5| Die Qual der Wahl √

Mein Atmung wird schwerer, genauso aber auch schneller. Ausgelöst durch eine so intensive Angst, dass sie mir vielleicht doch wieder Schmerz und Qual zufügt. Alleine dieser Gedanke, daran lässt mich jetzt wie Estenlaub am kompletten Körper erzittern. Vereinzelte Schweißtropfen laufen mir über mein Gesicht. Danach werde ich steif wie ein Brett. So sehr verkrampfe ich, wenn ich wieder daran denke was als nächstes kommen könnte. „Aber, aber Jason, du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben.“ Direkt in mein Ohr flüstert, sie sanft und zärtlich, ja sogar wirklich liebevoll. Tief dringt der köstliche Klang ihre Stimme in mich hinein, vertreibt meine Anspannung als auch meine Angst. Langsam entspanne ich mich, diese Anspannung in meinem Körper fällt ebenfalls ab. Wie kann sie mich nur so kontrollieren alleine über ihre Stimme?

„Du kannst dich glücklich schätzen das ich mich deiner angenommen habe. Die anderen hätten dich immer weiter verletzt, gebrochen und schließlich einfach sterben lassen. Wie ein Vieh hätten sie dich behandelt. Nicht so ich. Schließlich lasse ich dir noch ein wenig Würde, zumindest noch. Keiner von ihnen versteht diese Kunst so sehr wie ich. Wie sollen sie es auch? Schließlich wurde ich zum töten erzogen. Nein ich wurde nur dafür geboren. Die Gilde ist alles für mich und die Gilde bin alleine ich. Halt mich gerne für verrückt Jason, aber tief in dir verborgen, da sehe ich etwas was du noch nicht kennst. Ich sehe jemanden den du nicht kennst.“ Ein lautes tiefes Magen knurren, welches fast so klingt als würde es mich auffressen wollen unterbricht sie. Nein, nein, bitte nicht. Innerlich entwickle ich eine große Panik darüber was passieren könnte weil ich sie unterbrochen habe. „Höfflichkeit kennst du nicht oder? Man unterbricht eine Dame nicht wenn sie redet, dabei hast du zu lauschen und zu gehorchen." Erzürnt aber zugleich auch enttäuscht erklingt sie.

Ihre Enttäuschung fühle ich ebenfalls in mir. Es schmerzt, zu wissen das nur ich daran Schuld habe. Berührte ihr Kopf eben noch meine Schulter, so löst sie diese doch fast schon angenehme und innige Berührung nun auf. Ihre Hand welche meinen Mund verdeckt lässt diesen los. Der Druck auf meinen Beinen wird weniger. Anscheinend steht sie gerade auf. „Uff“, erleichtert seufze ich, schließlich hat sie sehr lange auf mir gesessen. Das Blut in meinen Beinen beginnt wieder zu fließen, das kribbeln löst sich ein wenig. „Willst du etwa sagen ich sei fett Jason?“ Wiedereinmal gleitet ihre Stimme wie süßer Nektar meine Ohren entlang, vertrübt so meine Sinne. Bevor ich mich entschuldigen kann, spüre ich wie etwas knochiges, hartes mit großer Wucht in meine Magenregion einschlägt. Mit voller Wucht hat sie mir mit der Faust in meinen Magen geschlagen. Augenblicklich stoße ich nach vorne, nur um noch heftiger zurück gegen den Stuhl zu klatschen. Für etliche Sekunden bekomme ich keine Luft mehr. Eigentlich müsste der Zustand mich beunruhigen aber dieses mal nicht. Dieses mal versuche ich nicht nach Luft zu schnappen, sondern warte einfach nur ab.

Denn ich warte darauf, dass diese pulsartigen, stechenden Schmerzen sich zurückziehen. Das diese einfach wieder verschwinden. Ein Zeitgefühl besitze ich überhaupt nicht mehr, aber es fühlt sich dennoch wie eine Ewigkeit an. Anstatt jetzt einmal laut nach Luft zu schnappen, versuche ich kürzer aber kontinuierlicher zu atmen. „Du lernst schnell. Jetzt hast du mich wirklich beeindruckt. Hm, vielleicht probieren wir etwas neues aus Jason. Dieses mal hast du die Wahl. Wenn du möchtest und mich nur höflich darum bittest, dann bringe ich dir etwas zu essen und zu trinken.
Dafür musst du nicht mehr machen als zwischen 3 Zahlen zu wählen. Deine Wahl beginnt jetzt. 1. 2 . Oder 3.“ Erfreut macht sie mir dieses Angebot, sofort ist mir klar, ich habe nur diese Chance etwas zum essen zu bekommen. Über Folgen meiner Wahl nachzudenken kann ich mir gerade nicht leisten. „Ich nehme die 3. Bitte, bring mir etwas zu essen und zu trinken.“ „Eine exzellente Wahl.“ Gib mir ein wenig Zeit, bis ich dein Essen gekocht habe.“ „Du, du verlässt mich?“

Stotternd frage ich sie. Erst jetzt merke ich was ich da gerade gesprochen habe. Verdammt bin ich ihr etwa schon so gehörig geworden. Bin ich ihr Leibeigener geworden ohne es zu merken? Nein, das darf ich nicht. „Keine Sorge, ich bin ja bald wieder da.“ Beruhigend redet sie auf mich ein, zeitgleich entfernen sich ihre Schritte. Genauso wie ihr so köstlicher Duft. Leichte Traurigkeit vernehme ich, als ich höre, dass sie die Tür öffnet und schließt. Leise erklingen die letzten ihrer Schritte. Jetzt bin ich wieder alleine. Gebrochen, verloren und einsam in diesen Raum, oder ist es eine Zelle? Egal. Ändert es doch nichts daran, dass ich gegen meinen Willen gefangen bin. In dieser Zeit versuche ich ruhig zu bleiben, mich nicht unnötig zu bewegen. Irgendwie einfach Energie zu sparen, für das was auch immer noch kommen könnte. Somit halte ich ruhig, warte die Minuten oder Stunden ab. Wie lange bin ich hier eigentlich schon gefangen? Nur darauf kann ich mir keine Antwort machen. Ob man etwa schon nach mir sucht? Wie es wohl meinen Eltern jetzt gehen muss? Sie müssen krank sein vor Sorge. Was meinte Sheera eben mit Gilde? Vielleicht so etwas wie Söldner?

Laute kräftige, mir nur zu gut bekannte Schritte nähern sich der Metalltür. Quitschend öffnet sich diese. Direkt fange ich an zu schnuppern, denn ein sehr bekannter Geruch steigt mir sofort in meine Nase. Dieses mal ist es aber nicht ihr Blütenduft, sondern der leckere Geruch von gebratenem Steak mit Pommes. Mein absolutes Lieblingsessen. Ihre Schritte werden lauter, kommen immer näher. Wieder spüre ich einen Druck auf meinen Beinen. Genau wie eben, bin ich wieder Sheera's menschlicher Stuhl. Außer es hin zunehmen bleibt mir ja auch nichts übrig. Beschweren darf ich mich ja nicht. Was würde sie mir dann jetzt erst zufügen? „Also Jason ich hoffe du hast dir nicht zuviel dein Köpfchen zerbrochen, während ich weg war. Sei bitte ehrlich, du hast mich doch ein wenig vermisst oder?“ Selbstgefällig, sogar ein wenig Arrogant formuliert sie ihre Frage. „Ich. Ich weiß es nicht. Die ganzen Qualen, dass alles macht mich fertig, aber kannst du mich nicht einfach gehen....“ Wie ein kleines Kind, welches gerade so etwas wie Gefühle entdeckt stottere ich mir einen zurecht.

Doch unterbricht sie mich, fällt mir ins Wort, während sie mir über meine Wange streicht. Erst jetzt spüre ich die unzähligen Narben an meinen Wangen, als sie leicht kratzend mit ihren Fingernägeln über diese fährt. „Sie verheilen sehr gut deine Narben. Anscheinend hast du bessere Regenerationsfähigkeiten als die allermeisten. Sehr Interessant. Konntest du schon erschnuppern was ich dir zubereitet habe? Steak und Pommes, dein Lieblingsessen.“ Ihre hübsche Stimme verdeckt das was sie eigentlich gesagt hat, was mich normalerweise sehr beunruhigen müsste. „Woher weißt du das es mein Lieblingsessen ist?“ Skeptisch frage ich sie, anscheinend besitze ich doch noch so etwas wie einen Verstand. Auch wenn er anscheinend teilweise defekt ist. „Ist das nicht unwichtig? Sei doch froh Jason. Du bist im warmen, unterhältst dich nett mit mir, bekommst endlich etwas warmes leckeres zum essen. Dir fällt echt nichts besseres ein als in diesem Moment mir eine Frage zu stellen? Darüber hinaus bist du noch lebendiger als Nummer 3.“

Regelrecht kaltherzig erwähnt sie die Nummer 3, betont sie diese doch extra stark. „Bitte was?“ „Du durftest doch wählen, hast du das etwa vergessen. Du bist ja ein echter Schussel. Deine Entscheidung kostete ihm das Leben. Natürlich habe ich ihn zwar getötet, aber die Entscheidung dazu hast du mir ja abgenommen. Details über den Mann erspare ich dir für den Anfang. Ich will dich doch nicht jetzt schon brechen. Nein, dass ist falsch die Entscheidung ihn zu töten hast du mir aufgezwungen Jason.

In Gewisser Weise, hast du gerade deinen ersten Mord begangen Jason.“

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