2.40.
„Die beiden gehören zu uns und werden auch mitkommen und ebenso die Heilung kriegen. Sie sind genau so mutig wie wir gewesen!" Ich baue mich vor Janson auf und stelle mich auf die Zehenspitzen, um größer zu wirken. Brenda und Isaac haben im Moment das Tragen von Newt übernommen und stehen mit flehendem Blick hinter mir. Sie haben Angst, dass Janson sie nicht mitnommt und sie hier verkümmern und das Zweite ist, dass Newt schleunigst in das Berk muss, schließlich geht es hier um sein Leben. „Ja, ja, beruhige dich, Mädel. Ich wollte es ja nur wissen, denn meines Erachtens nach waren sie nicht in dem Haus, bevor ihr durch das Flat Trans gelaufen seid. Jetzt kommt aber schnell rein. Newt muss schnell verarztet werden, es wird eine Not-Op bei ihm durchgeführt werden, doch sobald wir in unserer Unterkunft untergebracht sind, muss er nochmals gründlich und mit allen möglichen Mitteln operiert werden. In der Unterkunft werdet ihr dann auch die Heilung bekommen. Aber alles der Reihe nach, jetzt haben wir erst einmal einige Stunden Flug vor uns. Ihr seid sicherlich alle erschöpft", erzählt Janson und tritt ein paar Schritte zur Seite, sodass wir das Berk betreten können. Ich helfe Isaac und Brenda, Newt hineinzutransportieren, was sich bei Stufen gar nicht als so leicht erweist. Drinnen angekommen lassen wir ihn erst einmal auf den Boden gleiten. Ich mache mich auf die Suche nach dem Krankenzimmer oder irgendeiner Person, die mir sagen kann, wo es liegt. Es gibt hier im Berk unzählige Räume, das denkt man gar nicht, wenn man es von außen sieht. Die Wände sind überall schlicht weiß, deswegen ist es hier schon beinahe ein Labyrinth, wenn man durch die ganzen Gänge streift- Labyrinth, mit den schönsten Erinnerungen, Sarkasmus lässt grüßen. Nach einigen Abbiegungen habe ich schon fast keinen Plan mehr, wie ich hierher gekommen bin, obwohl ich mir im Labyrinth die Anordung der Gänge, die ich langgelaufen bin, sehr gut merken konnte. Endlich habe ich einen Raum erreicht, auf dem Krankenzimmer steht. Schnell klopfe ich an die Tür und hoffe, dass mir geöffnet wird. Nach einigen Sekunden will ich nicht mehr länger warten und stürme einfach das Krankenzimmer. Eine Frau in einem weißen Kittel steht an einem Tisch und arbeitet mit verschiedenen Petrischalen und seltsamen Substanzen, die ich noch nie gesehen habe. „Entschuldigen Sie, Miss. Wir haben einen Notfall, er muss Notoperiert werden, ihm wurde in den Bauch getreten." Die Frau stellt ihre Schalen auf dem Tisch ab und wendet sich mir zu. „Natürlich, da beeilen wir uns mal lieber, führen Sie mich zu ihm", antwortet mir die Frau. Sie setzt ihre Brille ab, krämpelt ihre Ärmel hoch und folgt mir gemächlich aus dem Raum. Kann die sich nicht mal etwas beeilen oder was versteht die an Notfall nicht? Newt wird wohl kaum so lange mit höllischen Schmerzen durchgehalten haben, um dann jetzt zu sterben, nur weil die Leute von A.N.G.S.T. sich zu etepete fühlen, um einem Jugendlichen in Lebensgefahr zu helfen. Was ist nur aus diesem Leben geworden. „Könnten Sie sich etwas beeilen, das wäre sehr nett", versuche ich ihr verständlich zu machen, dass sie zu langsam läuft, dabei jedoch freundlich bleibe, da sonst das Risiko besteht, dass sie einen auf stur macht und Newt gar nicht hilft.
Endlich sind wir bei Newt angekommen und tragen ihn alle gemeinsam zusammen zum Krankenzimmer, jetzt geht es wesentlich schneller voran als gerade eben, obwohl wir Newt tragen müssen. Dort angekommen tragen wir ihn hinein und legen ihn auf eine Liege in Mitte des Raumes. Die Frau irrt umher und holt sich alles Mögliche aus Schränken, Schubladen und anderen Höhlen und so Zeugs. Währenddessen knie ich mich neben Newt an die Liege, ergreife seine Hand und streiche sanft über sie. Die Operation muss einfach erfolgreich verlaufen, sodass er die zweite ebenfalls gut überstehen wird. Newt grummelt etwas leise vor sich hin, offensichtlich ist er wach, doch zu schwach, um sich zu bewegen oder zu sprechen. Mein Herz brennt immer noch wie Feuer, mit der Zeit wurde es immer schlimmer und schlimmer, wie ein Buschfeuer, das sich endlos verbreitet und alles dem Erdboden gleichmacht. Mein Herz schmerzt entweder höllisch, vor lauter Angst um Newt, doch manchmal spüre ich es gar nicht mehr, so als wäre es verschwunden und mit ihm der wichtigste Teil meines Lebens. Dann bin ich unendlich froh, wenn die Schmerzen wieder einsetzen und ich wenigstens weiß, dass Newt noch momentan bei mir ist. Genau wie in diesem Moment, momentan schmerzt mein Herz voller Sorgen höllisch. Ich beuge mich zu ihm vor, streiche ihm seine Haare aus der Stirn und küsse ihn sanft, ganz sanft auf den Mund. So sehr ich es auch liebe, ihn zu küssen, einen Abschiedskuss werde ich niemals vergeben können. Diesmal gibt es auch kein Kribbeln in meinem Bauch oder Schmetterlinge, sondern nur Kräpfe vor Sorge. Da Newt kaum bei Bewusstsein und total entkräftet ist, kann er den Kuss natürlich auch nicht erwidern. Als ich mich wieder von seinen Lippen löse, wandern meine Lippen zu seinem Ohr. „Ich liebe dich, du wirst es schaffen, tu es für uns, Newt! Du bist stark, Newt! Ich liebe dich so sehr, mein Held!" Auf seinem Gesicht breitet sich ein kaum merkbares Lächeln aus, es ist so gering, dass ich es nicht mitbekommen hätte, wenn ich ihn nicht so gut kennen würde und nicht so genau hingeschaut hätte. Er wird kämpfen, für sich, für uns, für die Zukunft.
„Gehen Sie bitte alle hier aus dem Krankenzimmer raus und begeben sich bitte zu Janson in den Aufenthaltsraum." Die Ärztin schiebt mich, Brenda und Isaac ein Stück zur Tür. „Ich bleibe bei Newt, darauf können Sie sich verlassen! Ich störe niemanden, doch ich muss für ihn da sein, dass verstehen Sie nicht!", beharre ich. Sie dürfen mich jetzt nicht einfach abschieben. Bei solch einer schwierigen Sache muss ich Newt ja schließlich zur Seite stehen, er hätte es genau so gemacht, ich muss mir auch immer wieder versichern, dass bei der OP alles glatt verläuft und Newt wieder gesund wird. Wir brauchen uns gegenseitig. Was ist, wenn er aus der Narkose erwacht und niemandem um sich hat und in einem verlassenen, weißen Raum ist? Er würde Panik bekommen. Ich könnte ihn beruhigen, dass es ihm schon besser gehen würde und er es bald geschafft hat, wir die Heilung bekommen werden und dann glücklich und zufrieden, in dem zusätzlichen Wissen, dass wir die Menschheit gerettet haben, ein langes Leben zusammen leben. Wir haben schließlich noch unsere ganze Zukunft vor uns. Außerdem habe ich selbst auch Angst, dass wenn ich ihn nun verlasse, ihn nicht mehr wieder sehe. Das würde mich innerlich zerstören, wie wenn man mich wie ein Glas Wasser auf Fliesen fallen lassen würde. „Sie können gerne einen auf Stur machen, allerdings fange ich erst mit der Operation an, wenn Sie Drei hier weggangen seid und zu Janson begebt. An Ihrer Stelle würde ich nicht so lange zögern, denn wie es aussieht, bleibt eurem Newt nicht mehr viel Zeit!" Diese miese Drecksschlange.
„Ich hasse sie so, warum tut sie mir das an? Wenn sie nicht dafür verantwortlich wäre, dass Newt operiert wird, hätte ich ihr eine reingeschlagen, ohne auch nur zu zögern. Ich habe Newt verlassen, das wird er mir nicht verzeihen. Wenn er sterben wird, was dann? Alle um mich sterben einfach: Sam, Alby, Tobias und Newt wahrscheinlich auch!" Ich breche auf dem Boden zusammen, wir befinden uns auf halbem Weg vom Krankenzimmer zum Aufenthaltsraum, und breche in Tränen aus. Brenda und Isaac knien sich neben mich und streichen mir über den Rücken, um mich zu beruhigen. Mich kann aber momentan nichts und niemand beruhigen. „Alles wird gut, Maria. Hörst du? Newt wird jetzt operiert und dann wird er wieder zu dir gelassen und ihr seid glücklich zusammen, könnt knuddeln, knutschen oder was auch immer ihr wollt. Ist das denn nicht toll? Alby, Tobias und Sam sind gestorben, ich kannte Sam zwar nicht, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er ein genau so herzensgütiger Mensch wie du war. Wir können sie alle beerdigen, um uns von ihnen ihn Ruhe verabschieden zu können." Brenda ist sehr nett, dass sie mich so so nett behandelt und mich nicht einfach auslacht, weil ich ein psychisches Wrack bin. „Danke, Brenda", murmele ich. „Kein Ding, dafür sind doch Freunde da." Freunde. Daran hatte ich bei Brenda und mir noch nicht gedacht, aber jetzt, da sie es sagt, ist es eigentlich eine treffende Bezeichnung. In den letzten Tagen sind wir echt gute Freunde geworden.
„Hey, wo bleibt ihr denn? Ich suche euch schon so lange. Hat euch Miss Miller denn nicht gesagt, dass ihr zu mir und euren Kameraden in den Aufenthaltsraum kommen sollt? Na los, jetzt aber flott. Wir sind jetzt schon lange geflogen und kommen bald an", meint Janson. Er kommt zu uns und hilft uns auf. Gemeinsam mit ihm trotten wir dann auf den Aufenthaltsraum zu. Dort angekommen sind schon alle anderen Lichter versammelt. „Wo seid ihr gewesen?" „Wo ist Newt?" „Geht es ihm gut?" Mit diesen Fragen werden wir überrumpelt. Ich lasse Isaac und Brenda den Vortritt und setze mich mit angezogenen Beinen an ein Sofa, das an der Wand lehnt. Ich will jetzt einfach nur meine Ruhe, dass mich niemand anspricht. Hoffentlich vergehen die nächsten Stunden schnell und ich bekomme schnell eine Mitteilung, dass es Newt gut geht und ich zu ihm kann. [Hey, er wird gerade operiert, oder? Warum bist du nicht bei ihm?] Das ist gerade der ungünstigste Moment, den sich Thomas auch nur aussuchen kann. Doch ich will keinesfalls unfreundlich zu ihm sein. [Thomas, frag das bitte Brenda, ich bin gerade zu nichts in der Lage, bitte versteh das.] [Ok, das mache ich. Maria, er wird es schaffen, er ist stark und gibt nie auf.] Und ab dem Moment fange ich wieder an zu weinen. Heiße Tränen kullern meine Wangen hinunter. Warum kann ich nicht einfach bewusstlos geschlagen werden und erst wieder aufwachen, wenn Newt gesund ist und ich ihn endlich wieder in meine Arme schließen kann? Warum hat es nicht mich getroffen? Ich hatte die Cranks beseitigen sollen, doch die Angst, dass sie Newt erschießen könnten, war einfach viel zu groß. Ich lege mich auf das Sofa und strecke mich aus. Eigentlich ist es sehr gemütlich, doch ich spüre es so, als würden an jeder Stelle Messer ragen, die sich in meinen Körper rammen. [Newt, ich liebe dich. Sei stark! Du bist mein Licht im Dunkeln, die Sterne am Himmel, meine kleine, persönliche Sonne. Ich weiß, dass du das schaffen kannst. Tu es für dich, mich, uns und für die anderen. Du bist ihr Anführer, sie schauen auf dich hinab. Ich habe das Gefühl, dass ich dich mit jeder Sekunde mehr liebe....]
Ein urplötzliches Ruckeln weckt mich auf. Ich habe es anscheinend doch geschafft, einzuschlafen. Im Berk ist es fast komplett dunkel, man sieht an der Decke nur einzelne leuchtende Streifen, die etwas Licht spenden. „Wir sind angekommen." Das war Janson, ich höre seine Stimme nicht weit von mir entfernt. Auf einmal wird das Licht angemacht, blitzschnell kneife ich meine Augen zusammen und halte mir die Hand vor Augen. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, sehe ich, dass die Lichter schon umher laufen, in Richtung der Tür, um aus dem Berk rauszugehen. Thomas kommt auf mich zugelaufen und streckt mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ich nicke ihm zu und laufe neben ihm und Julia zum Ausgang. Nach einigen Minuten wird die Tür geöffnet und man sieht, dass wir nicht draußen, sondern in irgendeiner Halle gelandet sind. Die ersten Lichter stürmen gleich zur Treppe und rennen sie hinunter. Thomas, Julia und ich wollen ihn nun ebenfalls folgen, doch mich tippt eine Hand auf die Schulter. Ich drehe mich herum- es ist Miss Miller, die Ärztin. Bei ihrem Anblick zieht sich mein Herz zusammen. Ich stelle ihr die Frage, von der ich nicht weiß, ob ich überhaupt die Antwort hören will. „Hat er es geschafft?"
Hey, das war meine FF zu: Die Auserwählten- in der Brandwüste. Ich hoffe, sie hat euch gefallen und ihr hattet Spaß beim Lesen genau so wie ich Spaß beim Schreiben hatte. :-)
Eine Frage: Wollt ihr, dass ich auch noch eine FF zu die Auserwählten- in der Todeszone schreibe? Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.
Vielen Dank an euch liebe Leser, das ihr das hier gelesen, gevotet und kommentiert habt. Ohne euch wäre diese Geschichte einfach nur eine Geschichte, doch durch euch ist sie lebendig geworden. Ihr seid mir alle mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen und ich hab euch alle ganz doll lieb. <3
Bis hoffentlich ganz bald
Eure Rennmaus
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