20| Scherbenhaufen
Seine Stimme ist aufrichtig und ehrlich. Ich kann es mir nicht erklären, aber sie wirkt mir so vertraut. Vielleicht ist es auch nur wieder diese Einbildung. Schließlich habe ich seit Tagen oder Wochen kein Sonnenlicht mehr gesehen. Wenn man davon absieht, dass ich erniedrigt und benutzt wurde. Alleine der Gedanke an die Welt dadraußen lässt mich wieder abtriften. Diese warmen Sonnigen Strahlen auf meiner Haut, die zwitschernden Vögel die den Tag begrüßen. All das vermisse ich so sehr. Sind es doch schon nur noch blasse Erinnerungen mittlerweile, denn raubt mir dieses Schreckensreich stetig mehr. Immerhin für den Moment habe ich einen Verbündeten. „Folge mir bitte Jason ich bringe dich zurück. Alleine verläufst du dich nur.“ Seinen Worten, folgen Taten und wir gehen zurück. Ein wenig hallen seine Schritte durch den Gang, doch er scheint keine Angst zu haben entdeckt zu werden oder derartiges. Minuten folgen wir einander, bis wir wieder an diese Tür wieder kommen. Dieser zu ihrem Königreich.
Einige Meter davor bleibt er stehen, zeigt mit seiner Hand auf genau diese. „Jason, ab hier kann ich dir nicht mehr folgen. Einen einzigen Rat habe ich noch für dich. Bewahre deine Menschlichkeit. Ohne diese bist du nicht besser als Sheera. Was geschehen will nimmt schon seinen Lauf. Weder du, noch ich können es ändern. Zu deinem Leidwesen ist der Verlauf schon festgemacht. Es wird Zeit Jason, bitte du darfst nicht mehr länger warten.“ Recht hat er, warten darf ich keine einzige noch so kleine Sekunde mehr. Meine Hand habe ich schon an der Tür, möchte diese öffnen. Doch werfe ich noch einen Blick nach hinten zu Oliver. Möchte ihm noch ein letztes mal danken. Aber mein Blick geht ins Leere. Weit und breit gähnende Leere in dem Gang. Wo ist er hin? Auf diesem Stück ist keine einzige Tür, außer die direkt vor mir. Es muss mir egal sein, denn ich habe keine Zeit mehr. Bestimmt wacht sie gleich auf.
So leise wie ich es nur irgendwie kann, öffne ich die Tür zu ihrem Reich der Schmerzen und Lust. Weiter als 2 Meter in den Raum komme ich nicht mehr. Meine Beine sind so starr, als wären sie am Boden festgeklebt. Am ganzen Körper zittere ich. Als wäre er bei einem Pferderennen, gallopiert mein Puls in immer weitere unbekannte Höhen. Mit zuckenden Augen ist mein Blick hoffnungslos nach vorne gerichtet. Diese Perfektion meines so wunderschönen Plans dahin. Ein einziger Scherbenhaufer ist dieser nur noch. Denn vor mir steht niemand geringeres als Lutzifer selbst. Sheera's Haare sind teilweise ausgerissen, ihre Augen so rot wie Glut. Sie hat sich umgezogen. Blutrot ist ihr langes wunderschönes Kleid. Die eine Hand hält Myras Haare fest. In der anderen hält sie ein Fleischerbeil. Mir bedarf es keiner Fantasy um zu wissen was gerade abgeht. Eine einzige Bewegung trennt jetzt Leben und Tot voneinander. Als ich auf Myra Blicke fällt mir auf, dass sie noch ein wenig benommen wirkt. Was hat Sheera nur mit ihr gemacht? Ihr Gesicht ist gerötet. Hatte Sheera sie etwa geschlagen?
Taumelt sie doch ein wenig am Boden rum. „Was hast du mit ihr gemacht?“ Laut, ohne über die Konsequenzen nachzudenken brülle ich sie voller Zorn an. Sheera die immer mehr wie eine gleich komplett austickende Psychopatin aussieht, zuckt einmal kräftig zusammen. „Warum. Weshalb tust du mir das nur alles an Jason? Habe ich dich nicht gut behandelt? Immer wieder und wieder verletzt ihr mich.“ Gerade klang sie nur verletzt, doch jetzt schlägt ihre Stimme um. „Nein, Nein. Damit ist Schluss. Verabschiede dich von deiner kleinen Freundin Jason. Für immer.“ Doch jetzt spüre ich ihre unermessliche Verletztheit. Das meinte Oliver also. Zeigt sie gerade ihren wahren Verstand. Fuchtelt sie währenddessen mit dem Fleischerbeil herum. Jedes mal nur Zentimeter an Myras Gesicht vorbei, welche gerade wieder langsam zu sich kommt. Der Anblick des Beiles lässt sie aber jetzt sofort ohnmächtig werden. Zum Glück. Ich möchte mir nicht einmal Ansatzweise ausmahlen was Sheera mit ihr macht, wenn sie schreit oder in Panik verfällt.
Außer um Beistand zu beten, kann ich nichts mehr machen. Ein falsches Wort und Myra ist .... Nein, dass darf nicht passieren. „B...Bi...Bitte....Sheera mach das nicht.“ Voller Angst flehe ich sie an. Hält sie doch jetzt Leben und Tod in ihren Händen. „Ich....Jason....Nein, jetzt ist Schluss. Du wirst mich nicht brechen.“ Man hört ihr deutlich an, wie sie sich konzentrieren muss. Der Alkohol der noch gegen sie kämpft, aber auch ihre innerliche Verletztheit. Dieser Wahnsinn der immer deutlicher Besitz ergreift von sie. Ihr Beil mit dem Arm, holt bedrohlich weit aus. Sofort ist mir der ernst der Lage klar. Will sie Myra jetzt entweder verstümmeln, ihr Gliedmaßen abhacken oder sie sogar töten?“ Ohne nachzudenken handle ich jetzt. Das Adrenalin strömt durch meinen Körper, weitet meine Adern. Beruhigt meinen Puls. Wie eine Droge lässt es mich klar denken, aber noch viel schneller handeln. Zentimeter über ihrem Kopf stoppt sie das Beil. Mit einem Satz nach vorne hatte ich mich vor Sheeras Füße geworfen. Umklammere wie ein Häufchen Elend ihre Beine und küsse ihre ledernen Schuhe.
„Bittttttteeeeeee! Sheera. Lass sie gehen und ich werde dir für immer dienen. Noch bin ich nicht so wie du, daher weißt du auch das du mir vertrauen kannst.“ Unglaublich schwer war es für mich, diese Worte überhaupt noch raus zubringen, denn ein jedes lässt mich fast daran ersticken. Verrate ich doch innerhalb von Sekunden alles wofür ich kämpfen musste. „Ok Jason. Zwar verstehe ich immer noch nicht was du an ihr findest, aber ich lasse sie später frei.“ Nur ihren Worten kann ich nicht vertrauen, nein ich muss es anders lösen. Zum Glück hilft mir das Adrenalin. Hunderte Lösungen sehe ich vor meinem geistigen Auge, aber nur die eine ist es. „Nein, Sheera du wirst sie draußen frei lassen. Wir alle drei gehen nach draußen. Du lässt sie gehen, dann bin ich für immer deins.“ Sie entfernt das Beil aus der Reichweite ihres Kopfes. Habe ich sie etwa erreicht? „Was für eine Garantie habe ich, dass du mich nicht belügst Jason?“ Langsam lasse ich ihre Füße los. Knie mich mich genau vor sie. Schaue ihr dabei tief in die Augen. „Myra ist diese. All das mache ich nur für sie. Tötest du sie, dann nimmst du mir auch meinen Willen zu leben.
Möchtest du etwa, eine nutzlose Hülle als geliebten haben? Könntest du mich dann noch lieben Sheera?"
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