4| Lass los √

Brennende Schmerzen wecken mich unsanft aus meinem eben noch so intensiven, fast sogar schon erholsamen Schlaf. Irgendwie war es echt beruhigend ohnmächtig geworden zu sein, so konnte ich doch etwas an Kraft regenerieren. Dieses Leid was ich aber jetzt verspüre, es kommt von meinen Wangen. Aber es läuft nichts mehr warmes an mir herunter. Haben die Blutungen etwa gestoppt? Vorsichtig öffne ich meine Augen. Schließlich habe ich große Angst davor was jetzt wieder mit mir angestellt wird. Zu meinem entsetzen stelle ich fest, dass mir die Augen verbunden wurden. Anscheinend ist mein Herz auch gerade erwacht, denn jetzt werden Unmengen an Blut durch meine Adern gejagt. Entsprechend rast auch mein Puls, als wäre ich auf einer Rennstrecke. Nicht mal einen Schatten oder gar den kleinsten Umriss kann ich erkennen. Aber die Hitze des Lichtes spüre ich deutlich. Auch wenn ich es nicht wahr haben will, ich bin nicht mehr als ein wertloser Spielball, in ihrem paranoiden und gestörten Spiel. „Au." Laut schreie ich auf, instinktiv drehe ich meinen Kopf zur Seite, um dem Schmerz zu entfliehen. Wieder ist da ein penetranter, brennender Schmerz, welcher sich wieder ausbreitet. An meiner Kehle spüre ich jetzt etwas. Eine zierliche Hand, aber sie ist alles andere als sanft.

Ist es etwa ihre? Obwohl ich mich gegen sie gestellt habe, sie enttäuscht und verletzt habe, hilft sie mir noch etwa? Will ich mir nur etwa einreden das sie mir helfen will, oder will sie mir nur wieder Leid zufügen. Aber diese Hand drückt direkt auf meinen Kehlkopf, genauso auf meine Luftröhre. So drückt sie mir fast die gesamte Luft ab. „Sheera?" Bettelnd, anstatt nach Luft zu ringen, frage ich sie. Einzig und allein sie kann es beenden, hält sie doch gerade mein Leben in ihrer Hand. Zwar bekomme ich kaum noch Luft, dennoch ich muss es einfach wissen ob sie es ist. „Sei ruhig du Idiot. Was hatte ich dir gesagt? Vertrau mir. War das nötig dieser unnötige Schmerz. Jetzt halt gefälligst Still, sonst kann ich deine Wunden nicht versorgen. So schnell lasse ich dich nicht sterben, vorher möchte ich noch meinen Spaß haben." Klang sie eben nur enttäuscht ändert sich dies augenblicklich. „Verdammt denkst du ich will das etwa alles? Denkst du es macht mir Spaß Menschen zu töten? Nein, da liegst du ganz falsch. Es sind Symphonien welche erst entstehen wenn Knochen bersten. Wenn Menschen schreien und flehen. In Gewisser Weise bin ich somit auch etwas wie eine Komponistin. Jetzt genau in diesem Moment kompeniere ich wieder, dabei bist du meine Tonleiter. Wunderschöne Töne welche wir gemeinsam erschaffen werden. Mit einem Ableben endet auch immer diese so schöne Melodie.

Denkst du mit dir wäre es anders?" Ihr Handgriff an meinem Hals wird nocheinmal intensiver, zu allem übel aber sehr viel schmerzhafter. „Spürst du es Jason, die einzelnen Knochen deines Halses, deiner Luftröhre? Warte ich helfe dir ein wenig." Zwar habe ich definitiv andere Probleme als ihrer Stimme zu lauschen, aber da sie ist wieder diese so beruhigende Stimmlage. Dennoch sie hat Recht, nacheinander lässt sie mich einen jeden einzelnen Knochen spüren, den ihre Finger nur erwischen. Nie hätte ich gedacht das es so viele an meinem Hals sind. Manche lässt sie sogar laut knacken. Bei jedem einzelnen knacken zucke ich innerlich zusammen. Egal wie leise das knacken ist, ein jedes könnte das letzte sein was ich jemals vernehme. Nach Luft zu atmen wird so unmöglich für mich. Überall gehen pulsartige Zuckungen durch meinen Körper, dabei wende mich hin und her. Versuche mich irgendwie zu befreien. Vergebens, nur sie kontrolliert mich gerade und meine komplette Luftaufnahme. Für einen kurzen Augenblick lockert sie ihren Griff. Sie weiß genau in welcher Lage ich stecke, macht es mir so nocheinmal sehr viel deutlicher. Zeit die ich nutzen muss, um weitere Sekunden mir zu verschaffen. „Was habe ich dir eben gesagt? Du sollst ruhig halten, vorher werde ich meine Hand von deinem Hals nicht wegnehmen. Glaub mir ich kann das den ganzen Tag mit dir machen. Es würde nie langweilig werden. Nur bezweifle ich das du das länger als 20 Minuten aushältst.

Ach Jason, könntest du gerade nur dein Gesicht sehen. Wie es durch mein Antlitz so schön rot anläuft und anschwillt. Wie du so naiv und dumm bist, nach Luft ringst. Erkennst du nicht das es sinnlos ist? Vergeudete Energie. Kannst du meine Worte überhaupt noch vernehmen?" Dieses mal klingt sie sogar amüsiert darüber. Zumindest glaube ich das, denn ihre Stimme vernehme ich jetzt immer gedämpfter. All das wird nur durch sie enden, außer ihr zu vertrauen das sie mich nicht tötet, kann ich nichts weiter ausrichten. Es fällt mir sehr schwer meinen Körper ruhig zu halten, während mir weiter die Luft ausgeht. Denn mein Instinkt versucht mit aller Macht dagegen anzukämpfen. Aber sie wird es nur beenden, wenn ich es schaffe mich über meinen Instinkt zu stellen. Immer schwächer werde ich, genauso mein Puls unregelmäßiger. Haben meine Hände und Beine eben noch die Fesseln an mir auf das äußerste gedehnt, so hält jetzt alles ruhig. Nur noch ein paar einzelne kleine, ziemlich schwache Zuckungen durchfahren meinen Körper. Dabei senkt sich mein Kopf immer weiter ab. Einfach alles lasse ich jetzt los. Auch meinen Willen weiter zu leben. Lässt sie mich nun endlich einschlafen für immer? Sie erkennt sofort das ich ihr gehorche, lässt mich daher nicht mehr länger warten und bearbeitet die letzten Wunden in meinem Gesicht. Mittlerweile fange ich an mit meinem Brustkorb nach vorne zu stoßen. Meine allerletzten Luft Reserven sind verbraucht. Ein lautes piepen wie ein Tinitus geht durch meine Ohren. „Fertig", zugleich lässt sie ihren Griff ab von mir. In diesem Moment stoße ich mit meinem gesamten Körper nach vorne, aber die fesseln werfen mich schmerzend wieder zurück. Während ich laut nach Luft ringe, dringt der Sauerstoff, fast wie eine brennende Fackel in mich hinein. Erleuchtet meinen Körper mit neuem Leben.

Auf meinen Beinen spüre ich einen Druck, hat sie sich jetzt etwa gerade echt auf mich gesetzt? Ja das muss sie schon, denn ich vernehme wieder diesen so intensiven, markanten Kirschblüten Duft. An meiner rechten Schulter spüre ich etwas. Hat sie gerade ihren Kopf auf diese gelegt? „Ahhh Jason", sie kreischt mir direkt in mein Ohr. „Deine aller erste Nah-Tot Erfahrung.
Wir sagen immer das ist etwas ganz besonderes. Denn erst später erkennt man so das große ganze. Siehst du? War doch gar nicht mal so schlimm. Wichtig ist das du verstehst, Schmerz, Qual und Leid wirst du hier immer erfahren. Aber wie intensiv es sein wird bestimmst nur du. Hättest du direkt mir gehorcht, still gehalten, wäre es schneller vorbeigegangen. Es ging aber erst als du deinen Willen, deine gesamte Hoffnung zu Leben aufgegeben hast, dass habe ich gespürt. Wie fühlt es sich an eine Nah-tot Erfahrung gemacht zu haben Jason?" Sanft streichelt sie mir jetzt durch meine Haare, spielt mit ihnen herum. „Fühlst du dich jetzt nicht besser? Lebendiger? Nicht viele haben das Privileg so etwas zu überleben, denn normalerweise kennen meine Hände keine Gnade."

Zwar bin ich froh das ich noch lebe, aber die Freude verfliegt wieder sehr schnell. Nur sie alleine hat bestimmt ob ich noch lebe oder nicht. Wie kann denn da Freude aufkommen? Wäre meine Hoffnung nicht gestorben, so hätte sie mich wahrscheinlich sterben lassen. Sicherlich hätte sie das noch Stunden mit mir fortgeführt, wenn ich es so lange überhaupt überstanden hätte. Diese Lust in ihrer Stimme war schier grenzenlos. Definitv bin ich der Bauer in ihrem Schach Spiel. „Sheera", doch viel mehr lässt sie mich nicht sagen, denn ihre Hand verdeckt meinen Mund. „Shhhh, du brauchst nichts zu sagen, ich weiß das du mir dankbar bist. Sonst hättest du doch den Tot gewählt. Hättest du sonst, bis zum allerletzten Augenblick gewartet? Sonst wäre es doch umsonst gewesen, dass du deine Hoffnung aufgegeben hast. Ganz kurz war ich am überlegen ob ich dich falsch eingeschätzt hatte. Ob du mir vielleicht nicht sogar sterben würdest. Aber du hast mich nicht enttäuscht. Weißt du was? Ich bin so stolz auf dich, da möchte ich dir ein wenig von mir erzählen.

Sieh es als eine Art Geschenk an, denn die meisten bringe ich danach um. Denn Informationen sind ein kostbares Gut in unserem Milieu.

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