20. Kapitel

Warum kann der Bus nicht schneller fahren?!
Wie ihr bestimmt schon mitbekommen habt, sitze ich in diesem öffentlichen Verkehrsmittel.
Ich schaue wieder auf die Uhr. 18:47. In 13 Minuten muss ich beim Kino sein! An sich wäre das ja kein Problem, denn das Kino ist nicht weit von hier entfernt. Doch immer, wenn man in Eile ist, geht vieles schief. Ich sehe die nächste Ampel. Grün...Gelb...ROT! Arrrrg! So eine Scheiße! Wenn ich zu spät komme, wird Jona mich hassen! Oh, ich sehe das Kino. Noch etwa 200 Meter. Puuh, gerade noch rechtzeitig. 18:55.
Das Kino kommt näher und ich stehe schon auf, denn ich will ja schließlich keine Zeit verlieren. Da ist es, doch warum wird der Bus nicht langsamer?! Scheiße, da ist ja gar keine Haltestelle! Der Bus fährt am Kino vorbei. MIST! Wo ist in diesem beschissenen Kaff denn die nächste Bushaltestelle?! Ich setze mich wieder und ich bemerke, dass mich schon die ganze Zeit ein Junge anstarrt. Er sieht aus wie ein Punker. Die Haare sind grün gefärbt und nach oben gegelt und er trägt schwarze Kleidung mit Nieten. Dieser Typ hat hellblaue Augen, eigentlich ganz schön, doch er starrt mich immernoch an. Das wird jetzt echt ziemlich gruselig.
"Warum standest du auf?", fragt er mich mit einer tiefen Männerstimme.
"Was geht dich das an?", entgegne ich patzig.
"Du siehst verzweifelt aus."
"Was redest du für Unsinn?"
"Ach komm, ich sehe es dir doch an. Du brauchst nicht lügen."
"Na gut. Also ich habe jetzt ein Date und komme wahrscheinlich zu spät und wie läuft es bei dir?", sage ich genervt.
"Achso. Hm. Ich kann dir helfen, rechtzeitig zum Kino zu kommen."
"Woher weißt du, dass ich zum Kino muss?"
"Ich kann Gedanken lesen."
"Hahaha. Echt witzig." Ich verdrehe die Augen.
"Ne im Ernst jetzt."
"Boah, jetzt hör auf mit deinem dummen Gelaber und sag, was du von mir willst!"
"Na gut. Also ich hab gesehen, wie du sehnsüchtig zum Kino geschaut hast und wie erschrocken du warst, als wir vorbeifuhren."
"Aha okay. Und wer bist du?"
"Mike."
"Okay."
"Darf ich auch wissen, wie du heißt?"
"Ich bin zu jung für dich."
Schallendes Gelächter.
"Als wenn ich etwas von dir will." Er hat einen richtigen Lachflash.
"Na du bist ja sehr nett."
"Ich weiß doch."
Ich schaue auf die Handyuhr. 19:01.
"SCHEIßE!"
"Zu spät?"
"Das geht dich einen Dreck an..."
"Jetzt sie doch alles mal positiv."
"Inwiefern gibt es hier auch nur eine positive Sache?! Ich bin zu spät! Jona wird mich hassen!"
"Wir haben uns kennengelernt."
"Wow. Jetzt bin ich aber begeistert.", antworte ich mal wieder genervt.
Der Typ, der jetzt einen Namen hat, schaut nach unten. War das jetzt zu fies? Habe ich ihn verletzt?
"Hey, sorry, das war jetzt echt nicht nett von mir. Tut mir leid."
"Schon okay."
"Ne, ehrlich jetzt. Ich bin bloß etwas in Stress."
"Ja. Kann ich schon verstehen."
"Also. Du wolltest mir helfen?"
"Ja, also in etwa 2 Minuten wird er wieder halten. Ab da müssen wir ein längeres Stück zwar laufen, aber mit ein bisschen Glück bist du vielleicht viertel 8 am Kino."
"Oh ich hoffe nur so, dass er warten kann!"
"Schreibe ihm doch eine Nachricht und sage bescheid. Außerdem wenn er dich liebt, würde er sogar die ganze Nacht warten."
Ich lächle und er strahlt zurück. Weiße Zähne kommen zum Vorschein.
"Danke.", sage ich.
"Gerne."
Ich sehe auf mein Handy. "Mist. Akku leer."
Der Bus hält. "So. Ich bringe dich noch zum Kino und dann gehe ich nach Hause."
Ich nicke. "Aber du musst nicht mitkommen. Irgendwie werde ich schon noch den Weg finden."
"Aber wir wollen doch, dass du so schnell wie möglich ankommst, damit dein Jona nicht sauer wird."
Und schon laufen wir los. Schweigend natürlich.
Nach etwa 15 Minuten kommen wir am Kino an.
"Danke dir.", fange ich an zu reden.
"Gern geschehen." Er räuspert sich und spricht: "So. Ich muss jetzt mal los. Ich wünsche dir viel Glück und alles Gute. Vielleicht trifft man sich ja wieder." Er wendet sich zum Gehen.
"Jap. Mike, darf ich dich mal etwas fragen?"
"Ja, schieß los." Er bleibt stehen.
"Warum hast du das gemacht? Also warum hast du mir soviel geholfen?"
"Ohne Hilfe ist man auf dieser Welt aufgeschmissen. Jeder kann nett sein und somit einen anderen Menschen glücklich machen. Probiere das mal aus. Helfe einer Person in dem Moment, wenn sie die Hilfe am meisten braucht." Ich nicke und er dreht sich herum und geht. "Danke Mike! Und ich heiße Lilly.", rufe ich ihm hinterher. Er schaut zu mir zurück und lächelt.
Ich habe keine Zeit über diese Begegnung nachzudenken und renne schnell zum Eingang. Da steht er, oh mein Gott! Wie sehe ich aus? Ach egal, ich muss schnell zu ihm!
Da steht er nun. Jona, der Typ, in den ich schon Ewigkeiten verliebt bin. Wie gechillt er gerade aussieht, echt der Hammer. An dem Tresen gelehnt, Handy in der Hand, ein Kopfhörer im Ohr.
"Hey, tut mir leid, der Bus kam später."
Er schaut vom Handy auf, nimmt den Kopfhörer heraus und packt alles in seine Hosentasche.
Ich mustere ihn. Er sieht wie immer toll aus. Er trägt eine coole Basecap, ein grün gemustertes Shirt und eine enge Jeans. Und natürlich diese geilen Sneakers.
Er sieht mich auch an. "Naa, Babe. Boah, du siehst ja mega aus!"
Ich erröte. Er legt seinen Arm um meine Schulter und sagt: "Komm, ich habe uns schon Karten für Insidious: Chapter 3 - jede Geschichte hat einen Anfang geholt."
Ist das nicht ein Horrorfilm? War das Absicht?
"Was will mein Engel essen und trinken?"
"Wollen wir uns etwas zusammen kaufen? Ich habe nicht so einen riesen Hunger.", frage ich.
"Ja klar, können wir machen."
Jona bestellt einen Eimer Popcorn und zwei große Becher Coca Cola.
"Danke.", flüstere ich in sein Ohr.
"Gerne doch."
Wir betreten den Kinosaal. Es ist zum Glück nicht viel los.
"Welche Plätze?"
"Reihe 10, Platz 6 und 7."
Wir begeben uns auf unsere Sitze.
Werbung. Wie immer.
Ich sehe ihn an. Er bemerkt es und lächelt. Er schaut mir tief in die Augen. Ganz tief. Er kommt näher. Oh oh. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen gerade Samba. Er kommt noch näher. Unsere Nasenspitzen berühren sich. Er schließt die Augen. Was soll ich tun? Am besten ich mache das Gleiche. Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Jona riecht so gut. Und schon spüre ich seine Lippen auf meinen. So wunderschön.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top