19| Letzter Wille
Ohne weitere Worte, Blicke oder Zärtlichkeiten auszutauschen gehe ich in Richtung Tür. Meine Entscheidung steht, bis in noch so jeden entlegenen Körperteil ist diese spürbar. Strotzt er doch gerade nur so vor Energie. Selbstbewusstsein was mich komplett übernimmt. Um Lösungen zu finden muss man Opfer bringen. Sheera selbst hatte es gesagt. Wir befinden uns im Krieg. „Jason, verdammt was hast du vor." Verzweiflung aber auch Angst, spiegeln sich so klar in ihrer leisen, flüsternden Stimme wieder. Ein kalter Schauer durchfährt meinen Körper, als würde mir jemand gerade versuchen mein Herz zu entreißen. Vielleicht ist dem auch so. So viel musste ich opfern, da kommt es auf weiteres auch nicht mehr an. Lediglich hoffen kann ich das Myra nicht dazu gehört.
Aber ich würdige sie keiner Aufmerksamkeit mehr. Gerade als ich die Türe öffnen wollte spüre ich es. Ihre Hände haben sich um meine Füße geschlungen. Es rührt mich das sie sich sorgen um mich macht. Aber. Nein, es wäre falsch zu sagen das ich innerlich schon gestorben wäre. Mit jeder Minute die ich länger in dieser Hölle verbleibe, geschieht genau das mit mir. Um jeden Preis muss ich es jetzt versuchen. Den Ausgang zu finden. Sobald ich ihn habe, hole ich Myra nach. „Mach dir keine Sorgen, ich werde ihn finden." Zwar flüstere ich, doch dieses mal so liebevoll wie mein Herz noch kann. Leider ist es deutlich weniger als ich dachte. Anscheinend habe ich weniger Zeit als ich dachte. „Was? Jase, verdammt lass mich nicht alleine mit diesem Monster. Mit dieser Seelenfresserin." Sie versteht es immer noch nicht. „Der Ausgang. Ich finde ihn. Bleib hier!" Den letzten Satz lasse ich befehlend sogar herrschaftlich klingen.
Damit sie eindeutig versteht, dass sie mir vertrauen muss. Wieder falsch, in diesem Fall muss sie mir blind gehorchen wenn wir überleben wollen. Ihre Hände lassen mich jetzt los. Lässt sie mich nun gewähren? Es scheint so, denn ich vernehme keinen Ton mehr von ihr. Tatsächlich ich habe es geschafft, die Tür hinter mir geschlossen. Wie soll ich mich jetzt hier nur zurecht finden? Schließlich sieht alles gleich aus. Egal, ich muss mich konzentrieren, wenn ich mich verlaufe sind wir wahrscheinlich beide Tot. Genauso habe ich nur soviel Zeit bis Sheera aufwacht. Was würde sie wohl machen wenn sie nur noch Myra findet. Kräftig schüttel ich meinen Kopf hin und her. Solange bis meine Beine sich endlich in Bewegung setzen. Minuten lang schreite ich durch diese verlassen, gleich aussehenden Gänge. Hm, so langsam verstehe ich wo ich bin. Es kann eigentlich nur ein alter zweiter Weltkriegs Bunker sein. Doch wurde er komplett modernisiert.
Meine Begeisterung für die Architektur wird jetzt von einer quitschenden Tür unterbrochen. Mir stockt der Atem. Nicht gut. „Bleib sofort stehen oder ich schieße." Laut erschallt eine Stimme hinter mir. Fuck, was soll ich machen. Bleib ruhig Jason. Immer wieder sage ich diesen Satz zu mir. Endlich der vielleicht rettende Funke. „Was würde Sheera wohl dazu sagen wenn sie morgen früh hört das ich erschossen wurde." Hinter mir vernehme ich ein lautes schlucken. Anscheinend hat er sogar noch mehr Angst vor ihr als ich. Langsam mit pochenden Herzen und nach oben gehaltenen Hände drehe ich mich um. „Ahh du bist Sheera's neues Schosshündchen." Ihren Namen spricht er mit nur größtmöglicher Verachtung aus. „Nenn mich nocheinmal Schosshündchen und sie erfährt hier von morgen früh." Leicht gereizt, mit fast schon fletchenden Zähnen gifte ich ihn an. „Nein, dass ist nicht nötig. Sie hat mir schon alles genommen."
Sein Sturmgewehr hängt er sich wieder auf den Rücken. Ein paar Meter kommt er näher so das ich ihn erkennen kann. Komplett in schwarz gehüllt steht ein Mann vor mir. Zumindest klingt seine Stimme so. „Dachtest du etwa echt du wärst ihr erstes Spielzeug? Ihr aller erster Sklave. Nein Jason, denn das war ich Oliver. Weißt du wofür Oliver steht?" Verneinend schüttel ich den Kopf. „Es ist steht für Hoffnung. Nur diese hat sie mir für immer genommen. Deine Familie lebt noch, meine aber nicht mehr. Kannst du dir vorstellen wie es ist mit ansehen zu müssen wenn Frau und Kind getötet werden? Keiner kann das, Versuch es bitte gar nicht erst. Alles was mir etwas bedeute hatt sie mir genommen. Nur nicht mir. Wir sind viele musst du wissen. Keiner kam jemals soweit wie du. Ich sehe es dir an. All das hier wird nur enden, wenn sie stirbt. Nur deine Hände können es nicht. Du bist anders als wir, denn für dich gibt es noch Hoffnung. Keinen von uns würde sie auch nur Nah genug an sich heran lassen um sie zu töten. Aber du kannst es nicht.
Wenn du diese Geisteskranke dazu bringst, ihren Verstand komplett aufzugeben, übernehmen wir den Rest." Seine Worte klingen aufrichtig und Ehrlich. Doch kann ich das Risko eingehen? „Kann ich dir vertrauen." Seine Hände ziehen diese Maske von seinem Kopf. Mit allergrößter Anstrengung kann ich es noch gerade so verhindern, dass ich mich übergeben muss. Haut die sein Gesicht früher bedeckte sie wurde ihm regelrecht vom Gesicht gerissen. Nie hätte ich mir erträumt das so etwas möglich ist. Seine Schmerzen müssen unvorstellbar sein. „Jason ich lebe nur noch für die Rache. Bitte erlaube es mir." Ich nicke ihm zu. Immer noch bin ich sprachlos über ihre Grausamkeit. Wiedereinmal hatte ich Sheera unterschätzt. Dieses mal aber um Welten. „Folge mir ich zeige dir den Ausgang." Wieder etliche Minuten folge ich einem Fremden, dem ich blind vertrauen muss. Vor einem gigantischen mechanischen Schott warten wir.
„Nur Sheera kann es öffnen. Sie selbst ist der Schlüssel. Siehst du die Tafel da vorne? Das ist ein Biometrischer Scanner. Nur sie entscheidet wer raus oder reinkommt. Wenn ihr fliehen wollt müsst ihr sie dazu bringen diese zu öffnen. Wenn sie diese wieder schließt wären wir alle verdammt. Das müsst ihr um jeden Preis verhindern. Schließlich gibt es noch unschuldige hier drinnen. Neue Opfer von ihr. Ohe uns, habt ihr keine Chance im direkten Kampf gegen sie. Erfüllt ihr euren Teil, dann wir den unseren." Er fällt jetzt weinend auf die knie, seine Hände falten sich als würden sie beten.
„Bitte Jason, wir wollen endlich die Gräber unserer liebsten sehen. Bitte es soll unser letzter Lebenswunsch sein."
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