Freundschaft

Bereits seit Stunden saßen wir in diesem Raum. Auf einem der Bildschirme wurde immer noch Einsteins Brief angezeigt; auf dem anderen hatte sich mittlerweile die Sonne gesenkt und ein großer Mond war an ihre Stelle getreten. Aus diesem Grund vermutete ich, dass es außerhalb des Quartiers nun Tag sein musste. Trotz der vielen anstrengenden Stunden waren wir jedoch nicht wirklich weitergekommen.

Das Waffenlager war stärker bewacht als der Palast der Queen, jedenfalls behauptete das Antonius. Dorn besaß unglaublich viel Erfahrung hinsichtlich des Einbrechens. Er suchte sich geschickt die richtigen Informationen aus und kam auf Ideen, von denen ich nicht einmal geträumt hätte. Aus diesem Grund glaubte ich ihm, dass er schon einmal im Heim der Queen eingestiegen war. Leider war Damian kein blutiger Amateur, sondern der reinste Spezialist im Aufbauen von undurchdringlichen Festungen, sodass wir selbst mit Dorn an unserer Seite nicht weiterkamen.

Ein weiteres großes Problem stellte unsere Anzahl da. Derzeit waren wir in diesem Raum zu fünft, doch nur vier von uns würden an dieser Mission teilnehmen. Jane konnte nicht mit. Sie selbst hatte erklärt, dass sie nicht nur keine Hilfe wäre, sondern ein weiteres Handycape für uns darstellen würde. Sie hatte in ihrem Clan keine militärische Ausbildung erfahren. Zwar hatte sie unweigerlich lernen müssen mit einer Pistole umzugehen und ein Messer einigermaßen genau zu werfen, aber für einen Spezialauftrag war sie nicht gerüstet. Also blieben nur noch Damian, Alexios, Antonius und ich übrig. Zu viert schien die Aufgabe einzubrechen jedoch unmöglich und Alexios wollte nicht auf seine Männer zurückgreifen aus Angst vor einem möglichen Verrat.

Ein Hoffnungsschimmer war, dass Gandalf in Herr der Ringe eine Armee zur Rettung der Gefährten angeführt hatte; müsste Einstein nicht auch mit Unterstützung kommen? Vielleicht schaffte er es, Leute anzuheuern, aber Damian bezweifelte dies. Auf die Frage wieso hatte er mir jedoch nicht geantwortet. Alle anderen im Raum waren sich jedoch sicher, dass Einstein es schaffen könnte, Unterstützung mitzubringen. Gerade mein Team wäre dafür die beste geeignete Möglichkeit und ein unglaublich großer Vorteil.

Ein weiteres Mal begannen wir von vorne und diskutierten wie wir uns durch das Gelände schleichen könnten. Mittlerweile stand fest, dass wir mit einem Flugzeug in die Nähe kommen mussten und mit einem Fallschirm dort abspringen würden. Danach hätten die anderen kein Problem sich mit vampirischer Geschwindigkeit fortzubewegen und einer von ihnen, höchstwahrscheinlich Damian, würde mich tragen müssen.

Doch dann schlugen die Uneinigkeiten zu. Antonius wollte bei Damian bleiben um ein Auge auf ihn zu haben. Damian wollte wiederum bei mir bleiben um irgendein Macho Spielchen abzuziehen, als ob ich mich nicht selbst beschützen könnte! Ich jedoch bestand darauf mit Alexios ein Team zu bilden, aus dem einfachen Grund, dass ich dem Teufel in Person nicht traute! Wir konnten jedoch nicht alle zusammen losziehen, denn wir mussten uns nach Plan in drei Gruppen aufteilen: eine Vorhut, ein Hauptgruppe und eine Nachhut, damit wir nicht in eine Falle gerieten. Das hieß jedoch, dass zwei Personen alleine gehen mussten.

Die Streitgespräche wurden immer wilder. Am Schluss stand Antonis mit gezogenen Waffen da. Damian hatte mich in eine Ecke befördert, bevor er sich selbst kampfbereit aufstellte und Alexios musterte mich mittlerweile ziemlich wütend. Es war eindeutig, dass sich endlich der Dämon vor seine diplomatische Maske geschoben hatte. Sein Zorn war möglicherweise berichtigt, immerhin schlug ich ihn so gut wie jeden Plan ab, da er ständig anbot eine der einzelnen Gruppen zu übernehmen, doch diese Tatsache ignorierte ich geflissentlich.

Während jeder die Waffen zückte und wir kurz davor waren aufeinander loszugehen, stand Black Cat auf und streckte sich. Durch diese unerwartet Bewegung, die mehr als fehl am Platz wirkte, hatte sie sofort unsere Aufmerksamkeit. „Bevor es hier noch zum Blutvergießen kommt, sollten wir eine Pause einlegen."

Alexios willigte sofort ein: „Das ist eine sehr gute Idee. Damianos leistet Ihr mir Gesellschaft?" Damian nickte ohne den Blick von Antonius abzuwenden. Er streckte eine Hand nach mir aus, doch Jane war schneller, packte mich am Arm und zerrte mich nach draußen.

Ihre Stilettos waren unten eklig schlammig braun und meine Kleidung sah nicht gerade besser aus. In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, dass wir bis zum Himmel hinauf und zur Hölle hinunter stinken mussten. Die Vampire hatten sich wirklich wie Gentlemen der alten Art verhalten und diese Tatsache geflissentlich ignoriert. Wahrscheinlich hatte unser Gestank in ihnen die schönsten Erinnerungen aus dem Mittelalter wieder heraufbeschworen.

„Ich zeig dir, wo du dich waschen kannst", erklärte Jane, die scheinbar dieselben Gedanken wie ich verfolgte.

„Ich werde euch Kleidung zukommen lassen", versprach Alexios von hinten. Ich beschloss solange mit dem Dankeschön zu warten, bis ich die Klamotten selbst gesehen hatte. Sicherlich hatte dieser verdammte Alexios irgendwelche Hintergedanken.

Jane führte mich durch die Korridore. Sie wirkten allesamt sehr modern und hell. Zu meiner Überraschung trafen wir auf keinen Vampir, allerdings sollte es mich bei dem Gestank den wir verströmten wohl nicht wundern. Die Kinder der Nacht besaßen schließlich empfindliche Nasen und hatten vor uns Reißaus genommen.

Relativ schnell blieben wir vor einer Tür stehen. Jane ließ sich den Finger und das Auge scannen, zudem gab sie noch einen komplizierten Code ein. Die edle dunkle Holztür, die auf dem ersten Blick vollkommen normal gewirkt hatte, öffnete sich automatisch und wir konnten eintreten. Kurze Zeit später führte mich Jane in ein Badezimmer. Es war die reinste Wellnessoase, dessen Herzstück eine große Wanne bildete. In ihr konnten ohne Probleme vier Personen gleichzeitig Platz finden.

„Nur dieses Bad ist für die restlichen Clanmitglieder verboten. Wenn du etwas dagegen hast, das wir zusammen baden, warte ich draußen und gehe nach dir in das Wasser.", erklärte Jane freundlich.

Ich schüttelte jedoch den Kopf. Die Wanne war mehr als groß genug für uns beide. Außerdem würden wir so Zeit sparen und ich konnte mich mit Jane unterhalten. Das waren alles enorm große Vorteile, da uns die Zeit aus den Fingern rann. Bald schon würden Horden von blutgierigen Vampiren das Land überströmen. Möglicherweise würde eine Atombombe abgefeuert werden und die Welt für eine halbe Ewigkeit radioaktiv verseuchen. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass dies die letzten ruhigen Minuten waren, in denen ich mich mit Jane unterhalten konnte.

Wir legten unsere Kleider ab. Ich erkannte, dass Jane einige versteckte Messer bei sich getragen hatte. Nichts von ihrem kleinen Waffenarsenal war jedoch etwas wirklich wirksames gegen einen Vampirangriff und das, obwohl sie dauerhaft von ihnen umgeben war. Sie bemerkte meinen Blick und erklärte: „Das Pasanguis ist oder zumindest war eine Friedenszone. Hätte ich mehr Waffen dabei gehabt, wäre dies einer Kriegserklärung gleich gekommen."

Sie hatte sich also den Meuten von Vampiren auf Stilettos und nur mit ein paar winzigen Klingen ohne Ausbildung entgegenstellen müssen? Ein erschreckender Gedanke! Dieser Teufel Alexios würde eines Tages für seine Verbrechen bezahlen! Jane schien meine unterdrückte Wut zu spüren, denn sie seufzte und erklärte: „Ich war nie hilflos. Zudem gibt es im Pasanguis genug Wächter die Störenfriede, ob nun Vampire oder Menschen, kurzer Hand hinausschmeißen. Außerdem muss man nicht immer alles mit Gewalt austragen. Meist reichen schon ein paar geschickt gesetzte Worte. Das scheinst du ganz vergessen zu haben."

Der letzte Satz tat weh, doch in gewisser Weise hatte sie Recht. Sie hatte allein durch ihr Auftreten die gesamte Situation im Pasanguis entschärft, als ich fast auf einen Mann losgegangen war. Das gesamte Publikum hatte hinter Black Cat gestanden. Sie war eine beachtenswerte Frau, die ohne großes Blutvergießen ihre Stellung halten konnte. Sie nutzte nur ihre Erscheinung und einige geschickt eingesetzte Wörter, um ihr Umfeld zu manipulieren.

Jane ließ bereits das Wasser in die Wanne und mischte einige wohlriechende Tinkturen mit hinein. Bald überdeckte der Duft von Jasmin und Lavendel, den fruchtbaren Gestank. Trotzdem öffnete ich rasch erneut die Tür und schmiss unsere Klamotten nach draußen. Ich wollte nicht, dass der Gestank sich weiter im Bad ausbreiten konnte. Danach zog ich die Türe wieder zu, eilte rasch um die am Boden liegenden Waffen herum und setzte mich ebenfalls in die Wanne.

Zuerst brannte das heiße Wasser unangenehm auf meiner Haut, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Temperatur. Ich tauchte mit meinen ganzen Körper unter das Wasser und strich durch mein eklig verklebtes Haar in der Hoffnung den Helm aus Dreck wenigstens etwas abzuwaschen.

Als ich wieder auftauchte, musterten mich zwei tiefe braune Augen eindringlich. Diesen Blick hatte Jane auch schon früher drauf gehabt. Meistens musste sie dann unbedingt mit mir über ein Thema reden, hatte jedoch keine Ahnung wie sie es ansprechen sollte. Oft hatte dieser Blick nichts Gutes mit sich gebracht. Der Unterschied zu damals war nur, dass sie jetzt nicht auf eine Nachfrage von mir wartete, sondern von selbst loslegte: „Polarfuchs... Nein, Kate. Ich muss dich etwas fragen."

Kate... Der Name fühlte sich nicht mehr so an wie früher, sondern seltsam schmerzhaft. Wie Schuhe aus denen man herausgewachsen ist. Nun da man versuchte die Schuhe erneut anzuziehen, drückten sie an jeder Stelle. „Nenn mich bitte Polarfuchs oder Fuchs oder etwas in derart", erklärte ich deswegen. Ich wollte unsere neue zarte Freundschaft nicht mit einer Lüge oder Schweigen belasten, also fügte ich hinzu: „Kate scheint nicht mehr ganz zu passen. Ich bin nicht mehr, wer ich einst war. Der Name fühlt sich falsch an wie ein zu enger Schuh."

Jane nickte und bat dann um etwas, dass ich nie gedacht hätte: „Bitte nenne mich Black Cat. Jedes Mal wenn du mich mit Jane ansprichst, spüre ich einen stechenden Schmerz. Ich habe viel durchgemacht, um nun hier vor dir zu stehen. In letzter Zeit verstehe ich immer deutlicher, dass du durch mich genauso schlimme Qualen erlitten hast. Jane existiert nicht mehr." Sie zeigte auf sich selber: „Das ist Black Cat."

Ich nickte. Vielleicht war es gut, eine Freundschaft auch mit neuen Namen zu beginnen. In den alten schlummerten zu viel Kummer und zu viel Schmerz. „Gut, dann also Black Cat", stimmte ich zu.

„Polar... Das ist zu lang. Fuchs? Was hältst du von Alexios?" Sie brachte diesen Satz raus ohne mit der Wimper zu zucken. Ich meine, sie stotterte nicht einmal oder grinste schief.

Schockiert starrte ich sie an. Sie wusste doch haargenau, was ich von ihm hielt!

Black Cats unschuldigen und abwartenden Blick nach nicht...

Nun gut, dann würde ich ihr eben meine Meinung geigen. Da konnte sie sich auf etwas gefasst machen! „Er ist ein nichtswürdiger Taugenichts! Er versteckt sich nur hinter seiner ach so diplomatischen Maske, um ja kein krummes Haar an sich heranzulassen! Er hat dich betrogen! Trotzdem hast du ihm verziehen. Du bist eventuell einfach nur wie alle anderen auf seinen falschen Charme hereingefallen. Allein die Tatsache dass du ihm wieder vertraust, beweist, dass er der Teufel in Person ist! Er hat dich ohne Begründung eiskalt abserviert! Du musstest seinetwegen durch tausend Höllen gehen! Ich werde ganz sicher nicht auf seine Zaubertricks und sein „Ich-bin-ja-so-menschlich"-Gehabe hereinfallen! Ehrlich, er hat dich verlassen und in die letzten Vampirslums verdammt. Er ist ein Ekelpacket! Er ist nicht nur ein Teufel, sondern ein Höllenfürst! Ein Dieb! Ein Nichtsnutz! Wie können du und Antonius überhaupt auf ihn reinfallen und ihm vertrauen? Ich meine, sieh ihn dir doch einmal an!"

Weiter kam ich nicht, denn zu meiner Entrüstung fing Black Cat an zu lachen. Sie konnte gar nicht mehr damit aufhören. Wütend spritzte ich sie nass und beförderte eine Welle Seifenwasser in ihren Mund. Laut knurrte ich sie an: „Das ist wichtig! Sieh der verdammten Realität in die Augen!"

Zu meiner Empörung schaffte sie es jedoch glänzend zu kontern, selbst in ihrem Lachanfall: „Und was ist mit Damianos?"

Ich schwieg betroffen. Ja was war mit ihm? War er ebenfalls ein Teufel? Er hatte sich verändert. Er war durch mich menschlicher geworden und doch war er noch lange kein guter Mensch. Wenn ich schätzen müsste, stand er auf einer Stufe mit einem Mafiaboss. Ein erschreckender Gedanke, den ich beiseiteschieben wollte, doch es nicht konnte. Würde er unschuldige Menschen bedrohen, verletzen oder gar töten? Ja, wenn es ihn zum Ziel brachte schon, ganz sicher wenn ihm dieses Ziel wichtig war. Doch wieso verriet mich mein verdammtes Herz dann so sehr? Ich liebte ihn nach dieser Erkenntnis nur noch umso mehr und wollte ihn verändern. Ihm die schönen Seiten des Lebens zeigen. Ich war schlimmer als jeder Teenager, der Badboy-Romane liebte, denn ich las sie nicht nur, ich steckte mitten in einem derartig kindischen Traum.

„Du musst mir die Frage nicht beantworten", erklärte Black Cat und brach somit das Schweigen.

Ich nickte und biss auf meiner Unterlippe herum. Ihre kleine Nachfrage gab mir immer noch genug zu knabbern.

„Weißt du, Alexios ist nicht das Monster, als das du ihn am liebsten darstellst", fuhr Cat fort.

Ich wollte bereits lautstark Einwände erheben, doch meine Freundin hob eine Hand. Ich schluckte die Bemerkung gemeinsam mit einigen unschönen Flüchen hinunter. Mein Partner hatte ebenfalls keine weiße Weste an und so beschloss ich, dass eine hochgezogene Augenbraue als Antwort reichen musste.

„Im Gegenteil; eigentlich ist Alexios sehr nett."

Nun ballte ich meine Hände zu Fäusten und musste gegen das Fauchen in meiner Kehle ankämpfen. Die Flüche setzten sich lauernd auf meine Zunge. Noch eine winzige Bemerkung dieser Art und ich würde wie Gott mich schuf aus dem Bad rennen und Alexios so lange würgen bis er mir verriet, welchen Fluch er über Cat gelegt hatte.

„Weißt du wieso Alexios mich damals verlassen hat?"

Nun konnte ich wirklich nicht mehr meine Klappe halten und zischte wütend: „Mit der Begründung, dass er dich nicht mehr sehen könnte?"

Black Cat sah mir tief in die Augen. „Er konnte mich damals nicht mehr sehen."

Ich lachte trocken auf, doch sie fuhr bereits fort: „Fuchs! Er war ein Vampiroberhaupt und lebte in der absoluten Finsternis. Als er bemerkt hat, dass ich mehr von ihm wollte, als sein Geld und er auch mehr von mir als nur ein kurzes Spielzeug, hat er mich fortgeschickt, um mich zu beschützen."

Ich zählte immer wieder bis drei, nur um nicht im nächsten Moment wütend aufzuspringen.

„Er war ein Wesen der Finsternis und ich war eine Künstlerin, was sollte er denn tun? Mich in die Dunkelheit ziehen und den Wölfen zum Fraß vorwerfen, wie Damian es mit dir getan hat, obwohl sein Clan hundertfach so schlimm ist!?"

In einer Sache hatte sie Recht, unser Clan schien vor Verrätern nur so überzuquellen, doch den Rest ließ ich mir nicht gefallen! „Lass Damian und mich da raus! Er hat mir geholfen! Er hat mich trainiert, bevor er mich in die Dunkelheit gezogen hat!"

„Ach ja?", nun schrie auch Cat. „Er hat dich trainiert?! Meinst du das verdammte Foltercamp!? Alexios hat mir davon erzählt, weil er nicht länger mit anschauen konnte wie unsere Freundschaft in tausend Stücke zerbrach! Weißt du, wieso er solange mit der Wahrheit über deine sogenannte Ausbildung gewartet hat? Er hatte Angst, ich würde unter dem Wissen zerbrechen! Man hat dich gefoltert! Man hat deine Persönlichkeit zerstört, um aus den Türmern eine Kriegsmaschine zu machen, die nur den Vampiren dient!"

„Denkst du das wirklich von mir, Black Cat?!" Ich spuckte den Namen förmlich aus „Das ich nichts weiter bin als eine Kriegsmaschine!?" Ich sprang auf. Mir war es egal, dass ich keine Klamotten mehr anhatte. Ich musste sofort aus diesem Bad! Auf der Stelle oder ich würde die Kontrolle verlieren.

„Fuchs! Das war nicht so gemeint! Damian hat uns später erklärt, dass deine Ausbildung besonders war."

„Ach ja?!" Ich zog eine Augenbraue hoch. „Das klang aber eben anders."

Cat druckst herum und schien meinen feurigen Blicken auszuweichen. Ich knurrte wütend. Das hatte sie früher immer nur getan, wenn sie etwas wirklich dummes angestellt hatte. „Verflixt und zugenäht! Black Cat!?"

Sie stöhnte betrübt auf, doch schien sie zu dem weisen Entschluss zu kommen mir zu antwortete: „Deine Ausbildung war etwas anders als das 0815 Training der meisten Wachen. Bei dir wurde darauf geachtet, dass deine Gruppe Freundschaft schließt. Es wurde von den Trainern dort sogar belohnt. Normalerweise ist in Damians Clan jeder sich selbst am nächsten. Er hat es wohl nicht über sich gebracht, dich durch das normale Training zu schicken. Du hättest die Prüfung ohne diese Bande nicht überlebt, Fuchs."

Fast wäre ich hingefallen und in die Wanne zurückgerutscht. All die letzten Monate hatte ich immer wieder darauf aufgebaut, dass ich gerüstet war. Ich hatte gedacht, ich sei den Soldaten ebenbürtig, da ich dasselbe Training wie sie durchgemacht hatte. Doch anscheinend war all das eine Lüge gewesen.

„Zudem musstest du während des Trainings nicht wahllos Menschen töten. Ich meine der Durchschnittssoldat in Damianos' Clan hat mindestens 5 Menschen hingerichtet bevor er eingewiesen wurde."

Ich schluckte und zog mich tief in mein Inneres zurück. Hatten wir denn überhaupt eine Chance wenn wir gegen solche Monster kämpfen mussten? Ich war fast zerbrochen, als ich einen Vampir hingerichtet hatte. Die Soldaten, die das Waffenarsenal bewachten, gehörten zu diesen Monstern, die Menschen ohne mit der Wimper zu zucken umbringen konnten. Sicherlich gehörten sie zudem nicht zu den untersten Rängen.

„Das Ganze habe ich erst vor ein paar Tagen herausgefunden. Alexios und ich haben uns über diesen merkwürdigen Zusammenhalt zwischen dir und deinem Team gewundert. Du hast ihnen vollkommen vertraut, das hat man selbst durch deine Maske hindurch erkennen können. Damianos hat dies ebenfalls getan. Deshalb haben wir Nachforschungen angestellt, doch erst die Worte deines Gemahl haben uns Gewissheit gegeben. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass er dich durch die reinste Folter geschickt hat. Du wärst mehrfach fast gestorben! Wahrscheinlich nur, weil er sich selbst zu beweisen versuchte, dass er weiterhin vollkommen unmenschlich ist. Er ist die wahre Bestie!"

Ich schluckte. Einen Moment zögerte ich, dann erhob ich stolz den Kopf. Jane war Black Cat und ich war Polarfuchs. „Cat, Damian ist kein Unmensch. Vielleicht war er vor kurzem wirklich noch der Teufel in Person, doch er hat sich verbessert. Ich kann es in jeder seiner Handlungen sehen. Du behauptest Alexios sei nicht das Monster, das ich in ihm sehe? Nun dann ist es eine Patt Situation. Wir können jedoch beide das Beste daraus machen. Es mag unsinnig, vollkommen unlogisch und tödlich sein, doch ich will dir vertrauen. Als Zeichen dafür werde ich Alexios gegenüber neutral auftreten. Ich werde ihn als gefährlichen Verbündeten anerkennen, doch dafür wirst du dasselbe für Damian tun müssen."

Black Cat schloss den bereits weit geöffneten Mund. Einen Moment zögerte sie noch, doch dann stand sie ebenfalls auf. Sie hielt mir die Hand entgegen mit den Worten: „Du hast dich verändert, Fuchs. Deine Augen beweisen, dass dies nicht nur zum Schlechten hin geschah. In ihnen lodert neben all dem Schmerz, dem scheinbar grenzenlosen Stolz, ein Vertrauen und eine Weisheit, die du niemals als einfache Studentin erworben hättest. Ich nehme dein Angebot an. Damianos soll in meinen Augen kein Teufel sein, sondern genau dasselbe, dass du nun in Alexios siehst."

Ich grinste sie breit an. Wir waren sicherlich für jeden anderen ein unglaublich komischer Anblick. Ohne irgendwelche Kleidung standen wir in einer riesigen Wanne und gaben uns die Hand mit dem Versprechen, dass wir dem Freund der anderen eine zweite Chance geben wollten. In diesem Moment wurde mir eines klar. Egal wie gering unsere Chancen auf einen Sieg in der nächsten Schlacht waren, ich bereute meine Entscheidung, in die Dunkelheit einzutreten, nicht mehr. Wir waren zwar keine tödlichen Kraftmaschinen, doch wir Alexios, Jane, Damianos, mein Team und ich hatten etwas, dass diese machthungrigen Herzlosen nie besitzen würden: Freundschaft.


Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines Ratsmitglieds:

Ich habe das perfekte Hauptquartier für uns gefunden! Nach den Erzählungen der Seefahrer existiert weit im Norden ein Ort an dem es im Sommer niemals vollkommen dunkel wird. Selbst während der Nacht erlischt das Licht des Tages nicht und würde uns somit den besten Schutz vor den Vampiren bieten. Das einzige Problem ist der weite Weg. Aus diesem Grund habe ich mich mit den schlausten Köpfen von uns zusammengesetzt. Einige sind sehr bewandert im Gebiet der Alchemie. Aus verschiedenen Zutaten können sie Gegenstände herstellen, die für viele Menschen reine Magie und Zauberei sind. Richtig eingesetzt können uns so Explosionen und Rauch den Weg zur Sicherheit freisprengen.

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