2. Kein Entkommen
Ich erwachte alleine auf einem Bett, welches in einem kahlen, weißen Zimmer aufgestellt worden war.
Ich zögerte und fragte mich wo ich war, während ich mir meinen schmerzenden Kopf rieb. Plötzlich erinnerte ich mich an alles, was geschehen war: Chlaires Party, der Parkplatz, die Entführung. Langsam realisierte ich, dass ich mich in den Fängen irgendeines irren Psychopathen befand! Mist! Verdammter Mist!!!
Benommen torkelte ich zu der ersten Tür, hinter der sich ein kleines Badezimmer befand. Ich knallte sie verzweifelt zu und lief zu der zweiten. Aber sie ließ sich nicht öffnen. Warum ließ sich diese bescheuerte Tür denn jetzt nicht öffnen??!
Nach weiteren drei Minuten erfolglosen Hin- und Herprobierens ging ich kraftlos zurück zu dem Bett und ließ mich auf seine harte Matratze fallen. Es tat weh, aber das war mir egal, ich war brutal entführt worden und möglicherweise würde mich der Kidnapper nie wieder gehen lassen... Bei diesem grauenvollen Gedanken stiegen mir erneut Tränen in die Augen und liefen in kleinen Strömen über mein Gesicht auf meine schwarze Strickjacke.
So lag ich einige Zeit da, einfach vor mich hin schluchzend.
Auf einmal hörte ich wie die bisher verschlossene Tür aufschwang und jemand herein kam. Ich hielt für eine Sekunde panisch die Luft an und wagte nicht, mich zu bewegen. Da hörte ich eine tiefe Stimme sagen: "Sieh mich an." Ich schauderte, setzte mich aber auf die Bettkante, weil ich zu viel Angst hatte, ihm nicht zu gehorchen.
Vor mir auf einem Holzstuhl saß der Mann aus dem Auto, die Beine gespreizt, die Augen wütend durch die Brillengläser guckend. Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und fragte leise: "Wo sind die Chlaire und Marshia?" Er ballte die linke Hand zur Faust und ich zuckte leicht zusammen.
"Die anderen zwei sind in den Zimmer nebenan. Aber ich glaube kaum, dass dich das zu interessieren hat."
Die Erinnerung an die anderen beiden Mädchen schien ihn wütend zu machen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, also fragte ich: "Wieso?" Die Frage machte nicht besonders Sinn, aber er beantwortete sie trotzdem: "Ich wollte mit der dunkelhaarigen anfangen, aber sie... sie hat sich einfach angepinkelt!!! Es war dermaßen... Ekelerregend! Und die andere hat dann extra dasselbe getan!" Er wischte sich die Hände mit einem gelben Tuch ab und ich vermutete, dass er einen enormen Putzwahn hatte und deswegen Bakterien und Unordnung nicht vertrug. Was immer er vorhatte, ich wagte nicht, mir auch in die Hose zu pinkeln, er sah schon jetzt sehr wütend aus, wer weiß wie aggressiv ich ihn noch machen könnte. Ich sah zu Boden und überlegte nervös, was ich tun könnte, um zu fliehen.
"Tanz für mich."
Das Blut in meinen Adern gefror. Ich sah ihn geschockt an, aber sein Gesicht war ernst.
"W-Wie bitte?"
"Die anderen zwei sind voller Bakterien. Also du. Tanz für mich."
Erneut lief mir eine Träne aus dem Augenwinkel, dieser Perverse hielt mich hier gefangen und ich hatte keinen Plan zum Entkommen. Ich sagte einfach das erste was mir einfiel.
"T-Tut mir leid, ich kann nicht tanzen." Das stimmte nicht ganz, ich habe früher drei Jahre Tanzunterricht gehabt, aber ich konnte doch nicht für meinen Entführer tanzen. Er sah mich wütend an.
"Ich habe nicht einfach irgendwen ausgewählt. Ich habe mit einer netten Lehrerin an deiner Highschool geredet und sie hat mir von euch erzählt. Sie war so traurig, als du mit dem Tanzen aufgehört hast! also los:"
Ich biss mir auf die Unterlippen und stand von dem Bett auf, während er mich weiter von oben bis unten musterte. Ich begann zitternd eine Choreographie, die ich drei Jahre lang geübt hatte, eine mit Hüftschwung und schnellen Bewegungen. Der Entführer zog scharf die Luft ein während er mir zusah. Er schien durch den Tanz aus dem Konzept zu kommen.
Nach ein par Minuten stand er plötzlich von dem Stuhl auf und trat näher an mich heran, ich tanzte einfach weiter, vor lauter Angst, er würde wütend werden.
Er kam immer näher und mein Atem beschleunigte sich, als er nur noch einen halben Meter von mir entfernt stand. Ich war fast am Ende des Tanzes angekommen und machte eine Drehung, als er plötzlich seine Hand auf meine Hüfte legte und meinen Bewegungen folgte. Ich verstand nicht, warum sich mein Herzschlag beschleunigte, als ich mit meinem Kidnapper tanzte, aber sein Gesicht so nah vor meinem zu sehen brachte mich irgendwie aus der Fassung.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Tanz zu ende und der Mann mit der Brille sah mich verlangend an. Er flüsterte: "Ich liebe Frauen die tanzen können." Gänsehaut überkam mich, als ich seine tiefe Stimme neben meinem Ohr hörte.
Da wandte er sich zum Gehen und sagte, bevor er ging noch: "Deine Jacke ist verschwitzt. Zieh sie aus."
Mein Atem stockte erneut, aber ich tat was er gesagt hat. Erstens hatte ich Angst vor ihm, wenn er wütend war und zweitens hatte ich immer tausende Pullover übereinander an, da ich nicht mit zu wenig Klamotten zuhause sein wollte. Mein Onkel würde mich sofort misshandeln.
Bei der Erinnerung wandte ich den Blick traurig ab und gab dem Mann mit Brille meine erste Jacke. Bevor er rausging und die Tür hinter sich verschloss musterte er mich noch einmal verlangend, schien sich aber zu kontrollieren.
Ich war wieder allein.
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