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«So du Querulantin, dann sehen wir mal, ob deine Freundin die Probe Gottes überstehen wird», sagt er. Mit blutendem Herz sehe ich wieder zu Eleonora. Sie wird an beiden Armen von dem Dienern des Monsters festgehalten, ihr Kopf hängt leblos herunter. Doch sie lebt, ich sehe es an ihrer Brust, die sich schwach auf und ab senkt.
Doch ich habe die schreckliche Vorahnung, dass sie bald sterben wird.
Sein Blick schweift rüber zu den zwei Ungeheuern, die meine arme Freundin so quälen. «Behandelt sie anständig, solange wir noch nicht wissen, ob Gott eine zweite Chance für sie vorsieht», sagt er. Ich wage es, Hoffnung zu schöpfen.
Als ich diesen Satz das letzte Mal aus seinem Mund gehört habe, hat er das Mädchen überleben lassen und sie mit einem widerlichen Bürger verheiratet. Keine angenehme Alternative, doch die Hoffnung ist tief in mir verwurzelt, dass wir uns alle von diesen Irren befreien. Alle Überlebenden.
Während ich meinen Gedanken nachhing, haben sie Eleo auf dem steinernen Boden abgelegt. Sie sieht winzig und verletzlich aus in diesem riesigen Saal, umgeben von diesen grausamen Menschen. Aus der Menge kommt eine Frau. Erstaunt sehe ich sie an. Ich habe noch nie in meinem Leben so eine grosse Frau gesehen. Sie ist nur wenig kleiner als der Pfarrer. Sie hat harte, beinahe verhärmte Gesichtszüge und ist dünn wie ein Stecken.
Sie kniet neben meine Freundin und scheint sie zu untersuchen. Dann steht sie auf und verbeugt sich vor dem Pfarrer. «Hochwürdiger Herr, auserwählter Gottes. Wenn Ihr mir erlaubt, eine Bitte vorzutragen?», fragt sie zögernd. Doch ich sehe ihr an, dass ihre devote Art gespielt ist. Sie strahlt so eine Stärke und Kraft aus.
«Sprich, Dienerin Gottes», antwortet er. «Das Mädchen ist sehr geschwächt. Sie sollte ein paar Tage ruhen um bereit zu sein..» - «Was masst du dir an? Gottes Wort in Frage zu stellen? Allein Gott entscheidet über dieses wie alle anderen Leben!», donnert seine Stimme durch den Saal. Das Echo tönt noch unheimlicher.
Mich schaudert es. Da müsste dieser Gott ein Wunder bewirken. Doch daran glaube ich seit diesen schrecklichen zwei Wochen nicht mehr. Aber vielleicht kann ich ja etwas bewirken.
Ich sehe zu meiner Freundin, die immer noch reglos am Boden liegt. Mein Blick schweift rüber zu dieser ungewöhnlichen Frau. In ihrem verhärmten Gesicht sehe ich Mitleid. Mein Magen krampft sich zusammen.
Ich hole tief Luft und rufe: «Nehmt mich an ihrer Stelle». Eine Todesstille folgt meinen Worten und ich spüre, dass ausnahmslos alle Blicke auf mich gerichtet sind. Sie sind stechend wie Nadelstiche.
@UnbekannteRockLady vielen Dank für dieses fantastische Cover <3
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