1| Definition des Wahnsinns √
„Ahhhhhhhhh". Dieses mal noch lauter, aber dafür befindet sich jetzt pure, reine Verzweiflung in diesem Schrei gebündelt. Die Gegenreaktion des Raumes erfolgt gnadenlos, als auch Augenblicklich. So stark das ich vor lauter Leid wieder schreien muss. Ein schier endloser Teufelskreis nimmt seinen so brutalen Lauf, bis ich endlich zu schwach bin um weiter zu schreien. Noch nie in meinem Leben habe ich solche Schmerzen ertragen müssen. Überall an meinem gesamten Körper läuft mir Schweiß herunter, zumindest hoffe ich das es nur Schweiß ist. Was bleibt mir denn anderes übrig als es zu ertragen? Habe ich etwa eine andere Wahl? Verdammt womit habe ich das nur verdient? Habe ich jemanden unfair behandelt oder weh getan? Wen oder was habe ich denn bitte gegen mich aufgebracht? Vielleicht habe ich auch einfach das Bewusstsein verloren, denn als ich zu mir wieder runter schaue, sind fast meine ganzen Klamotten voll mit Blut. Meine Augen brennen als hätte jemand seine Zigaretten in diesen ausgedrückt. So viele Tränen muss ich wohl vergossen haben, woran ich mich aber nicht mehr erinnere. Eventuell war es auch eine Kombination aus beidem. Anscheinend habe ich es jetzt wohl überstanden, die Schmerzen weichen langsam. Übrig bleibt nur ein zittern an meinem ganzen Leib.
Dafür ist das was ich eben noch Lippe nannte jetzt ein einziges Krater Feld geworden. Als ich dieses mit meiner Zunge berühre, verspüre ich ein brennen als würde ich hunderte Chillis aufeinmal essen. Anscheinend habe ich wohl meine gesamte Lippe aufgebissen, fast wie ein hirnloser Zombie. Für meinen Gefühls Ausbruch musste ich somit sofort den Preis zahlen. Pulsartige, stechende Qualen ziehen durch meinen ganzen Körper, erschweren mir das atmen somit immer weiter. „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten". Eine Stimme ertönt, sie klingt fast schon amüsiert. Ist das etwa mein Entführer? In mir kocht eine geballte Wut hoch. Fäuste ballen sich, aber die Seile unterbinden dies sofort, zu groß sind einfach die resultierenden Qualen.
„Aber na, na, wer wird den da gleich aggressiv. Du hast doch gerade am eigenen Leib gemerkt was Gefühle dir hier bringen.
Leid, nichts als unsägliches Leid. Ein Tipp für dich, verlass dich lieber auf deine Logik. Nur weil du mich nicht sehen kannst, heißt das lange noch nicht das ich dich nicht sehen kann. Vielleicht muss ich auch deutlicher zu dir werden.
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert." Es ist definitiv eine männliche Stimme. Sie klingt sehr viel älter als ich, vielleicht 40-50 Jahre, aber sie scheint Spaß zu haben. Was für ein Mensch ist er denn bitte nur? Nein, was für ein Monster muss er denn sein? Wenn er so etwas amüsant findet. Bin ich etwa in der Hölle gelandet? Bin ich vielleicht sogar schon tot? Kann doch auch nicht sein. Sollte ich mich nicht dann toter oder so anfühlen? Ein Gefühlsausbruch unterbricht meine Gedanken jetzt. „Lass mich raus. Ich habe doch gar nichts getan. Bitte?!" Ich flehe ihn an, appeliere an seine letzte restliche Menschlichkeit. Zumindest hoffe ich das er so etwas noch besitzt. Warum geschieht das nur alles? Was habe ich denn jemals in meinem Leben verbrochen, dass das Schicksal mich so behandelt. Das es mir diesen wahr gewordenen Alptraum zufügt. Doch meine Gedanken werden unterbrochen.
„Hmm. Lass mich kurz nachdenken."
„Ok, ich lasse dich gehen. Du darfst gehen." Dieses mal klingt er ernst, sogar ehrlich. „Bitte, ich öffne dir sogar die Tür."
Tatsächlich die eben noch massive und fest verschlossene Tür öffnet sich. Ebenfalls in einem strahlenden weiß lässt sich ein schier endloser Korridor erkennen.
„Danke." Freude macht sich in mir breit.
Einige Sekunden und Versuche folgen wo ich versuche aufzustehen. Augenblicke vergehen bis ich erst realisiere das ich immer noch gefesselt bin.
„Aber ich bin doch noch gefesselt?" Irritiert rede ich leer, einsam in den Raum hinein, ich weiß ja immer noch nicht woher die Stimme kommt. „Achja. Stimmt ja, da war ja eine winzige, dezente Kleinigkeit. Du bist ja gefesselt. Das hab ich ganz vergessen. Tut mir ja schrecklich Leid. Aber ich sag dir etwas. Du scheinst mir ein ganz netter, anständiger junger Mann zu sein. Ich mag dich Jason, daher gebe ich dir eine Chance. Auch wenn sie nur winzig und doch so fern ist. Nutze sie Junge!
Das sind die Sterne aber auch. Weißt du wie wir Menschen damals in den Weltraum kamen? Es ist eine spannende Geschi...."
„Bitte ich will meine Chance jetzt." Wieder klinge ich wie ein reumütiges, hilfloses Kleinkind. „Pff, diese Jugend von heute wissen nicht einmal mehr die Geschichte zu schätzen. Naaaa, gut. Du hast 5 Minuten durch diese Tür zu treten, danach schließt sie sich wieder. Damit das ganze dramatischer wird, gebe ich dir ein wenig Musikalische Unterstützung.
Tick.
Tack.
Tick.
Tack." Sein selbstgemachtes Uhrengeräusch geht ununterbrochen weiter. Verdammt was für ein kranker Psycho hat mich hier denn gefangen? Woher kennt er überhaupt meinen Namen?
Seine eben noch so ernste, klare Stimme, klingt jetzt einfach nur noch so, als ob sie mich leiden sehen will. Trotzdem ignoriere ich diese so mehr als deutliche Wahrnung, versuche mich mit aller Kraft los zureißen. Diese Hoffnung egal wie klein sie gerade ist, hat komplett Besitz von mir ergriffen. Durch meine so intensiven Bewegungen, ziehen sich die Seile immer enger zu. Roter und roter werden meine Handgelenke, bis sich schließlich sogar die Seile vor Blut rot färben. Leise höre ich tropfen auf den Boden platschen. Wie mein Blut zu Boden fällt. Enttäuschung macht sich bei mir breit. Ich muss es einsehen, es war eine Falle, er wollte mich nie gehen lassen. Von Anfang an hat er mit mir gespielt. Für die restlichen Minuten bewege ich mich nicht mehr, senke den Kopf nur noch traurig nach unten, weil ich so dumm war. Versuche so weiteres Leid von mir abzuwenden, doch ist das überhaupt möglich?
„Beep Beep Beep", anscheinend hat er schon sehr oft einen Wecker nachgemacht, er klingt seinem Vorbild sehr ähnlich. Trotzdem hört man noch klr heraus das er es war. „Hab ich dir schon mal gesagt, was die Definition von Wahnsinn ist? Wahnsinn ist wenn man exakt dieselbe Scheiße immer und immer wieder macht und erwartet, das sich was ändert. Das ist irre. Aber das erste Mal, als ich das hörte, echt ich dachte der verarscht mich also, Boom. Abgeknallt. Das Ding ist, okay ... er hatte recht. Und dann hab ich es plötzlich überall gesehen. Überall waren sie, diese Blöden Pisser, überall sah ich wie sie exakt denselben Scheiß wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder machten und dachten: Dieses Mal wird's anders laufen. Nein, nein, nein, nein, nein bitte! Dieses Mal wird's anders laufen."
Daher werde ich dich auch nicht töten, wie all die anderen vor dir. Das wäre ja Wahnsinn, zugleich aber auch einfach nur langweilig.
Nein, du wirst ein Experiment sein für mich. Ich habe dich auserwählt Jason, für ein Spiel. Vielleicht wirst du es mir nicht glauben, aber nur du entscheidest den Ausgang. Freu dich doch! Du hast die Möglichkeit der Welt die Augen zu öffnen!"
Sekunden der Stille vergehen. Doch unterbricht er sie mit einem lauten, aggressiven Wutausbruch, welcher mich am ganzen Körper zusammen zucken lässt. Vor Angst aber auch wegen seinem so wahnsinnig klingenden schreien.
„Du sollst lächeln Jason, du dummer, naiver Junge!!! Na los lächel schon, oder muss ich dir erst ein Lächeln in dein so unschuldiges Gesicht schneiden? Nein, Unschuld besitzt hier keiner mehr.
Dabei bist du schuldiger als ich. Mit der Zeit wirst du noch erkennen was ich meine."
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