Buchbewertung: Project Lucifer

Also erst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich so lange für die Bewertung gebraucht habe. Die Person, die sich ursprünglich mal fürs Bewerten gemeldet hatte, hat schon vor Monaten (und auf jeden Fall rechtzeitig) bescheid gesagt, dass sie doch keine Zeit hat. Nachdem ich mir dann vorgenommen hatte, die Bewertung stattdessen selbst zu übernehmen, habe ich mir dafür viel zu viel Zeit gelassen. Sorry.

Titel des Buches: Project Lucifer
Autor des Buches: faender 
wurde bewertet von mir
Kapitel, die bewertet wurden: Prolog & 12 Kapitel

Titel und Cover:

Den Titel finde ich sehr gut gewählt. Ich weiß zwar noch nicht genau, was das Projekt Lucifer ist, aber meine Theorie ist, dass es irgendwie mit einem Plan zu tun haben könnte, sich gegen die Gläubigen aufzulehnen. 
Das Cover finde ich ebenfalls gut, das Bild lässt einen gleich an ein Mittelalter-Setting denken. Nur den Fantasy-Aspekt des Buches habe ich anfangs nicht erkannt. Es steht zwar »ein fantastischer Roman« mit auf dem Cover, was ich aber übersehen habe. Vielleicht liegt das mit daran, dass die kleinere Schrift auf dem Cover teilweise nicht ganz so gut zu lesen ist und sich wenig vom Hintergrund abhebt, sodass ich nicht besonders drauf geachtet habe. Wie man das beheben könnte, weiß ich allerdings auch nicht wirklich, eine andere Schriftgröße oder -farbe würde vermutlich nicht mehr so gut aussehen.

Klappentext:

Den Klappentext finde ich ebenfalls gut gelungen. Man bekommt einen guten ersten Einblick in die Welt, in der die Geschichte spielt.
Den letzten Satz hast du nachträglich noch hinzugefügt, oder? Ich habe da in dem Buchvorstellungs-Kapitel nicht zu wenig von der Kurzbeschreibung kopiert, oder? Auf jeden Fall finde ich gerade auch diesen letzten Satz gut, da er den Konflikt um den es um den es in der Geschichte gehen wird, noch einmal deutlicher hervorhebt..
Auch hier hast du die Fantasy-Elemente noch nicht erwähnt, was ich aber okay finde, da sie (zumindest bisher) nicht unbedingt im Mittelpunkt der Handlung standen. In den Tags ist "fantasy" zwar mit drin, aber da ich mir die Tags von Geschichten eher selten anschaue, ist es mir zuerst nicht aufgefallen.

Formatierung und Rechtschreibung:

Die Einteilung des Textes in einzelne Absätze hat mir gut gefallen, sie waren weder zu kurz noch zu lang. Rechtschreibfehler habe ich zwar ein paar gefunden, aber es waren nicht so viele, dass es beim Lesen gestört hätte. Die meisten hätte ich wahrscheinlich auch einfach übersehen, wenn ich nicht drauf geachtet hätte. Außerdem scheinst du sehr bemüht, vorhandene Fehler nachträglich auszubessern, sodass die Fehleranzahl ohnehin immer weiter sinkt. Also gibt es hier  nichts zu kritisieren. 

Idee & Umsetzung:

Zwar gibt es Geschichten mit einem mittelalterlichen Setting gemixt mit ein paar Fantasy-Elementen öfter, dennoch gefällt mir die Idee. Ich fand es sehr gut, wie du nach und nach Figuren und Welt vorgestellt hast - mit jedem Kapitel ist das Bild etwas detailreicher geworden. Die Welt, die du da beschreibst, wirkt wirklich grausam, düster und ungerecht. Die Orte, an denen die Geschichte spielte hast du immer sehr gut  beschrieben, sodass man sie sich gut vorstellen konnte.

Die Fantasy-Elemente, die du bisher erwähnt hast, finde ich sehr interessant. Über die im vierten Kapitel erwähnten Weizenriesen hat man zwar nicht allzu viel erfahren, aber allein der Name und die kurze Beschreibung haben ausgereicht, um mein Interesse zu wecken. Das war auch der erste Zeitpunkt, an dem mir wirklich aufgefallen ist, dass es Fantasy-Elemente in deiner Geschichte überhaupt gibt, weshalb ich es gut finde, dass dieser Weizenriese hier vorkam. Später wäre ich vermutlich etwas irritiert gewesen, dass es sich doch nicht nur um eine realistische Fantasy-Welt handelt. Im vierten Kapitel war es aber noch nicht zu spät, um Fantasy einzubauen, finde ich. Noch interessanter aber finde ich die Sache mit dem Riss. Nicht nur, dass du ihn wirklich gut beschrieben hast, obwohl er sich so grundsätzlich von allem uns Bekannten zu unterscheiden scheint, ich bin auch echt gespannt, ob die Gerüchte stimmen, dass jedes mal, wenn ihn jemand nicht betritt, etwas daraus hervorgekrochen kommt.

Auch wie in der Geschichte ein kritischer Blick auf die Religion geworfen wird, fand ich interessant. Es war interessant zu sehen, auf welche Art und Weise die Gläubigen ihre Macht sichern, wie sie es (zumindest momentan noch, ich gehe mal davon aus, dass sich die Unterdrückten all die Ungerechtigkeiten nicht ewig gefallen lassen werden) schaffen, mit all ihren Grausamkeiten durchzukommen. Etwa indem sie den Armen einreden, sie selbst seien »vom Schöpferwesen besonders gesegnet« (was ich ihnen nicht ganz abkaufe). Oder indem sie sie mit Gewalt einschüchtern.

Die vier Figuren, über die man bisher am meisten erfahren hat – also Lex, Liam, Lex' Mutter und Juni – finde ich alle auf ihre eigene Art und Weise toll. Bei Lex hat es irgendwie am längsten gedauert, bis ich ihn so wirklich einschätzen konnte, aber frag mich jetzt nicht, woran das lag, das weiß ich selbst nicht so genau. An Lex' Mutter mag ich ihre ruhige, aufgeklärte Art. Auch frage ich mich, ob sie vielleicht ab und an mehr weiß, als sie es können sollte und durchs offene Fenster Gesprächen auf der Straße zuzuhören da die einzige Erklärung ist. Juni finde ich cool, wie er den Gläubigen bisher gedanklich immer einen Schritt voraus zu sein schien und vorausplant. Auch bei ihm freue ich mich darauf, mehr über ihn zu erfahren. Aber auch Lex und Liam sind toll. Gerade, wie sich die Beziehung zwischen den beiden weiter entwickeln wird, finde ich spannend.

Einige der Szenen wie zum Beispiel die Hinrichtung oder das, was folgte, nachdem eine der roten Hände diesen Beutel in die Menge geworfen hat, waren wirklich ziemlich grausam. Ich kann verstehen, warum du das Buch als FSK18 eingestuft hast. Zu heftig fand ich die Szenen aber (bisher noch) nicht. Sie unterstreichen noch einmal, wie rücksichtslos die Gläubigen sind und wie aussichtslos und schrecklich die Lage für den ärmeren Teil der Bevölkerung.

Was mich anfangs etwas irritiert hat, war, dass du immer zwischen den Perspektiven der verschiedenen Figuren hin und her springst. Was genau mich daran gestört hat, kann ich allerdings nicht wirklich sagen. Ich habe das Gefühl (falls ich falsch liege, ignoriere das hier einfach) dass Lex' Perspektive oft überwogen hat (wobei ja auch Liams Gedanken öfter vorkamen), vielleicht hat es mich deshalb gewundert, wenn es einen kurzen Einblick in die Gedanken von Figuren gab, von denen man die meiste Zeit über nur ihre von außen sichtbaren Reaktionen mitbekommen hat. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass ich Bücher / Kapitel, die komplett aus der Sicht von nur einer Figur geschrieben sind, einfach nur mehr gewohnt bin. Vor allem, weil ich mich dann nach ein paar Kapiteln daran gewöhnt habe, dass du dich nicht nur auf die Sicht einer Figur beschränkst.

Von der Handlung her fand ich in den ersten 12 Kapiteln diejenigen, in denen Lex, Liam und Juni die Fischerei sabotiert haben, besonders spannend. Aber auch die Szene, in der Liam Lex nachhause bringt, da man ja nicht wusste, wie er auf die Krankheit der Mutter reagieren würde. Ich bin gespannt, wie es jetzt nach der Hinrichtung des Arbeiters aus der Fischerei weiter gehen wird. Ob die Gläubigen herausfinden werden, wer die Fischerei zerstört hat, ob sie es schaffen, ihnen zu entkommen und ob die Zerstörung der Fischerei das einzige bleiben wird, was sie als Rache am System unternehmen, oder ob da noch mehr folgt. Und ich freue mich darauf, mehr über deine Welt und die Figuren zu erfahren, weshalb ich die Geschichte wohl auch weiter lesen werde – sobald ich Zeit dafür finde.

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