2.Kapitel Der Schwur
2.Kapitel Der Schwur
Frühling 66 V. Z., Celebrian
Jeder meiner Schritte hallte, als ich durch einen der vielen Gänge von Helms Klamm ging. Ich drehte mich nicht um, denn ich wusste ungefähr zehn Soldaten in meiner Nähe.
Die schwere Holztür am Ende des Flurs flog auf. Mein Name wurde ausgerufen.
Ich trat ein. Ganz in weiss gekleidet, wie bei meiner Ankunft gestern. Ein weisser Schleier lag über meinen Haaren, die zu einem einzigen, einfachen Zopf geflochten und hochgesteckt worden waren. Wie in Trance schritt ich durch den langen Gang der Halle nach vorne.
Die anwesenden Adeligen und sonstigen Höflinge sanken alle wie auf einen stummen Befehl hin auf die Knie, als ich an ihnen vorbeiging. Von hier und da war ein ehrfürchtiges Murmeln zu hören, doch ich nahm das kaum wahr.
Auch wenn ich bei der bevorstehenden Zeremonie zu meiner Erleichterung keine grosse Aufgabe hatte, war ich mir den ganzen neugierigen Blicken wohl bewusst.
Es war fast, als könnte ich die Stimme meines Vaters hören: „Als Thronfolgerin und als Herrscherin wirst du im Mittelpunkt stehen und sonst keiner. Sei dir dessen immer bewusst."
Als ich das Ende der Halle und das kleine Podium erreicht hatte, erhob sich die Menge wieder. Anstatt lange nachzudenken, sprach ich frei heraus:
„Heute ist ein wichtiger Tag für Rohan, unsere geliebte Heimat. Heute endet das Zeitalter unter unserem seligen König, sowohl beginnt auch ein neues unter unserer Herrschaft."
Ich schwieg einen Moment und faltete meine Hände, um meine aufkeimende Aufregung zu verbergen und setzte mich auf den Thron.
Heute war auch für mich ein wichtiger Tag. Das Gefolge meines zukünftigen Mannes traf heute ein, was diesen Tag auch zu meinem Hochzeitstag erklärte.
//Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, dass meine Eltern die Verlobung mit Théodred schon vor Jahren geschlossen haben, aber das kann ich nicht. Was ist, wenn er nicht gut aussieht? Oder wenn wir uns nicht ausstehen können? //
Ich schob diesen Gedanken entschieden zur Seite und sah gespannt zu, wie ein Gefolge von etwa zwei Dutzend Männern den Saal betrat. Unter Ihnen machte ich einen grossen, breitschultrigen jungen Mann aus, der als einziger ein Schwert am Gürtel trug. //Das muss er sein! // Da das mein Empfangssaal war, machte ich mir gar nicht erst die Mühe, ihn unauffällig anzusehen und musterte ihn mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck.
„Eure Hoheit Königin Celebrian." Der junge Mann verneigte sich tief vor mir, seine blonden Haare fielen ihm dabei ins Gesicht. „Es ist mir eine unsagbare Ehre, Euch, Herrscherin über Rohan persönlich zu begegnen!"
Alle anwesenden schienen den Atem anzuhalten. Betont langsam erhob ich mich von meinem Thron und schritt die beiden Stufen hinunter, um knapp eine Armlänge vor ihm, Théodred, stehen zu bleiben. Hier und da raschelte es, als die versammelte Menge auf die Knie sank.
Das interessierte mich nicht. Ich streckte ihm meine rechte Hand entgegen, er nahm sie ohne zu zögern, jedoch mit einer gewissen Vorsicht entgegen, während er genau wie alle anderen in der Halle vor mir kniete. „Mylord, ich hoffe doch, Ihr hattet eine angenehme Reise?" „Eure Majestät, ich versichere Euch, der Gedanke daran, euch von Angesicht zu Angesicht erblicken zu dürfen, tröstete mich stets über kleinere Unannehmlichkeiten unserer Reise hinweg."
Mit so einem Wortschwall hatte ich nicht gerechnet, so sagte ich lediglich: „Erhebt euch." So wie es mir schien, wusste Théodred mit dieser Aufforderung einen Augenblick nicht viel anfangen zu können, schliesslich hielt er nach wie vor meine Hand. Vorsichtig erhob er sich vom Boden, und als sein Kopf ungefähr die Höhe meiner Leibesmitte erreicht hatte, drückte er mir unerwartet einen flüchtigen Kuss auf die Hand, bevor er sie losliess und sich zu seiner ganzen Grösse aufrichtete.
Er überragte mich um etwa einen Kopf. Nun konnte ich einen Blick auf seine dunkelbraunen Augen erhaschen, die mir unerschrocken entgegenblickten. Etwas nervös zog ich meine Hand zurück und trat gemeinsam mit meinem Verlobten vor den Priester, der uns nun gleich verheiraten würde.
Am Anfang der Zeremonie stand die erneute Verlobung. Sowohl Théodred wie auch ich mussten verneinen, durch ein Eheversprechen an jemand anderen gebunden zu sein und schwören, allen anderen zu entsagen.
Der Priester rezitierte einen alten Segen aus der Mythologie der Rohirrim, wie es üblich war, danach war es soweit: Das Eheversprechen.
Der Bischof fragte Théodred auf Westron: „Théodred, willst du Celebrian zu Deiner Frau nehmen? Willst Du sie lieben, sie trösten, sie ehren und sie beschützen, alle anderen für sie aufgeben, ihr treu sein, solange wie Ihr beide lebt?"
Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er mir einen Blick zuwarf, bevor er antwortete: „Ja, ich will."
Der ältere Mann wandte sich mir zu: „Celebrian, willst du Théodred zu Deinem Mann nehmen? Willst Du ihn lieben, ihn ehren und ihm treu sein, und alle anderen für ihn aufgeben, ihm gehorchen, solange Ihr beide lebt?"
Ich weiss nicht, welche Gefühle eine Braut in diesem Augenblick haben sollte, liebe für ihren Mann? Vielleicht eine gewisse Ehrfurcht bei dem Gedanken daran, wie viele Frauen dieses Versprechen schon vor einem abgelegt hatten? Auch wenn ich mich für diesen kleinlichen Gedanken schämte, hallte mir die Frage des Priesters unangenehm hinterher. Warum musste ich schwören, meinem Mann zu gehorchen, wenn ich doch die Königin, die Thronerbin, war?
Meine Stimme verriet diesen Gedanken aber keineswegs, als ich klar antwortete: „Ja, ich will."
Darauf ergriff Théodred meine Hand, sah mir in die Augen und hielt sein Ehegelübde in der Sprache der Rohirrim:
„Ich, Théodred, nehme Dich, Celebrian, zu meiner Ehefrau und Königin, um Dich zu haben und zu halten von diesem Tag an; im Guten, im Schlechten, in Reichtum und in Armut, in Krankheit und in Gesundheit, um Dich zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod uns scheidet; den Heiligen Geboten der Valar folgend. In Anwesenheit Erus leiste ich dieses Gelöbnis."
Etwas an der Art wie er mich dabei ansah, raubte mir den Atem. Er meinte seine Worte ernst, daran bestand für mich kein Zweifel mehr. Vorsichtig streifte er mir einen feinen, silbernen Ring über, der abgesehen von einem weissen Stein keine sichtbare Verzierung hatte.
Ich nahm mir einen Moment Zeit, um den Ring zu mustern, bevor ich meinen Mut zusammennahm und mein eigenes Gelübde sprach:
„Ich, Celebrian, nehme Dich, Théodred, zu meinem Ehemann und König, um Dich zu haben und zu halten von diesem Tag an. Im Guten, im Schlechten, in Reichtum und in Armut, in Krankheit und in Gesundheit, um Dich zu lieben, zu ehren, dir zu gehorchen bis dass der Tod uns scheidet. Den Heiligen Geboten der Valar folgend. In Anwesenheit Erus leiste ich dieses Gelöbnis."
Als ich ihm den Ring übergestreift hatte, wickelte der Priester uns ein weisses Tuch um unsere Hände und sprach einen abschliessenden Segen in der Sprache der Rohirrim. Die Zeremonie war vorbei. Wir drehten uns Hand in Hand um und schenkten den versammelten Höflingen ein lächeln, ganz wie das Protokoll es verlangte.
Die Menge jubelte während wir langsam in Richtung Festsaal auszogen, meine Mutter nickte uns im Vorbeigehen zu. //Der erste Teil meiner Pflicht ist getan, als nächstes folgt meine Krönung. //
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