6.Kapitel Bainrìgh Celebrian


6.Kapitel Bainrìgh Celebrian

„Bainrìgh Celebrian! Bainrìgh à Rohan! Gun dìonadh sibh. Dia agus an taigh leotha!"

In meiner linken Hand hielt ich den Reichsapfel, rechts das Zepter. Beides fühlte sich schwer und kalt an. Trotzdem fühlte ich eine unerschütterliche Ruhe tief in mir.

Die Zeremonie hatte ihren Höhepunkt erreicht. Mein Eid hatte ich wie es verlangt wurde in der Sprache Rohans abgelegt.

„Ich, Prinzessin Celebrian, Tochter von Elfwine und Alyndra, schwöre hiermit, meinem Reich zu dienen und es zu beschützen. In Krieg sowie auch im Frieden, in Krankeit wie auch in Gesundheit, werde ich Erus Stellvertreterin hier in Arda sein."

Kaum hatte ich geendet, setzte der höchste Priester die Messe unbeirrt in der Sprache Rohans fort, ganz wie es das Protokoll verlangte.

Ich verstand zwar nur etwa die Hälfte der Predigt in dieser groben und unryhtmischen Sprache, doch was machte das schon aus?

Jetzt war ich die Königin Rohans. Ich würde über allen anderen stehen, sogar über meiner Mutter und meinem Mann.

Meine Gedankengänge wurden durch den rundlichen Geistlichen unterbrochen, der mir auffordernd einen Kelch Rotwein unter die Nase hielt. Ich murmelte wie ich es gelernt hatte eine Dankesformel und trank einen kleinen Schluck. Der Wein schmeckte eher säuerlich und hinterliess einen unangenehmen Geschmack im Mund. Ich hätte wirklich gerne gewusst, warum ausgerechnet der Wein einen derart hohen Stellenwert in der Messe hatte. Selbstverständlich kannte ich auf diese und auch auf viele andere Fragen die Antwort der geistlichen, doch die Wahrheit kannte wohl nur Eru selber.

Die Musik setzte sein, der Chor stimmte ein feierliches Lied an. Es war geschafft. Langsam erhob ich mich und schritt langsam durch die Halle. Ähnlich wie bei meiner Hochzeit sanken alle anwesenden auf die Knie.

Doch heute war es anders. Die Anwesenden verbeugten sich nicht mehr vor der Thronanwärterin, sondern vor Ihrer Königin.

Ich trat ins Freie und blinzelte gegen das blendende Licht der Nachmittagssonne.

Noch während sich meine Augen an das helle Licht gewöhnten, hörte ich den Jubel des Volkes, dass sich versammelt hatte.

Théodred hatte sich zusammen mit seinem Gefolge direkt vor dem Eingang versammelt. "Meine Königin." Théodred zwinkerte mir zu, bevor er sich räusperte und die Stimme erhob: "Eure Majestät, Königin Celebrian von Arnor und Rohan. Als Euer Gatte und Verbündeter schwöre ich vor Euch, und Eurem Volk, dass ich so Eru will, jegliches Unheil von euch abwenden werde." Er verneigte sich tief vor mir und verharrte wie es die Tradition verlangte so. Eigentlich verlangte die Tradition jetzt, dass der König seiner Königin befahl, sich zu erheben. „Théodred, Sohn von Elboron, Herr Ithiliens. Als mein Gemahl sollt Ihr von meinem Volk, aber auch von mir als Herr über Helms Klamm geachtet und geliebt werden!"

Später...

Die Morgendämmerung war nicht mehr weit entfernt und viele der Gäste hatten sich schon zurückgezogen. Es war ein langer, aber aufregender Tag gewesen. Nicht nur ich und Théodred waren vereidigt worden, sondern auch unser Kronrat. Auch die wichtigen Familien hatten, sofern es das Protokoll verlangte, geschworen Rohan zu dienen.

Jede Familie hatte mir ein Geschenk mitgebracht. Anders als ich es von Arnor kannte, war das Spektrum der Gaben fast unendlich. Dieses ging von Einladungen zu wichtigen Anlässen, über Tiere (darunter auch eine kleine Natter) bis zu einer Gruppe Tänzerinnen aus dem Süden. Der Gedanke an diese jungen Frauen brachte mich zum schmunzeln. Der Saal war augenblicklich still geworden, als sie eingetreten waren. Sie waren leicht bekleidet gewesen. Seltsame Hosen und Oberteile, die den Blick auf ihren Bauch frei gaben. Den Männern waren die Augen fast aus dem Kopf gefallen, ihre Frauen hatten die Tänzerinnen nur düster angestarrt. Es war ein wirklich amüsantes Geschenk gewesen.

Ich suchte den Raum mit den Augen nach meiner Zofe ab, da stand meine Mutter vor mir. „Celebrian." Sie knickste knapp. „Meine Schwägerin, Königin Tariél wartet darauf, dass Ihr sie empfängt. //Die Königin von Gondor!// Théodred musste den gleichen Gedanken gehabt haben, er versteifte sich. „Lady Tàriel ist hier zu Gast. Sie hat wohl kaum das Recht, meine Gemahlin um ein vertrauliches Treffen zu bitten." Auch wenn ich eigentlich dieser Meinung ear, überragte die Neugier deutlich. „Die Königin ist für diesen Anlass hierher gereist, dann kann sie auch mit mir sprechen. Mein Mann widersprach mir nicht, aber drückte meine Hand kurz als ich gehen wollte. „Seid wachsam."

Tariél knickste tief vor mir, als ich in das Empfangszimmer kam. „Bainrìgh Celebrian." Ihre Aussprache war makellos, aber ihr Akzent erinnerte mich daran, dass sie aus Rohan stammte. Die jüngere Schwester meines Vaters, die Tochter von König Eomer. Mein Vater hatte sie als „den Sonnenschein von Edoras" beschrieben. Sie musste mittlerweile um die vierzig Jahre alt sein, wenn ich mich recht erinnerte. Nichts desto trotz war sie eine sehr schöne Frau. Sie hatte ein rundes, aber schmales Gesicht und mandelförmige braune Augen. Ihre Haare waren unter einer mächtigen runden Haube, vermutlich aber waren sie braun.

„Tariél, Bainrìgh à Gondor. Willkommen in Edoras. Es ist mir eine Freude, Euch persönlich zu begegnen." „Ich danke Euch, es erfüllt mein Herz mit Freude, die Heimat meiner Jugend wiederzusehen. König Eldarion und die Prinzessin Sienna richten Euch ihren besten Wünsche und ihr Beileid für den Verlust Eures Vaters und Königs aus." Etwas in der Art, wie sie das sagte, löste ein seltsames Gefühl in mir aus. Ich wusste nicht, was es war, aber dem würde ich später nachgehen. „Danke. Darf ich Fragen, ob Ihr und Elfwine euch nahe standet?"

Sie wich meinem Blick aus und seufzte. „Nein. Unsere beiden Pflichten haben uns einander entfremdet. Dennoch hatte ich bis zuletzt gehofft, dass er meinen Erben auch die Titel Rohans zuspricht."

Mit einem Schlag war meine Sympathie weg. Ich fühlte mich unsäglich hintergangen. „Darauf seid Ihr aus! Ihr habt den Tod meines Vaters ausgenutzt, um hierher zu kommen und meinen Kronrat auf eure Seite zu bringen!"

„Wenn Ihr glaubt, meine Absichten zu kennen, irrt Ihr." Sie hatte so leise gesprochen, dass ich mir zuerst nicht sicher war, ob ich es mir nur eingebildet hatte. „Ich bin hier als die Königin Gondors, als treue Gemahlin und Mutter! Wenn Ihr glaubt, wegen einem unbedeutenden Titel hätte ich diesen Weg auf mich genommen, dann irrt Ihr. Mein Gemahl trug der Prinzessin und mir auf, diesen. Tag als Grundstein für einen zukünftigen Frieden zu sehen." „Eindrucksvoll. Und wenn die Prinzessin, meine Cousine, auch eine abgesandte aus Minas Tirith ist, warum ist sie denn nicht hier?"

„Wie Ihr sicher wisst, halten viele um ihre Hand an. Ein äusserst vielversprechender Kandidat wird in diesen Tagen nach Minas Tirith kommen, um sie persönlich kennen zu lernen." „Nun." Zuerst wusste ich nicht, was ich auf diese seltsame Ausrede antworten sollte, dann kam mir eine Idee.

„Dann wünsche ich meiner werten Cousine alles gute. Wie froh ich doch darüber bin, dass meine eigene Verlobung so vortrefflich arragniert wurde."

Das hatte gesessen. Tariél ballte die Hände zu Fäusten, ihre hellgrünen Augen sahen mich scharf an. „Auch wenn Ihr Euch nun Königin von Rohan nennt, rate ich Euch, Eure Zunge zu hüten! Ihr versteht nichts, aber auch gar nichts von den Mächten, mit denen Ihr es zu tun habt." //Sie will mich nur einschüchtern.// „Und wenn Ihr so viel mehr von diesen Mächten versteht als ich, warum erzählt Ihr mir nicht einfach davon? Als eine Rohirrim kennt Ihr die Gepflogenheiten in Rohan."

Tariél seufzte und wischte sich eine blonde Haarsträhne aus den Augen, die sich unter ihrem Haarnetz gelöst hatte. „Wenn ich Euch einen Rat gebe, werdet Ihr dafür die Titel von mir und meinen Nachkommen wieder anerkennen?"

Ich hätte gerne gehört, was sie mir zu sagen hatte, doch ich konnte es nicht. Sie Stammte zwar aus Rohan, doch sie war durch ihre Hochzeit zu der Königin Gondors geworden, zu einer Feindin.

Darum ging ich in dieser Nacht ohne mich mit meiner Tante auszusprechen. Ich wusste nur, dass ich den Menschen in Gondor nie wieder Vertrauen schenken durfte, wenn ich meinen Thron behalten wollte.

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