Kapitel 9: Verloren

Als Lucy am nächsten Morgen aufwachte, wusste sie, was zu tun war.
Sie blinzelte kurz, warf ihre Decke weg und schlüpfte aus ihrem Bett.
Sie zog sich um, machte aus ihren Haaren etwas, dass einigermaßen nach einer Frisur aussah und gerade als sie ihr Zimmer verlassen wollte, fiel ihr ein wichtiges Detail ein, dass sie um ein Haar vergessen hätte.
Was war, wenn diese kleine Nervensäge mit den kleinen Rehaugen oder der Vackerjunge die Chance nutzen würden, um ihr Zimmer zu durchwühlen? Lucy öffnete die Schublade steckte den Brief samt Kristall in ihre Manteltasche.
Ebenso steckte sie ihr geliebtes Messer ein.
Jetzt war sie gerüstet und beschloss in Gedanken, die beiden ganz genau im Auge zu behalten.
Lucy schloss die Tür hinter sich und stieg die Wendeltreppe des Baumhauses hinab.
Ah, sie konnte die anderen schon sehen.
Sie warf ihren Blick sofort auf die Telepathen und bewegte sich in die Richtung der beiden.
Die zwei bemerkten sie sofort und blickten sie misstrauisch an. Lucy war schon immer gut darin gewesen, Emotionen anderer aus dem Gesicht zu lesen und hatte bevor sie manifestierte immer gedacht, sie würde eine Empathin werden.
Die kleine Marionette versuchte, sie mit erhabenem Blick und selbstsicher anzusehen, aber Lucy spürte die Unsicherheit hinter ihren Fassaden ganz eindeutig.
Fitz war noch einfacher zu Lesen, ihm stand die blanke Wut ins Gesicht geschrieben.
Lucy war zwar klar gewesen, dass sie sich hier keine Freunde machen würde, aber dennoch war dieser blanke Hass unbegründet.
Solange niemand dieser Schwächlinge versuchen würde, ihre Pläne zu durchkreuzen, würde sie keinem auch nur ein Haar krümmen.
Lucy war bei den beiden angelangt, die sich gegenüber in roten Sesseln gegenüber saßen. „Was macht ihr denn heute Schönes?", fragte sie und setzte ein falsches Lächeln auf.
Sophie machte den Mund auf, um zu antworten, doch der Vackerjunge kam ihr zuvor:
„Es tut mir sehr leid, es dir sagen zu müssen, aber das geht dich absolut nichts an!"
Lucy zog eine Augenbraue hoch, warf einen kurzen Blick auf das Buch, dass die Blondine fest umklammert hielt und meinte mit einem Blick zu Fitz:
„Zu verheimlichen, dass ihr dabei seid, eine Kognatenverbindung aufzubauen, ist sinnlos.
Das Buch verrät es.
Traurig, wie schnell du vergessen hast, dass ich auch einmal an der Foxfire war.
Das Buch gab es in der Bibliothek ausgestellt, ich habe es öfters gesehen.", ihr Blick schweifte zu Sophie,
„Ihr könnt es gerne versuchen, aber ich denke, eine Kognatenverbindung zwischen euch beiden ist so gut wie unmöglich.
Dafür hat dieses kleine Lämmchen hier viel zu viele Geheimnisse."
Lucy hatte so gut wie ins Schwarze getroffen.
Schamesröte überzogen Sophie's Gesicht und sie schien förmlich zu glühen.
Der Junge schaute Sophie stirnrunzelnd an, wandte sich dann aber wieder Lucy zu.
„Du unterschätzt uns stark.
Wir sind uns schon so vertraut, dass wir schon jetzt so gut wie Kognaten sind. Und vorallem: Was gibt dir das Recht, uns zu stören?
Falls du es noch nicht mitbekommen hast, wir arbeiten gerade hart und können deine Gesellschaft nicht gebrauchen." Der Junge war drohend aufgestanden.
Auch Lucy ging näher auf ihn zu und hatte den Griff schon um ihr Messer gelegt.
„Ein einziges falsches Wort, mein Lieber, und..."  
„Und was?", fragte Fitz herausfordernd.
„Sie hat ein Messer, Fitz!" Nun schaltete sich auch noch das arme Lämmchen ein.
Fitz Blick glitt zu Lucy's Hand, doch er schien nicht erschrocken, sondern grinste nur, als wüsste er etwas, dass sie nicht wusste.
Lucy stutzte.
Und da machte es KLICK in Lucy's Kopf.
Das blöde Gerede, die dummen Sprüche.
Alles nur Ablenkung, um in Ruhe in ihrem Kopf herumzukramen! Lucy wusste zwar, dass der Geist von Stürmern anders aufgebaut war und ihrer besonders schwer zu durchdringen war.
Aber heute hatte sie nicht ihre Gedanken geschützt.
So sehr sie es auch hasste, es zuzugeben, aber sie traute diesem Telepathen es zu, ihren Plan herausgefunden zu haben und alles erfahren zu haben. Nicht selten kam es vor dass Lucy sprachlos war.
Sie hatte das dumpfe Gefühl, das Fitz einen großen Teil ihres Planes nun wusste.
Sie schimpfte in Gedanken mit sich selbst.
Wie konnte sie nur so dumm sein?
Ihr wurde langsam klar, was das alles bedeutete.
Es bedeutete, dass sie jetzt handeln musste.
Sofort.
Sie musste jetzt zum Treffpunkt in die verbotenen Städte springen.
Auch wenn sie nicht mehr zurück konnte.
Es handelte sich nur noch um Sekunden, in denen die anderen sie aufhalten konnten.
Lucy drehte sich um und noch während sie lief, hörte sie wie Fitz die anderen alarmierte.
Eilig kramte sie ihren Sprungkristall heraus, hielt ihn ins Licht und genau in dem Moment, in dem sie all ihre Konzentration zusammennahm, packte sie eine Hand am Arm.
Es war Sophie.
Die kleine Nervensäge starrte sie erschrocken an.
Mit einem Schlag war Lucy's Konzentrationso gut wie weggeblasen.
Lucy flehte ihren Geist an, sich anzustrengen, doch es war zu spät.
Der Kristall war bereits im Licht. Sie sprang davon.
Und noch während Lucy sprang, wusste sie dass sie sich selbst verlor.
Sie würde verblassen. Lucy wurde bewusst:
Sie hatte verloren.

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