Unser Ende?

Die Schritte kamen immer näher. Wenn ich schätzen müsste, war es diesmal eine Gruppe von zehn Mann. Viel zu wenige um uns zu besiegen, dafür bräuchten wir nicht mal die Fallen, aber zu viele um sie lautlos und unbemerkt auszuschalten. Ich ließ Damian widerstrebend los und entsicherte mein schallgedämpftes Gewehr. Wahrscheinlich war der Schuss trotzdem zu laut, doch wir wollten schließlich keinen Lärm provozieren. Dieses Mal ging die Gruppe nicht durch die Tür, sondern ließen das Hangartor langsam hochfahren. Immer wieder hörte man einen Scherz oder eine bissige Bemerkung darüber, was wohl die verschwundenen Kameraden machten. Einer vermutete sogar, dass diese heimlich Karten spielen würden. In keiner der Stimmen schwang ein Hauch von Angespanntheit mit, doch das würden sie gleich bereuen. Einer der Soldaten war besonders neugierig und spähte unter dem langsam größer werdenden Spalt unter dem Tor hindurch. „Das glaubt ihr nicht!", erklärte er seinen Kumpels, sichtlich amüsiert. „Die sitzen wirklich da drinnen, saufen und spielen Karten."

Durch das wenige Licht und den nur begrenzten Blick hatte der Soldat nur einen raschen Blick auf die Leichen seiner ehemaligen Kameraden erhascht. Er hatte die seltsam verschobenen Kisten hinter ihnen gar nicht bemerkt. Das makabre Puppenspiel hatte wahrlich eine erstaunliche Wirkung. Ohne es würden uns mittlerweile sicherlich die Kugeln um die Ohren fliegen.

Jeder von uns richtete sein Gewehr auf einen anderen Gegner. Langsam warteten wir bis das Tor weit genug hochgefahren war, dass wir die Brust unseres Ziels erkennen konnten. Noch immer scherzten die Soldaten, diesmal wie sie ihre Kameraden aufziehen würden. Sicherlich würden sie dies bald tun können, nur nicht im Dies- sondern im Jenseits.

Nach diesem Gedanken schossen wir alle Zeitgleich ab. Zielsicher trafen die eiskalten Kugeln die Herzen der Opfer. Erstaunt blickten diese noch hinab auf die Brust, bevor sie zusammenbrachen. Drei weitere Schüsse folgten direkt und die restlichen Männer fielen getroffen zu Boden. Rotes Blut quoll in ihre schwarze Kleidung und durchnässte den Boden. Der große volle Mond blickte auf das grausame Theater unter ihm und die Sterne schienen hämisch zu funkeln. Ihr Licht erstrahlte im Gebäude nun nicht nur schwach durch die winzigen Fenster, sondern wie ein greller Scheinwerfer durch das sperrangelweit offene Hangartor.

Die Schüsse waren nicht unbemerkt geblieben. Aus den ehemaligen Baracken für die Auszubildenden stürmten Soldaten hervor; alle vollkommen in schwarz gekleidet. Es waren mehr als ich zählen konnte. Manche unter ihnen bewegten sich schneller als der Wind, der nun klagevoll durch die Blätter rauschte. Innerhalb weniger Sekunden hatten sie die Halle erreicht. Die ersten vier sahen die Drähte zu spät und rannten in die tödlichen Fallen hinein. Blut spritzte in jede erdenkliche Richtung und ihr Körper wurden in tausend kleine Stücke geschnitten. Teilweise blieben ihre restlichen Überbleibsel in der Falle hängen, doch meistens war ihre Geschwindigkeit zu stark gewesen. Hätte ein normaler Mensch diese Fallen gespannt, hätte der Draht sich wohl einfach unter der puren Kraft des Aufpralls von den Halterungen gelöst. Damian, Antonius und Alexios hatten jedoch feinste Arbeit geleistet und so waren es Fetzen von Muskeln, Knochen und Gedärme, die vor uns zu Boden regneten. Leider wurden so die restlichen Vampire gewarnt, weswegen sie außerhalb unserer Schussweite Stellung bezogen. Sie hielten Kriegsrat und beobachteten dabei uns und das Netz aus Stahl, an dem nun blutrote Tränen funkelten. Noch schienen sie keine Lösung gefunden zu haben, wie sie diese Falle überwinden konnten.

Die restlichen Menschen kamen bei ihnen an. Insgesamt waren es zwanzig Vampire, doch bei den Menschen konnte ich ihre Stärke nur schätzen. Es mussten mindestens um die hundertfünfzig sein. Es waren viele, doch es hätten mehr sein können. Scheinbar hatte man keine Eindringlinge vor dem offiziellen Kriegsanbruch erwartet. Es war auch nicht der fairste Schachzug, doch was war in dieser Welt bitte schon fair?

Dieser Gedanke wurde von den folgenden Befehle der Vampire bestätigt: „Bringt euch in Schussweite und schisst diese verdammte Falle und die Eindringlinge nieder!"

Für jeden Menschen kam dieser Befehl einem Selbstmordkommando gleich. Diejenigen die ihn als erstes ausführen würden, würden sich einer Salve aus den Maschinengewehren entgegenstellen müssen, nur damit die Vampire unbeschadet uns ausschalten konnten. Den Monstern der Nacht würden normale Kugeln zwar nicht viel ausmachen, doch wahrscheinlich vermuteten sie eine weitere Falle. Das war auch korrekt, denn alle drei Vampire von uns hatten eine zweite Waffe mit Spezialmunition bei sich, die wir ebenfalls in diesem Lager gefunden hatten.

Die Menschen waren wie erstarrt und gehorchten nicht. Einer der Vampire packte sich einen Soldaten und riss ihn mit seinen scharfen Zähnen den Hals auf. Genüsslich begann er aus der klaffenden Wunde zu trinken. Blut rann ihm über das Kinn und tropfte in das ebenso dunkle Gras. Der Mann versuchte verzweifelt sich zu wehren. Er wollte nach seiner Pistole greifen, doch der Vampir brach ihm mit einem breiten Grinsen das Handgelenk. Langsam erschlaffte der Mann. Er bewegte keinen Muskel mehr, doch der Vampir trank weiter. Die Soldaten um ihn herum wichen zurück. Panik war in ihren Gesichtern zu erkennen. Kein Einziger von ihnen hatte auch nur den kleinen Finger gehoben, um seinem ehemaligen Freund zu Hilfe zu kommen. Dieser wurde nun vom Vampir wütend zur Seite geschmissen, als sei er nur eine nutzlose leere Konservendose. Er wischte sich mit den Handrücken über sein Gesicht und verschmierte dabei das Blut. Es glich nun einer grausigen Kriegsbemalung des Todes. „Worauf wartet ihr noch!?", knurrte das Monster die umstehenden Menschen an.

Ohne einen weiteren Moment zu verschwenden, rannten sie los. Wir machten den Soldaten Angst, doch der Albtraum unter ihnen schien noch tödlicher, gefährlicher und brutaler. Schlange aktivierte die Maschinengewehre. Unzählige Patronen peitschten mit lautem Rattern durch die Luft. Die Soldaten hielten nicht an, wichen nicht zurück oder suchten Deckung wie jeder normale Mensch es getan hätte.

Die erste Reihe aus Menschen fiel, genauso wie viele Drähte, wurden sie unter den dauerhaften Hagel der Patronen begraben. Die zweite Reihe der Soldaten brachte sich in Stellung und begann das Feuer auf uns zu eröffnen.

Mein erster Instinkt war es, so gut wie nur möglich hinter den dicken Kisten Schutz zu suchen. Im nächsten Moment schaltete sich bereits der rationale Teil meines Gehirns mit gnadenloser Effizienz ein. Ich musste Einstein Zeit verschaffen!

Blitzartig zog ich meinen Kopf aus der Deckung heraus, hob die Arme, zielte und schoss, dann suchte ich erneut Deckung, während ich nachlud. Noch gaben uns die Maschinengewehre einen gewissen Feuerschutz, doch schon bald würde die Munition aufgebraucht sein!

Wieder kam ich aus der Deckung hervor und lichtete erneut ein winziges bisschen die Reihen der Feinde. Dabei fiel mir auf, dass sie mittlerweile schon viel näher waren! Ich wechselte zu den zwei Pistolen, die neben mir lagen. Es war für jeden Waffenfreak sicherlich ein Traum ein solches Waffenlager einmal zu plündern, doch mir bescherte es nur Albträume. Mit jeder einzelnen Patrone erschoss ich erneut einen weiteren Soldaten.

Zahllose Feinde waren von den Maschinengewehren nur angeschossen worden. Nun versuchten sie sich kriechend vor den Kugeln und den eigenen Vampiren in Sicherheit zu bringen. Der gesamte Rasen war mit Blut, Gedärmen und Gehirnmasse bespritzt. Schreie von Getroffenen zerrissen die Luft. Der ständige laute Knall der abgefeuerten Schusswaffen hämmerte in meinen Ohren.

Auf einmal verstummte, jedoch das stetige Rattern der Maschinengewehre. Die Menschen jubelten. Sie rannten mit neu gewonnener Zuversicht auf uns zu, während sie immer wieder Schüsse abfeuerten. Auch einige der Vampire kamen nun langsam und gemütlich zu uns geschlendert, als hätten sie alle Zeit der Welt. Auf ihren Gesichtern lag ein grausames Grinsen. Sie freuten sich auf das Gemetzel.

Damian, Antonius und Alexios versuchten nun ständig die gegnerischen Vampire auszuschalten. Sie selbst besaßen zwar die Geschwindigkeit der Feinde, doch die Kugeln waren zu langsam.

„Einstein!", schrie ich nach hinten, gegen den Lärm ankämpfend.

„Du bekommst gleich Gesellschaft!", brüllte Damian noch lauter als ich.

„Nur noch einen winzigen Moment!", rief das Genie uns entgegen.

Dann die Worte, die mein Herz höher schlugen ließen: „Ich hab's geschafft!"

„Rückzug!", stieß Damian aus. „Sofort Rückzug!"

Die Vampire gaben uns Feuerschutz, während wir uns so schnell wie möglich zurückzogen. Bär wurde dabei von einer Kugel an der Schulter gestreift, doch er gab nicht einen Schmerzenslaut von sich, sondern rannte mit uns weiter Richtung Geheimtunnel. In Windeseile ließen wir uns durch das Loch fallen und rollten uns zur Seite. Nur einen Moment später sprangen Antonius, Alexios und Damian hinterher.

„Drück sofort die verdammte Fernzündung", knurrte Antonius.

„Sie sind bereits dicht auf unseren Fersen!", stimmte Alexios ihm zu.

Damian wollte mich bereits packen und losstürmen, da fluchte auf einmal Schlange.

„Was ist?!", fragte ich vollkommen entsetzt, hatte er etwa während des Kampfes die Fernzündung verloren? Doch so dumm würde er nicht sein, oder doch?

„Es funktioniert nicht!", schrie Schlange zurück.

Was sollten wir jetzt tun? Auch wenn die Atombombe entschärft war, war dort oben doch noch genug Feuerkraft gelagert um eine ganze Großstadt in die Luft zu jagen! Der Verlust ihres Asses war wahrscheinlich ärgerlich, doch es würde unsere Feinde nicht daran hindern, den Krieg gegen die Menschheit und Alexios zu beginnen! Wir mussten diese Waffen vernichten! Wenn nicht würden sie ohne zu zögern einen Krieg beginnen, in dem sie die Menschen wie Vieh schlachten würden! Es war wichtig hier ein Exempel zu stationieren. Sie mussten Alexios, seinen Clan, Damian und mich fürchten! Es durfte nun nicht alles schief gehen! Wir hatten so hart dafür gekämpft!

„Ich habe genug Zündseil dabei um die einzelnen Sprengsätze miteinander zu verbinden. Danach kann ich die Explosion per Hand auslösen. Es ist mir eine Ehre mein Leben zu geben, wenn so tausende Menschen gerettet werden können", erklärte Schlange im sachlichen Ton. Er war bereits dabei wieder aus den Tunnel zu klettern.

„Ich werde ihm helfen", brummte Bär.

„Wir geben euch Feuerschutz!", erkläre Damian und half mir hoch. Auch die anderen kletterten wieder in den Hangar, zogen die Waffen und begannen mit den Schusswechsel. Nur Einstein griff zu nicht zu seiner Pistole, stattdessen bekam unser kleines Genie auf einmal einen Tobsuchtanfall: „Seid ihr denn alle des Wahnsinns?! Gut spielt ruhig Hulk und sterbt schließlich wie Haldir! Euer Opfer ist nur vollkommen sinnlos! Wie wärs, wenn ihr Mal die wenigen grauen Zellen, die euch durch all die Rauferei verblieben sind, benutzt?!"

Wahrscheinlich konnte das jetzt noch Stunden so weitergehen mit seiner Schimpftirade. Er vergaß anscheinend sogar, dass wir uns eben in einem Kampf auf Leben und Tod befanden. Mittlerweile hatten unsere Feinde es geschafft Löcher in das Netz aus Drähten zu bekommen und krochen nun in das Innere des Hangars. Ich schoss einem weiteren Menschen in den Kopf. Dieser war mir sicherlich dankbar, sonst hätte ihm Einstein wohl die Gründe für seine Wut bis ins kleinste Detail erklärt.

Antonius war bereits in einem Messerkampf mit einem Vampir verwickelt. „Hilfst du uns nun oder nicht?!", schrie er Einstein zu.

Dieser brüllte umso wütender zurück: „Ich helfe euch nicht beim Sterben ihr Idioten! Ich rette eure Hintern! Schlange las das! Ich habe schließlich ein Handy dabei! Ich mach das und diese Fernzündung wird funktionieren! Ihr müsst mir Feuerschutz geben!"

Das war leichter gesagt als getan. Mittlerweile befanden sich etwa zwanzig Menschen und drei Vampire mit uns im Hangar. Je ein Vampir wurde von Damian, Alexios oder Antonius im Schach gehalten.

Ich fluchte und stürzte mich wie Elfe und Bär auf die Menschen. Schlange war in den hinteren Teil des Gebäudes gerannt und suchte etwas in den Kisten. Ich hoffte inständig, dass er einen verdammten Plan hatte, denn sonst waren wir aufgeschmissen. Selbst wenn Einstein das hinbekommen sollte und er somit wahrlich ein gottverdammtes Genie war.

Ein Mann kam ihm gefährlich nahe. Er zielte bereits auf meinen Freund, doch ich war schneller und jagte ihm eine Kugel durch den Kopf. Der rothaarige Teufel in Person schien davon gar nichts mitzubekommen. Er konzentrierte sich voll und ganz auf sein Handy und vollzog irgendeine Zauberei mit ihm und dem Sprengstoff.

Ich wandte mich meinem nächsten Opfer zu. Im Gegensatz zu meinem ersten, wehrte sich dieser Schrank von Mann. Er feuerte zwei Schüsse ab, bevor ich die Möglichkeit hatte selbst mit einem Schuss zu erwidern. Gerade als ich abdrückte, musste ich meinen Arm hochreißen, sonst hätte eine weitere Kugel meine Hand durchsiebte. Der halbe Titan zielte erneut und ich musste mich zu Boden schmeißen. Rasch rollte ich mich herum, sprang wieder auf und schaffte es meinen Gegner eine Ladung Blei in den Bauch zu jagen. Fluchend presste er eine Hand auf die Wunde und fiel auf seine Knie. Allerdings schien er fest entschlossen mich mitzunehmen. Mit vollkommen ruhiger Hand zielte er auf mich und eine Kugel zerfetzte sein Gehirn. Er kippte um und Schlange trat zu mir. In der einen Hand eine Granate in der anderen eine Glock.

„Danke.", rief ich ihm zu, während ich mich bereits dem nächsten Feind entgegenstellte, diesmal war es eine Frau von Elfes Statur. Einen Moment lang zögerte ich wegen der großen Ähnlichkeit, doch das nutzte meine Gegnerin gekonnt aus. Ein Hagel Kugeln schoss aus ihrer Pistole und der eines anderen Teamkollegen. Ich sprang zur Seite und machte eine Flugrolle. Erleichterung durchströmte mich, als ich keinen Schmerz spürte. Geradeso war ich haarscharf entkommen. Dieses Mal zögerte ich nicht, als ich anlegte und auf die Frau schoss. Es ging hier nicht nur um das blanke Überleben, sondern auch darum eine weltweite Katastrophe abzuwenden. Ich durfte mich nicht von Emotionen lenken lassen!

Weitere Schüsse folgten. Ich sprang auf einen Gegner zu, der mit Elfe beschäftigt war und erschoss ihn durch seinen Rücken, dann nutzte ich die Leiche als Schutzschild. Der Körper fing die Kugeln ab, während ich das Feuer erwidern konnte. Auf einmal spürte ich einen scharfen Schmerz im Bein. Eine Kugel war durch den Oberschenkel des Toten gedrungen und hatte mich gestreift. Es war keine lebensgefährliche Wunde, doch sie würde meine Beweglichkeit einschränken. Zudem würde ich viel Blut verlieren. Langsam würde ich die Kontrolle über meinen Körper verlieren bis ich schließlich in Ohnmacht fiel und somit in meinen sicheren Tod. Natürlich nur dann wenn mir nicht zuvor eine Kugel das Lebenslicht ausblies.

„Elfe, Fuchs, Bär! Gebt mir Deckung!", schrie Schlange.

Er rannte mit der Granate zum Tor. Ich feuerte seinen Weg so gut wie möglich frei und achtete nicht darauf ob ich die Gegner nun tödlich verletzte oder nicht. Die Kugeln aus unseren drei Mündungen prasselten auf die Feinde ein. Schlange flitzte durch die entstehende Lücke. Er war nahe bei seinem Ziel, als auf einmal ein Vampir auf ihn zuschoss. Ich entleerte meine zwei Magazine in seine Richtung, doch nicht eine einzige Patrone traf. Das Ungeheuer schaffte es, Schlange die Finger wie Klauen gekrümmt in die Seiten zu schlagen. Mein Freund fiel zu Boden. Sein Gesicht vor Schmerz verzogen. Ich schrie auf und warf in meiner Verzweiflung ein Messer, doch der Vampir fing es nur geschickt aus der Luft, um im nächsten Moment damit auszuholen. Die Klinge sauste auf Schlange nieder. Erneut zerfetzte ein Schrei meine Kehle. Ein schwarzer Stiefel trat im letzten Moment die Hand des Vampirs zur Seite. Die Klinge flog durch den Raum und bohrte sich zitternd in den Boden. Alexios stürzte sich auf den Rücken des Vampires. Er hatte keinerlei Waffen mehr. Schlange kroch unter den beiden hervor, vollkommen benommen. So schnell ich konnte lud ich meine Pistolen nach. Alexios knallte den Kopf des Vampires auf den Boden, so stark das seine Knochen zertrümmert sein mussten. Jeder normale Mensch wäre nun Tod oder zumindest in Ohnmacht, doch der Vampir zog stark keuchend ein verstecktes Messer aus seinem Ärmel.

Endlich waren meine beiden Pistolen nachgeladen. Sofort feuerte ich die Hälfte meiner Munition wieder ab, um Schlange vor Angriffen von Feinden zu schützen, während Elfe und Bär ihre Waffen nachluden. Ein Soldat stürzte auf mich zu. Er war klein, doch in seiner Hand war dafür ein umso größeres Messer. Ich wollte ihm bereits eine Ladung Stahl durch den Schädel jagen, da bemerkte ich aus den Augenwinkel wie Alexios begann den Vampir langsam hochzuheben. Scheinbar unwissend brachte er sich so in die Nähe der versteckten Klinge. Ohne zu zögern richtete ich meine Waffen auf den dämonischen Vampir, statt auf den Feind vor mir. Ich war Cat nicht nur noch etwas schuldig, ich würde auch niemals zu lassen, dass irgendein verrückter Idiot, den Freund meiner Freundin umbrachte. Ich wusste, dass ein sauberer Kopfschuss nicht reichen würde. Dieser Vampir war dafür zu stark. Also schoss ich die restlichen Magazine auf den Vampir und jagte ihm Kugel für Kugel durch den Kopf, bis seine Gehirnmasse nur noch Matsch sein musste.

Ohne zu schauen wo sich mein Gegner jetzt befand, machte ich eine Art Rad rückwärts. Ich traf mit der Stiefelspitze sein Messer, doch der Tritt war zu schwach gewesen, um es ihm ganz aus der Hand zu schlagen. Zu meinem großen Entsetzen knickte mein verletztes Bein ein, als es auf den Boden wieder auftraf. Ich ging in die Knie und sofort setzte mein Gegner zu einen heftigen Tritt an. Dieser hätte mir wohl nicht nur die Nase gebrochen, sondern gleich das gesamte Nasenbein in meinen Schädel geschlagen. Eine weitere Tote wäre auf diesen Boden verrottet, doch ich schaffte es gerade noch so mich nach hinten fallen zu lassen.

Nun lag ich auf dem Boden, hilflos wie ein Käfer. Ich rollte mich zur Seite und versuchte meinem Gegner zu entkommen, doch ein weiterer war sofort an seiner Stelle. Anstatt mich zu treten und zu foltern, richtete er sofort seine Waffe auf meinen Kopf. Einen winzigen Moment lang blieb ich ganz still liegen und blickte direkt in die Mündungsöffnung der Pistole. Meine einzige Möglichkeit zu entkommen war ein Fehler meines Feindes. Eine Unaufmerksamkeit angesichts des scheinbar sicheren Sieges.

Mein Gegner betätigte den Abzug. Ich rollte mich blitzartig zur Seite. Auf keinen Fall durfte ich mich aufhören zu bewegen. Immer mehr Schüsse folgten. Einer von ihnen streifte meinen linken Oberarm, doch ich biss die Zähne zusammen. Bei jedem neuen Bodenkontakt jagte ein scharfer stechender Schmerze durch meinen Körper. Endlich gelang es mir aufzuspringen. Ein weiterer Hagel an Kugeln stürmte auf mich ein. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich erneut mit einer vorwärts Rolle zu Boden zu schmeißen.

Sofort sprang ich wieder auf und vollführte ohne eine Sekunde inne zu halten einen Roundhouse-Kick. Er verschaffte mir etwas Platz und fast eine weitere Schusswunde. Ich zog einen meiner Dolche, sprang auf den nächsten Angreifer zu und schlitzte ihm die Kehle auf.

Als ich mich umblickte war das Ergebnis ernüchternd. Jeder einzelne von uns war verletzt.

Alexios war zu Damian gestürzt, nachdem sein Gegner besiegt war, doch der feindliche Vampir wehrte sich mit Händen und Füßen. Immer wieder schaffte er es den erfahrenen Kämpfern zu entkommen.

Antonius rollte mit einem weiteren Vampir auf den Boden herum. Die beiden droschen so schnell aufeinander ein, dass ich nicht mehr als Schlieren erkennen konnte. Ich hatte keine Ahnung wer bei diesem Zweikampf im Vorteil war.

Bär hatte eine Kugel in den linken Oberarm bekommen und schien nun fast ausschließlich den rechten Arm benutzen zu können. Zudem hatte er einige Stichwunden am Oberkörper einbezogen, doch er stand und wehrte sich immer noch wie sein Namensgeber.

Elfe hatte eine Streifwunde an einem Unterschenkel, doch sonst schien es ihr neben zahllosen kleineren Verletzungen an Händen und Armen gut zu gehen.

Schlange hatten die Krallen des Vampirs übel mitgespielt, trotzdem versuchte er immer noch zu der Tür zu gelangen.

Zu allem Überfluss krochen mehr und mehr Menschen in den Hangar. Zwar konnten einfache Messer den Draht nicht schaden, doch das Netz war bereits zu stark zerstört. Ich fragte mich, wie lange die Falle überhaupt noch zu gebrauchen war.

Selbst Einstein war verwundet. Er hatte einen direkten Treffer im Oberschenkel kassiert, doch wenn er nicht bald eine Fernzündung ermöglichte, dann waren wir alle verloren!

Ich rannte zu Einstein, um ihn besser schützen zu können und schoss dabei ein weiteres Magazin leer. Fluchend stellte ich fest, dass ich nun nur noch ein letztes hatte. Wir hatten kaum eine Chance mehr. Da fiel mir Schlanges Plan ein. Ich benutzte meine restliche Munition um für ihn den Weg halbwegs frei zu schießen. Mit letzter Kraftanstrengung schleppte er sich zum Eingang, warf die Granate so weit wie nur möglich in die Menschenmassen und zog sich dann zurück.

„Granate!", hörte man noch von draußen schreien, als sie bereits explodierte. Weitere Schreie von unzählig vielen Verletzten erfüllten die Luft. Die nicht Schwerverletzten zogen sich ein Stück zurück aus Angst vor einer erneuten Granate.

Elfe nutzte diesen Umstand und holte weitere. In unregelmäßigen Rhythmen warf sie diese auf die Feinde. Doch mir blieb keine Zeit mehr um das Geschehen zu beobachten. Ein weiterer Angreifer nährte sich mir. Ich zog ein Messer und versuchte ihn aufzuschlitzen, doch er sprang mit unmenschlicher Geschwindigkeit zurück. Verdammt ein weiterer Vampir. Es war Hoffnungslos. Wir würden alle sterben. Erneut wollte ich ausholen, als sich der Vampir näherte, doch da erkannte ich endlich die Gestalt. Vor mir stand Damian.

Ich blickte zu ihm auf, vollkommen verwirrt und verängstigt. Zu meinem Erstaunen legte er seine Arme behutsam um mich. Der Hangar war leer. Anscheinend waren die drei mit den Vampiren fertig geworden, sonst würde es hier noch von lebendigen Menschen nur so wimmeln. Diese Leere würde jedoch nicht lange anhalten. Die Granaten würde uns nur kurze Zeit Schutz verschaffen. Gleich würden weitere Feinde durch das Loch strömen und wir waren am Ende. Wie sollten Damian, Antonius und Alexios sich den restlichen Vampiren stellen? Diejenigen die scheinbar liebend gern von der Ferne dabei zusahen, wie ihre Konkurrenten ausgeschaltet wurden. Würden die restlichen Monster nun gleichzeitig hier hereinstürmen, hätten unsere drei Vampire keine Chance. Auch wir konnten die Menschen nicht länger in Schach halten. Es sah so aus als hätten wir verloren. War diese Mission von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen?

„Ich hab's!", rief auf einmal Einstein.

Fast alle schauten ihn ungläubig an, doch keinen Augenblick später begannen wir uns in den Schutz des Tunnels zurückzuziehen. Die ersten feindlichen Soldaten liefen bereits wieder über die Verletzen zu dem Tor der Lagehalle.

Kraftlos ließen wir uns unter die Erde fallen und beteten zu jeglichen höheren Wesen, dass es dieses Mal funktionieren würde. Einstein tippte kurz auf seinem Handy herum, dann befahl er uns zu fliehen.

Stolpernd rannten wir durch den schmalen Tunnel, als eine gewaltige Detonation die Erde zum Beben brachte. Hinter uns fiel der Gang in sich zusammen. Sofort schnappten sich die Vampire unsere geschunden Körper, warfen uns über wie Lehmsäcke und sprinteten durch den Gang.



Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines Ratsmitglieds:

Zerstört. Nichts ist mehr übrig. Allein, verletzt und scheinbar als einziger dazu verdammt zu leben, krieche ich über die Leichen meiner ehemaligen Freunde. Mit meinem eigenen Blut kritzele ich diese Worte in dieses Buch. In der Hoffnung, dass dies jemand findet. Ein Freund, ein Totgeglaubter oder ein unschuldiger Fremde, der über dieses Leichenfeld wandeln muss. Unser Ziel war ehrenhaft, unsere Herzen am Anfang rein, doch die Dunkelheit hat uns aufgefressen. Begeht nicht den gleichen Fehler wie wir, doch wenn ihr es tut und eine Zuflucht braucht, lauft hoch gegen Norden. Dort werde ich ein Lager, eine Gedenkstätte für all jene aufschlagen, die von der Finsternis verfolgt, verbannt und gejagt werden.

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