Genugtuung - Daniel x Max [F1 x F1](FS)

für: juli_bauer264

Gefühl: Genugtuung

Stichpunkte: FS zum OS "Freude" 

Charaktere: Daniel Joseph Ricciardo x Max Emilian Verstappen (diverse Nebenpaare)

A/N: Ich habe mich in dieser FS sehr weit aus dem Fenster gelehnt und mich meiner Freiheiten als Autorin großzügig bedient ^-^
Tatsächlich kommt die FIA hier sehr, sehr schlecht weg. Gerade der Oberscheich steht hier sehr schlecht. 
Persönlich halte ich auch nicht viel von dem. Aber hier in dem OS kann es schon den Schein erwecken, das ich gegen ihn Hetze. Was durchaus auch nur der Idee meines Kopfes entsprungen ist und der Geschichte dient.
Ich möchte weder den Kerl angreifen, noch jemanden was Unterstellen. Es ist alles reine Fiktion.

+#+#+#

Max: Unser Plan steht?

Charles: Ja. Pierre und ich sind dabei.

Lando: Carlos und ich auch. Zeigen wir es den homophoben Arschlöchern!

George: Lando! Ausdruck. Wortwahl.

Lando: Was?! Glaubst du, Jak und Ollie wissen nicht, das die bei der FIA intolerante, homophobe Arschgeigen sind?

Jak: Wissen wir. Bei PREMA hatte man uns zur Seite genommen, als Ollie und ich uns geoutet haben. Nicht, weil sie es uns das verbieten wollten. Vielmehr zum Schutz.

Ollie: René hat uns erklärt, das der Sulayem ein mieses Schwein hinter einer perfekten Fassade ist. Der hätte Mittel und Wege gefunden, um Jak und mich aus der Rennserie herauszubekommen. Und wenn er eben die Alterskarte oder sonst was gespielt hätte.

Este: Wichser! Ob ihr nun 17 Jahre oder 23 Jahre alt seid - es ist euer Leben, eure Liebe, eure Entscheidung. Und es ist EUER Privatleben. Zum Glück habt ihr einen starken Rückhalt in der Familie, aber auch bei PREMA.

Logan: Fred und ich wollen morgen durch Kopenhagen spazieren. <3

Fred: Endlich *_* Ich muss meine Gefühle in der Öffentlichkeit nicht mehr verstecken.

Vic: Arthur und ich sind in Paris. Zufällig sind wir morgen am Eifelturm. Zufällig vergessen wir, dass wir in der Öffentlichkeit sind, wenn wir uns küssen und verliebt anlächeln.

Arthur: Mon amour, das sind viele Zufälle =D

Pierre: Charles und ich sind in Monaco. Wir sind morgen Mittag essen und danach werden wir nicht wie Freunde das Restaurant verlassen 😉

Alex: George ist bei mir. Wir werden morgen einige interessante und vielsagende Bilder posten und danach vielleicht noch London unsicher machen.

Lance: Esteban und ich sind in Montreal. Meine Eltern und ich sind morgen auf eine große Modeveranstaltung geladen. Und diesmal wird nicht Sara an meiner Seite auf dem roten Teppich stehen.

Daniel: Carlos? Sind Lando und du sicher, dass ihr das morgen machen wollt? Ihr wisst, dass niemand das hier verlangen würde.

Carlos: Heiraten wollten Lando und ich morgen sowieso. Der Termin steht schon seit über einem Jahr. Wir werden uns eben nur nicht verstecken, wenn wir in Bristol zum Standesamt fahren. Und in Spanien werdet ihr dann alle dabei sein, wenn wir dort auch noch mal heiraten. Dann feiern wir ausgelassen.

Lando: <3 <3 <3

Max: Es bedeutet Daniel und mir echt viel, dass ihr euch alle mitentschieden habt, diesen Schritt zu gehen. Ja, es ist wird eine Genugtuung sein, der FIA richtig eins reinzuwürgen. WIE wollen die auch acht Pärchen weg reden? Bei einem Paar wäre es vielleicht möglich gewesen, da hätten die Pressesprecher sicher eine abartige Erklärung gefunden, aber nicht bei acht Paaren, die alle an einem Tag an die Öffentlichkeit gehen. Ein Paar ist schon verheiratet und ein Paar wird morgen heiraten. Es wird auf unseren öffentlichen Instagram-Kanälen Bilder geben, die wir alle so lange schon verstecken, weil uns die FIA nicht den Rücken stärkt, so wie sie es großkotzig nach außen posaunen. Wir haben aber alle die Rückendeckung unserer Familien und Freunde - und unserer Teams.

+

„Sir?"

„Nicht noch mehr."

„Doch, Sir. So eben kamen weitere Onlineartikel. Man habe Arthur Leclerc und Victor Martins küssend auf dem Eifelturm gesehen und fotografiert. Auf den Instagram-Kanälen von Alexander Albon wurden sehr offensichtliche Bilder gepostet."

„Bilder?"

Fest kniff Mohammed bin Sulayem die Augen zusammen. Der Tag fing schon nicht gut an. Es hatte ein Zeichen sein sollen, als er seinen Wecker überhört hatte und fast zu spät ins Büro kam. Aber kaum, dass er in seinem Stuhl saß, ploppte es auf dem Display seines Smartphones auf.

Formel-1-Weltmeister Max Verstappen seit zweieinhalb Jahren glücklich verheiratet.

Im Grunde keine Nachricht, die ihn sauer aufstoßen lassen würde. Aber der zweite Satz hatte ihm für einige Sekunde die Luft genommen.

Max Verstappen ist mit niemand Geringerem als Daniel Ricciardo verheiratet. Beide Formel-1-Fahrer führen seit vier Jahren eine Beziehung.
Lesen Sie mehr im ausführlichen Interview des ersten homosexuellen, verheirateten Formel-1-Ehepaares.

Seine Abscheu weigerte sich, das Interview anzuklicken, weil er genau wusste, dass weder Verstappen noch Ricciardo gute Worte über die FIA verlieren würden. Es war kein Geheimnis, dass er mit beiden Fahrern des Öfteren aneinandergeraten war, aber bisweilen hatte der Druck der FIA und Öffentlichkeit immer gereicht, um die beiden an der Leine kurz zu halten. Aber mit dieser Veröffentlichung der beiden würden sie sich nicht so einfach rausreden können. Das Telefon der Pressestelle würde nicht mehr stillstehen.

Und damit sollte Mohammed bin Sulayem recht behalten. Aber das Smartphone seines Pressesprechers stand nicht nur wegen des Artikels über Max und Daniel nicht mehr still.

Es tauchten Bilder im Internet auf, welche Logan Sargeant und Frederik Vesti Händchenhaltend durch die Innenstadt von Kopenhagen spazieren zeigten. Die beiden Fahrer winkten lächelnd in die Kameras, gaben Autogramme und beantworteten aufregte Fragen der Fans.

„Logan? Sind Frederik und du ein Paar? Oder ist das ein Schauspiel?"

„Ein Schauspiel war es lange genug. Max und Daniel hatten uns geraten, erst mal nicht zur FIA zu gehen, da man uns dort sowieso nicht unterstützen würde."

Sein Magen zog sich brodelnd zusammen. Dieser Tag würde zum größten Desaster der FIA werden. Vier Paare an einem Tag. Das konnte kein Zufall sein. Nein, niemals war es ein Zufall, dass sich acht junge Männer an einem Tag outeten.

Das Handyvideo wackelte etwas, als immer mehr Menschen zu Logan und Fred stürmten und diese mit Fragen löcherten. Mittlerweile konnte er auch einige Pressevertreter erblicken.

„Mr. Vesti? Sie sind wirklich ein Paar? Das ist kein Marketinggag?"

„Nein. Logan und ich sind ein Paar. Wir lieben uns."

„Gehen Sie heute an die Öffentlichkeit wegen des Interviews von Max Verstappen und Daniel Ricciardo?"

„Ja."

Fest kniff er die Augen zusammen, hoffte und wünschte sich, dass es ein schlimmer Alptraum war, in dem er sich befand, aber ein zaghaftes Klopfen an seiner Tür holte ihn in die Realität zurück.

„Bitte nicht."

„Es kursieren im Internet Gerüchte, dass Lance Stroll heute Abend mit Esteban Ocon einen Auftritt haben wird. Man habe die beide in sehr deutlichen Aktionen in Montreal gesichtet. Händchenhaltend. Küssend. Verliebte Blicke austauschend."

Sein Kopf dröhnte. Wenn noch mehr solche Nachrichten kommen würden, war die Chance groß, dass der Kopf platzen würde. Wie hatten sie nur nicht kommen sehen können, dass es noch mehr verkehrte Männer wie Verstappen und Ricciardo geben würde? Wie konnte er selbst nur so dumm sein und glauben, er hätte die Macht über alles? Sein ganzes Kartenhaus brach zusammen. Auch wenn er das Interview nicht lesen wollte, so hatte er es doch getan. Und mit jedem Wort wurde seine Haut blasser, seine Übelkeit größer. Niemand würde ihm mehr vertrauen, ihm zugestehen, die Macht und Kontrolle über die Fahrer zu haben.

+

„Geht es euch gut?"

„Hm. Ja. Nur ein bisschen aufgewühlt."

„Ihr hättet das nicht machen müssen, Ollie."

„Doch. Jak und ich sind nicht die einzigen jungen Fahrer, die das gleiche Geschlecht lieben. Nur weil wir noch nicht volljährig sind, bedeutet das doch nicht, dass wir uns nicht verlieben, dass wir nicht auch normale Teenager sind."

Seufzend lehnte sich der junge Brite an Jak, der schon die ganze Zeit seine Seite streichelte. Seit zwei Tagen wusste die Welt von ihnen.

Von ihnen allen.

Acht Paare. 16 Männer.

Sie hatten sich bei Pierre in Frankreich getroffen. Sie alle. Um zu reden, zu erfahren, wie die Reaktionen waren, aber auch, um freudig anzustoßen und zu feiern.

„Ich bin dir und George dankbar, dass ihr bei uns wart."

„Das war selbstverständlich. Das hatten wir euch angeboten."

Nachdem George versehentlich vor zwei Tagen Bilder ins Netz gestellt hatte, die ihn frustriert spielend vor ihrem großen Bett zeigten, wusste nun wirklich jeder, dass der Brite und er mehr als nur beste Freunde waren. George hatte ein wirklich passendes Bild gefunden, um der Welt mitzuteilen, dass sie sich nicht nur freundschaftlich ein Bett teilten.

Und wo soll ich schlafen?

Das Bild zeigte all seine Haustiere. Alle Albon Pets hatten es sich auf dem Bett bequem gemacht, vor welchem George ein Selfie geknipst hatte.

Ich liebe die Tiere meines Freundes, aber irgendwie hätte ich gerne etwas mehr Platz. Obwohl ... Muss ich eben auf Alex liegen. =D

Alex hatte sich gar nicht mehr ein bekommen, als er das Bild gesehen hatte und sofort likte und kommentierte.

Du liegst doch sowieso meistens auf mir. Das macht jetzt auch keinen Unterschied :-*

Gefühlt hatte es nur einen Wimpernschlag gedauert und die Anzahl der Likes explodierte, genauso wie die Kommentare. Sie hatten ihren Teil getan, um der machtgierigen und homophoben FIA den Kampf anzusagen. Und auch ihre Freunde hatten sich schon zeitlich versetzt geoutet. Es gab viele Bilder und Videos. Das Internet erweckte den Anschein, als würde es unter dem Ansturm, den sie ausgelöst hatten, zusammenbrechen.

„Ich wollte wirklich mutig sein und allein mit Jak durch London. Wie ein verliebtes junges Paar. Aber irgendwie hatte ich Angst. Ich bin nur Ollie. Kein berühmter Fahrer, kein Weltmeister. Unsere Familien stehen hinter uns, unsere Teams und alle wichtigen Menschen, aber mit einem Mal hatte ich so eine Angst, alles zu verlieren."

Behutsam zog Jak seinen Freund zu sich auf den Schoß, legte die Arme um dessen Rücken und küsste immer wieder sanft den braunen Haarschopf. Sie waren erst ein halbes Jahr zusammen und trotzdem wollten sie den Schritt gehen, den die alten Hasen der Formel 1 einschlugen. Sie wollten sich auch nicht verstecken müssen. Sie waren alle Rennfahrer. Sie gehörten zur Formel 1, 2 und 3. Sie saßen alle in einem Boot und trotzdem gab es noch viele, die sich nicht getraut hatten, mit an die Öffentlichkeit zu gehen. Und das war auch vollkommen in Ordnung. Max und Daniel – die Begründer der Genugtuung – hatten niemanden gezwungen, niemanden genötigt. Aber jeder würde ihre Unterstützung bekommen, egal ob geoutet oder nicht.

„Ollie, Jak und du wart so mutig. Ihr habt euch zusammen mit George und mir in London sehen lassen. Und nicht nur sehen lassen. Ihr habt gelacht, gestrahlt. Ihr saht so süß aus, als ihr euch mit Eis gefüttert habt. Ihr seid so verdammt jung, niemand wäre euch böse gewesen, wenn ihr noch für euch hättet sein wollen. Aber ihr habt jetzt auch ganz viele neue Unterstützer. George, Lando und auch Max oder Esteban. Niemand wird euch aus den Augen lassen und immer da sein, wenn ihr Angst habt, Hilfe braucht oder euch jemand dumm kommt."

„Alex hat recht."

Schwungvoll ließ sich Lance neben Jak nieder, nickte diesem lächelnd zu, während Daniel auf der Seite neben Ollie seinen Platz einnahm. Esteban – sein Freund – wuselte irgendwo mit Pierre und Charles in der Küche herum, während sich Max und Carlos am Grill austauschten. Victor, Frederik und Logan waren mit Getränkenachschub beschäftigt, während Arthur, Lando und George die Tische eindeckten.

„Ihr beide habt genauso ein Recht, eure Beziehung offen zu leben wie wir. Nur weil Max, Daniel, Esteban oder auch Carlos und Lando in der Formel 1 fahren und ihr in der Formel 2 und 3, seid ihr nicht schlechter. Oder habt es nicht verdient, auch zu dem zu stehen, was euer Herz begehrt. Der Oberidiot hat lange genug die Macht gehabt. Schon vor dem war es der FIA ein Dorn im Auge, wenn sich ein Fahrer outen wollte, aber dieser Arsch hat es zu weit getrieben. Seit wir uns vor zwei Tagen alle mit und ohne Kommentar geoutet haben, kommt die FIA nicht mehr zu Ruhe. Und ich kann Max und Daniel wirklich verstehen. Diese Genugtuung geht runter wie Öl. Sie ist befriedigend."

+

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll."

„Wie kommt das? Sonst bist du doch auch nicht auf den Mund gefallen."

Lachend nickten die anderen, während Max seinem Mann die Zunge rausstreckte. Die Tische waren gedeckt, das Fleisch fertig gegrillt. Salate, Saucen und Tapas verteilten sich genauso wie die Getränke und Brote über die Tischplatten. Bewusst hatten sie versucht, die Tische in eine Runde Form zu stellen, was angesichts von eckigen Tischen nicht so ganz geklappt hatte, aber niemand wurde ausgeschlossen. Sie saßen alle an einem Tisch.

„Ich, wir haben nicht damit gerechnet, dass sich uns so viele anschließen würden. Von Carlos, Lando, George und Alex wussten wir, dass sie sich mit uns outen würden. Aber dann kamen Charles und Pierre. Logan und Frederik, genauso wie Arthur und Victor, Lance und Esteban und ganz besonders liegen mir Ollie und Jak am Herzen. Daniel und ich hätten von niemandem verlangt, sich uns anzuschließen. Aber es ist schon eine Erleichterung, diesen Kampf nicht allein ausfechten zu müssen."

„Ich kann verstehen, wieso ihr nicht mehr stillhalten wolltet. Carlos und ich sind seit unserer McLaren-Zeit zusammen. Ganz vorsichtig angefragt bei der FIA hatten wir, als wir knapp anderthalb Jahre zusammen waren. Ich wünsche niemandem so ein Gespräch. Wir haben es Alex und George erzählt und später hatten wir ja unsere kleine Gruppe, in der auch Daniel und du von euren Erfahrungen berichten konntet."

Fest ballte Lando die Hände in seinem Schoß, zuckte leicht zusammen, als Carlos seine Hand auf seine verkrampften legte und liebevoll streichelte. Ihre Eheringe berührten sich, was Lando automatisch lächeln ließ.

„Man hat uns gedroht und bedroht. Und ich möchte nicht, dass es anderen auch so ergeht, dass man ihnen das Messer an die Kehle setzt und ihnen damit droht, das Cockpit wegzunehmen. Diese Arschlöcher haben lange genug am längeren Hebel gesessen. Max und ich haben uns bewusst für das schonungslose Interview entschieden. DAS hätte die FIA vielleicht noch zerreißen können, man hätte uns die Lizenzen und Cockpits nehmen können, aber dadurch, dass sich gleich sieben andere Paare mehr oder weniger offensichtlich geoutet haben und alle Teams hinter ihren Fahrern stehen, werden die sich nicht wie ein glitschiger Aal herauswinden können."

„Ich ... ich hatte Angst, dass Sponsoren abspringen, dass man PREMA diverse Zusprüche verwehrt, wenn ich mich outen würde. René hat Jak und mich mit allem unterstützt, was er aufbringen konnte. Und es war auch in Ordnung, als er uns zur Seite genommen hat. Ich möchte hier niemandem etwas ankreiden, aber wir haben nicht alle das nötige Kleingeld von zu Hause, sind dementsprechend auf Sponsoren angewiesen und nicht jeder Sponsor gibt eine Party, wenn sich ein Fahrer schwul outet."

Es war nicht verkehrt, was einer der Jüngsten in ihrem Kreis sagte. Immerhin war es kein Geheimnis, dass Lances Dad ein beachtliches Vermögen hatte, mit dem er die Karriere und einen Rennstall für den Junior finanzieren konnte. Und bei Max waren es die Weltmeistertitel und seine konstant guten Leistungen, weswegen man ihm mit Sponsorengeldern die Türen eintrat. Sie hatten alle mehr oder weniger viel dafür getan, um nun da zu sein, wo sie waren oder wo sie noch hinwollten. Und trotzdem hatte die FIA nicht das Recht, ihnen zu drohen, ihnen zu sagen, dass Schwule nichts im Rennsport zu suchen hatten.

„Ollie?"

„Hm?"

„Schau mal."

Langsam drehte Ollie seinen Kopf zu Lando, der ihm lächelnd sein Smartphone hinhielt. Auf dem Display sah man ein Bild von Carlos und Lando. Sie küssten sich und hielten dabei ihre Hände direkt vor die Kamera.

„Wir haben es alle verdient zu fahren. Egal, ob mit Kleingeld aus dem Elternhaus oder nicht - jeder von uns hat hart gearbeitet, geschwitzt, geweint und geflucht. Weißt du, Ollie, als Carlos mir sagte, er wäre in mich verliebt, hatte ich panische Angst. Nicht, weil ich keine Gefühle für ihn hatte. Ich hatte so eine Angst vor der FIA, vor der Öffentlichkeit, und dass Sponsoren abspringen. Es hat mich krank gemacht, weil Carlos und ich im Grunde nur das gemacht haben, was jeden Tag, jede Minute und Sekunde auf dieser Welt geschieht. Wir haben uns verliebt. Und man gönnte es uns nicht, man verbat es uns. Nur richtige Männer würden Formel 1 fahren, im Allgemeinen Rennsportserien."

Traurig lächelnd lehnte sich Lando zur Seite, spürte den zarten Kuss auf seinem Kopf. Die traurigen, schlimmen und angsteinflößenden Zeiten lagen weit hinten ihnen. Heute waren Carlos und er stärker denn je, sich ihrer Liebe mehr denn sicher.

„Ich war damals ein wenig älter als Jak und du. 19 Jahre und so krass verliebt. Und dann kommen da geldgierige alte Säcke und wollten das verbieten. Erst die Gespräche mit unseren Familien, mit Zak und Andi haben mir geholfen. Ich hatte Carlos abgeblockt, von mir geschubst. Ich wollte nicht meine Karriere kaputt machen, welche noch nicht mal angefangen hatte."

„Mi amor. Du sollst nicht daran denken."

„Tue ich zum Glück nicht mehr oft. Ich will nur, dass Jak und Ollie wissen, dass sie ein verdammtes Recht auf ihre Liebe haben. Es geht eure Sponsoren nichts an, was ihr privat macht, mit wem ihr euch das Bett teilt. Es geht auch den Wüstenguru nichts an. Mich interessiert auch nicht, mit wie vielen Frauen er sein Bett teilt. Diese Genugtuung, als ich vor zwei Tagen Ja zu Carlos gesagt habe und wir es nicht verheimlichen mussten ... Ich hätte am liebsten geschrien, als wir das Standesamt verlassen hatten und unzählige Journalisten und Fans draußen warteten."

Nachdenklich legte Ollie seinen Kopf an die Brust des US-Amerikaners. Mit all ihren Freunden – nicht nur Kollegen – hatten sie zusätzlichen Halt, eine starke Hand, die sie stützen würde. Logan und Fred wirkten so glücklich, so vollkommen losgelöst, als man sie durch Kopenhagen hat spazieren sehen. Aber auch Arthur und Victor hatten sich einen Dreck dafür interessiert, dass jeder sie beim Eifelturm hat sehen können, wie sie sich verliebt lächelnd küssten.

„Hey, kleines Bärchen." Liebevoll strich Max über den Kopf des PREMA-Piloten.

„Wir lassen nicht zu, dass man euch kaputt macht. Wir sind ein Team. Viele eurer sehr jungen Kollegen haben Daniel und mich kontaktiert, noch zu ängstlich, um sich öffentlich zu outen. Aber sie haben nach Hilfe gefragt. Und die werden sie bekommen. Jeder einzelne. Ich gehe mit jedem einzelnen zu den Eltern oder auch zum Team, um zu helfen, zu vermitteln und zu unterstützen. Wir mögen acht Paare sein. 16 Männer. Aber es gibt noch viele mehr. Die FIA hat genug zerstört, bedroht und eingeschüchtert. In den zwei Tagen, nachdem wir uns geoutet haben, ist das Internet fast zusammengebrochen und die Pressestelle der FIA kommt mit Erklärungen nicht hinterher. Dieses Gefühl ist nicht nur eine Genugtuung – weil sie endlich merken das sie scheiße gebaut haben –, es ist auch Befriedigung."

+

„Meinst du nicht, wir sollten die Kleinen ins Bett bringen?"

„Wen? Den kleinen Bären und sein Klammeräffchen oder Lando? Wobei ich glaube, Logan lag auch schon irgendwo. Fred habe ich mit Victor gesehen, die unterhalten sich. Arthur wuselt bei seinem Bruder und Schwager herum."

Es war schon fast ein Uhr nachts. Ollie und Jak lagen aneinander gekuschelt auf der großen Outdoorlandschaft, genauso wie Lando. Und alle drei schliefen den Schlaf der Gerechten, während Logan in einer der Hängematten lag und leise schnarchte. Esteban und Lance hatten sich in eins der Gästezimmer zurückgezogen, während Alex, George und Carlos gerade das restliche Geschirr in die Küche brachten, genauso wie die noch übrig gebliebenen Beilagen, Salate und Fleisch.

„Das waren zwei echt heftige Tage. Hast du mal in deine Mails geschaut?"

Nickend schmiegte Max sich an seinen Mann, schnurrte leise, als Daniel durch seine Haare streichelte.

„Ich glaube, jede Zeitung der Welt hat eine Anfrage gestellt, unzählige Interview-Anfragen und Studio-Anfragen. Ganz davon ab, dass mein WhatsApp und Messenger überquellen."

„Das war nicht nur eine Lawine oder ein Beben, was wir mit der Veröffentlichung des Interviews losgetreten haben."

„Nein, viel mehr. Anfangs wollte ich Rache. Rache dafür, dass man uns wie Abschaum behandelte, und dass wir nur wegen unseres Rufs und Namens noch ein Cockpit hatten. Danach wollte ich sehen, wie der Wüstenguru zu Grunde geht, wollte erleben, wie ihm die Antworten ausgehen, wenn er mit all den negativen Schlagzeilen bombardiert wird. Als wir damals unsere kleine Chat-Gruppe gegründet haben, wussten wir zwar schon von Charles, Lando und Carlos, aber dass sich das so verselbständigen würde, hat mich sehr überrascht. Ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, dass Logan und Fred ein Paar sind oder auch Bärchen und Klammeräffchen. Keiner hat auch nur kurz gezögert, es der FIA zu zeigen, selbst Ollie und Jak nicht, obwohl sie noch so verdammt jung sind."

„Durch unsere Schritte haben wir so viel mehr als Genugtuung bekommen. Wir bekommen Gehör. Jeder will was von uns, will wissen, was für Arschlöcher wirklich die FIA leiten. Vielleicht melden sich noch andere Fahrer. Es gibt ja nicht nur unseren Formel-Sport. Wir haben noch IndyCar, Formel E oder auch die DTM. Aber vielleicht melden sich auch andere Sportler, denen wir mit diesem Schritt helfen konnten. Ich bereue es nicht, dass wir an die Öffentlichkeit gegangen sind. Ja, wir hatten widerliche Kommentare, aber ich finde, die sind echt übersichtlich, weil die meisten von positiven Kommentaren in den Boden gestampft werden."

Langsam drehte Max den Kopf, legte diesen etwas schief und strich lächelnd durch die wirren Locken des Älteren.

„Ich bereue auch nichts. Kurzweilig hatte ich nur etwas Bedenken, als Christian meinte, es wollen Sponsoren abspringen. Aber trotzdem standen Red Bull und alle wichtigen Funktionäre hinter uns. Ansonsten habe ich ein gutes, reines Gewissen, dass wir uns jetzt nicht mehr verstecken müssen. Ich kann jederzeit deine Hand nehmen, dich küssen oder auch anhimmeln. Und für jeden, der schon an unserer Seite ist und noch dazu kommen wird, werde ich kämpfen. Niemand wird seinen Platz verlieren, nur weil er als Mann einen Mann liebt."

Lächelnd nickte Daniel, platzierte sanfte Küsse auf das Gesicht seines Mannes, bevor er die Lippen in Beschlag nahm.

Wie es nun weitergehen würde, konnten sie alle nicht wissen.

Wie würde die FIA es regeln, wenn sie in den homophoben Ländern fahren werden? Würde man sie schützen? Würde die FIA noch in der Lage sein, sich machtvoll durchsetzen zu können?

Egal, was kommen würde - sie hatten ihre Genugtuung. Und sie hatten viele starke Verbündete, die sich nicht bedrohen lassen würden, die sich all dem Hass und den Anfeindungen stellen würden. Sie wurden jeden Tag größer, immer mehr schrieben sie. Auf ihren Accounts, aber auch in ihrer kleinen - anfangs noch geheimen – Chat-Gruppe. Sie waren viele. Sehr viele und das würde nicht nur die FIA bald zu spüren bekommen.

ENDE

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Q.Q
Das zu hören, lässt mein kleines Herzchen weinen.
So ein Talent.
So eine Stimme.
Seit der ersten Single begleitet mich Linkin Park. <3

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