Kapitel 27
Die Sonne schien angenehm auf den Pavillon, in dem wir unser Frühstück verspeisten. Mein Teller war beladen mit gutem Essen, doch ich stocherte nur lustlos darin herum. Mein Appetit war noch immer nicht zurückgekommen, obwohl ich mir nicht einmal erklären konnte, woher dies kam. Neben mir saß Will, der mit fröhlicher Stimme etwas über Nico erzählt. Trotz meiner Freude für die beiden konnte ich mich einfach nicht auf seine Worte konzentrieren. Meine Gedanken rasten, mein Herz fühlte sich an wie ein Betonklotz, der mich in die Tiefen eines Ozeans zog. Seufzend schob ich den Teller von mir, ohne etwas davon gegessen zu haben, woraufhin mein Halbbruder seine Erzählung stoppte und mich besorgt ansah.
"Bist du okay, Ny?", seine blauen Augen füllten sich mit Sorge, die Freude über seine Fortschritte mit Nico verschwand völlig daraus. Sofort stach mein Herz, ich wollte nicht, dass er unglücklich war oder mein Wohl über seine Freude mit Nico stellte. Schnell zwang ich ein breites Grinsen auf meine Lippen und schüttelte etwas übertrieben meinen Kopf.
"Mir geht's gut, Bruderherz", log ich, ohne das Gesicht zu verziehen-eine Übung, die ich seit einigen Jahren beherrschte und die eigentlich immer funktionierte. Will aber zog nur eine Augenbraue hoch, er glaubte mir die Lüge nicht. Seit wann war ich so schlecht darin, diesen Satz überzeugend klingen zu lassen? Innerlich verzog ich das Gesicht angesichts dieser Unmöglichkeit, die doch eingetroffen war.
"Ny...du kannst mit mir reden", langsam streckte Will seine Hand nach mir auf. In seinem Gesicht stand die Trauer, die er offenbar mit mir teilen wollte. Augenblicklich wich ich vor seiner Berührung zurück, was seine Augen weitete. Überrascht sah er mich an, bevor er auch schon zu weiteren Worten ansetzte.
"Tut mir leid, Will, aber ich kann wirklich nicht darüber reden-mit keinem", unterbrach ich seine Versuche, mich zum Teilen meiner Gefühle zu animieren. Hastig stand ich auf und verließ den Pavillon, um allein zu sein. Zögerlich wurde ich langsamer, als ich den Wald erreichte. Meine Beine begannen zu zittern und ich spürte die Tränen, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten. Schluchzend lehnte ich mich gegen einen Baum, an welchem ich schließlich auch herunterrutschte. Die Tränen flossen meine Wangen herunter, während ich das Gesicht in den Händen vergrub. Mir war nicht einmal ganz klar, weswegen ich weinte. War es wegen meinem Traum? Lag es an Percy? War es Annabeth? Warum? Ich krallte mich an meinen angezogenen Knien fest und versuchte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken schrie ich auf und drehte den Kopf, nur um mit blauen Augen mit einem gelben Ring um die Pupille konfrontiert zu sein. Vor mir stand Apollo, aber er hatte nicht das fröhliche Lächeln auf seinen Lippen wie sonst, sondern sah ernst und gefasst aus.
"Destiny", er sagte nur meinen Namen, doch in einem Tonfall, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Etwas verständnislos blickte ich den Gott an.
"Lord Apollo?", fragte ich etwas unsicher. Seit Anbeginn der Bücher war er immer mein Lieblingsgott gewesen, weil er wie die Sonne selbst war-warm, fröhlich, immer im Mittelpunkt stehen müssend...
"Dein Name sagt alles aus, Destiny. Es war dein Schicksal, hierher zu gelangen, und es ist dein Schicksal, die Prophezeiung zu erfüllen...kehre zurück zu den anderen", er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und streckte mir seine Hand entgegen. Zögerlich ergriff ich sie und einem angenehme Wärme durchströmte mich. sie schien, all meine Sorgen wegzubrennen und mich in eine andere Welt zu entführen. Ich konnte die Sonne im Weltraum sehen und ihre Hitze auf meiner Haut fühlen, ich konnte die Freiheit des Himmels fühlen, die mein Herz davon trug. Völlig fasziniert von dem Gefühl schloss ich die Augen, um dieses Gefühl vollkommen ausnutzen zu können.
"Apollo...", flüsterte ich dankbar. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich ihn nicht mehr. Er war so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Jedoch hatte er gesagt, dass ich zurück zum Pavillon kehren musste, dass ich irgendeine Prophezeiung erfüllen musste. Schnell nahm ich die Beine in die Hand und rannte zurück zu den anderen.
Die meisten waren immer noch beim Pavillon, vermutlich nur damit sie die neusten Neuigkeiten austauschen konnten. Ich entdeckte Piper an Jasons Seite, die mir mit einem strahlenden Lächeln zuwinkte. Will hatte sich zu Nico gesellt und sprach flüsternd und mit sorgenvollem Ausdruck mit dem nickenden Sohn des Hades. Cassy und Connor saßen auf einer Bank, auf der sie sich unterhielten und die frühen Strahlen der Sonne einfingen. Mein Blick fand letzten Endes auch Percy mit Annabeth, die ihren Kopf an seiner Schulter gelegt hatte. Ein Stich durchfuhr mein Herz.
"Schicksalsmädchen? Warum bist du so durch den Wind?", in diesem Moment tauchte eine bekannte Gestalt neben mir auf. Joels Haare waren vollkommen unordentlich und er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
"Warum siehst du aus wie ein Zombie?!", fragte ich etwas erschrocken. Taktvoll, Destiny, taktvoll, schellte ich mich innerlich, aber mein Gegenüber lachte nur dezent verlegen.
"Hat dich das erschreckt? Tut mir leid, ich habe schlecht-sehr schlecht-geschlafen", entschuldigte er sich.
"No shit, Sherlock"
"Hey, das ist gemein, Schicksalsmädchen", er streckte mir die Zunge heraus wie ein Junge aus dem Kindergarten.
"Gemeinheit ist rela-", plötzlich hörte ich etwas krachen. Sofort wirbelte ich herum. Die Splitter einer eben noch schönen Vase waren auf dem Boden vor einer Rothaarigen, die mit grünem Rauch umgeben war, verteilt-Rachel Elizabeth Dare.
"Rachel!", hörte ich einige Stimmen rufen. Meine ganze Aufmerksamkeit war dem Orakel von Delphi gewidmet, das eine neue Prophezeiung überbringen würde. Die Macht, die von ihr aus über uns schwappte wie unbarmherzige Wellen, ließ meinen Körper erstarren. Das Orakel hob seine Stimme:
"An nun bricht die Nacht.
Licht nur bot die Macht,
Einzig' Weg zu seh'n,
Ersten Schritt zu geh'n.
Trägt der Liebe Leid,
Einsam durch die Zeit,
Zauberer und Held,
Wesen andr'er Welt.
Weg zurück sei schwer.
Retter muss nun her.
Rettung kostet Preis,
den allein sie weiß."
Der grüne Rauch verflog, Rachel setzte sich, völlig unwissend über die Prophezeiung, die sie gerade von sich gegeben hatte, unwissend über das Schicksal, das sie gerade besiegelt hatte.
"Zauberer und Held?"
"Rettung?"
"Nacht?"
Keiner wusste, was gemeint war.
"Der Held ist ganz klar Percy", sagte ein Junge aus der Areshütte, den ich nicht kannte. Der Schwarzhaarige blickte erschrocken auf. Pure Angst stand ihm in das Gesicht geschrieben. Er wollte auf keine neue Mission gehen.
"Aber wer ist der Zauberer?", fragte ein Mädchen, die sich in der Nähe von Piper aufhielt. Ihrem Aussehen nach würde ich sagen, dass sie eine Tochter der Aphrodite war.
"Sicherlich jemand aus dem Hekatekreis", schlug Jason vor. Seine Stirn war gerunzelt und er dachte offenbar angestrengt nach. "Aber wer ist das Wesen aus einer anderen Welt?"
"Ich"
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Hey ;)
Checkt mal die Sängerin von dem Lied aus, sie ist echt eine große Inspiration für mich gewesen, als ich mit diesem Buch eigentlich aufhören wollte ♥ Ihr YouTube Account ist annabluetube ;)
Liebe Grüße
Destiny ♥♥♥
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