- I -

7 Jahre später

„Pauline, wo bleibt mein Essen?", brüllt er aus dem Wohnzimmer.

Ich verdrehe die Augen und murmle vor mich hin: „Warum tue ich mir das eigentlich an? Bin ich sein Hausmädchen?" Leider kenne ich die Antwort: Ich tue es, weil ich keine andere Wahl habe. Ich sollte ihn einfach vergiften. Dann wäre ich viele meiner Probleme los.

Solche Gedanken und Aufsässigkeiten unterdrücke ich sonst immer. Es ist zu leicht, mich darin zu verlieren. Und zu gefährlich. Ich wäre nicht aufmerksam genug.

Doch im Moment ist er nüchtern – noch. Im Moment bin ich in Sicherheit. Das wird sich in spätestens einer Stunde ändern.

„Bring verdammt nochmal das Essen her, du dummes Stück Dreck!", blafft er nun wütend. Scheiße! Wenn er schon nüchtern wütend auf mich ist, wird es nach dem Trinken nur noch schlimmer. Die altbekannte Kälte breitet sich in mir aus und ich beginne unkontrolliert zu zittern. Jetzt nur keinen Fehler machen.

„Ist schon unterwegs, Dad", rufe ich betont fröhlich und beeile mich, sein Steak und die Kartoffeln auf den Teller zu füllen.

Als ich ins Wohnzimmer komme, sitzt er mit einer Flasche Bier in der Hand im Sessel und schaut sich ein Spiel an. Ich riskiere keinen Blick zum Fernseher. Es ist mir egal, um welche Sportart es geht und welche Mannschaft gerade spielt. Bloß keine weitere Zeit vertrödeln.

Ich reiche ihm wortlos den Teller und verschwinde wieder – so schnell ich kann, aber ohne zu rennen. Ich will keine Sekunde länger als nötig in seiner Nähe sein. Außerdem muss ich noch Hausaufgaben machen. Also verschanze ich mich mit Schulbüchern und Schreibblöcken in meinem Zimmer. Zu gern würde ich die Tür abschließen, aber das geht nicht. Er hat die Schlösser in der gesamten Wohnung entfernt.

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