte Gondor dann schon ausrichten? Meine Cousine war noch nicht mündig und auch nicht verheiratet.
Es hiess, sie sei widerspenstig und widersetze sich sogar König Eldarions befehlen. Ausserdem ging das Gerücht um, das sie die Gunst ihres Vaters verloren hatte und er sie für eine unbestimmte Zeit nach Ithilien geschickt hatte. Das war mir nur recht. Wenn Eldarion damit beschäftigt war, einen Mann für die Prinzessin Gondors zu suchen, profitierten Rohan und Arnor davon. Ich würde bald einen Thronfolger zur Welt bringen und war noch jung genug, um weitere Kinder zu gebären. Damit war die Linie gesichert. Und was sollte Gondor dagegen machen können? Sie würden keinen Krieg riskieren, solange ihrem eigenen Thron die Erben auszugehen drohten. Meine Regentschaft war also vorerst sicher.
Diesen Abend speiste ich mit den Sechs Mitgliedern des Kronrats. Mein Gemahl war nicht anwesend, er würde sich in der früh zu einem Treffen der Eorlingas aufmachen. „Lord Darnley?" Der ältere Mann, der links von mir sass, wandte sich mir zu. „Eure Majestät, wie kann ich Euch dienen?" „Ihr seid ein Rechtskundiger Mann. Ich wollte Euch etwas fragen. Wie Ihr sicher wisst, war such die Königin von Gondor an meiner Hochzeit anwesend. Sie hat mich gebeten, ihren Nachkommen Adelstitel von Rohan zu geben. Warum war ihr das so wichtig? Meine Base Sienna wird doch gewiss die Kronprinzessin von Gondor sein, sofern kein Sohn geboren wird?"
Die freundliche Miene des Mannes wurde ernst. „Ihr habt Recht, Lady Sienna ist die Kronprinzessin, sofern das Königspaar keinen Sohn zeugt. Wie Ihr aber sicher wisst, ist eine weibliche Thronfolgerin nicht üblich. Ich kann Euch die Gründe von Königin Tariél nicht zweifellos nennen. Allerdings denke ich, dass sie damit hauptsächlich in Erinnerung rufen will, dass sie und auch ihre Tochter ein entferntes Recht auf Euren Thron hat."
Mir drehte sich schlagartig der Magen um. Ich stützte mich auf den Tisch und brauchte einige Zeit, bis ich mir einigermassen sicher war, dass der Schwindel überstanden war. Ich kam mir unsäglich dumm vor. Eigentlich hatte ich das alles gewusst, es hätte mich nicht überraschen dürfen. Ja, ich hatte unseren Stammbaum gekannt. Mir war nur nicht klar gewesen, wie angreifbar ich war. Ja, ich war in Guter Hoffnung und würde wahrscheinlich ein gesundes Kind gebären. Doch auch ich wusste, dass viele Frauen das Kindbett nicht überlebten. Und wenn sowohl ich, wie auch das Kind sterben würden? Alleine der Gedanke daran verursachte wieder Übelkeit in mir.
als ich mich wieder gefasst hatte, wandte ich mich wieder an Lord Darnley, der ebenfalls blass geworden war. Ich liess ihn aber gar nicht erst zu Wort kommen.
„Darum also sind unsere Länder verfeindet. Sollte ich sterben, wird Gondor Rohan annektieren. Und ist das erst vollbracht, ist auch Arnor verloren."
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