Kapitel 15 - Xing


Die Erkenntnis traf mich wie ein Tsunami, doch gegen die Massen an Fragen ankämpfend, löste ich meine kurzzeitige Starre.

"Du bist-", fing ich an, doch eine Hand legte sich über meine Lippen und der Rubin stand innerhalb eines Wimpernschlages vor mir. Mit einem mysteriösen Grinsen legte sich sein Zeigefinger auf seine Lippen. "Nicht hier", wisperte er, kaum hörbar über die Hintergrundgeräusche des nahen Marktes. "Folg mir", forderte er mich dann auf, die Blicke auf mir gefestigt, während er langsam an mir vorbei ging. Erneut füllte sein süß-scharfer Geruch meine Nase und ich entschied mich, ihm erstmal zu gehorchen. Immerhin wollte ich ja was von ihm. "Wohin gehen wir?", fragte ich skeptisch, denn ich kannte seine Absichten nicht, und wie ich gegenüber Sylas erwähnt habe, mieden wir Sirenen unsere Artgenossen.
"Zu mir, dort können wir ungestört sprechen", entgegen meiner Vermutung antwortete er mir bereitwillig auf diese Frage.
Schweigen legte sich nach dieser Antwort über uns und mein Blick hing mehr oder weniger auf seinem Hinterkopf. So viele Fragen schwirrten mir im Kopf umher, die ich ihm nicht gleich alle vor die Stirn knallen wollte. Ich musste mich auf die wichtigsten Punkte konzentrieren. "Bleib nah bei mir, kleine Nachtigall... und behalt diesmal deine Finger bei dir", zwinkerte er mir mit einem wissenden Grinsen über seine Schulter zu, als wir wieder auf die Hauptstraße traten. Empört schnaubte ich, verschränkte meine Arme vor der Brust und blieb - wie von ihm gebeten - nah bei ihm, denn in erneute Schwierigkeiten wollte ich nicht geraten. "Ich habe nichts geklaut", stellte ich klar und lief fast zum zweiten Mal in ihm, als er plötzlich stehen blieb. Auf der Ferse drehte er sich zu mir herum und griff vollkommen unverfroren in meine vordere Hosentasche. "Und was ist das?", erkundigte er sich schmunzelnd und hielt mir den Obelisken aus Amethyst vor die Nase. Erschrocken weiteten sich meine Augen und mir fehlten für einen Moment die Worte. Als ich dann jedoch erneut Luft holte um mich zu erklären, ließ er ihn wieder in meine Hosentasche gleiten. "Schon gut, hab's geregelt", zwinkerte er mir gelassen zu, die roten Augen voller Belustigung. Als er sich wieder umdrehte und den Weg - mit mir an seinen Hacken, fortführte schob ich meine Hände in die Hosentaschen, bevor noch jemand etwas dort reinwarf. "Danke, doch ich verstehe nicht, warum du mir hilfst", merkte ich dann ehrlich an, mit einem forschenden Blick in seinem Hinterkopf. "Oh, versteh mich nicht falsch, kleine Nachtigall, das habe ich nicht für umsonst gemacht", säuselte er und brachte mich zum erneuten schnauben. "Ich habe kein Geld, nur vorneweg", warnte ich ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen. Er war also doch nicht so ritterlich wie er den Anschein machte. Ich hatte ein wirklich schlechtes Gefühl bei ihm. "Ich möchte kein Geld", ließ er mich weiterhin in einer unglaublichen Lockerheit wissen, drehte sich aber nicht erneut um.

Nun, da ich die Unterhaltung für beendet hielt, widmete ich meiner Umgebung auch erstmals wieder meine Aufmerksamkeit, bemerkte so gleich, wie unzählige Blicke auf uns lagen. Einige warfen uns nur versteckte Seitenblicke zu, andere waren da etwas indiskreter, und wieder andere fingen sogar an zu tuscheln.

Ob das ein gutes Zeichen war? Nein, da mussten ich mir nichts vormachen. Das bestätigte nur mein mulmiges Bauchgefühl. Irgendwas stimmte hier nicht.
Zumindest mussten wir uns nicht durch Leute quetschen, denn die machten von alleine großzügig Platz. Mein Adamsapfel hüpfte einmal als ich stark schluckte und ein unangenehmes Gefühl sich in meiner Magengegend breit machte. Erneut schielte ich zu dem Rubin, der von dieser Situation anscheinend gar nicht verwundert war. Er kannte also diesen Umgang, war demnach entweder ein hohes Tier oder der größte Abschaum. Das Selbstbewusstsein und die Verständlichkeit mit der er vorneweg ging, ließ mich aber eher auf Ersteres tippen. Dazu sahen die Menschen auch mehr ehrfürchtig als angewidert aus.
Oh Erik, in was ich nicht alles hineingerate wegen dir.

So wie ich das erkannte steuerten wir auf ein großes Gebäude an, welches auf einem Hügel lag und wo nur wenige Menschen waren. Es sah aus wie ein Tempel, zumindest meine ich mich daran erinnern zu können, sowas ähnliches in einem Buch gesehen zu haben.

Tatsächlich führte mich der Rubin kommentarlos ins Innere, das genauso prächtig aussah wie die äußere Fassade. Viele Wandbilder und feinste Baukunst. Die Säulen waren aus Stein gemeißelten Drachen mit grünen Augen und krallen. Der Marmorboden war so sauber, dass ich mich in dem dunklen Gestein spiegeln konnte. "Wir können uns hier frei unterhalten", ließ mich der Rubin wissen und führte mich auf eine weitere Treppe zu. "Also, was macht eine Sirene hier?", erkundigte er sich so gleich und warf mir einen kurzen Blick über die Schulter.
Hm da wollte wohl jemand gleich zum Punkt kommen, was?
"Ich war ehrlich gesagt auf der Suche nach dir, Rubin", antwortete ich ihm, beobachtete forschend sein Gesicht, welches amüsierte Züge annahm. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln, während ein belustigtes Glitzern in seine Augen trat. "Xing, du kannst mich Xing nennen", bat er mich, was ich nur abnickte und mir den Namen innerlich vermerkte. "Und warum suchst du nach mir...", "Marin", verriet auch ich ihm meinen Namen, "...Marin" wiederholte er und führte mich auf der ersten Etage dann weiter mit sich. "Ich brauche Informationen", fing ich vorsichtig an und behielt meine Augen auf seinen Hinterkopf gerichtet. "Hah, ich verstehe. Gut, sowas bespricht man am besten mit einem vollen Magen", seine Stimmlage veränderte sich ein wenig, wurde geschäftlicher und ließ mich dann in einen Raum treten, in dem ein großer Tisch stand, welcher mir gerade mal zum Knie reichte. Sitzkissen drumherum ließen vermuten, dass man auf Stühle verzichtete. Xing betätigte eine Kordel, welche neben dem Raum stand, zog zweimal dran und bat mich dann auf der einen Seite Platz zu nehmen. Ich setzte mich, meine Blicke noch immer durch den Raum gleiten lassen.
Ein riesiges, handgemaltes Bild eines Drachen und einem Phönix zierte die Wände und wurde wohl mit viel Liebe zum Detail kreiert, zumindest saß jeder Pinselstrich perfekt und die Farben waren harmonisch aufeinander abgestimmt. Xing, welcher sich direkt mir Gegenüber niederließ, zog automatisch meine Aufmerksamkeit auf sich. "Also, Marin... bevor wir zum Geschäftlichen kommen, möchtest du mir etwas von dir erzählen?", eröffnete er in einem freundlichen Ton ein Gespräch.
Innerlich verglich ich meine beiden Entscheidungen miteinander und überlegte, ob er irgendwas mit den Informationen anfangen könnte, was mir schadete. Denn auch wenn er freundlich wirkte, spürte ich die Aura eines Spitzenraubtiers. Ich habe das Gefühl, dass er seine Zähne in die kleinsten Wunde rammen würde und nicht eher loslässt, bis ein riesiges klaffendes Loch entstanden ist.
Doch vielleicht war ich auch einfach zu vorsichtig ihm gegenüber. Würde er mir schaden wollen, hätte er schon unzählige Gelegenheiten gehabt, aber mich doch nicht auf ein Abendessen eingeladen. Außerdem musste ich seine Gunst gewinnen für die Informationen. Schweigen ließ mich verdächtig wirken und könnte ihn dazu bringen, mir ebenfalls Informationen zu verschweigen die ich bräuchte. Dennoch fühlte ich mich nicht wirklich wohl dabei, einfach so meine Lebensgeschichte herunter zu rattern.
"Es gibt nicht viel über mich zu wissen, was dich interessieren würde", versuchte ich es vorsichtig abzutun, doch Xing lächelte nur müde. "Hm, lass das mal meine Sorge sein, was von Interesse für mich ist", lächelte er mich an, in einem Unterton der mir zu verstehen gab, dass er mich nicht so einfach vom Harken ließ. Innerlich seufzte ich einmal, ehe ich ein paar unwichtige Informationen über mich zusammen kratzte. "Ich stamme aus Kalimba und lebe dort schon mein ganzes Leben lang", erzählte ich. "Großteil als Mensch unter den anderen Menschen. Ich mag es zu tanzen und stehe gern im Mittelpunkt", fügte ich hinzu und hoffte es würde ihm reichen. "Kalimba... das ist ganz schön weit weg. Bist du den ganzen Weg geschwommen?", seine Augenbraue hob sich interessiert doch vollkommen unbeeinflusst erwiderte ich locker seine intensiven Blicke. "Traust du es mir etwa nicht zu?", wollte ich in einem provokanten Ton wissen.
Ein kurzes Geräusch der Belustigung entwich seinen Lippen und sein Kopf neigte sich spielerisch zur Seite. "Nicht doch... Es ehrt mich nur noch mehr, dass du dir die Mühe gemacht hast, nur um mich zu finden", schmunzelte er spitzbübisch. "Naja eine Sirene-", ich stoppte mitten im Satz als ich meinte Schritte auf dem Flur zu hören.

Kurz darauf klopfte es an der Tür und ohne auf Antwort von Xing zu warten, traten eine Gruppe von Dienern herein. Sie alle trugen dieselben, schlichten und leinartigen Lumpen als Kleidung, die Haare kurz geschnitten und keine Malerei in ihren Gesichtern. Die Haut war braun gebrannt und das Alter variierte sehr stark.

"Du brauchst nicht aufhören zu sprechen... alle meine Bediensteten sind taub", wank der Schwarzhaarige vor mir gelassen ab.
Sofort hoben sich meine Brauen und überrascht blinzelte ich ihn an. "Es würde nur Probleme geben, würden sie meinen Gesang hören, deswegen ließ ich ihre Trommelfelle zerstechen", erzählte er so, als wäre es das Normalste auf der Welt.

Mein Blick wandelte sich schnell ins Entsetzen und festigten sich auf meinem Gastgeber, der meinen Blick nur mit einem lässigen Lächeln erwiderte.
Das konnte ja wohl nicht sein Ernst sein, oder? Forschende Blicke legten sich auf ein junges Mädchen mit einem großen Tablett aus Silber in den Händen. Das köstlich duftende Fleisch bekam allerdings nicht meine Beachtung, sondern ihr Gesicht. "Hey! Da sitzt eine Spinne auf deiner Schulter", versuchte ich sie mit dieser Lüge zu einer Reaktion zu bringen, doch es war wie Xin sagte - sie schien mich wirklich nicht zu hören.

"Ganz ruhig, Nachtigall... Es ist zu ihrem besten, das verstehst du doch sicherlich", schmunzelte Xin, seine Blicke mich noch immer mit einer Spur Belustigung betrachtend. Ich brauchte noch ein paar Sekunden um dies zu verdauen, ehe ich betäubt nickte. "Gäbe es keine andere Lösung?", wollte ich dennoch wissen.
"Fällt dir eine ein?"

"N-Nein... Nicht sofort aber wenn du mir etwas Bedenkzeit gibst..."

"Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf, mein Liebster... Trotz dieser kleinen Einschränkung sind alle froh hier zu arbeiten."

Meinen Zweifel an seinen Kompetenzen als Arbeitgeber behielt ich lieber für mich. Fröhlich sahen sie nämlich nicht aus, viel mehr eingeschüchtert und ängstlich. Keiner von ihnen wagte es seinen Blick nur in die Nähe unserer Gesichter zu bringen, konzentrierten sich vielmehr darauf die Speisen penibel auf dem Tisch anzurichten. Erst als sie den Raum wieder verlassen hatten, siegte der Geruch der köstlichen Gerichte über meine Sorgen. Mir lief förmlich das Wasser im Mund zusammen und hungrige Blicke überfuhren den Tisch.

Meeresfrüchte, Fisch, Früchte, gedämpftes Gemüse, Überbackenes, Fleisch und 'ne Menge Reis. Ein dunkles Lachen ließ mich erneut zu dem Schwarzhaarigen aufblicken, welcher nach dem Stäbchen griff, die neben seinem Teller lagen. "Tue dir keinen Zwang an... die Reise war bestimmt lang und die Ernährung sicher eintönig", schmunzelte er mit einem undefinierbaren Zwischenklang.
Wusste er etwa doch von meiner Mitfahrgelegenheit? Nein... sonst hätte er dies schon angesprochen. Doch richtig lag er mit meiner Ernährung. Auf dem Schiff gab es Fisch, Pökelfleisch und Reis. Selten gab es mal Kartoffeln oder anderes Gemüse, welches wir an einem Hafen besorgten - doch meistens reichte es nur für eine Mahlzeit. Ein Grund warum ich mich auch gleich auf das Fleisch und das Gemüse stürzte. Poseidon sei Dank, dass man mir auch eine Gabel hingelegt hatte, denn mit den Stäbchen könnte ich wohl beim besten Willen nicht umgehen.

Das Fleisch zerfiel in meinem Mund und eine wahre Geschmacksexplosion ließ mich genüsslich seufzen. Sowas gutes habe ich noch nie gegessen! Wobei der Geschmack mir aber etwas vertraut vorkam.

Ich musste noch ein paar Bissen nehmen, bis es mir einfiel woher mir dieses Aroma, diese Süße und gleichzeitige Deftige bekannt vorkam. Unter den perfekt aufeinander abgestimmten Gewürzen, der süß-sauren Soße und der Tatsache, dass es gebraten war - war es...

"Menschenfleisch, du liegst richtig", schnitt Xing in meine Gedanken, lächelte mich lässig an und nahm ebenfalls einen weiteren Bissen von dem Fleisch. Mein Gesicht wurde wie ein riesiges Schild von ihm gelesen, er hatte wohl sehr gute Kenntnisse. Ich musste also noch mehr aufpassen, wie ich mich ihm gegenüber verhielt. "Es gibt doch nichts, was einer Sirene mehr schmeckt", fügte er grinsend hinterher, und hatte damit selbstverständlich recht. "Wow... Ich hätte nie gedacht, dass es so gut schmecken würde", gestand ich ehrlich verblüfft.
Selbst wenn es sich makaber anhörte, und der Gedanke etwas seltsam war, Menschenfleisch auf diese Art zu verspeisen - war es das beste was ich bisher in meinem Leben geschmeckt habe. Warum bin ich nicht selbst auf diese Idee gekommen? "Du gehst also nicht jagen?", nahm ich an und aß unbeirrt weiter. "Nicht so wie du es vermutlich kennst, viel zu gefährlich. Die Küsten sind voller Jäger, Räuberhöhlen und viel zu vielen Menschen die alles geben würden um eine Sirene zu fangen", antwortete er nur und häufte sich etwas von dem Reis in seine Schüssel. "Ich muss nicht jagen... mir gehört die Stadt, will ich einen Menschen, dann hol ich ihn mir. Es braucht nur einen Fingerschnips meinerseits und der junge Bursche von der Straße landet in meiner Küche", grinste er dann dunkel, sah mir tief in die Augen.
Ein ungutes Gefühl durchfuhr mich und erneut nahm ich die Raubtier-Aura die von ihm ausging, umso deutlicher wahr. Doch ich konnte es ihm nicht verübeln. Er war ein Hai in einem Teich voller Fische, wer würde dies nicht ausnutzen?

Beinahe schon beneidenswert, wenn auch moralisch nicht vertretbar. Sicherlich setzt er seine Macht nicht alleinig für sein Überleben ein, wenn man sich seine Behausung ansah. "Hm, sollte ich dich also König Xing nennen?", schmunzelte ich provokant, was das belustigte Funkeln in seinen Augen verstärkte. "Zu diesem Angebot könnte ich unmöglich nein sagen. Kniest du auch vor mir und küsst meine Füße?", grinste er breit, was ich nur neckend erwiderte. So gern ich diese spielerische Unterhaltung weiterführen möchte, mir blieb nicht viel Zeit bis Sylas mich wieder an Bord erwartete.
"Hm.. wer weiß. Vielleicht überlege ich es mir, wenn du mir die richtigen Informationen gibst", säuselte ich und neigte meinen Kopf leicht schief. Xing gab einen amüsierten Laut von sich und nippte an einer feinen Porzellantasse dessen Inhalt stark nach Kräutern roch. "Hm, na gut. Du hast mich in Stimmung gebracht um über geschäftliches zu reden. Also kleine Nachtigall, was möchtest du wissen?", eröffnete er endlich das lang ersehnte Gespräch. "Ich brauche den Standort des Onyx", antwortete ich dann sogleich und vollkommen ernst. Xing sah mich einmal intensiv an, stellte die Tasse wieder auf den passenden Unterteller und lehnte sich leicht nach vorne. Der spielerische Glanz war mit einem Mal aus seinen dunklen Augen vertrieben. Seine Hände falteten sich vor ihm, wobei seine Ärmel etwas hochrutschten. Schwarze Linien und Muster gaben ihre Ansätze zu erkennen und weckten kurzzeitig mein Interesse, doch dies wendete sich schnell wieder auf die gesprochenen Worte des Rubins. "Warum suchst du ihn?", wollte er allerdings nur wissen. "Man erzählt sich, dass er die Toten wieder zurückholen kann", erwiderte ich weiterhin gefasst und sachlich.

"Woher hast du die Information?"
"Ist das nicht egal?"
"Nein, denn deine Quelle ist wohl nicht wirklich gut, denn sie hat dir vergessen zu sagen, dass dies einen heftigen Preis mit sich zieht."
"Einen Preis? Geld, oder-"
"Ein Opfer um genauer zu sein. Du musst etwas gleichartiges aufgeben, um das zurück zu bekommen, was du verloren hast."
Meine Stirn legte sich vor Überraschung in Falten und etwas sackten meine Schultern ein. Der Informant sagte, dass der Rubin ebenfalls beim Onyx war um etwas zurückzufordern. Welchen Preis er wohl zahlen musste?
"Das ist kein Problem, er war ein guter Freund von mir, eine reine Seele und hat es nicht verdient so früh zu gehen - erst recht nicht wegen mir", stellte ich klar, klang dabei genauso eisern wie es mein Wille auch war.
"Ich bewundere deinen Mut und deine aufopferungsvolle Art, und ich hoffe du kriegst wieder, was dir geraubt wurde", meinte er dann mit einer Spur von Bitterkeit und tiefsitzender Trauer, gleichzeitig aber auch Ehrlichkeit.
"Komm mit, ich besitze eine versteckte Karte auf der ich das Revier vom Onyx eingezeichnet habe", forderte er mich dann auf und erhob sich.
Das ging erschreckend einfach... und das ohne Gegenleistung?

Erneut führte mich Xing durch sein Zuhause, welches so groß wie ein Palast war. Diesmal ging es in den hinteren Teil des schmuckvollen Gebäudes. Plätschern von Wasser wurde hörbar und ich spürte die erhöhte Luftfeuchtigkeit auf meiner Haut kribbeln. Xing sagte kein Wort und schien ein bisschen neben sich zu stehen, den Blick mehr in die Leere gerichtet als auf das was vor ihm war.

Doch als wir vor einer großen roten Tür standen, klärte sich seine Mimik wieder und mit neu gefundener Klarheit betraten wir seinen Raum. Er war nicht kleiner als der Esssaal, war mit dunklem Marmor gepflastert und nochmal durch Rundbögen Unterteilt. Sein riesiges Himmelbett war über und über mit Kissen bestückt, mit mehreren Kerzen darum. Pflanzen verliehen dem Raum einen sehr naturnahen flair, doch das was meine Blicke auf sich fesselte war der Teich mit Wasserspeier am Ende des Raumes. "Hm, daran merkt man, dass du eine Sirene bist... normalerweise sind meine meisten Gäste eher dem Bett hingezogen", raunte er in einem vielsagenden Unterton und funkelte mich über seine Schulter neckisch an. "Ich kann nicht verleugnen, dass es nicht meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat", zuckte ich auf seine Andeutung eingehend im selbigen Ton. Sein leichtes Grinsen wurde breiter. "Du kannst es dir gleich ja gerne noch näher ansehen", schnurrte er nur und blieb vor dem Teich stehen.
Das Wasser war dunkel und er schien tief, wenn auch nicht groß. Vielleicht 5 Meter im Durchmesser. "Auch ich liebe es zu schwimmen... der Teich hier bildet einen direkten Zugang zum Meer und zu einem geheimen Raum in dem unter anderem die Karte hängt", erzählte er und entfachte damit ein aufregendes Kribbeln in meinen Fingern.

Während ich mich innerlich freute wieder schwimmen zu können, bemerkte ich Xing aus dem Augenwinkel wie er sich am Entkleiden war.
Das was seine hochgerutschten Ärmel andeuteten, bestätigte sich als sein Oberteil zu Boden fiel. Gebannt lagen meine Augen auf den Malereien, die seinen Körper zierten. Seine Haut war über und über mit den verschiedensten Bildern, Motiven und Mustern bedeckt, die meine Blicke förmlich auf sich festklebten. "Gefallen sie dir?", erkundigte er sich und wendete sich ein wenig, damit ich auch nichts übersehen konnte. Leicht nickte ich, ohne meinen Blick von seinem Körper zu nehmen. War es Farbe? Würde es sich nicht bei Verwandlung abwaschen? Und wenn nicht dann, dann doch sicher beim Schwimmen. "Darf ich?", erkundigte ich mich, streckte vielsagend eine Hand in seine Richtung aus. "Befriedige ruhig deine Neugierde", erlaubte er es mir, die Mundwinkel noch immer zu einem verschmitzten Grinsen verzogen.
Vorsichtig ließ ich meine Fingerspitzen über die Linien streichen. Sie verwischten nicht, waren auch nicht fühlbar... Als ich sie noch näher betrachtete sah ich, dass die Farbe anscheinend in seiner Haut war. Noch während ich mich fragte, wie das möglich war, ließ Xing seine Hand zu meiner gleiten, umfasste diese vorsichtig. Wärme durchschoss meinen Körper wie eine Stichflamme und ließ meine feinen Härchen stehen. "Wir haben noch nicht über die Bezahlung gesprochen", raunte er, führte meine Hand zu seinen Lippen. Kleine Stromschläge durchzuckten mich und mir wurde noch wärmer. Ich erwiderte seinen verhangenen Blick und vergaß zu atmen. "Lass mich, mich auf dir verewigen", hauchte er in einem süßen Ton, und sah mir tief in die Augen.
Da ich nicht genau verstand was er meinte, nahm ich an, er wollte mich ebenfalls bemalen, doch als mein Blick zu seinen Kunstwerken glitt, spürte ich ein leichtes lachen an meinen Fingern. "Nein, nicht so kleine Nachtigall... das was ich meine, ist viel magischer", raunte er, fing meinen Blick erneut auf und hielt ihn fest.
Magischer als gefärbte Haut?
"Schon einmal was vom Bund der Sirenen gehört?", fragte er mich, worauf ich nur den Kopf schütteln konnte. "Es ist ein Mal, welches sich Sirenen gegenseitig geben können, mit diesem weiß man immer wo die andere Sirene ist, wie es ihr geht und ob sie in Gefahr ist", erklärte er mir. "Man kann mit mehreren Sirenen ein Bund schließen, doch einmal geschlossen, ist es unumkehrbar" fügte er hinzu, hörte sich ernst und mysteriös an.
"Warum möchtest du das?", stellte ich dann die Frage, die mir auf der Zunge brannte. Seine Mundwinkel zuckten und er legte meine Hand auf seiner Schulter ab, legte die seinigen auf meinen Hüften und zog mich etwas näher an ihn. Seine Hitze setzte meinen Körper unter Strom und sein süß-scharfer Geruch umwarb meine Nase. "Kein besonderer Grund... ich möchte dich nur nicht aus den Augen verlieren", säuselte er, ohne einen Hauch einer Lüge. "Und wenn ich mich weigere?", erkundigte ich mich dann vorsichtig. Sein Blick wurde etwas schärfer. "Dann lass ich dich zu deinen Freunden auf das Piratenschiff zurückbringen, ohne Informationen über den Onyx", raunte er dunkel.

Also wusste er doch mit wem ich kam...

Die Informationen waren allerdings zu wichtig um jetzt einen Rückzieher zu machen... und so ein Mal klang nach keiner großen Sache. Viel konnte er mit den Informationen ja anscheinend sowieso nicht anfangen und die Verbindung ging in zwei Richtungen. "Na schön. Du wirst mir allerdings sagen müssen, was ich tun muss, denn ich habe sowas noch nie miterlebt", bat ich ihn dann, brachte den Glanz der Freude zurück in seine dunkelroten Augen. "Kein Problem, kleine Nachtigall... wir machen das ganz langsam", versicherte er mir und presste nun meinen Körper dicht an seinen. 


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Ja ich weiß, ich bin gemein ;p
Nächstes Kapitel ist definitiv NSFW, lest es also vielleicht nicht in der Klasse, und wenn doch: ich habe euch gewarnt! :D 

Was sind eure Meinungen zu Xing? Ich liebe ihn ein wenig >//< Leider spielt er bisher nur eine kleine Rolle, aber nichts, was ich nicht ändern könnte, wenn er euch auch gefällt :D 


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