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Der Pfarrer schnippt mit den Fingern.

Zwei grosse Männer in weissen Leinengewändern kommen von irgendwoher. Beide posieren sich breitbeinig neben dem reglosen Körper meiner armen Freundin. Der Rechte tritt ihr dabei rücksichtslos auf ihre Haare. Der Schmerz brennt in meiner Seele, da sie ihre Haare so sehr liebt und es sie sehr verletzen würde. Ich bin fast ein wenig froh, dass sie das nicht mitbekommt.

Grob packen sie sie an den Armen und heben sie hoch. Ihr Kopf wird dabei runtergerissen, da dieser Idiot immer noch auf ihrer goldenen Haarpracht steht. «Hört auf!», schreie ich verzweifelt. Heisse Tränen strömen über mein Gesicht und im Hals fühle ich einen dicken Klos. «Mensch halt die Klappe! Willst du noch mehr Ärger?» flüstert der Mann neben mir. Erst jetzt bemerke ich diese Stille, die sich in der Kirche ausgebreitet hat.

Trotz der vielen Menschen herrscht eine Todesstille. «Holt diese unverschämte Göre!», donnert die Stimme dieses Monsters durch den ganzen Raum. Meine Wut geht über in panische Angst. Verzweifelt sehe ich mich nach einem Fluchtweg um, doch die Menschen stehen so dicht, dass ich keine Chance habe. Mein Herz rast und mir ist heiss und schwindlig. Der nette Mann neben mir wird rüde umgestossen von einem der Helfer, die meine Freundin so misshandelt haben. Entsetzt sehe ich, dass sie alle Personen, die in meiner Reihe standen gnadenlos niedergetrampelt haben. Es sticht schmerzhaft in meinem Herz. Da war doch diese niedliche, alte Frau... Eine riesige Hand packt mich grob am Oberarm. Tränen treten mir in die Augen, es tut unglaublich weh und knackt.

Ängstlich hebe ich den Kopf, um meinem Peiniger ins Gesicht zu schauen. Ich erschrecke beim Anblick seiner kalten, grauen Augen. «Das hast du dir selbst eingebrockt, du dumme Göre. Du verdienst nichts besseres», knurrt er. «Jetzt bekommst du Gottes Strafe», zischt er und seine Augen beginnen zu leuchten, wie bei einem Irren.

Ich bekomme nicht Gottes Strafe sondern die von einem Haufen Irrer, denke ich und kann mich nur mit Mühe zurückhalten, das auszusprechen.

Ich werde weiter nach vorne gezerrt. Der Pfarrer steht breitbeinig vorne und mustert mich aus kalten Augen. Sein linker Mundwinkel zuckt, als würde er sich über mich lustig machen.

Mir bricht der kalte Angstschweiss aus als mein Blick auf das grosse, graue Taufbecken fällt. Mein Hals brennt, weil mir bittere Galle hochkommt. Als ich den Pfarrer wieder ansehe grinst er böse. Er hat meine Angst erkannt.


Ich freue mich über Feedback, auch über konstruktive Kritik. Es ist keinesfalls alles perfekt da das die Rohfassung ist, habe alles eben niedergeschrieben.

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