3| Vertrauen √
Über das was ich jetzt sagen werde herrscht in mir selbst allergrößte Uneinigkeit. „Sheera ich vertraue dir." Dabei klinge ich alles andere als von mir selbst überzeugt. Alleine diese Zittrigkeit in meiner Stimme, vermittelt es schon deutlich. Hat etwa gerade meine Neugierde gesiegt, oder war es etwa meine Hoffnung? Dieser winzige kleine, allerletzte Rest Hoffnung das sie vielleicht mein Schlüssel hier raus sein kann? „Fantastisch Jason." Sie klingt erfreut darüber, aber zugleich nicht wirklich verwundert. Verdammt, war das etwa mein nächster Fehler in diesem Spiel? Zumindest für die beiden ist es ein Spiel. Aber was für eine Art Spiel? Ein Schach des Grauens und Wahnsinns? Welche Figur bin ich denn dann bitte? Der wertlose Bauer? Denn für mich ist es nur noch bitterer ernst. Ein Versuch irgendwie um mein überleben zu kämpfen. Meine Gedanken werden jetzt unterbrochen, durch eine sanfte Bewegung einer Hand.
Langsam, zärtlich fährt sie mir durch meine schwarzen, kurzen Haare. Diese Angst welche versucht Besitz von mir zu ergreifen wird zumindest so gestoppt. Tief dringt ihre Wärme in mich hinein. Mehr als deutlich spüre ich, wie ich es einfach nur genieße für diesen einen kurzen Moment nicht mehr verletzt zu werden. Als ob sie genau wüsste wie es mir geht, stoppt ihre Bewegung. Vor lauter Enttäuschung öffnen sich jetzt meine Augen. Süßlicher, fast schon himmlischer Kirchblüten Duft dringt jetzt in meine Nase, als mein Gesicht von weichen, langen Haaren bedeckt wird. So langsam wird diese Angst in mir immer weniger, denn ich fühle mich jetzt eher wie in einem Blütenmeer gefangen. Anstatt nach Lösungen zu suchen, versuchen meine Augen irgend etwas zu erkennen, damit ich endlich ein Bild von Sheera bekomme. Da ist sie wieder diese unachgibige Neugierde. Wenn sie nur schon halb so schön aussieht, wie sie klingt und duftet, dann habe ich es mit einer wahrhaftigen Göttin zu tun.
Vergebens, einfach sinnlos. Es ist zu dunkel, ich erkenne nicht einmal ihre Haarfarbe. So kann ich sie mir nur vorstellen, in diesem Blütenmeer wie sie aussehen könnte. „Jason, weißt du warum ich dich auserwählt habe?" Ihr Kopf muss näher gekommen sein, denn sie klingt lauter, obwohl sie schon flüstert. Was ihre Stimme nur noch anziehender, intensiver, aber genauso geheimnisvoller Macht. „Nein, Sheera, bitte sag es mir." Mittlerweile ist jede Angst aus mir entwischen. Bin ich mir so sicher bei ihr? Kann ich ihr wirklich vertrauen? Ja, ich kann es, davon bin ich ganz fest überzeugt. „Dein ganzer Körper sagt es mir Jason. Hattest du eben noch aller größte Angst, dass ich dich vielleicht verstümmle oder töte, so ist diese doch jetzt gewichen. Nur weil du mir vertraut hast. Ich habe gesprochen und du hast mir blind gehorcht. Zwar waren da noch ein paar zweifelnde Worte, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein für den Anfang.
Verstehst du? Wenn du mir gehorchst kann ich dein Leid lindern. Retten kann ich dich leider nicht, aber ich kann dich beschützen. Vor dem zerstörerischen, so unberechenbaren Trieb meines Vaters." Ihre Stimme ist so süß, so köstlich wie Honig. Immer tiefer trinkt ihre Stimme in mich hinein. Tiefer und tiefer in meinen Verstand, benebelt diesen weiter. Mir wird immer klarer, das sie mir helfen will. „Nur ICH kann dich vor dich selbst beschützen, vor deinen Fehlern." Dabei fährt sie mit ihren Händen über meine Wangen, ihre Fingerspitzen spüre ich, wie diese ein wenig über meine Wangen kratzen. Keinen Schmerz verspüre ich, sondern vielmehr eine Glücklichkeit das sie sich weiter mit mir abgibt, mich sogar streichelt. Diese Wärme spendet einzig und allein sie mir. Ich erkenne nicht mehr, dass meine Gedanken einzig und allein nur noch um Sheera kreisen. Hat sie meinen Verstand jetzt entgültig erobert? Gleichzeitig auch mein Herz?
„Mein Vater möchte das du lächelst, doch vorhin konntest du es nicht wegen deiner ganzen Angst. Sollen wir ihm dein aller schönstes lächeln zeigen? In 3 Sekunden geht das Licht an, es ist zu hell für deine Augen. Bitte Versuch auch wenn es dir sehr schwer fallen wird deiner Neugierde zu wiederstehen. Die Augen musst du geschlossen halten. Deine Augen sind schon so sehr geschädigt von dem Licht, du brauchst nicht noch mehr Leid. Konzentriere dich nur auf meine Bewegungen, wie sie dir Wärme und Geborgenheit spenden. Denk nur an mich Jason. Einzig und alleine an mich!" Wie viele Sekunden vergehen kann ich schon gar nicht mehr zählen, denn Sheeras streicheln meiner Wangen, raubt mir immer weiter den Verstand. Noch wärmer wird es mir, dass Licht muss wohl schon an sein. Jetzt muss es viel heller, stärker sein als vorher, denn ich spüre regelrecht diese Wärme auf meiner Haut. „Dein Auftritt Jason. Lausche dem Klang meiner Stimme. Fühle meine Bewegungen." Sheera hat gesprochen und ich gehorche ihr.
In diesem Moment gebe ich mich ihr noch mehr hin, dabei spüre ich schon gar nicht mehr wie sehr ich lächle. Genauso wenig spüre ich, dass ihre Bewegungen auf meinen Wangen langsamer aber intensiver werden. Immer wärmer wird es an meinen Wangen. „Wunderbar das ist es. Du hast es geschafft Jason." Sie klingt nicht mal erfreut, sondern eher dominant, fast so als gäbe es nur diese eine Möglichkeit. Als würde sie nur Gehorsam akzeptieren wollen und können. Etwas warmes, flüssiges, metallisch schmeckendes läuft jetzt in meinen Mund. Augenblicklich werde ich aus meiner Trance gerissen. Schließlich ist es mein Blut. Diese Schmerzen als auch diese Angst, sie sind zurück. Erst jetzt realisiere ich das sie fast überall meine Wangen aufgerissen hat, mit ihren Fingernägel. Sogar noch tiefer als an meinem Arm. So viele Linien wie ich spüre, es sind einfach zu viele um sie noch zu zählen. Vor lauter Schmerz zapple ich wie ein Zitteraal hin und her.
Diese Fesseln ziehen sich so nur noch enger. „Beruhige dich Jason, es bringt nichts wenn du dich wehrst. Vater mach das Licht wieder aus." Immerhin, die brennende intensive Wärme nimmt sie so von mir. Doch kann ich darüber nicht glücklich sein. Weiterhin läuft Blut ohne Ende an meinem Gesicht herunter, auch in meine Lippen hinein. Tropfen um Tropfen höre ich auf den Boden platschen. Zuviele um sie noch zu ignorieren, wenn ich nicht sterben möchte. Immer weiter macht sich Panik in mir breit, das ich vielleicht verbluten könnte, denn ich fühle mich wieder schwächer. Spüre genau wie meine Adern weniger Pulsieren und mein Puls schwächer wird. Ihre Hände lassen erst jetzt von meinem Gesicht ab, legt sie diese jetzt auf meine Hände. Fest aber ohne das sie mir weh tut, umfasst sie diese. „Spürst du die Wärme? Das ist Vertrauen. Vetrauen überdeckt Schmerz. Gehorsam öffnet dir hier neue Türen. Vertraust du mir wieder Jason? Ich werde dich auch belohnen.
Was sind schon ein paar Kratzer auf deinem Gesicht. So etwas verheilt. Was mein Vater mit dir gemacht hätte nie mehr. Bitte, du kannst ihn gerne gleich fragen. Aber vorher verlange ich von dir ob du mir noch einmal vertraust." Wieder ist da diese so süße Barmherzige Stimmlage. Ähnlich einer behütenden Göttin. Zu allem Übel haben sich gerade Teile meines Gehirns als auch meines Herzens den kompletten Krieg erklärt. Ganz genau, spüre ich wie mein Herz für diese Entscheidung bluten muss, aber ich erinnere mich auch daran was Axel gesagt hat. Manchmal muss man auf die Logik hören. „Nein, ich entscheide mich gegen dich. Ich habe dir vertraut und du hast mich verletzt. So erarbeitet man sich kein Vertrauen Sheera. Dein Vater hat es mir selbst gesagt, manchmal muss man auf die Logik hören." Anscheinend hat mein Gehirn gerade gesiegt, mein Herz für den Moment erstickt.
Erschöpft, aber genauso traurig erklinge ich, dass ich sie so sehr enttäuschen muss. Ein extrem lautes, verzweifeltes kreischen geht von ihr aus. So zerreißend, schmerzhaft, aber auch verstörend das ich schon spüre wie ich mein Bewusstsein verliere, verstärkt dieser Raum es doch noch weiter um ein vielfaches. War es etwa wieder die falsche Wahl? Ich versuche mich noch dagegen zu wehren, doch vergebens.
Sekunden später verliere ich jetzt mein Bewusstsein, spüre wie mein Atem anfängt auszusetzen. Finde ich nun endlich meine Erlösung von all dem?
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