Rituale und Aufklärung?
Ich wache auf und bin wieder in einem anderen Raum. Jedoch stehen dieses Mal ein Haufen Menschen um mich herum. Sie tragen alle schwarze Umhänge, deren Kapuzen sie tief ins Gesicht gezogen haben. Ich liege auf einem weißen Tisch, meine Hände und Füße sind gefesselt und ich trage ein langes, schneeweißes Kleid! ... Moment mal!! Wie zum Geier bin ich da rein gekommen?!? Ein Schauder durchzuckt mich vor dem Gedanken, dass mich einer von denen nackt gesehen hat! Einer von ihnen tritt vor und zieht seine Kapuze ab. Es ist Ryan und er hat ein langes, spitzes und gefährlich aussehendes Messer in der Hand. Ich will mich seitlich vom Tisch rollen, doch plötzlich halten mich zwei starke Hände fest. Ich drehe meinen Kopf und blicke in das Gesicht eines hübschen Junges. Es ist von Trauer überzogen. Wieso das denn? Ich kenne den doch gar nicht! Aber vielleicht ist es ja auch nicht wegen mir. Ich bilde mir einfach zu viel ein.
Da wird meine Aufmerksamkeit von Ryan beansprucht. Er steht nun direkt vor mir und hebt das Messer hoch. Als er es auf mich heruntersausen lässt, kreische ich so laut und hoch ich kann. Ryan hält inne. "Kann mir bitte mal jemand einen Lappen geben?", fragt er in die Runde. Eine der Personen hält einen Lappen hoch und überreicht ihn Ryan. "Lysander, könntest du bitte ihren Kopf festhalten?", fragt Ryan den Jungen, der bereits meine Schultern auf den Tisch drückt. Dieser nickt und hält meinen Kopf fest. Lysander wendet den Kopf ab. Ryan kommt zu meinem Kopf herum. Ich strampele mit meinen aneinander gebundenen Beinen und wehre mich. Doch da tritt erneut eine Person aus dem Kreis und hält meine Beine fest. Währenddessen stopft mir Ryan den Lappen in den Mund.
So laut ich kann schreie ich gegen den Lappen an und versuche mich aus den Händen von Lysander und des anderen Jungen zu befreien. Ryan hebt erneut das Messer und sticht mir in den Bauch. Sofort verfärbt sich das Kleid dunkelrot. "Schnell, der Eimer! Wir dürfen keinen Tropfen vergeuden!", ruft Ryan. Jemand stellt einen Eimer an eine vom Tisch führende Rinne. So fangen sie jeden meiner Blutstropfen auf. Merkwürdigerweise fühle ich keinen Schmerz, nur ein seltsames taubes Gefühl, das sich vom Stich aus ausbreitet. Ich höre auf zu strampeln und auch mein Schrei ist erstorben. "Los, der nächste Eimer", befiehlt Ryan. Schnell wird der Eimer ausgetauscht. Ein schwarzer Rand taucht am Rand meines Blickfeldes auf und verdickt sich. "Ich glaube das ist jetzt genug Blut Ryan!", sagt Lysander mit Nachdruck. Ryan sieht ihn an und nickt.
Lysander holt einen Verbandskasten unter seinem Gewand hervor. Dann macht er sich an meiner Wunde zu schaffen. Er vergrößert das Loch in meinem Kleid und beginnt die, kaum noch blutende, Wunde zu nähen. Danach verbindet er es irgendwie.
"Lysander, bring sie auf eins der Zimmer und bleib bei ihr. Pass auf, dass sie uns nicht wegstirbt", sagt Ryan beiläufig. Lysander scheint sein Handlanger zu sein, denn er tanzt völlig nach ihrer Pfeife. Behutsam hebt er mich hoch und bringt mich auf eines der 'Zimmer'. Es entpuppt sich als eine der Zellen. Lysander legt mich auf ein Bett und positioniert sich auf einem Stuhl vor der Zelle.
"Du bist dann also das neuste Opfer", kommt eine leise, weibliche Stimme aus der Nachbarzelle. "Was meinst du damit?", frage ich schwach. "Jede Woche werden wir alle in einen Raum gesteckt. Dann wird einer von uns umgebracht und am nächsten Tag ist jemand neues da. Ein nicht endender Kreislauf", sagt sie monoton. "Wieso machen die das?" "Die wollen testen, wie wir mit all dem hier fertig werden und wie wir in verschiedenen Situation reagieren", sagt sie. "Und wieso nehmen die mir Blut ab oder besser gesagt, wieso stechen die mich halb ab?", frage ich etwas sehr wütend. "Das gehört zu ihrem Ritual dazu. Sie schwächen dich erst und nach zwei Tagen stecken sie dich zuerst in die Kammer und etwas später folgen wir."
Das muss ich erstmal verdauen. Also doch irgendeine Sekte. Genau in dem Moment kommt Lysander in meine Zelle und gibt mir Brot und einen Becher Wasser. Traurig sehe ich ihn an und flüstere: "wieso?" Er schüttelt den Kopf und geht zurück auf seinen Posten. Ich habe keine Ahnung, wieso ich das grade gesagt habe. Es war eine Art Impuls. Nach dem 'Essen' versuche ich etwas zu schlafen und mich zu erholen. Überraschenderweise schlafe ich direkt ein, doch da beginnt der Traum auch schon.
Ich schwebe wie ein Geist in meiner Zelle. Anstatt mir liegt dort ein kleines Mädchen, ich schätze sie auf grade mal neun Jahre alt. Wie kann man nur so grausam sein! Das Mädchen öffnet die Augen und sieht mich gradewegs an. "Pass gut auf, es gibt nur einen Weg, wie du hier drinnen überleben kannst. Du musst zur Mörderin werden", sagt das Mädchen kalt, steht auf und geht einfach so aus der Zelle. Neugierig Folge ich ihr und werde Zeugin eines riesigen Blutbades. Das Mädchen steht vor einem Haufen Leichen. Sie ist blutüberströmt und Blut tropft von dem Messer in ihrer Hand, das verdächtig nach dem aussieht, womit Mich Ryan verbluten lassen wollte. "Lass sie nicht an dich ran. Sie werden dich zerstören!"
Mit einem Schrei wache ich auf und falle fast in Ohnmacht, denn ich stehe an genau der selben Stelle wie das Mädchen in genau dem selben Szenario. Wie eine heiße Kartoffel lasse ich das Messer fallen und stoße einen schrillen Schrei aus. Ein starkes Paar Arme schlingt sich von hinten um mich und eine Hand legt sich über meinen Mund. Gefangen in meiner Schockstarre, unternehme ich nichts dagegen und lasse mich von den Armen wegziehen.
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