- VI -
Als ich endlich das gedämpfte Schnarchen höre, das aus Marisols Schlafzimmer kommt, schlage ich leise die Decke zurück und stehe auf.
„Tu das nicht!", fleht M. eindringlich. Er ist wie so oft aus dem Nichts aufgetaucht und versucht wieder, mich vor Gefahren zu warnen. Ich weiß natürlich, wie besorgt er ist. Aber das ändert nichts an meiner Entscheidung. Ich muss das jetzt tun.
„Pauli. Das ist wirklich eine schlechte Idee."
Ich ignoriere meinen Schutzengel und schleiche barfuß aus der Wohnung. Zum Schuhe anziehen ist keine Zeit. Ich will nicht riskieren, dass Marisol aufwacht und mich aufhält.
Dann steige ich die Stufen hinauf und drehe leise den Schlüssel im Schloss, das mich zu all den Lügen führt. Wieso nur habe ich ihm einfach geglaubt? Das beschäftigt mich seit Stunden. Ich hätte es besser wissen müssen!
Aber ich war noch so klein. Erst sechs Jahre alt ... Und Dad war gefährlich.
Mama hat immer gesagt: ‚Mach ihn nicht wütend, Pauli. Sonst wird er dir wehtun.' Das gehörte zu unserer täglichen Routine – morgens, bevor Mama zur Arbeit gegangen ist. Trotzdem hat sie mich fast nie mit Dad allein gelassen. Stattdessen gab es eine Nachbarin, die nach dem Kindergarten – und der Schule – auf mich aufgepasst hat. Es war fast wie hier, aber doch ganz anders ... Was ist wohl aus Alma geworden?
Im nächsten Moment schüttele ich entschieden den Kopf. Es gibt jetzt Wichtigeres! Ich habe einen Plan und darf mich nicht ablenken lassen.
M. erscheint direkt vor mir und versucht noch einmal, mich umzustimmen. Aber er kann nichts tun. Ich werde Dad zur Rede stellen und ihn dazu bringen, endlich die Wahrheit zu sagen! Also suche ich schnell alles zusammen, was ich brauche. Dann verstecke ich mich und warte. Bald wird er hier sein.
Und tatsächlich dauert es gar nicht lange, bis die Tür aufgestoßen wird und er laut fluchend hereinkommt. Dad ist verdammt wütend.
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