Geisterbahn


„Ach, kommt schon!" rief Mareike auf und ab hüpfend, „Das wird bestimmt witzig." Meine Zwillingsschwester versuchte nun schon seit zehn Minuten mich und Lukas, der dritte in unserem Trio, dazu zu bewegen mit ihr in die Geisterbahn zu gehen. Damit hätte ich auch rechnen können. Zwar liebte sie so gut wie alles auf der Kirmes, aber Geisterbahnen gehörten zu ihren absoluten Lieblingen. Ich hingegen hasste sie. „Das ist doch Geldverschwendung!" ,versuchte ich ihr klar zu machen, „Du kannst mir nicht erzählen, dass du das gruselig findest!" Lukas stimmte mir eifrig nickend zu. Er wollte auf keinen Fall in die Geisterbahn und das wusste ich auch . Genau wie Mareike. Denn wenn man mit Lukas befreundet war, dauerte es nicht lange, bis man bemerkt, dass dieser Junge sich vor so gut wie allem fürchtete. „Bitte, Podolski!" ,meinte Mareike und sah mich flehend an, „Ihr wisst doch gar nicht, was ihr da verpasst."

Podolski, oder auch einfach nur Poldi, war mein alter Spitzname, den Mareike wieder ins Leben gerufen hatte, als wir uns mit Lukas angefreundet hatten. Schließlich hieß ich ebenfalls so und damit wurden Verwechslungen vorgebeugt. Der Spitzname an sich war aber wesentlich älter, als unsere Freundschaft mit Lukas. Mareike hatte ihn sich ausgedacht, als wir so um die acht Jahre alt gewesen waren. Damals war ich ein riesiger Fan von Lukas Podolski und da wir uns einen Vornamen teilten fand Mareike es witzig mich so zu nennen.

Irgendwann hatte Mareike uns schließlich überzeugt. Natürlich. Sie bekam immer was sie wollte. Also stellten wir uns in die Schlange vor dem Kassenhäuschen. Ich vermisste die 4,50 Euro Eintritt jetzt schon. Lukas hingegen war sichtlich nervös. Irgendwie tat er mir leid. Wir kannten einander noch nicht besonders lange, verstanden uns aber wirklich gut.

Als wir dann endlich vor den Wagen standen, fiel uns auf, dass immer nur zwei Leute in einen Wagen passten. Aber das Geld war nun bezahlt und wir waren uns einig, dass wir jetzt auch fahren mussten. Mareike meinte, Lukas und ich sollten gemeinsam vorfahren, damit sie sehen kann, dass wir keinen Rückzieher machten. Also stiegen wir in den nächsten Wagen und fuhren los.

Zugegebenermaßen war es ganz witzig mit Lukas zu fahren. Vor allem weil er sich immer erschrak. Bei jeder Gelegenheit. Mich hingegen ließ das ganze allerdings relativ kalt. Bis unser Wagen auf einmal stehen blieb.

„Was...was ist das?" fragte Lukas panisch, „Weißt du ob das so sein muss?" Ich sah mich ein wenig um, konnte aber nichts besonderes entdecken. Sowieso war es verdammt dunkel hier. „Bestimmt." antwortete ich, in der Hoffnung Lukas zu beruhigen. „Das haben die garantiert als kleines Extra eingebaut." Doch unser Wagen machte keinerlei Anstalten sich zu bewegen und Lukas wurde mit der Zeit immer hibbeliger. „Mir gefällt das nicht, Poldi." meinte er irgendwann „Irgendwas stimmt hier nicht." „Hier ist bestimmt alles so wie es sein sollte. Oder es gibt einfach einen technischen Defekt. In dem Fall werden wir bestimmt bald hier raus geholt." antwortete ich beruhigend, dich so langsam glaubte ich selbst nicht mehr daran. Ich schauderte . Irgendwie war es kälter geworden, oder bildete ich mir das nur ein?

Wir warteten noch eine Weile in der Dunkelheit und lauschten den leisen Geräuschen um uns herum. Dann griff Lukas mich irgendwann am Arm und sagte: „Ich will hier raus. Bitte." Da auch ich langsam Angst bekam, stimmte ich ihm zu. Vorsichtig stiegen wir aus. „Eigentlich ist es ganz einfach." stellte ich fest „ wir müssen nur den Schienen folgen. Dann kommen wir irgendwann zum Ausgang." Das leuchtete auch Lukas ein. Also tasteten wir immer mal wieder mit den Füßen nach den Schienen, während wir uns dem Ausgang entgegen arbeiteten. Ich musste zugeben, dass das alles echt unheimlich war. Durch die Dunkelheit konnte man immer nur die Umrisse von Objekten erkennen und nicht selten befürchtete ich, dass es sich um ein Lebewesen handelte. Außerdem schien das Fahrgeschäft von innen viel größer als von außen.

So wanderten wir durch die Dunkelheit, als auf einmal jemand, oder etwas, meine Hand griff. Erschrocken fuhr ich zusammen, dann merkte ich, dass es bloß Lukas gewesen war. „Tschuldigung." murmelte er und ließ meine Hand ruckartig los„Ich hab mich bloß davor dem Ding da erschrocken." In der Dunkelheit meinte ich zu erkennen, dass er zu einer lebensgroßen, menschenähnlichen Puppe hinüber nickte. „Kein Problem." antwortete ich mit einem Lächeln, auch wenn ich wusste, dass er es nicht sehen konnte.

Irgendwann meinte ich ein Licht zu sehen. Ein helles Tageslicht. Der Ausgang! „Lukas!" rief ich freudig, „Wir haben's geschafft!" Doch mein bester Freund antwortete nicht. „Lukas?" Als ich mich umsah, fiel mir auf, dass er weg war. Panik stieg in mir auf. „Lukas!" rief ich wieder, erhielt jedoch wieder keine Antwort. Kurz dachte ich darüber nach, ob er vielleicht bloß einen Scherz machte und sich versteckt hatte. Aber ich wusste genau, dass das nicht Lukas Art war. Wir mussten uns in der Dunkelheit verloren haben, ohne es zu merken. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Jede Menge Horrorszenarien tauchten in meinen Gedanken auf. Er könnte verletzt sein, sich verlaufen haben oder gar schlimmeres. „Lukas!" schrie ich panisch und eilte den Weg zurück den ich gekommen war. Immer wieder rief ich seinen Namen. Und meine Angst um ihn steigerte sich immer weiter.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon ziellos durch die Geisterbahn lief. Meine Hoffnung, ich könne Lukas finden schwand immer weiter, als ich auf einmal mit jemandem zusammen stieß. Zunächst erschrak ich mich, doch der Schrei, den diese Person ausstieß, kam mir sehr bekannt vor. „Lukas!" rief ich freudig und schlang meine Arme um meinen besten Freund. „Podolski!" murmelte Lukas immer wieder. Ich war so unglaublich erleichtert, dass ich ihn wiedergefunden hatte. „Auf einmal warst weg." wisperte er in die Umarmung „Und ich konnte die Schienen nicht mehr finden." Er drückte mich noch etwas fester an sich und ich merkte, dass sein Gesicht ganz nass war. Anscheinend hatte er geweint. Es tat mir so unfassbar leid. „Komm." meinte ich und löste die Umarmung. „Ich war vorhin fast beim Ausgang, als ich gemerkt habe, dass du weg bist. Vielleicht finde ich ihn ja wieder!" „Vielleicht?" fragte Lukas mit zitternder Stimme. „Ganz bestimmt." erwiderte ich und versuchte sicher zu klingen. Wenn Lukas wüsste, dass auch ich Angst habe würde er höchstwahrscheinlich in Panik verfallen und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. „Gib mir deine Hand." forderte ich dann. Überrascht sah Lukas mich an: „W...was?" Erklärend zuckte ich mit dem Schultern: „Du sollst mir deine Hand geben. Damit wir uns nicht nochmal verlieren." „Ah , okay." antwortete Lukas und reichte mir seine Hand. Sie war kalt und schwitzig, passte aber perfekt in meine. Ich spürte, wie ich etwas rot wurde, aber glücklicherweise war es so dunkel, dass Lukas es nicht sehen konnte.

Während wir gingen, redeten wir nicht. Dafür waren wir viel zu sehr damit beschäftigt, auf unsere Umgebung zu achten und aufzupassen, dass wir nicht stolperten. Außerdem war ich in Gedanken. Ich fragte mich warum unser Wagen wohl stehen geblieben war und ob Mareike uns schon suchte. Darüberhinaus versuchte ich zu verstehen warum es hier so viele Räume gab, durch die keine Schienen verliefen und wie sie alle in dieses kleine Gruselhaus passten.

Plötzlich blieb Lukas stehen. „Du, Poldi?" fing er an „Ich wollte dir noch etwas sagen." Überrascht sah ich ihn an. „Schieß los!" forderte ich ihm gespannt auf. Täuschte ich mich, oder lief er etwas rot an? Es lag wahrscheinlich bloß am seltsamen Licht hier. „Na, ja. Es ist so..." druckste er sich herum „Also...ich..." Auf einmal meinte ich Schritte zu hören und unterbrach Lukas. Beim genaueren Hinhören, klangen sie aber überhaupt nicht menschlich. Und sie schienen näher zu kommen. „Lauf!" hauchte ich Lukas zu und rannte, ohne seine Hand loszulassen, los.

Wir sprinteten durch die Geisterbahn, bis uns die Puste ausging. Allerdings hatten wir zu viel Angst um anzuhalten. Da erkannten wir auf einmal im der Ferne Licht. Voller Hoffnung rannten wir darauf zu und durchquerten ein großes Tor. Nun blieben endlich keuchend stehen, um uns herum die lauten Geräusche und blinkenden Lichter der Kirmes.

„Oh ,mein Gott" stieß Lukas aus „ Was

um alles im der Welt ist gerade passiert?" „Keine Ahnung, aber ich bin so unfassbar froh, dass wir da heil wieder rausgekommen sind" antwortete ich glücklich und fiel Lukas um den Hals. Das war echt unheimlich gewesen. Die Umarmung dauerte etwas länger, als sie sollte und ich merkte, dass Lukas sich versteifte. Schnell ließ ich ihn los und fragte: „Was...wolltest du eigentlich vorhin sagen?" „Oh" Lukas wurde sichtlich nervös. „Nicht so wichtig." Ich war mir ziemlich sicher, dass es sehr wohl wichtig gewesen war. Aber ich wusste auch, dass Lukas es mir dem Fall irgendwann bestimmt sagen würde. „Okay." antwortete ich also mit einem Lächeln. „Wo ist eigentlich Mareike?" fragte ich schließlich. Wie aufs Stichwort kam der Wagen, in welchem meine Schwester saß, aus der Geisterbahn.

„Hey, Jungs!" rief sie „Ihr seht aus als hättet ihr einen Geist gesehen!" Erst in dem Moment fiel mir auf, das meine Knie noch immer zitterten. „Sag mal, Mareike?" fragte ich meine Schwester. „Wie lange warst du da drin? Und ist dein Wagen durchgefahren?" Die Verwirrung standet meiner Schwester ins Gesicht geschrieben, als sie antwortete: „Was? Klar. Also ich war da nicht länger als fünf Minuten drin. Wieso?" „Egal" antwortete Lukas schnell und sah mich dann an. Ich wusste genau, dass wir das gleiche dachten. Irgendwas war nicht mit rechten Dingen zugegangen. 

Sooo, das war mein etwas verspätetes HALLOWEENSpecial. Ich hoffe es hat euch gefallen und bye!

Ps: Ich hab keine Ahnung warum mein Handy dieses Halloween in Caps geschrieben hat.

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