Kapitel 6

"Bogenschießen steht als Erstes auf dem Plan", Will seufzte und fuhr sich durch das blonde Haar, während er das Gesicht verzog. Sein Unmut war ihm deutlich anzusehen, was mich jedoch nur belustigte.

"Wir sind doch Kinder des Apollo, so schwer kann das ja nicht sein", ich zuckte mit den Schultern und versuchte, ihn ein wenig aufzumuntern, doch dann fiel mir auf, was ich gerade gesagt hatte. Mein Halbbruder sah mich komisch von der Seite an.

"Sag mal, Destiny, du bist in letzter Zeit irgendwie merkwürdig...ist irgendwas passiert?", fragte der Blonde mich besorgt. Er legte seine Hand auf meine Stirn, schüttelte aber sofort den Kopf. Verlegen schob ich ihn von mir weg. Wie hatte ich mich nur dazu hinreißen lassen, nicht darüber nachzudenken, was ich sagen würde?

"Nein, es ist alles in Ordnung...", murmelte ich, ohne seinem Blick zu begegnen. Götter sei dank, das Will nicht weiter nachfragte. Trotzdem schien er nicht minder besorgt.

"Für den Sohn des Apollo bin ich aber eine totale Niete im Bogenschießen", ein weiterer Seufzer entwich seinen Lippen, doch seine Laune hob sich augenblicklich, als er Nico di Angelo sah, dem er sofort zuwinkte. Schüchtern erwiderte der Sohn des Hades das Winken, bevor Jason ihm auf die Schulter tippte und ihn in ein Gespräch verwickelte. Das wiederum gefiel Will, der mürrisch das Gesicht verzog, ganz und gar nicht. Kichernd schlug ich ihm gegen den Arm und schubste ihn in Richtung des Dunkelhaarigen.

"Wenn du nicht willst, dass ihn dir jemand wegschnappt, musst du offensiv werden", riet ich dem Blonden, dessen Wangen einmal wieder ein tiefes Rot annahmen. Dennoch schien er, diese Möglichkeit wirklich in Erwägung zu ziehen. Mir war, als hörte ich sein Herz schneller schlagen.

"I-ich kann nicht...", murmelte er verlegen. Sein Blick wollten an keinem Gegenstand länger als zwei Sekunden hängen bleiben. Seufzend legte ich meinem Halbbruder die hand auf die Schulter.

"Reiß dich zusammen, bevor du zum Bogenschießen kommst!", ich klopfte ihm auf die Schulter, ehe ich den Weg zum Bogenschießen einschlug. Dabei entdeckte ich Leo und dessen Geschwister, die scherzend in Richtung von Bunker 9 aufmachten. Der Blick des Braunhaarigen traf meinen, woraufhin er fröhlich lächelnd winkte. Einer seiner Brüder, ein blonder und sehr muskulöser Typ mit schiefem Grinsen und noch schieferer Nase, stupste ihn an und fragte etwas. Lachend schüttelte Leo den Kopf, während er ein paar kurze Worte zu dem Blonden sagte. Fragend legte ich den Kopf schief, aber der Sohn des Hephaistos winkte nur ab, ehe er umgeben von den anderen Kindern des Gottes verschwand. Plötzlich hob mich jemand von hinten hoch. Überrascht schrie ich auf und schlug um mich.

"Au! Au! Au! Ny, ich bin's nur!", Percys Stimme brachte mich letzten Ende dazu, aufzuhören. Er stellte mich zurück auf den Boden und drehte mich zu sich um. Seine meergrünen Augen strahlten fröhlich und ein Lächeln umspielte die Lippen des Halbgottes.

"'Tschuldige", murmelte ich betreten, während ich auf den Boden schaute, doch Percy lachte nur und warf seinen Arm um mich, als wäre es das Normalste der Welt, besonders weil ich mindestens 15 Zentimeter kleiner war. Deshalb musste er ich hinunter beugen, jedoch machte es ihm offenbar nichts aus.

"Gar kein Problem, gehst du zum Bogenschießen? Ich komm mit!", ich war froh, dass es ihm trotz seiner schrecklichen Erlebnisse im Tartaros gut zu gehen schien. Seine Augen leuchteten und er wirkte einfach nicht zerstört wie wohl jeder andere, der derartige Dinge erlebt hatte.

"Ich war gerade auf dem Weg", antwortete ich, als der Schwarzhaarige mich schon mitzog, wobei er über irgendetwas redete, das ich nicht verstehen konnte, weil er nach vorne sprach. Dennoch ließ ich mich von der glücklichen Aura einnehmen und folgte ihm einfach. Beim Bogenschießen wartete die Apollo-Hütte, von der mich einige begrüßten. Meine Halbschwester Sammy, eine süße Blonde mit braunen Augen, kam auf uns zu. Sie begrüßte mich mit einer Umarmung, die sich für mich ziemlich komisch anfühlte, denn sie schlang einfach ihre Arme um mich und drückte mir die Luft aus den Lungen. Nachdem sie mich entlassen hatte, schnappte ich nach Luft und hielt die Hand an meinen Brustkorb.

"Hallo, Percy! Kümmer' dich heute gut um Destiny heute, ja?", sie zwinkerte dem Helden des Olymp zu, bevor sie sich wieder zu den anderen gesellte. Percy blinzelte mehrmals verwirrt.

"Was war das denn?", brachte er schließlich heraus. Seine Stirn war in Falten gelegt und er sah einfach zu niedlich aus-wie ein Hundebaby, dem man erklären musste, das es nicht auf den Teppich machen darf.

"Keine Ahnung, aber das gibt Falten", ich tippte gegen seine gerunzelte Stirn und streckte ihm die Zunge heraus. Augenblicklich sprang er auf mich zu, um mich durchzukitzeln. Glücklicherweise hatte ich das vorhergesehen und war zur Seite gesprungen. Damit begann eine ziemlich hoffnungslose Jagd, die ich sowieso verloren hätte, doch wie sagt man so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt? Ich hatte es gewagt und trotzdem nicht gewonnen. Der Sohn des Poseidon hatte mich auf dem Weg zu meinen Geschwistern erwischt und war gerade dabei, das Leben aus mir hinaus zu kitzeln. Immer wieder schnappte ich nach Luft zwischen meinen verzweifelten Bitten, mich zu entlassen. Als Chiron sich hinter uns räusperte, entließ Percy mich schließlich doch. Keuchend rollte ich mich auf den Rücken und blickte in das Gesicht meines persönlichen Helden.

"Komm hoch!", er hielt mir seine Hand hin, die ich dankbar ergriff. Schnell zog er mich hoch, so dass ich gegen ihn stolperte, was ihm aber nur ein leises Lachen entlockte, das seine Brust vibrieren ließ.

"Dann beginnen wir einmal", Chirons Stimme machte mich schließlich darauf aufmerksam, dass wir hier nicht allein waren und eigentlich eine Art Unterricht hatten. Ich hasste Schule...heute aber ging es in Ordnung. Nachdem ich mir einen Bogen und einen Köcher geholt hatte, stellte ich mich ungefähr sieben Meter von der Zielscheibe entfernt. Mit einem tiefen Atemzug legte ich den Pfeil an und konzentrierte mich auf die Mitte der Zielscheibe, dann ließ ich los. Zwar traf der Pfeil nicht sein Ziel, doch wenigstens traf er überhaupt die Zielscheibe. Percy neben mir jubelte und warf die Arme hoch, bis er dazu aufgefordert wurde, ebenfalls zu trainieren. Mit einer kurzen Grimasse in meine Richtung ging er seiner aufgetragenen Tätigkeit nach.


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