Kapitel 20

Destinys Sicht
KLATSCH! Ich war von oben bis unten bedeckt mit irgendeinem komischen Schleim, dessen Zusammensetzung ich lieber nicht erfahren wollte. Mit dem Handrücken wischte ich mir über die Augen, damit ich Joel und Connor wütend ansehen konnte, die auf dem Boden im Einkaufszentrum lagen, weil sie so lachen mussten. Neben mir stand Cassy, die ein ähnliches Problem hatte, nur dass in ihren Haaren eine klebrige Mischung aus Mehl, Eiern, die bei ihrem Glück auch noch verfault waren, und Milch klebte. Sichtlich bemüht um ihre äußerliche Ruhe, pustete sie sich eine klebrige Strähne aus dem Gesicht.

"Das bekommt ihr wieder, Arschlöcher", grummelte sie, dann forderten wir die Tüten, die die beiden glücklicherweise für uns getragen hatten. Nachdem sie sich halbwegs beruhigten hatten, übergaben sie diese auch, woraufhin wir uns eine Damentoilette suchten, die komischerweise leer war, ein Phänomen, das in Deutschland nirgends zu finden war. Ich versuchte, irgendwie meine Haare zu retten, indem ich mit Tüchern den Schleim zu entfernen probierte, jedoch gab ich es irgendwann auf und tat das, was Cassy von Anfang an vorgeschlagen hatte: Ich hielt meine braunen Haare unters Wasser und nahm die Seife, um den Schleim zu entfernen, was sich als sehr schwierig herausstellte.

"Verdammt! Was haben die dafür nur benutzt?!", fluchte ich mehr zu mir selbst als zu der Tochter des Hermes, die mit dem Teiggemisch in ihren Haaren beschäftigt war, was sie scheinbar genauso aufregte wie mich der Schleim.

"Keine Ahnung, aber das bekommen sie zurück", als ich kurz aufsah, wirkte es für mich, als wabberte eine dunkle Aura um sie herum, während sie versuchte, ihr Haar zu waschen. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und machte weiter mit meinen Haaren, bis ich beschloss, dass ich nicht mehr tun konnte. Mittlerweile sah es gar nicht so schlimm aus, immerhin war das Meiste entfernt, anders als bei Cassy. Irgendetwas mussten sie doch hineingegeben haben, damit es so widerspenstig war.

"Soll ich dir helfen?", bot ich ihr an, während ich das nasse Haar in einen lockeren Pferdeschwanz band. Sie schüttelte den Kopf seufzend.

"Kannst du dich umziehen und dann mal Connor fragen, was er dazugemischt hat?", kritisch beäugte sie sich im von Tropfen übersäten Spiegel, dabei sah es gar nicht...okay, doch, es sah schrecklich aus. Die Strähnen waren völlig verklebt und ihre Kleidung sah auch nicht besser aus, weil das Gemisch getrocknet war. Schnell nickte ich und zog mich um. Den Göttern sei dank, dass wir, also Cassy, so etwas erwartet hatten und uns vorsorglich ein Paar Hosen, zwei T-Shirts und billige Schuhe gekauft hatten. Hastig schlüpfte ich in einem Skinny Jeans, die ich natürlich umschlagen musste, auch wenn sie schon extra kurz war, ein grünes Top und schwarze Fake-Allstars. Es könnte wirklich schlimmer sein, entschloss ich, bevor ich mich auf die Suche nach Connor und Joel machte, die tatsächlich nicht weit entfernt von uns warteten. Sie lachten nicht mehr, sondern unterhielten sich ernst, als ich auf sie zukam.

"Destiny, wo ist Cas?", fragte der andere Stoll-Teil leicht besorgt. Er hatte die Arme verschränkt und mir fiel auf, dass er tatsächlich sehr müde aussah. Vielleicht hatten sie darüber gesprochen? Na ja...ah...was wollte ich nochmal fragen...ach...ich erinnerte mich!

"Connor, was habt ihr bei Cassy reingemacht? Sie bekommt es nicht aus ihren Haaren", erklärte ich ihre Abwesenheit kurz. Der Sohn des Hermes entschuldigte sich kurz und sagte, dass er nach ihr sehen würde, weshalb ich allein mit Joel war. Wieder einmal fiel mir auf, wie unfassbar klein ich war.

"Eis?", fragte der Braunhaarige lächelnd und deutete auf ein Café um die Ecke, woraufhin ich mich fragte, warum sie nicht dort gewartet hatten.
"Hm...Lust hätte ich schon, aber wer weiß, welche Falle ihr uns jetzt stellt", ich stemmte die Hände in die Seite und versuchte, den Sohn der Hekate ernst anzufunkeln, jedoch lachte er nur.

"Ich fand, du sahst niedlich aus mit dem grünen Schleim im Haar. Grün steht dir gut, Destiny", grinsend beugte er sich zu mir herab und zog an meinem Pferdeschwanz. Als er mir so nah war, fiel mir auf, dass er kaum sichtbare Sommersprossen auf der Nasenspitze hatte. Irgendwie erinnerte mich das an meinen Nachbarn.

"Ich fühle mich beleidigt und gleichzeitig geschmeichelt", ich boxte ihm gegen die Schulter, wobei ich zurückgrinste. Mein Gegenüber lachte und lehnte sich wieder zurück, dann deutete er auf das Café.

"Ich lade dich ein, Tochter des Apollo", er nahm mir meine Tüten ab, von denen die meisten mit Büchern, unter denen sich auch Gedichtbände befanden, gefüllt waren. Seite an Seite schlenderten wir zum Café, in welchem wir uns einen Früchtebecher für zwei bestellten. Etwas weiter entfernt von uns tuschelten vier Mädchen, wobei sie Joel immer wieder Blicke zuwarfen, die er jedoch nicht einmal annähernd bemerkte, bis ich mich nach vorne beugte.

"Ich glaube, die Vier dahinten finden dich sehr attraktiv, Joel", flüsterte ich ihm zu, was ihn aus irgendeinem Grund zum Lachen brachte. Lächelnd sah er mich an.

"Und du?", fragte er mich immer noch lächelnd. In allerbester Destiny-Manier blickte ich nicht durch, was er damit meinte.

"Hä?", ich zog meine Augenbrauen fragend nach oben und Joel hörte auf zu lächeln.

"Vergiss es...ich...ehm...das war einfach dumm...", irrte ich mich oder lag da ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen? In diesem Moment stand eines der Mädchen auf, eine Braunäugige mit blonden Engelslocken und süßem Gesicht, und kam auf uns zu.

"H-hey...ich bin Ivy...ehm...ich...w-wollte fragen, ob ich deine Nummer...haben darf?", fragte sie Joel schüchtern, sie sah ihn nicht an und war definitiv hochrot.

"Sorry, aber wie du siehst, bin ich in Begleitung hier. Ich will nicht unhöflich sein, aber du störst ein wenig", überrascht zuckte ich zusammen bei der kalten Stimme, die ich zuvor noch nie so gehört hatte. Hastig drehte das Mädchen um und lief zu ihren Freundinnen zurück. Dabei wirkte sie doch so nett.

"Musstest du so harsch sein?", strafend sah ich meinen Gegenüber an, der den Blick unverwandt erwiderte. In seinen Augen lag eine gewisse Härte, doch als er sprach, schwang Wärme in seinen Worten mit.

"Ich mag einfach keine Mädchen, die an mir interessiert sind, weil sie mich in einem Café sehen und ich ganz...na ja...gut aussehend scheine. Um ehrlich zu sein, ich möchte mich lieber in jemanden verlieben, der in meinem Bekanntenkreis ist, jemand, der mich als Freund will...zunächst zumindest", er lächelte etwas bitter. Offenbar taten ihm seine eigenen harschen Worte leid, doch in seinen Augen leuchtete Trauer auf. In diesem Moment kam unser Eis und ich reichte ihm den Löffel.

"Auf einen schönen Tag", ich lächelte ihn an, als er ihn an sich nahm.

"Bevor du isst", er verschränkte unsere Arme, als würden wir ein Versprechen ablegen, dann nickte er und wir schoben uns unseren Löffel Eis in den Mund.

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