Kapitel 1
Es ist endlich Wochenende! In mir löst sich ein Freudenschrei aus. Die anstrengende Woche ist endlich geschafft und ich kann tief durchatmen. Ich spaziere neben Ben, meinem besten und einzigen Freund und versinke dabei in meinen Gedanken. Der Herbst macht sich langsam bemerkbar, denn ein kühler Windzug lässt meine Schultern hochziehen, um meine Ohren etwas zu bedecken und vorm Erfrieren zu schützen.
Ich beobachte wie einige Blätter sich von den Ästen lösen und auf den Boden fallen. Herrlich! Ich liebe den Herbst. Ich finde es immer wieder aufs Neue beeindruckend, wie die Blätter ihre Farbe verändern, bis sie schließlich abfallen und durch den Wind tanzen.
Ah ja, darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin Lina, 17 Jahre, bin ziemlich gut in der Schule, habe grüne Augen und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin ziemlich begeistert vom Herbst, yep jetzt weißt du es wieder. Geschwister hab ich nicht, geschweige denn Freunde, außer Ben natürlich. Ich bin meistens die, die ruhig ist und sich nicht traut mit Anderen zu reden. Also wie gesagt, ich hab niemanden, niemanden außer Ben, meinen allerbesten Freund, der gerade neben mir läuft und sich darüber aufregt, dass ich ihm mal wieder nicht zuhöre, obwohl ich es doch tue. Tja, da kann man wohl nichts machen, wenn man jedes Mal beschäftig ist über sein ganzes Leben nachzudenken.
<Lina, du willst mich doch verarschen oder?>
Ich rolle meine Augen unauffällig, damit er sich nicht noch mehr aufregt. Insgeheim hoffe ich jedoch, dass er es bemerkt hat.
<Ben, wenn ich etwas sage, dann meine ich das auch so.> erwidere ich. Es geht mal wieder um die Diskussion, ob er sich nun wirklich an der Kunstschule bewerben soll, oder nicht.
Schwierige Entscheidung, ich weiß.
Ich mein, meine Antwort steht schon lange fest und ich meine es auch ernst, denn ich kenne ihn seit ich 5 bin. Ben ist mega talentiert im Gegensatz zu mir. Er kann mega gut zeichnen und ist schon bei uns in der Schule dafür bekannt. Also wenn das nicht ausreicht, weiß ich auch nicht. Aber das ist noch nicht alles, Ben ist der Beste aus seinem Fußballteam, er bringt jeden zum Lachen und ist immer gut drauf. Dazu ist er noch beliebt, sieht gut aus und man kann mit ihm über alles reden. Genau deswegen bin ich auch mit ihm befreundet, also nicht nur, weil er gut aussieht, als ob das eine Rolle spielen sollte, oder dass man mit ihm über alles reden kann. Nein, es ist vielmehr die Tatsache, dass er mich nicht ignoriert und hochnäsig auf mich herabschaut, wie alle Anderen. Er akzeptiert mich nun einmal so wie ich bin. Wobei manchmal frage ich mich schon, warum er mit mir befreundet ist, denn ich bin das genaue Gegenteil von ihm. Ich bin eigentlich unsportlich und bewege mich nur wenn ich auch wirklich muss, zumal es wichtig zu erwähnen ist, dass ich trotz dessen schlank bin. Zudem bin ich überhaupt nicht beliebt, geschweige denn talentiert.
Zum ersten Mal frage ich mich wirklich, warum er mit mir befreundet ist. Ich mein, es gibt so viele andere beliebte Schüler bei uns auf der Schule, die die gleichen Interessen haben wie er.
<Äh Lina ... > unterbricht er mich in meinen Gedanken. Ups, ich bin wohl mal wieder mit den Gedanken abgeschweift. Passiert.
<Sorry ich hab dir grade nicht zugehört. Tut mir leid Ben.> antworte ich und bereue sofort meinen Gedanken. Ich mein Freunde hinterfragen doch nicht, warum die andere Person mit einem befreundet ist, oder nicht? Ich kann doch überhaupt froh sein, dass ich ihn habe.
< Ist irgendwas?>fragt er mich mit besorgten Blick.
<Ah, schon gut. > Ich hoffe er bemerkt meine Enttäuschung nicht.
<Okay Linchen> ( So nennt er mich, finde es irgenwie süß)
<Du weißt doch, dass wir über alles reden können>
Ich schaue schweigend auf den Boden.
<Okay, wir gehen jetzt erstmal zu dir nach Hause und reden darüber. Okay?>
Ich nicke und schaue zu ihm auf.
<Woher weißt du das immer?>
<Was? >
<Wenn es mir nicht gut geht. >
Darauf erklärt er mir mit einem Lächeln: <Tja du bist halt meine Schwester und da wir ja gleich alt sind und du einen Tag nach mir Geburtstag hast, bist du sogesagt meine Zwillingsschwester und somit fühle ich alles.
Nein, Spaß beiseite, du bist total schlecht darin deine Gefühle zu verbergen. Man erkennst sofort, wenn was nicht stimmt.>
So ist mir das noch nie aufgefallen.
Aber ich bin auch etwas gerührt, sodass ich rötliche Wangen bekomme.
Oh man, warum werde ich immer so leicht rot?
<Danke.> Das ist das einzige was ich hervorbringen kann. Mir fehlen die Worte. Ich bin echt dankbar ihn zu haben. Er ist der einzige, der sich so um mich sorgt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top