23. Kapitel

"Komm rein!", zischt mein Vater.
Er packt meinen Arm und zieht mich ins Haus. Ich stolpere in den Flur und schaue ihn noch mal genau an. In seinen Augen liegt keine Wut, nein, ich habe mich geirrt, in ihnen liegt Enttäuschung. Und das ist weitaus schlimmer als Wut.
Ich ziehe meine Schuhe aus und laufe ins Wohnzimmer. Mein Vater folgt mir auf Schritt und Tritt.
"Schätzchen, wo bleibst du denn?! Wir haben uns Sorgen gemacht!", ruft meine Mutter, steht auf und kommt zu mir angerannt. Dann umarmt sie mich kurz.
"Setzt euch lieber, ich erzähle euch, warum ich diese Nacht nicht hier war."
"Na da bin ich ja mal gespannt!", sagt mein Vater sauer.
"Markus, jetzt beruhige dich doch mal, Lilly ist wieder da und gesund und munter." Naja, so munter bin ich jetzt auch wieder nicht. Eher gesagt todmüde, aber das werde ich jetzt ganz sicher nicht aussprechen.
"Du hast mir rein gar nichts zu sagen, denn ein älterer, tätowierter und fremder Junge hat sie gerade zu uns gefahren!" Stimmt, das habe ich euch ja noch gar nicht erzählt, Jona hat zwei Tatoos, eins auf dem Schlüsselbein und eins am Handgelenk. Aber nichts schlimmes, nur irgendeine Zeile von einem Songtext und ein buntes Kreuz.
Das meinem Vater das aufgefallen ist, verwundert mich ehrlich gesagt sehr, da die Tatoos ziemlich klein sind.
Meine Mutter schaut mich schockiert an und ich sage auch nur, dass die Tatoos winzig sind und kaum zu sehen.
"Mama, Papa, der Junge auf dem Motorrad heißt Jonathan, aber eigentlich nennen ihn alle Jona und er ist mein Freund." So. Jetzt ist es raus.
Wieder einmal schockierende Blicke.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, Lilly-Sophie?!", schreit mich mein Vater an.
"Markus, jetzt hör endlich auf zu schreien! Dieses Mal ist es halt nicht so ein ruhiger und schüchterner Junge. Das ändert sich doch eh immer wieder."
"Was sagst du denn da, Mama!? Nur weil ihr euch euren zukünftigen Schwiegersohn anders vorgestellt habt, braucht ihr ihn doch nicht gleich verurteilen!"
"Lilly-Sophie, ich habe den Jungen doch gesehen! Er ist bestimmt schon 18 und..." "Nein, er ist 16.", unterbreche ich meinen Vater. "Und er raucht und trinkt bestimmt, vielleicht nimmt er sogar harte Drogen, wie zum Beispiel Ectasy für die vielen Partys oder LSD!"
"Jetzt hör verdammt nochmal auf!!! Ihr kennt ihn doch gar nicht und Drogen nehmen tut er erst recht nicht!" Langsam rollen mir Tränen über die Wangen, aus Wut auf meine Eltern. Wie kann man nur so...arg...böse und ungerecht sein?!
Ohne ein weiteres Wort stampfe ich sauer die Treppen hinauf, öffne meine Zimmertür und schmeiße mich in mein kuscheliges Bett.
Dort heule ich eine gefühlte Ewigkeit. Das ist so ungerecht von meinen Eltern, wie können die mich nur so behandeln?! Und dann noch der Kommentar von meiner Mutter...als ob ich schon zig tausend Jungs mit nach Hause gebracht habe. Dabei waren es nur 2-3 glaub ich.
Ich beschließe, mir die Laune von meinen blöden Eltern nicht versauen zu lassen und mache mir Musik an. Ganz laut ertönt nun die Stimme von Luke Hemmings. Oh Gott wie ich diesen Typen liebe...
Dann schnappe ich mir mein Handy und checke meine Nachrichten. Fabian hat mir geschrieben:

Na du :)
Hast du morgen Nachmittag schon was vor?
Fabi

Ich schreibe gleich zurück:

Hey :)
Ehrlich gesagt ja, ich treffe mich mit meinem Freund. Bin gestern mit ihm zusammen gekommen. Jona heißt er.
Aber heute Abend hätte ich Zeit...^^

Ich brauche jemanden, mit dem ich über das alles reden kann. Ich wäre ja zu Winnie gegangen, aber wir sind ja keine Freundinnen mehr, eher Feindinnen und sie geht mir jetzt am Arsch vorbei.
Und dann schreibe ich noch fix Jona an.

Hey Schatz ;)
Alles okay bei dir?
Ild♡

Ich lege mein Handy wieder beiseite und singe "Good Girls are Bad Girls" mit. Das Lied passt einfach perfekt!
Während Luke ein anderes Lied weitersingt, lasse ich meinen Gedanken freien Lauf.
Ojee, morgen ist ja Montag! Scheiße! Ich muss noch lernen, wir schreiben doch Geo! Na super, vor lauter Jona habe ich die wichtige Klausur vergessen!
Ich mache die Musik aus, setze mich an den Schreibtisch und nehme meinen Geografiehefter. "Die Passatwinde".
Na dann mal ran an den Speck!

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