Kaffee, Popcorn und eine gute Show


„Ich glaube, du solltest wieder deine Eismaske aufsetzen. Die Meisten in diesem Kontrollraum sind Vampire oder dienen zumindest Vampiren", warnte mich Elfe.

Zuerst wollte es mir nicht wirklich gelingen, zu sehr freute ich mich endlich Einstein und Elfe wiederzusehen, doch der Gedanke, dass Damian mich einfach ins Messer laufen ließ hinsichtlich der Gemahlin Angelegenheit, holte rasch das Lächeln von meinem Gesicht. Stattdessen loderte in mir eine gefährliche Flamme auf und ich fütterte diese mit all meinem Zorn und Schmerz, die ich seit jenem Tag, als ich die Finsternis betreten hatte, immer in mir trug und deren Flamme nie erlosch, sondern nur in einer Ecke meines Gehirns gut verschlossen vor sich hin glomm und nun zu neuer Kraft und Stärke kam.

„Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich dir die Fassade glatt abkaufen", kommentierte Einstein scherzhaft, allerdings mit einem etwas angespanntem Lachen.

„Also dann", meinte Elfe und setzte mit einem Mal auch eine sehr ernste und professionelle Miene auf. Sie schien jedoch einige kleine Feinheiten von Stephan übernommen zu haben, denn wie sie nun den Kopf stolz und ernst leicht anhob und mit zügigen Schritten voranging, glich sie in ihren Bewegungen nicht nur einer Raubkatze, sondern auch ihrem Mentor, der neben ihr genau wie sie den Gang hinab schritt.

Die Beiden ging zu einer Tür, die man wie alle hier nur erkennen konnte, wenn man sie kannte und kurz darauf öffnete sich diese wie von Zauberhand.

Ein Frau mit kurzen knallpinken Haaren kam auf uns zu. In der Hand hatte sie einen riesigen Kaffeebecher auf dem stand „Unzertrennliche Gefährtin dieser Kaffeetasse! P.S. Wage es nicht meine Kaffeebohnen anzurühren!" Sie sah Stephan und rief sofort laut aus: „Hier wird noch ein Kaffee gebraucht, allerdings nur aus den billigen Bohnen!"

Stephan wollte schon ablehnen, doch sie zischte nur: „Das letzte Mal hast du es gewagt einen Schluck von meinem Kaffee zu nehmen. Vergiss es! Ich werde meinen Kaffee nicht mehr in Gefahr bringen." Dann wandte sie sich Elfe und Einstein zu: „Gut, dass ihr da seid. Wir wollten gerade an...fangen." Das Ende des letzten Wortes sprach sie erst nach einer kurzen Pause aus, denn ihr Blick war von Einstein zu mir geschweift. Ihren hochgezogenen Augenbraue nach, erwartete sie eine Erklärung und so setzte ich mit einem zur Maske passenden kalten und scharfen Ton an: „Ich bin Polarfuchs. Man hat mich von dem kleinen Problem im Besprechungszimmer informiert. Ich werde mich um den Fall kümmern."

Die Frau starrte mich an und dann lachte sie auf einmal los. Ihr Lachen war jedoch nicht irgendwie fies oder sarkastisch, sondern so, als würde sie sich wirklich über meine Worte amüsieren. Ich konnte allerdings auch nach erneutem Prüfen meiner Wortwahl nichts Komisches daran erkennen. So blieb mir nichts weiter übrig, als mit eisigem Blick und einer nun ebenfalls hochgezogenen Augenbraue die Frau mit den lollifarbenen Haaren fragend anzublicken.

„Du bist also Polarfuchs? Es freut mich, dich kennenzulernen. Einstein hat einiges über dich erzählt." Sie streckte mir die Hand entgegen, doch ich ignorierte sie. Innerlich schämte ich mich zwar für diese Unhöflichkeit, besonders da die Frau vor mir sehr nett schien, doch es war besser unhöflich zu sein, als meine Maske fallen zu lassen.

„Wenn sie mir bitte die Bilder vom Sitzungssaal zeigen könnten? Ich würde es bevorzugen, die Angelegenheit ohne weitere Verzögerung aus dem Weg zu räumen", erwiderte ich stattdessen mit einer so scharfen Tonlage in der Stimme, dass man damit Granit hätte schneiden können.

„Aber natürlich", antwortete die Frau immer noch mit Lachtränen in den Augen. „Natalia können Sie bitte die Aufnahme von Kamera 14 O auf die Wand projizieren?"

Sofort warf ein Beamer die Aufnahmen der Sicherheitskamera auf eine weiße Leinwand. Im Gegensatz zu den technischen Spielzeugen in der Forschung wirkte diese Methode schon fast altmodisch.

Um einen großen grauen Tisch saßen alle möglichen Frauen und Männer in perfekt sitzenden Anzügen und Blazern. Am Tischkopf konnte ich Damian erkennen. Er macht ein ernstes Gesicht und schien mit ruhigen Worten die Situation darzulegen. Er strahlte Macht und Selbstbewusstsein aus wie die meisten Leute in diesem Raum. Einzig und allein zwei Personen fielen aus der Reihe. Der eine Mann wirkte sehr gelangweilt. Seine Haare standen in jede erdenkliche Richtung ab und er trug ein ausgeleiertes T-Shirt gemeinsam mit einer zerrissenen Jeans. Er wirkte eher wie ein verrücktes Genie, aber sicher nicht wie ein Manager und schon gar kein hochrangiger Geschäftsmann, bei dem der erste Eindruck über Auftrag oder Flop entscheiden konnte. Der andere Mann war zwar passender gekleidet, allerdings hatte er irgendetwas Grausames an sich. Vielleicht lag es an dem harten Lächeln auf seinen auffallend starken, kantigen Gesichtszügen oder an seiner Art, wie er mit einer gelangweilt Selbstzufriedenheit auf seinem Stuhl thronte – vielleicht aber auch an dem harten Funkeln in den dunklen Augen. Doch irgendetwas an seinem Auftreten schien mich vor ihm zu warnen. Ich versuchte ein Frösteln zu unterdrücken, während ich mich zwang nun auch die anderen Gestalten zu betrachten. „Welche genauen Fakten haben Sie für mich?"

„Sehen Sie den Mann gegenüber von unserem lieben verrückten Genie? Natalia zoomen Sie bitte heran."

Jemand gab einen Befehl in den Computer ein und das Bild eines Gesichtes wurde vergrößert auf die Wand geworfen. Der Mann gehörte zu den Geschäftsmännern, denen ich keine genauere Betrachtung geschenkt hatte und selbst jetzt in der Nahaufnahme wirkte er noch wie ein Geschäftsmann mit einer perfekt kultivierten Maske wie auch die anderen um ihn herum. Er hörte Damian zu, nickte ab und an oder lächelte. Nicht ein Zucken in seinem Gesicht verriet, dass er an etwas Brutales denken könnte. Er wirkte wie ein perfekter Geschäftsmann; höflich, distanziert aber sicherlich auch selbstsüchtig und skrupellos, doch eher wie ein Mann, der einen Mörder engagierte und nicht wie jemand, der selbst einer war.

„Ist Genaueres bekannt?", fragte ich scharf. Es ärgerte mich, dass ich die drohende Gefahr in diesem Mann selbst jetzt noch nicht erkennen konnte.

Die Frau mit den pinken Haaren schien nur auf diese erneute Frage gewartet zu haben, denn sie sprudelte fröhlich los: „Unser harmlos wirkender Pinguin hat scheinbar einige kleine Probleme. Sehen Sie die geweiteten Pupillen und dass er öfter als ein normaler Vampir blinzeln muss? Die Symptome bei Vampiren sind um ein Vielfaches schwerer zu erkennen als bei Menschen, doch der winzige Schweißfilm beweist es endgültig. Er hat zu irgendwelchen Medikamenten gegriffen, die ihn wohl "glücklicher" machen sollen. Das manchen ab und an Vampire, die von einer gewissen altersbedingten Langeweile geplagt werden. Sie haben bereits alles in der Welt gesehen, gehört und ausprobiert und das Leben scheint für sie keinen Reiz mehr zu haben und all seine Farben zu verlieren. Bei Vampiren braucht man allerdings schon wirklich harte und speziell für sie angefertigte Drogen, damit sie etwas wirken und die Kosten natürlich einiges. Durch einen Angriff auf Damian bekommt er mehr als genug Kohle, um für die nächsten hundert Jahre dauerhaft zugedröhnt zu sein und all seine Schulden zurückzuzahlen, die er bei vielen Kindern der Nacht und blutsaugenden Banken hat. Die Sicherheitsvorkehrungen sind gut, doch führt er anscheinend einen Brieföffner mit sich, den man nicht unterschätzen sollte. Die Klinge an sich ist neun Zentimeter lang. Wir vermuten jedoch, dass sie ausklappbar ist. Das Sicherheitspersonal wollte keinen Aufruhr machen, da diese Sitzung wichtig ist. Wahrscheinlich hat er die Klinge mit Gift präpariert, aber so genau kann ich das nicht sagen. Wir müssen während der Besprechungspause zugreifen, also in etwa vier Minuten, da wir leider erst jetzt herausgefunden haben, dass er für einige der Drohungen verantwortlich ist. Seine Fähigkeiten sind durch die Drogen stark geschwächt und seine Reflexe extrem verlangsamt worden. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, er besitzt nun etwa die Schnelligkeit und Stärke eines Profisportlers. Brauchen Sie noch irgendwelche weitere Informationen?" Sie gönnte sich einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.

Mein Gott, diese Frau konnte wirklich reden wie ein Wasserfall, brauchte sie denn überhaupt Luft oder redete sie einfach in einem Schwall durch? Trotzdem war sie ein Meister ihres Faches, denn sie hatte mir in Windeseile alle wichtigen Informationen zusammengefasst und nun fehlte eigentlich nur noch eine kleine Sache: „Ich bräuchte noch eine Wegbeschreibung zum Sitzungssaal. Wir sollten uns beeilen, wie lange dauert die Pause an?"

„Sie dauert zehn Minuten, meine Liebe, und das auch nur, weil dort oben zwei Menschen sitzen. Für diese wurde die Pause eingeführt, damit sie ihre dringenden Geschäfte erledigen können. Auch wenn sie gut schauspielern können, müssten mittlerweile ihre Blasen fast platzen."

„Das bedeutet, ich habe nicht zehn Minuten für den Eingriff, sondern nur die Zeit, wo die Leute auf der Toilette verbringen?" Die ganze Situation gefiel mir immer weniger.

Die Frau gab mir mit einen fröhlichen Kopfnicken Recht. „Genau. Leon wir bräuchten eine Wegbeschreibung!", wies sie einen ihrer Lakaien an, vor dem ebenfalls eine große Kaffeetasse stand.

„Die Pfeile schwirren bereits durchs Haus, Ma'am!"

„Sehr gut! Wo bleibt mein Kaffee? Meine Tasse darf niemals leer sein!"

„Ebenfalls unterwegs!", antworte ihr prompt eine kleine zierliche Frau.

„Also gut, Polarfuchs, Sie gehen einfach raus und folgen den Pfeilen. Rot heißt, sie sollen warten und wenn ein Kreuz erscheint, heißt das Abbrechen. Die Verstärkung wird zu Ihnen stoßen, sobald Sie mit dem Gefangenen im Aufzug und ein Stockwerk hinabgefahren sind. Er ist schalldicht, daher sollte von da an keiner der Menschen mehr etwas mitbekommen."

Einstein räusperte sich: „Sollten wir Sie nicht mit ein paar kleinen Gadgets ausrüsten? Wir haben ganz neue Spielzeuge, die unbedingt einmal ausprobiert werden müssen. Wir haben noch keinen Freiwilligen gefunden und das wäre die perfekte Möglichkeit."

„Die perfekte Möglichkeit um das gesamte Obergeschoss in die Luft zu sprengen oder nur alle in diesem Gebäude zu töten? Nein, wir gehen kein Risiko ein. Nicht, nachdem wir beim letzten Mal alle Blähungen hatten! Darf ich dich erinnern, dass du meintest, es sei völlig sicher und harmlos? Dir glaube ich in dieser Hinsicht keinen Millimeter weit."

Einstein seufzte deprimiert auf und ließ die Schultern hängen, dann blickte er flehentlich mich an, doch ich hatte wirklich keine Lust, mich als Testkaninchen zu opfern. Ich gab, zu es war beängstigend, sich einem Vampir ohne Waffen und in einem Rock stellen zu müssen. Doch noch beängstigender war der Gedanke an eine Waffe, die möglicherweise nach hinten losging und uns alle im besten Fall mit Blähungen zurückließ.

Also erklärte ich mit kalter Stimme auf seine unausgesprochene Bitte: „Nein, ich werde keine neuen Waffen ausprobieren oder sonstige Gegenstände. Es ist spät, ich habe hier schon viel zu viel Zeit vertrödelt."

Ich wandte mich um und Elfe öffnete die Tür mit einer zuvorkommenden Handbewegung, die so elegant war, dass sie jeden Butler vor Neid hätte erblassen lassen. Als ich an ihr vorbeiging grinste sie und ihre Augen sprachen laut die Worte aus, die sie in diesem Moment nicht aussprechen konnte: „Schnapp ihn dir Polarfuchs!"

Ich wollte nach draußen gehen, doch da kam mir Bertz entgegen, beladen mit einem riesigen Colabecher und einer noch gigantischeren Popcorntüte.

"Bertz endlich!", hörte ich die erfreute Stimme Einsteins hinter mir.

Ich drehte mich noch einmal um und sah wie Einstein freudestrahlend auf Bertz zuging und so den Blick auf Elfe und Stephan freimachte. Er reichte ihr gerade den Kaffee und sie nahm die Kaffeetasse mit einer eleganten Bewegung entgegen, um sich einen kleinen Schluck von dem heißen Getränk zu genehmigen. Dabei lächelte sie glücklich Stephan an und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Ich musste mich stark zusammenreißen, um das Grinsen zu unterdrücken, das sich auf mein Gesicht stehlen wollte und so wandte ich mich schnell ab und lief den blau blinkenden Pfeilen nach, bevor meine Maske noch vollkommen von meinem Gesicht fallen konnte.

Ich war etwa eineinhalb Minuten mit zügigen Tempo unterwegs, als ich plötzlich anfing zu husten. Erstaunt blieb ich stehen, doch das Husten ließ schnell wieder nach. Vielleicht hatte ich falsch geatmet oder ich hatte mich verschluckt. Das konnte leicht einmal passieren, wenn ein Mensch so angespannt war wie ich. Ich versuchte meine aufkommenden Zweifel zu unterdrücken, doch sie schoben sich immer wieder an die Oberfläche. Ich war unbewaffnet, mein Gegner hatte wahrscheinlich ein vergiftetes Messer in Form eines Brieföffners bei sich. Ich hatte nur wenige Minuten wenn nicht gar Sekunden Zeit um ihn festzunehmen, er eine halbe Ewigkeit, denn wenn die Menschen zurückkämen und den Kampf mitbekämen, hätte er zumindest das Geschäft platzen lassen und wer wollte ihm schon ein Attentat nachweisen können, wenn er noch nicht einmal jemanden angegriffen hatte? Wenn etwas schief ging, hätte ich einen Haufen Ärger am Leib. Vielleicht war das hier doch nicht die beste Idee. Wem wollte ich eigentlich etwas beweisen? Der Welt, Damian oder einfach nur mir selbst, dass ich mich niemandem einfach so unterwerfen würde, dass niemand mich einfach nach Lust und Laune als Schachfigur verwenden konnte, mich einfach in einen Käfig wie ein hilfloses und willenloses Haustier zu meiner eigenen Sicherheit wegsperren konnte? Es war doch zum Haare raufen. Was ich hier machte, war einfach nur hirnrissig.

Ich betrat einen Fahrstuhl und zwang mich dazu stehen zu bleiben, anstatt nervös auf und ab zu tigern. Ich musste jetzt ganz ruhig sein. Ich durfte bloß nicht die Nerven verlieren! Sicherlich waren hier überall Kameras. Ich war Polarfuchs, ein reinster Eisklotz, den nichts aus der Ruhe bringen konnte.

Viel zu früh ertönte ein fröhliches Bing und ich musste aussteigen.

Einen kurzen Moment leuchteten die Pfeile rot auf und ich blieb stehen, doch sofort darauf konnte ich weiterlaufen. Anscheinend hatte ich genau den richtigen Moment erwischt oder aber auch den falschen, denn nun trennte mich kaum noch etwas von einem Vampir, der Damian und somit auch mir an die Gurgel wollte. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Das Bild von Damian, wie er über die Finsternis faselte, schoss mir mal wieder durch den Kopf. Ja ja, ich wusste, dass ich nun für immer in der Dunkelheit leben musste, aber ich hatte nicht gewusst, dass man mich in der Dunkelheit wie ein kleines Kind behandeln würde! Das musste jetzt endlich ein Ende haben! Ich sah das stolze Gesicht von Wolf vor mir, während er der Gefahr mutig in die Augen blickte. Ich hatte sein Amt übernommen und musste mich nun auch dementsprechend benehmen, also Schluss mit dieser verweichlichten Einstellung! Es galt einen Vampir aus dem Weg zu schaffen.

Ich beschleunigte meine Schritte, bis direkt neben mir eine Türe wie von Zauberhand aufging.

Ohne einen Moment zu zögern stürzte ich mich hinein und suchte mit schnellen Blicken den Raum ab. Die Vampire waren allesamt aufgesprungen und hatten sich in Kampfposition gebracht, nur Damian und das verrückte Genie waren auf ihren Stühlen sitzen geblieben. Ich warf meinen ach so geliebten "Gemahl" einen tödlichen, feurigen Blick zu, bevor ich mich meinem Ziel zuwendete. Eis lag auf meinen Zügen, als ich auf ihn zuging.

Er ging mir nicht aus dem Weg, sondern schien die Konfrontation mit mir nur so zu suchen, denn er stand locker lässig, da und spielte mit schnellen Bewegungen mit seinem Brieföffner herum. Jemand packte mich fest an meiner Schulter, doch Damian erhob leise drohend seine Stimme: „Sie steht unter meinem Schutz. Sie ist meine Gemahlin." Er redete noch weiter, doch die Hand auf meiner Schulter war längst verschwunden. Alle wichen vor mir etwas zurück, alle bis auf den Vampir direkt vor mir. Er stürzte sich auf mich und ich musste mich mit einer leichtfüßigen Drehung außer Reichweite bringen. Zu meinem Entsetzen störte ihn das gar nicht. Er rannte einfach weiter an mir vorbei und hieb dabei mit den Messer wie wild um sich und versuchte so viele Gegenstände und Vampire zu treffen. Er wollte einfach nur so viel Schaden wie möglich anrichten, damit die Sitzung abgesagt werden musste, doch er war viel zu langsam um einen Stuhl eines Vampirs oder gar den Vampir selbst zu treffen. Diese wussten ihr Hab und Gut sowie ihre Haut schnell in Sicherheit zu bringen.

Ich sprang mit einem Hechtsprung auf den Rücken des amoklaufenden Vampirs und er stürzte mit mir zu Boden. Das Messer behielt er jedoch fest in seiner Hand. Ich wollte seinen Arm zu Boden drücken, doch er war schneller. Er riss seinen Arm frei und hackte mit der Klinge nach mir. Es war ihm egal, nach was er stach, für ihn war nur der Treffer wichtig. Sofort lehnte ich meinen Oberkörper zurück, um aus der Reichweite des Messers zu kommen, doch ich war nicht schnell genug. Der Vampir schaffte es mit seiner immer noch gewaltigen Geschwindigkeit, einen Treffer an meinen Oberarm zu landen. Es war nur ein oberflächlicher Schnitt, doch er nutzte meine kurze Unaufmerksamkeit, um das Spiel umzudrehen. Mit einer unmenschlichen Kraft schaffte er es, mich von seinen Rücken abzuwerfen und rollte sich nun auf mich. Schon hob er erneut sein Messer an. Ich sah den Stahl im hellen Licht der Lappen bedrohlich Funkeln und hörte bereits das leise Schneiden der Luft, als die Klinge auf mich hinab fuhr, da schaffte ich es endlich, meine Beine unter den Körper des Vampirs anzuziehen. Ich trat heftig in seine Magengegend, sodass er in sich zusammensackt und die Klinge zittert im Fußboden neben meinen Hals stecken blieb. Ich achtete jedoch nicht weiter auf sie, sondern wälzte mich keuchend unter dem Vampir hervor und nahm ihn in den Schwitzkasten. Dem Vampir schien das jedoch nicht viel zu stören. Er streckte seine Hand aus und schaffte es sogar, das Messer aus dem Boden zu ziehen, so leicht, als habe es nur auf den Boden gelegen. Er versuchte sich sofort mit Hilfe des Brieföffners aus meinen Schwitzkasten zu befreien, indem er auf meine Arme zielte, doch damit hatte ich gerechnet. Ich ließ seinen Hals blitzartig los und packte dafür seinen Arm fest mit zwei Händen. Ich nutzte seinen Schwung aus und wollte ihn zu Boden werfen, doch er kannte den Kniff und schaffte es zwar nicht, sich aus meiner Umklammerung zu befreien, doch er konnte sich auf den Beinen halten. Durch meinen Kniff war jedoch etwas Platz zwischen unsere beiden Körper entstanden, genug, dass ich zu einem Roundkick ausholen konnte. Da ich weiterhin fest seinen Arm mit dem Messer umklammern musste, war er schlecht ausgeführt und traf ihn nicht ganz an der richtigen Stelle, sondern zwischen den Schulterblättern, doch die Wirkung war gut. Es gab ein hässliches Knacken und die Schulter des Vampirs war ausgerenkt. Auch sein Oberarm schien mir gebrochen zu sein und er lag endlich wieder auf den Boden. Nun war es ein Leichtes, ihm das Messer zu entwinden und an seine Kehle zu pressen.


Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines Ratsmitglieds:

Wie hätte es anders kommen können. Der Krieg stand lange zwischen uns und der Gesellschaft der Vampire. Nun ist er offiziell. Mir ist es zuwider auszusprechen, dass ich nun ein Soldat bin, der Töten muss um nicht getötet zu werden, doch was hatte ich anderes erwartet nach der ersten Entscheidung des Rates? Niemand ist glücklich über die Art wie die Kriegserklärung von uns an die Vampire gelangte, allerdings meinen viele, dass eine solche Erklärung der erste Schritt auf dem richtigen Weg ist. Doch ich frage mich, kann der rechte Pfad wirklich so blutbesudelt und grausam sein?

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