4
«Halt den Mund, du Satansbraten! Du kommst früh genug dran», brüllt der Pfarrer. Seine Gesichtsfarbe hat ein ungesundes Rot angenommen. Was wäre wohl, wenn er auf der Stelle tot umfallen würde? Denke ich hoffnungsvoll.
«Weck das Mädchen auf!», befiehlt er der Frau. Sie nickt ergeben. Aus ihrer Leinentasche nimmt sie eine Flasche mit einer hellen Flüssigkeit. Vorsichtig kniet sie sich neben Eleo auf den Boden.
Sie schraubt den Deckel ab und hält ihr die Flasche an die Nase. Sie rührt sich nicht. «Ich habe wichtigere Pflichten als hier Ewigkeiten zu warten», fährt der Pfarrer sie ungeduldig an. «Dabei hat er bei der letzten Predigt gesagt, eine Ewigkeit wäre viel länger als ein irdisches Menschenleben. Ziemlich dumm, dieser Mensch», denke ich verächtlich.
Eleonoras Husten reisst mich aus meinen Gedanken. Erleichterung durchströmt meinen Körper. Ich mache einen Schritt auf sie zu, werde aber fest am rechten Arm gepackt. Wütend drehe ich den Kopf nach hinten. Es ist dieser Kirchendiener. Wenn Blicke töten könnten, wären wir jetzt beide mausetot.
Meine Freundin hat sich inzwischen aufgesetzt. Es bricht mir das Herz, als sie mich ansieht. Ihr Blick fleht stumm um Hilfe, ihre Augen sind geweitet und voller Angst.
Verzweifelt schaue ich mich um. Ich könnte dem Pfarrer den schweren Kelch auf den Kopf schlagen, der neben ihm auf einem Tisch steht. Mein Schicksal ist ohnehin besiegelt, wenn kein Wunder geschieht.
Oder die vier Kerzen auf dem Tisch. Wenn die umfallen, brennt schnell das Tuch darunter und der Holztisch. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen.
Meine Gedanken wirbeln wie ein Sturm durch meinen Kopf. Ich schliesse kurz die Augen, um sie zu ordnen.
Als ich sie öffne habe ich einen klaren Plan. Eleonora soll die Kerzen umstossen und den Brand verursachen. Sie ist nur ein paar Meter daneben. Ich bin zu weit weg und werde zudem noch festgehalten.
Ich sehe sie an und stelle mir vor, wie sie es macht. Dann sehe ich rüber zu den Kerzen. Sie folgt meinem Blick. Als sie mich ansieht sehe ich Hoffnung in ihrem Blick.
Sie nickt mir zu. Ich deute mit den Augen Richtung des Dieners, der mich festhält. Dann erwidere ich ihr nicken, womit ich ihr sagen will, sie soll es tun.
Sie versteht direkt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top