Tod und Stimmen
Sie liegt in ihren eigenen Blut, das sich in Sekundenschnelle zu einer riesigen Pfütze ausbreitet. In ihrem Bauch klafft ein großes Loch mit ausgefransten Rändern. Neben ihrem Körper liegen einige Organe. Ihre Augen schnellen hin und her. Sie fängt an komisch zu zucken und zu röcheln.
Einige der Mädchen rennen in eine freie Ecke und übergeben sich. Schließlich ist es totenstill im Raum. Sie ist tot. Wie paralysiert sitze ich mit vor Schreck geweiteten Augen da.
Keine von uns hat das Mädchen angerührt, doch wer war es dann? Ich glaube kaum, dass das Mädchen es selbst war! Wer will schon freiwillig so sterben? "Wenn du dich fragst wer es war, dann kann ich dir das gerne beantworten", flüstert jemand sehr leise. Mein Blick irrt durch den Raum, auf der Suche nach der Quelle des Flüsterns, doch alle sind damit beschäftigt, sich nicht zu übergeben und Blicke auf das Mädchen zu vermeiden.
Ich werde verrückt! Wenn ich hier jemals rauskommen sollte, dann werde ich wahrscheinlich direkt in eine Irrenanstalt eingewiesen.
Nach einiger Zeit öffnet sich erneut eine Klappe und ein süßlich riechendes Gas strömt in die Kammer. Sofort rücke ich von der Klappe weg, nehme einen tiefen Atemzug und halte die Luft an, um das Gas nicht einzuatmen. Wie vermutet Kippen schon einige Mädchen um und andere blicken verwirrt um sich. Stumm deute ich auf die Klappe. Langsam wird es brenzlich, denn mir geht sie Luft aus.
Mittlerweile bin ich die Einzige, die noch bei Bewusstsein ist. Da passiert es, die Luft ist weg und ich bin gezwungen erneut einen Atemzug zu tun. Fast sofort wird mir schwarz vor Augen. Schon wieder! Gott, wie ich das hasse!
Ich wache in einer anderen Zelle auf. Neben einem Jungen, der mich anstarrt, als wäre ich ein Alien! Schnell rutsche ich von ihm weg. "Hab ich was im Gesicht oder warum glotzt du mich an wie ein hypnotisiertes Chamäleon?", blaffe ich ihn an. "Nein, aber du hast dir meinen Namen in den Arm geritzt!" Mir klappt die Kinnlade runter. Ich blicke von ihm zu meinem Arm und wieder zurück. "Du bist Tyron?" "Jap, Schätzchen und wer bist du?", fragt er zurück. "Anisha", sage ich. "Warum bist du hier?" "Ich weiß nicht genau... Ich... ich glaube ich habe ein paar Leute umgebracht..." Tyron lacht. "Tja, ich bin hier, weil ich ein Mädchen retten wollte", sagt er mit feuchten Augen.
Ich beschließe ihn erstmal noch nicht weiter auszufragen und setze mich auf das "Bett" an die Wand, versuche die flüsternden Stimmen auszublenden. Lange halte ich das nicht mehr durch! Das muss aufhören! 'Ich bin auch mal so hübsch gewesen wie du, bevor sie mich in eine Zelle gesteckt haben und dann verkauften! Wiege dich nicht in Sicherheit! Sie werden noch ganz andere Sachen mit dir machen!', flüstert eine von ihnen. Soll das jetzt heißen, dass die mich verkaufen wollen?
Ich schüttele den Kopf. 'Auch, wenn du es nicht wahr haben willst, sie werden dich wie ein altes Möbelstück verscherbeln und zwar untereinander', flüstert sie etwas lauter. Schnell lege ich meine Hände über die Ohren und kneife die Augen zusammen. Ich will sie nicht mehr hören! Sie sollen verschwinden! Tyron setzt sich neben mich und beobachtet mich. "Du kannst sie hören." Es ist eine Feststellung. "Du hörst die Stimmen", fügt er hinzu. Vorsichtig öffne ich die Augen, nehme die Hände von den Ohren und sehe ihn an. "Woher-" "Du bist das Mädchen, Ani", unterbricht er mich. Seine Augen werden glasig und scheinen durch mich hindurch zu sehen. Da erinnere ich mich an seine vorherigen Worte; er wollte ein Mädchen retten... Was hat das mit mir zu tun?
"Tyron, was hat das alles mit mir zu tun?", spreche ich meinen Gedanken laut aus. "Einfach alles! Deinetwegen bin ich in dieser Sekte gelandet, deinetwegen bin ich in dieser Zelle", sagt er tonlos. "Ich verstehe nicht ganz." "Ich war auch mal ein Gefangener, doch deinetwegen wollte ich in diese Sekte. Sie sagten, du seist etwas besonderes und könntest ihnen weiterhelfen. Ich wollte das alles hier beenden, indem ich dich rette, doch das hat mich hier her gebracht. Der Versuch hat mich in eine noch ausweglosere Situation gebracht." Ich schaue ihn noch immer an wie ein Fragezeichen. "Wenn du überlebst und es hier raus schaffst, dann kannst du das hier beenden. Deswegen wollte ich dich retten", erklärt er.
Da wird die Zellentür aufgerissen und zwei Personen stürmen in den Raum. "Ryan will euch beide sofort sehen", sagt einer von ihnen kalt. Er packt mich grob am Arm und schleift mich regelrecht hinter sich her. Der Andere schnappt sich Tyron und schleppt ihn ebenfalls mit sich. Ich wehre mich nicht, da ich meine noch verbliebene Kraft für den Notfall aufheben will.
Die Männer bringen uns in einen kleinen, nach Blut reichenden Raum. Der Geruch jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken und verursacht mir Brechreiz. "Da ist ja meine kleine Prinzessin und auch mein kleiner Prinz. Dann können wir ja mit unserem Spaß beginnen. Tyron, du fesselst Anisha bitte die Hände auf den Rücken. Entweder du oder ich", sagt Ryan. Als Tyron keine Anstalten macht, das Seil zu nehmen, schubst Ryan mich gegen die Wand, dreht mich um und fesselt mir die Hände auf den Rücken. "Au!" "Hey, sei etwas sanfter Ryan!", ruft Tyron. Ryan fängt an zu lachen. Er gibt den beiden Männern ein Zeichen und die binden Tyron an einen Holzpfeiler. In der Mitte des Raumes steht ein Tisch, dorthin bugsiert Ryan mich und wirft mich, Bauch voran, darauf. "Ryan lass das! Bitte lass uns gehen! Bitte! Was haben wir dir denn getan, dass du uns so etwas antun willst?", rede ich einfach auf ihn ein, ohne wirklich darauf zu achten, was genau ich da sage. Als Antwort stopft mir Ryan einen Lappen in den Mund. Mit einem lauten Ratschen zerreißt er das weiße Kleid. Somit liege ich jetzt halb nackt auf dem Bauch auf einem alten Holztisch. Mein Herz pocht so laut gegen meine Rippen, dass dies nun noch das einzige ist, das ich hören kann. Ich habe Angst, riesengroße Angst.
"Du musst dich wehren. Du musst dich wehren!", sagt eine der flüsternden Stimmen. "Tu es für uns, für die, die es nicht geschafft haben!"
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