Kapitel 34 - Dornen

,,Doctor, etwas stimmt nicht, wir verlieren die Kontrolle", schreit Mary laut herum. Alles um uns bebt. Das Armaturenbrett leuchtet in allen möglichen Farben auf und gibt alarmierende Geräusche von sich. Wir vier laufen wie verrückt um die Mitte der TARDIS und betätigen alles Mögliche an Knöpfen und Hebeln.

,,Wenn ich wüsste, warum sie so herumzickt, etwas stimmt hier ganz und gar nicht, sie ist selten so launisch. Wieso willst du nicht landen, du verdammte Zicke, du?", spricht er energiegeladen. ,,Wir müssen bremsen, ich habe das Gefühl, dass wir gleich sonst noch explodieren", fügt er lautstark hinzu und zieht mit einem starken Ruck die Notbremse. Mit voller Kraft halten wir uns alle an den Geländern fest, während der Doctor weiterhin wie ein verrückter Wissenschaftler am Armaturenbrett steht und alles Mögliche an Knöpfen und Hebeln betätigt. Man sieht diesem wundervollen Mann an, wie ehrgeizig er ist und diese Gefahr genießt. Er amüsiert sich regelrecht dabei, aber dennoch erkenne ich etwas in seinen Augen, was ich so noch nie gesehen habe, nämlich eine große Menge Angst.

Zuletzt hatte er uns so angesehen, als ich böser Wolf erwähnt hatte. Seit diesem Tag blieb er oft still, er sagte meist nichts und saß hin und wieder wie ein Zuschauer auf der Treppe. Er ist kalt geworden, fast wie ein Geist. Seit diesem Tag versuchte ich, irgendwie diese Rose zu finden, jedoch ohne Erfolg. Jede Nacht wandel ich zwischen den Universen, mein einziger Gedanke immer nur sie. Ich muss sie auch einfach finden, der Doctor wird sonst nie wieder der alte werden, vor allem wenn wir ihn eines Tages wirklich brauchen.

,,Nein, hier stimmt etwas nicht, sie zickt nicht herum, irgendwas anderes muss hier passieren. Nichts funktioniert hier mehr", sagt er erleuchtet und tretet vom Armaturenbrett zurück. Ernst sieht er uns an, ernster, als er es je zuvor tat.

,,Wir können nichts mehr tun, wir können nur noch hoffen das wir dies Überstehen und die TARDIS hoffentlich nicht zerberstet", fügt er zittrig hinzu.

,,Aber... aber wir müssen doch was tun können... du bist der Doctor... keiner kennt die TARDIS besser als du", richtet Liam sich mit glasigen Augen an den Doctor. Jedoch schüttelt er nur den Kopf und verdrückt dabei eine Träne.

,,Es tut mir leid, zum ersten Mal sind mir die Hände gebunden."

Das Beben nimmt immer mehr zu, Explosionen gefolgt vom Flammen umhüllen das Armaturenbrett. Die Alarme sind ohrenbetäubend und unerträglich. Ich sehe zu Mary und auch Liam, von beiden nehme ich die Hände fest in meine.

,,Was jetzt auch geschehen mag, das war es wert, dieses ganze Jahr mit dem Doctor war das Beste meines Lebens und ich habe es geliebt, diese Zeit mit euch zu verbringen", richte ich ganz aufgewühlt an Mary und Liam. ,,Selbst sie, Doctor, sie verrückter Mann." Doch der Doctor sagt nichts, sein Blick ist nur von Leere und Kälte erfüllt.

,,Danke ihr zwei", sagt Mary und zieht mich und Liam in eine feste Umarmung. In Lawinen bahnen sich Tränen über ihre Wangen, ich versuche dem Stand zuhalten, aber schaffe es nicht, Liam ebenfalls nicht.

,,Ich lieb euch beide so sehr", fügt sie völlig aufgelöst hinzu. Liam und ich tun es ihr gleich, wir sehen uns daraufhin nochmal an, schließen unsere Augen und küssen uns. ,,Ich liebe dich Liam."

,,Ich liebe dich auch, Nathan", erwidert er. Seine Stimme erfüllt von Schmerz und Trauer. Es ist, als wäre sein Herz bereits zerrissen, mir geht es aber nicht anders. Ich kann einfach nicht glauben, dass es jetzt vielleicht zu Ende gehen könnte. Ich blicke nochmal hoch und sehe den Doctor, wie er immer noch wie angewurzelt da steht und diese Kälte ausstrahlt. Ich löse mich von den beiden und begebe mich zu ihm rüber. Fest umklammere ich ihn, die anderen tun es mir gleich und sind nur wenige Momente später bei mir und halten, wie auch ich, den Doctor fest im Arm.

Ein grelles Licht erstrahlt plötzlich die TARDIS. Wir schließen blitzschnell unsere Augen. Ein extrem starker Ruck ereilt uns in der TARDIS. Ich spüre nichts mehr, keinen von den anderen, ich fühle mich wie losgelöst und sehe nur noch das nichts. Ich kann auch fühlen, wie ich immer mehr an Kraft verliere. Ich glaube, ich verliere gleich das Bewusstsein. Diese weißen Punkte, sind das, Sterne? Sie wirken so surreal, ich glaube, ich schwebe im diesem Moment im Weltraum herum, vielleicht spüre ich deswegen nichts mehr.

,,Nathan... Nathan wach auf."

,,Mhhmmmhhh."

,,Nathan, wach auf, sofort, wir haben nicht viel Zeit."

Eine mir unbekannte weibliche Stimme hallt mir ans Ohr. Alles fühlt sich so schwer an, ich versuche meine Augen zu öffnen, doch ich schaffe es kaum. Ich kann die Stimme greifen und doch ist sie so fern.
Und was ist das für ein Dumpfes und pulsierendes Gefühl in meinem Kopf?

,,Ja Nathan, weiter so, versuch deine Augen zu öffnen, du schaffst das", höre ich wieder ihre Stimme an meinem Ohr erklingen. Langsam gelingt es mir, meine Augen einen Spalt zu öffnen. Alles ist verschwommen, dennoch kann ich eine Silhouette erkennen. Es ist eine Frau mit blonden Haaren und einer blauen Jeansjacke.

,,Mhhmmmmhh, was ist passiert", murmle ich vor mich hin, dabei lege ich meine Hand auf meine Stirn. Verdammt diese Kopfschmerzen, was ist nur passiert?

,,Hier nimm das, das wird helfen, ich glaube, das war eben alles einfach zu viel für dich", spricht sie fürsorglich und schiebt mir plötzlich etwas in den Mund, kurz darauf kippt sie mir Wasser hinterher. Schwer schlaffe ich es zu schlucken. Sie nimmt plötzlich meine beiden Arme in ihre Hände und zieht mich auf. Schnell bemerke ich, wie die Kopfschmerzen nachlassen und ein merkwürdiger grauer Schleier sich auf meine Sicht legt. Meinen Puls spüre ich auf einmal bis in meinen Hals. Was hat sie mir da gerade gegeben... warte mal... ich erinnere mich...

,,Wo sind Liam, Mary und der Doctor?", entfährt es mir blitzschnell. ,,Ihnen geht es gut, sie befinden sich wohl auf in der TARDIS", antwortet sie mit gesenkter Stimme und nimmt meine Hand in ihre. Mittlerweile kann ich sie erkennen, ihr Gesicht strahlt eine unbeschwerte Jugendlichkeit aus, mit einem Hauch von Abenteuerlust in ihren strahlenden Augen. Ihre blonden langen Haare fallen sanft um ihr Gesicht und tanzen im Wind, während ihr Lächeln eine Mischung aus Entschlossenheit und Mitgefühl zeigt. Wer ist sie nur? Woher kennt sie den... nein, das kann nicht...

,,Rose?", entfährt es mir knapp. Sie nickt kurz darauf.

,,Ja ich bin es, ich habe dich hergebracht." Sie steht auf und reicht mir ihre Hand. Mit Kraft ziehe ich mich an ihr hoch. Kurz ist mir schwindelig, doch mein Gleichgewicht halte ich stand.

,,Wo... wo bin ich?", frage ich verwirrt beim Umsehen. Überall ist Sand und Meer. Möwen kreisen um mich herum, das Meer rauscht majestätisch, die salzige Luft erfüllt meine Lungen und meine Füße sind vom warmen Sand umgeben.

,,Ich war doch noch eben in der TARDIS wie hast... das ist doch... ich habe dich ein Jahr lang gesucht", beende ich frustriert den Satz.

,,Ich weiß, komm mit wir gehen ein Stück und reden, wir haben nicht viel Zeit." Ich überlege nicht lange und gehe mit ihr.

,,Wie geht es dem Doctor?", fragt sie direkt, dabei schaut sie in die Ferne.

,,Darüber willst du jetzt reden? Ich dachte, wir hätten...", doch meine Stimme versagt, als ich ihren glasigen Blick erhasche. Ich schaue vor mich hin, ganz starr zum Boden.

,,Nicht gut, er ist kalt und still geworden, er ist nicht mehr der, der er mal war und das seit ich böser Wolf erwähnt habe und er nur noch ein Wort sagte und das völlig schockiert."

,,Rose", beendet sie meinen Satz. Zustimmend nicke ich nur.

,,Okay", setzt sie seufzend an. Sie dachte sich wohl bereits, wie es dem Doctor gehen würde, ich frage mich, was sie wohl alles weiß, denn auch in ihren Augen kann ich ihre riesige Liebe zum Doctor erkennen.

,,Na gut, zuallererst, deinen Freunden und dem Doctor geht es gut, sie schlafen gerade, so wie du. Die Tardis befindet sich in diesem Moment inmitten einer Supernova, welche tief in einem Schwarzen Loch Pulsiert. Es ist jetzt schwer zu erklären, warum das so ist, aber durch diese Kombination gleitet ihr gerade zwischen Raum und Zeit umher und doch bleibt ihr fix in eurem Universum. Dir jetzt zu erklären, wie ich das geschafft habe, euch dorthin zu bringen, würde zu lange dauern. Aber gerade träumst du luzide."

,,Okay, das ist unglaublich, aber, wieso konnte ich dich selbst nie finden? Ich suchte ein Jahr nach dir, doch nie fand ich dich wirklich, wie konnte das sein?", frage ich sie neugierig. Sie versucht mehrmals anzusetzen und denkt dann doch wieder nach. Nach ein paar Metern bleibt sie jedoch stehen.

,,Hör zu, Nathan, was ich jetzt sage, ist ganz wichtig, hast du verstanden?" Sie legt ihre Hände auf meine Schultern, dabei sieht sie mich eindringlich an. Ich schlucke kurz und nicke ihr zu.

,,Es gibt einen Grund, warum du mich nicht finden konntest. Ich bin ein Fixpunkt in diesem Universum, ich muss hier sein und doch bin ich es genau aus diesem Grund nicht. Die Universen, sie kollabieren und verschmelzen ineinander. Ich, ein Fixpunkt in der Geschichte, hinterlasse Spuren einer Botschaft in allen Universen, da ich überall und doch nirgendwo bin. Der Ort, an dem wir uns gerade befinden, trägt den Namen Bad Wolf Bay. Hier hatte ich den Doctor das letzte Mal gesehen. An diesem Ort ist die Barriere von Zeit und Raum, so schmal wie nirgendwo, alles was passiert läuft auf diesen Ort zurück, alles läuft auf mich zurück, denn..."

,,Du bist böser Wolf", führe ich ihren Satz in langsamen Worten zu Ende. Eindringlich sehe ich tief in ihren von Furcht erfüllten Augen. Diese Augen sind mit so viel Furcht erfüllt, ich kann sie überall am Körper spüren. Sie hat vor etwas ungeheuer Angst, aber es ist nicht das, dass die Universen kollabieren, da ist noch etwas anderes. Etwas viel Schlimmeres...

Fortsetzung Folgt...

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