12| Innere Stimmen √

Das Licht im Raum lässt mich nur Umrisse erkennen. Es muss mir genügen. Eine warme innige Berührung verspüre ich. Ihren Arm hat sie um mich gelegt. Vorsichtig bedacht darauf sie nicht zu wecken lege ich ihn zur Seite. Ganz vorsichtig ohne irgendwelche Geräusche zu verursachen stehe ich auf. Ein paar Meter entferne ich mich von dem Bett. Es reicht um zu sehen wer neben mir liegt. Abertausende Gedanken schießen mir durch den Kopf nun. Soll ich versuchen zu fliehen? Hätte ich eine Chance? Schließlich kenne ich mich hier nicht aus. Sicherlich käme ich keine Hundert Meter weit, ohne das Wachen mich erwischen und vielleicht sogar tot prügeln würden. Andererseits einfach nur so zusehen, dass alles über mich ergehen lassen kann ich auch nicht. Leise flüstert mir eine innere Stimme zu: „Jason wehre dich. Tötete sie. Töte sie, beende es jetzt!“

Ignorieren kann ich den Gedanken nicht, denn er stimmt einfach. Die Quelle allen Übels liegt direkt vor mir. Absolut wunderbar war es eben mit ihr, aber sie darf sich nicht alles erlauben. Mir ist Bewusst das ich wahrscheinlich keine Chance haben werde gegen sie. Wieder Leid und Schmerz wird es mir bringen, doch diesen Gedanken, dass Gefühl von Rache werde ich nicht mehr los. Was wenn ich es doch schaffen könnte? Bekomme ich jemals wieder diese Gelegenheit? Leise, gehe ich auf und ab. Ringe innerlich selbst mit mir. Stimmen die immer lauter werden, sich Regelrecht schon anschreien jetzt. „Beende es“, schreit die eine, während die andere versucht mich zu beruhigen. „Nein Jason, das wird nicht gut enden. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

Verdammt hat diese innere Stimme gerade etwa Yoda zitiert? Weiter diskutieren diese Stimmen, doch ich stehe direkt schon vor Sheera. So friedvoll und unschuldig liegt sie da in ihre Decke gerollt, wo ich bis eben noch lag. Oh nein, dieses Biest ist nicht unschuldig. Wie viel Blut wohl an ihren Händen klebt? An denen womit sie mich eben noch berührt hatte? Ob sie damit rechnet das ich mich wehre? In der Hocke stehe ich nun vor ihr, beobachte sie etliche Minuten genauso. Ihr Schlaf scheint wirklich so tief zu sein, wie der eines Steines. Bestätigt mich nur noch so viel mehr, dass ich es schaffen kann. Mir fällt schon gar nicht mehr auf, dass diese Stimme die man als Vernunft betiteln könnte komplett verstummt ist. Sie hat den kürzeren gezogen dafür hat diese andere gewonnen. Ich nenne sie Wahnsinn, denn diese zaubert mir ein Grinsen in mein Gesicht. Ausgelöst alleine von dem Gedanken wie ich mir ausmale, es ihr endlich heim zuzahlen. Vielleicht es sogar beenden zu können. Ungeduldig werden meine Hände, sie möchten ihren Hals umschlingen. Genau jetzt.

Denn sie fangen schon an diese Bewegungen zu proben. Leise Knie ich mich auf das Bett. Genau vor ihr knie ich jetzt, nur noch Zentimeter sind meine Hände entfernt. Leise Höre ich ihren Atem. Spüre diesen sogar schon auf meiner Hand. „Tue es töte sie“, schreit Wahnsinn jetzt wieder so gegenwärtig in meinem Kopf. Fest umgreifen jetzt meine Hände ihren Hals, drücken so fest sie können zu. Schlagartig öffnen sich ihre Augen. Als hätte ich in diesem Moment einen Stromschlag erfahren, geht es mir durch den Körper. Dieses zittern was mir sagt, dass ich gerade keinen Deut besser bin als dieses Monster. Aber ich muss das ignorieren ausblenden, sonst werden die Folgen höllisch sein für mich. Ihren Puls spüre ich in meinen Händen, höre wie sie nach Luft ringt. Sofort greifen ihre Hände nach den meinen, versuchen diese von ihrem Hals zu entfernen. Aber das Überaschungsmoment befindet sich klar auf meiner Seite. Immer noch ist sie nicht ganz wach. Schlichtweg die Kraft fehlt ihr um mich abzuwehren. Fester und fester drücke ich, spüre dabei wie sich das Blut in ihren Adern staut. Am rasen ist ihr Puls. Das ächzen wird jetzt zu einer unregelmäßigen Schnapp Atmung.

Sie merkt, dass ich jetzt die Kontrolle habe, kraftlos sinken ihre Hände zum Bett. Habe ich es etwa geschafft, sie bezwungen? Kann es wirklich sein, habe ich gerade die Frau gebrochen die mich so sehr gefoltert hat? Gibt Sheera wirklich so schnell auf? Diese Frau die mir nahezu am laufenden Band Schmerz zufügt? „Jason, ich dachte du liebst mich?“ Augenblicklich stockt mir der Atem, denn ihre Stimme klingt so sehr verletzt wie ich sie noch nie bisher vernommen habe. Für einen kurzen Moment entstehen wieder Zweifel bei mir. Nein, ich bin kein Monster wie sie. Absolute Dummheit von mir. Denn dadurch verliere ich für einen winzigen Moment einen Teil meiner Kraft. Genau darauf hat sie gewartet. Nein sie war keine einzige Sekunde hilflos. Lediglich auf den richtigen Moment hat sie gewartet. Diese Schwäche nutzt sie nun gnadenlos aus. Mit dem einem Arm reißt sie meine Hände von ihrem Hals. Gefolgt von dem anderen der meinen Körper auf die Bettdecke drückt. Keine Sekunde dauert es, dann sitzt Sheera auf meiner Brust. „Netter Versuch Jason, aber so schnell kannst du nicht konkurrieren mit mir. Meinen Fehler von letztes mal korrigiere ich jetzt. Ab sofort verfehle ich nicht mehr.“ Deutlich höre ich ihr diese Freude darüber an, ihr diesen Freifahrtschein ausgestellt zu haben, der sich mein Gesicht nennt. Allgegenwärtig halte ich meine Arme vor mein Gesicht, doch mit der einen Hand zieht sie diese Hinter meinen Kopf.

Weit holt sie mit ihrem anderen Arm aus. Innerlich bereite ich mich darauf vor was jetzt kommt. Unsägliches Leid. Unbeschreiblich ist diese Wucht, mit der sie meine Nase erwischt. Sofort wird mir klar, ein jeder Schlag von ihr bisher war noch nie ihre ganze Kraft. Scheiße was habe ich gerade nur getan? Das absolute Biest habe ich in ihr geweckt. Dabei war ich mir so sicher, dass ich sie schon kenne. Wie konnte ich wieder nur so dumm sein? Unter dieser Last, knackt meine Nase einmal laut, zugleich bemerke ich wie sich der Knochen verschoben hat. Laut voller Schmerzen Schreie ich auf. Meine Nase ist gebrochen, ununterbrochen läuft Blut aus dieser. Aus vollem Halse, schreie und wende ich mich vor Qual. Tränen entrinnen meinen Augen wie ein Wasserfall. „Mein so schönes Bett. Na warte, das wird dir noch Leid tun.“ Immer wieder und wieder schlägt sie auf mein Gesicht ein. Jedes mal knackt etwas laut. Scheiße werde ich das überleben? Habe ich es zu weit getrieben? In meiner Verzweiflung wende ich mich an sie, mit der Hoffnung sie so stoppen zu können. „Bitte Sheera es tut mir Leid. Diese Wut sie hat mich übernommen.“ Sie stoppt ihre Faust nur Zentimeter vor meinem Gesicht. Was für eine Beherrschung ihrer Fähigkeiten. „Es ist keine Nacht mehr Jason. Ich bin nicht mal enttäuscht von dir. Ganz im Gegenteil. Genau das hatte ich mir die ganze Zeit über so sehnlichst gewünscht von dir. Für deine gerade mal erst 18 Jahre bist du verdammt zäh. Ahh ich werde noch soviel Spaß mit dir haben. Ab sofort wird dich keiner mehr an rühren außer mir. Alle werde ich wissen lassen, dass du mein alleiniges Eigentum jetzt bist. Freu dich, dass hat noch keiner geschafft zuvor.

Aber jetzt musst du erstmal mit den Konsequenzen leben. Eine gute Nacht wünsche ich dir. Freu dich schon mal auf den Morgen, denn der wird definitiv nicht besser werden. Oh nein.“ Gibt es eine Büchse der Pandora dann habe ich sie gerade geöffnet. Wieder unmittelbar nach Satzende folgt ein Schlag. Sofort spüre ich seine Folgen. Denn nun hängt mein Kiefer einige Zentimeter in der falschen Richtung. Schlag um Schlag trifft mein Gesicht.
Einige male vernehme ich noch ein Knacken, bis ein letzter Schlag von ihr, das Licht abschaltet bei mir.

Krampfhaft, gleichzetig in die jeweils gegenseitige Richtung verdrehen sich meine Augen, sehen dabei eine zufrieden lachende Sheera. Gefolgt von sofortiger Ohnmacht.

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