Kapitel 14 - Schlafenszeit
,,Du darfst hier übernachten, ist alles kein Problem. Ich habe ja gesagt meine Eltern lieben Dich", höre ich plötzlich jemanden sprechen. Ich blicke hoch und sehe, wie Mary lächelnd das Zimmer betretet.
Ein erleichterndes ,,Danke", entfährt mir.
,,Kein Problem, für alles gibt es eine Lösung", antwortet sie mir optimistisch und setzt sich zu mir aufs Bett. ,,Was hast Du da eigentlich?", fragt sie neugierig, als ihr die Website auf meinem Handy auffällt.
,,Das ist ein Artikel über den Kron..." Sie unterbricht mich und reißt mir das Handy aus der Hand, als sie das Wort Kron gehört hat. Was hat sie denn jetzt? Sie ist ja plötzlich ganz aufgeregt. Warte mal. Nein, das kann nicht. Steht sie etwas auf diesen Blaine? Wie gefesselt starrt sie auf meinen Bildschirm und liest den Text auf Hochtouren durch.
,,Du ist bei Dir alles gut?", frage ich vorsichtig etwas lachend.
,,Ja wieso?", schreckt sie plötzlich hoch und sieht mich an, als hätte ich sie bei etwas erwischt.
,,Na ja, Du hast mir mal eben das Handy aus der Hand gerissen und da dachte ich mir, vielleicht stehst Du ja auf ihn?", sage ich und lächle verstohlen.
,,Warte was? Nein ich... ich..."
,,Na komm, ich habe Dich erwischt, sei doch ehrlich."
Ich lache und lege meinen Arm um sie, während sie ganz geschockt auf mein Handy starrt.
,,Nein nicht wirklich, ich dachte nur, das sei ein Artikel wo es darum geht, dass er sich vielleicht geoutet hat und mit diesem Elijah zusammen gekommen ist", erklärt sie etwas enttäuscht und sieht zu mir. Ich hatte gerade echt in die falsche Richtung gedacht, aber wie sollte ich auch nicht so denken, bei dieser Aktion.
,,Wenn wir schon bei dem Thema sind, ich muss Dich was fragen", gebe ich etwas nervös von mir und reibe mir dabei den Hals.
,,Schieß los", spricht sie kurz, geht auf dem Bett in den Schneidersitz und dreht sich zu mir.
,,Ich hatte in der letzten Unterrrichtsstunde Liam angeschrieben, er antwortete direkt, daraufhin schrieb ich wieder zurück, doch seitdem kam keine Antwort. Warte, ich zeig dir den Chat." Ich strecke ihr mein Handy entgegen. Aufmerksam beginnt sie den Chat von heute zu lesen. Statt einer Antwort zieht sie nur eine Augenbraue hoch und schaut ahnungslos aufs Handy.
,,Du hast auch keine Ahnung, oder?", frage ich, nehme mein Handy wieder an mich und schalte es aus.
,,Nein, aber ich glaube, er meldet sich bestimmt noch bei Dir, das wette ich. Aber wie süß ihr miteinander geschrieben habt, ich bin ehrlich, wenn da nicht irgendwas entsteht, dann weiß ich auch nicht."
Ich zucke nur mit den Schultern. ,,Ich weiß auch nicht, ich mag ihn schon sehr, aber... keine Ahnung, vielleicht habe ich auch zu viel Angst. Ich meine, sieh Dir diese Stadt an, es gibt einfach zu viel was für eine Katastrophe sorgen könnte."
Etwas traurig neige ich meinen Kopf runter, doch Mary hebt ihn direkt an meinem Kinn wieder hoch.
,,Hey, lernt Euch doch erstmal kennen und trefft Euch, Du wirst dann schon spüren, ob sich da mehr entwickeln könnte und vielleicht hat es ja auch einen Grund das er noch nicht geschrieben hat. Aber seh das nicht so negativ, ich weiß, dass es schwer ist, aber er ist nicht diese Stadt."
,,Du hast ja recht", gebe ich mittlerweile grinsend zu und zucke kurz mit den Schultern. ,,Keine Ahnung, warum ich so Panik bekommen habe. Im Nachhinein ist das eigentlich übertrieben, haha."
Wir nehmen uns gegenseitig unsere Hände und lächeln uns an.
,,Weißt Du was, ich habe da sowieso noch eine Idee gehabt. Bald sind ja die Weihnachtsferien, was würdest Du zu einer Reise nach England zum Kronprinzen Blaine sagen? Ich weiß ja nicht wie es Dir geht, aber... es wäre schon cool ihn mal zu sehen, auch England natürlich, wenn Du verstehst. "
Zugegebenermaßen finde ich das gerade irgendwie merkwürdig, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr hört sich das nach einer Hammeridee an. Ich meine England. Wie schön es dort wohl im Winter ist? Ich würde auch endlich aus dieser verdammten Stadt herauskommen. Ich habe es schon vor Augen. Spät Abends im Dunkeln durch die wunderschönen beleuchteten Straßen Englands, mit Mary an meiner rechten und Liam an meiner... ähm habe ich gerade mir Liam dort... verdammt, was habe ich wieder für Gedanken. Meinen Kopf muss ich echt nicht verstehen, aber der Gedanke mit den beiden dort zu sein, ist schon irgendwie cool.
Ich kann gerade nicht anders als zu Grinsen. ,,Ja, das hört sich nach einer tollen Idee an", gebe ich ehrlich zu und grinse noch breiter, da mir dieser Gedanke, Sekunde für Sekunde immer mehr gefällt. Jedoch vergeht mir schnell wieder das Grinsen.
,,Das ist ja alles schön und gut, aber woher nehmen wir so viel Geld?" Ich zücke mein Handy und öffne Google. ,,Ich meine, wenn ich mir das so ansehe, würde das uns beiden, wenn wir eine Woche dort bleiben würden und das nur die Flüge, eintausend Dollar kosten."
Bis auf ein Seufzen kommt von Mary gar nichts. Sie sieht sich mehrmals nachdenklich um und stützt ihren Kopf mit ihrer Faust ab.
,,Das ist wirklich viel, wäre auch zu schön gewesen um Wahr zu sein. Aber warte mal...", zögert sie plötzlich und steht auf. Sie hat eine Idee, das kann ich sehen. Mit großen Augen sehe ich sie ungeduldig an, wenn Mary eins ist, dann sehr clever.
Mehrmals läuft sie im Kreis und gestikuliert mit ihren Händen. Es sieht fast so aus als würde sie gerade Rechnen oder einen Plan schmieden.
,,Ich habe eine Idee", stoppt sie plötzlich und sieht mich überzeugt an. ,,Die Klassenfahrt", sagt sie kurz und knapp. ,,Wir reden mit Frau Smith, da wir ja keinen direkten Klassenlehrer haben, wäre das die Chance. Als Klasse wäre das viel günstiger und der Staat steuert was dazu, ich muss sie nur überzeugen, wie wertvoll das für unsere Zukunft wäre. Ich werde einen Plan ausarbeiten, wir kriegen das hin, zwar wird das bestimmt über Weihnachten nichts aber Anfang nächstes Jahr vor den Prüfungen bestimmt."
Wenn ich sie nicht kennen würde und wüsste, dass sie wirklich clever und überzeugend ist, würde ich sagen, dass sie irre ist und das das niemals funktionieren würde, doch so ist es nicht. Ganz begeistert von dieser Idee stehe ich auf und nehme Ihre Hände in meine und beginne mit ihr zusammen wie wild im Kreis hin und her zu springen. Nach einem Moment stoppe ich leicht außer Atem. ,,Wenn jemand das schaffen würde, dann Du, wenn Du Hilfe brauchst, ich bin dabei", sage ich ganz aufgeregt und blicke in ihre strahlenden Augen.
Ein ,,Danke", entfährt ihr und sie umarmt mich für einen Moment. ,,Okay, ich werde alles planen und wenn ich was habe, sage ich Bescheid. Na komm, lass uns jetzt schlafen legen und den nächsten Harry Potter Film anmachen, sonst wird es noch zu spät."
Wir gehen auseinander und beginnen uns Bett fertig zu machen. Nacheinander gehen wir zum Badezimmer und dann wieder zurück. Ich ziehe mich aus und lege mich auf das Sofa, während Mary sich in ihr Bett legt.
,,Gute Nacht Nathan, ich hab dich lieb."
,,Gute Nacht ich habe dich auch... lieb", erwidere ich gähnend und ziehe mir die Decke bis zur Nase hoch. Mary startet den Film und direkt spüre ich, wie das warme Licht des Fernsehers das Zimmer erhellt. Mit jedem Moment, der vergeht, werden meine Augen immer schwerer und der Film scheint mir lückenhaft voranzugehen bis ich immer mehr spüren kann in einen sanften Schlaf zu gleiten.
Ich öffne meine Augen und finde mich stehend vor einem gewaltigen, verzierten Spiegel wieder, welcher in einem Raum, der mit schweren, samtenen Vorhängen verhangen ist. Die Wände schimmern in einem dunklen, mystischen Grün, und das Licht der funkelnden Kerzen tanzt im Spiegel. Meine Blicke gleiten über meine Kleidung, und ich betrachte die tiefgrüne Robe, welche meinen Körper mit einem silbernen Schlangenemblem umhüllt. Ein elektrisierendes Gefühl der Zugehörigkeit durchströmt mich, und ich erkenne, dass ich die prächtige Robe eines Slytherins trage.
Die magische Erkenntnis, dass ich in den Gewändern des Hauses Slytherin gekleidet bin, lässt mich klar werden, dass ich luzide bin.
Mit einem Herzklopfen und einem überwältigenden Gefühl des Staunens drehe ich mich um und blicke in den Raum, der sich vor mir ausbreitet. Ich befinde mich in einem majestätischen, verzauberten Klassenzimmer des Zaubertrankunterrichts. Die Tische sind mit uralten Büchern und funkelnden Zaubertrankzutaten übersät, und das sanfte Licht der Kerzen taucht den Raum in ein mystisches Glühen.
Ein breites Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, selbst ein paar Tränen kommen mir. Ich schreite ein paar Schritte vorwärts und kann die Magie um mich herum spüren, als ich dabei meine Finger über die Tische gleiten lassen. Ich bin in Hogwarts, ich kann es einfach nicht glauben. Ich kann einfach alles spüren, als wäre ich wirklich dort, doch es ist nicht nur das, ich habe das Gefühl, dass dieser Traum anders ist als all die, die ich bis jetzt je hatte.
Ich blicke an mir herunter und entdecke plötzlich einen Zauberstab in meiner Hand.
Ob ich wohl? Nein, oder? Neugierig hebe ich meinen Stab, ich kann richtig spüren, wie die Magie in ihm zu pulsieren beginnt und sich noch mehr Tränen in meine Augen schleichen. Das ist einfach nur unglaublich, ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt tue, es ist wie ein Traum, der in Erfüllung geht.
,,Wingardium leviosa", spreche ich bezaubert und schwinge voller Elan meinen Stab in kreisförmigen Bewegungen umher.
Die Zaubertrankzutaten auf den Tischen beginnen plötzlich zu schweben und wirbeln in kunstvollen Formationen durch die Luft. Ein geflüstertes Raunen ertönt, als ich die Zutaten zu einem riesigen Kessel in der Mitte des Raumes bewege. Innerlich könnte ich gerade vor Freude schreien. Auch mein Lächeln ist riesig, ich kann es bis in meinen Mundwinkeln spüren. Ich weiß nicht, wie ich diesen Traum gezaubert habe, aber das ist mir auch egal, ich genieße einfach diesen Augenblick.
Während ich förmlich in der Magie versinke, bemerke ich im Augenwinkel, wie jemand aus dem Schatten heraustritt und mich mit einem sanften Lächeln betrachtet. Es ist Dumbledore, einfach unglaublich, er sieht noch magischer aus als in den Filmen, seine Erscheinung ist einfach nur majestätisch, und seine Augen funkeln vor Neugier.
,,Willkommen, mein Kind", sagt er mit seiner charakteristischen weisen Stimme. ,,Die Magie des Zauberns ist wunderschön, nicht wahr? Doch frage ich mich, wie du hierhergekommen bist und wer du bist."
Ich zucke zusammen und lasse meinen Stab fallen. Was hat er gerade gefragt? Etwas panisch fange ich an Hastig nach Luft zu schnappen und gehe dabei ein paar Schritte zurück.
,,Nein, nein, keine Scheu, ich bin einfach nur neugierig, du wirkst nämlich auf mich wie jemand, der auf einer Durchreise ist", spricht er ruhig zu mir und bleibt stehen. ,,Ich habe dich gespürt, als du hier ankamst und war einfach verwundert."
,,Ich... ich... nein hören sie auf... das ist alles in meinem Kopf", stammele ich zu Dumbledore völlig überfordert und halte mir mit beiden Händen meinen Kopf fest. Ich muss hier raus, schnell. Ich drehe mich reflexartig um und stürme hektisch durch die Tür. Plötzlich finde ich mich auf einer langen Brücke, die sich majestätisch über eine tiefe Schlucht entlang streckt, wieder. Erleichtert atme ich tief durch. Was zur Hölle war das gerade, mein Kopf macht manchmal echt verrückte Sachen, keine Frage, aber trotzdem kann ich fühlen das noch etwas anderes war.
Verwundert beginne ich mich umzusehen, dabei wird mein Atem immer ruhiger. Wie bin ich denn jetzt hierhergekommen? Ich glaube, ich habe mir diese Brücke vorgestellt, als ich raus bin, fast als wäre ich eben... nein, oder? Ich glaube, ich bin gerade Appariert, oh mein Gott. Vor Freude lachend drehe ich mich im Kreis und genieße den Wind wie er über meine Haut weht, er fühlt sich wirklich magisch an.
,,Aber warte mal, wie kann ich in Hogwarts Apparieren, das geht doch gar nicht", stelle ich vor mich hin murmelnt fest und bleibe stehen. Ach ich bin dumm, ich träume doch.
Ich haue mir vor Dummheit gegen die Stirn und muss daraufhin erneut lachen. Dafür das ich schon so lange luzides Träumen praktiziere, bin ich immer noch zu doof sowas zu verstehen, oje.
Entspannt begebe ich mich zum Rand der Brücke und lehne mich an die Brüstung. Diese Aussicht auf den See ist echt der Hammer, selbst, das Bootshaus kann ich von hier sehen und diese Luft. Ich atme tief durch. Sie fühlt sich so magisch an, wenn Mary nur hier wäre, sie würde es lieben.
,,Nathan."
Ein plötzliches Flüstern durchdringt meine Ohren. Hektisch drehe ich mich um, jedoch sehe ich niemanden, doch warum kam mir diese Stimme gerade so bekannt vor. Ich drehe mich wieder zur Brüstung um und blicke wieder in die Ferne und dann spüre ich etwas auf meiner Schulter. Blitzschnell stellen sich meine Nackenhaare auf, während mein Puls rapide zu nimmt. Vorsichtige taste ich mit meiner Hand zu meiner Schulter. Meine Atmung wird immer Schneller bis sie plötzlich verblasst und ich eine Hand erfühle. Ich halte sie fest und drehe mich dabei langsam um, das kann doch nur Dumbledore sein.
Als ich meinem Gegenüber erblicke, fällt mir jedoch das Herz in die Hose.
,,Liam", kommt es mir flüsternd über die Lippen. ,,Was machst du hier?"
,,Was meinst du? Wir wollten uns doch treffen, oder nicht?", fragt er mich verwundert und neigt seinen Kopf zur Seite. Ich blicke an ihm herunter, er trägt genauso wie ich eine Slytherin Robe.
,,Ähm... Liam... das alles hier... ich träume das", stammele ich etwas unbeholfen.
,,Wenn du das träumst... wie kann ich dann das tun", flüstert er leicht verlegen.
Plötzlich beginnt er sich mir immer mehr zu nähern. Ich hingegen bleibe wie versteinert stehen, während mein Herz immer mehr an fahrt auf nimmt. Was hat er nur vor?
Nur noch wenige Zentimeter trennen mich von ihm. Ich spüre, wie mein Gesicht zu pulsieren beginnt, als würde ein Vulkan in mir explodieren.
,,Liam... Stopp...", flüstere ich mit zittriger Stimme während er sich die letzten Zentimeter nähert, doch dann passiert es. Ein Wärmendes und geborgenes Gefühl macht sich überall in mir breit.
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