8. Einer der 23 ist ein Tänzer
Am nächsten Tag war mein Herz frei von Sorgen und Angst, ich fühlte mich frei - ziemlich ironisch, wenn man bedenkt, dass ich momentan gefangen gehalten werde. Aber abgesehen davon fühlte ich mich wie auf Wolke sieben. Und ohne weiter nachzudenken fing ich an dieses Lied zu summen... "I hate you, I love you", ohne mich zu fragen warum. Aber offensichtlicher Weise hatte ich mich verliebt. Und es machte mir nichts aus, dass Amors Pfeil einen Psychopathen getroffen hatte.
Plötzlich hörte ich, wie sich jemand an der Tür zu schaffen machte. "Dennis ich muss mit dir re-"
Ich hielt inne, denn es handelte sich um eine grinsende Person im gelben Trainingsanzug. Hedwig. Ein wenig enttäuscht fragte ich ihn: "Was gibt es?" Er nickte und winkte mich durch die Tür. "Ich kann dir jetzt mein Zimmer zeigen, wenn du willst!" Da erinnerte ich mich daran, wie wir uns 'geküsst' hatten und ich offensichtlich sein Vertrauen geweckt hatte.
Ich folgte ihm perplex über einen trostlosen Korridor, den ich schon gesehen habe, als ich Patricias Sandwiches gegessen hatte. Dann endlich, kamen wir vor seiner Zimmertür an und er öffnete sie langsam. Ich trat ein und spürte wie mein Herz schneller klopfte: Vielleicht war das heute meine einzige Chance zu fliehen... Nun, falls ich das überhaupt noch wollte. Ich schüttelte verwirrt den Kopf und fokussierte mich wieder auf meinen Plan.
Inzwischen war Hedwig auf den MP3-Player zugelaufen, von dessen Musik er schon geschwärmt hatte. Er drückte auf einen Knopf und ein abstruses, irgendwie brutales Lied ertönte, zu dem er noch unheimlicher tanzte. Anscheinend war eine der 23 Identitäten ein Tänzer. Wenn auch kein guter. Abgesehen davon konzentrierte ich mich auf das Fenster, dass es hier geben müsste. Aber der Raum war nur voll von unnötigem Krempel, nicht von Fluchtwegen.
Als die Musik stoppte schwammen meine Augen bereits in Tränen. Das unglaubliche Gefühl von gerade eben war verschwunden und hatte nur die Trostlosigkeit und Traurigkeit, die mein ganzes Leben überschatteten, zurückgelassen. "He- Hedwig, deine Performance war toll, nur ... ich bin ein wenig verwirrt, du hattest etwas von einem Fenster gesagt..."
Er ging grinsend in den hinteren Teil des Zimmers, um ein paar kindische Kritzeleien runter und hoch zu blättern. "Das ist hier. Jetzt ist es auf - Jetzt ist es zu!"
Ich spürte nichts mehr. Nur die kalte Träne, die meine Wange herunterlief.
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