٢|𝟐
Ich weiß nicht, wie lange ich schon schlief, aber auf jeden Fall nicht lange genug, denn wir hatten gerade 4:00 Uhr. Ich wollte ein bisschen raus an die frische Luft. Also entschied ich mich, mich abzuziehen. Ich zog mir schnell eine weiße Nike Jogginghose und ein Top an, denn ich dachte, es wäre nicht so kalt. Ich nahm meine Schachtel Zigaretten, ein Feuerzeug und mein Handy mit und ging runter. Vor unserem Block standen ein paar Jungs. Ich erkannte einige, aber einer hatte die Kapuze von seinem Lacoste-Anzug auf dem Kopf. Ich konnte ihn nicht erkennen.
Doch als ich das Tattoo auf seiner Hand sah, stockte mir der Atem. Ich bekam schwer Luft und versuchte, mich zusammenzureißen. Das war er. Cano. Das erkannte ich an dem tätowierten C, das für Cane stand. Er hat es nicht weggemacht. Hä, warum aber? Ich dachte, ich wäre Geschichte für ihn. Egal, ich wandelte die Sehnsucht wieder in Hass. Mehr verdient er nicht! Bevor ich vorbeilief, guckte er kurz hoch und unsere Augen trafen aufeinander. Seine wunderschönen braunen Augen, die nur aus Leere bestehen. Ich sehe kein Funkeln mehr darin, seinen Bart, den er immer noch gleich trägt, und seine Haare. Sein Stil ist 1 zu 1 wie früher. Nein, nein, nein, Cane, er ist hässlich. Vergiss alles. Du hasst ihn. Er hat dich kaputt gemacht, redete mir meine innere Stimme ein, was auch klappte. Malik sah mich an, genauso wie seine anderen Jungs. Sie wunderten sich bestimmt. Malik flüsterte so leise, wie es ging, zu Cano, aber ich hörte es trotzdem, auch wenn es leise war.
Malik: "Cano, Yenge ist zurück."
Cano: "Hdf, die ist nicht eure Yenge. Die gehört auch zu allen anderen Schlampen. Kein Unterschied."
Ich zitterte daraufhin. Nicht nur weil es kalt war, sondern auch, weil ich meine Wut zurückhalten musste. Ich wollte weiterlaufen, bis mich Nabil aufhielt, auch einer seiner Jungs.
Nabil: "Cane, du weißt, dass es gefährlich ist, um diese Uhrzeit alleine rumzulaufen. Geh wieder zurück."
Cane: "Wer bist du, dass du mir was zu sagen hast? Hm, wer? Ich mache, was ich will!"
Ich lief aggressiv an ihnen vorbei Richtung Kiosk. Früher chillten wir oft da. Ich hörte Schritte hinter mir und griff schon nach meinem Messer in meiner Tasche, denn es war wirklich sehr gefährlich hier.
Cano: "Warum bist du zurück?"
Das erste Mal nach zwei Jahren hörte ich seine Stimme richtig. Sie ist rauer geworden und klingt auch reifer und noch gefährlicher. Ich hörte, wie er auf mich zulief und spürte dann seinen Atem an meinem Nacken. Es kam mir so vor, als würde er an meinen Haaren riechen, so wie früher. Egal, bildete ich mir nur ein. Ich drehte mich um und merkte erst jetzt, wie sehr er gebaut ist. Man bekommt direkt Angst vor seiner Gestalt in der Dunkelheit. Alleine seine breiten Schultern, diese Arme, allein die wiegen, glaube ich, mehr als ich. Ohne Spaß. Trotzdem bleibt er ein Versager. Ich mag ihn nicht!
Cane: "Warum kommst du mir nach? Verpiss dich von hier, lass mich in Ruhe. Außerdem werde ich hier in die Uni gehen. Du hast nicht zu bestimmen, warum ich zurück bin, okay."
Cano: "Güzelim (meine Schöne), hast du vergessen, dass hier alles mir gehört? Wenn ich will, bist du hier in einer Sekunde weg."
Sagte er mit einer arroganten Stimme. Warum ist er nur so? Was haben seine Eltern bei der Erziehung falsch gemacht? Ich lief einfach weiter. Ich hörte noch, wie er rief: "Mädchen, bist du gestört? Komm zurück! Willst du vergewaltigt werden oder was? Ach ja, stimmt, du bist auch so eine kahpe (Schlampe) wie alle anderen Mädels." Zuerst dachte ich, er macht sich Sorgen, doch als ich hörte, wie er mich betitelte, rissen bei mir alle Fäden. Ich bekam direkt einen Zitteranfall durch die Aggressionen, wie es immer schon war. Ich konnte mich nicht mehr festhalten. Ich sah, wie er auf mich zurannte. Ganz leise konnte man hören, wie er flüsterte: "Scheiße, scheiße, scheiße, ich hab es vergessen." Er wusste, wo meine Schwächen sind. Er kannte mich in und auswendig. Leider. Als würde das Zittern nicht reichen, hat mir auch der Eisenmangel einen Kick gegeben. Ich sah noch schwarz, bevor ich hinfiel, und spürte seine Arme an mir.
𝐙𝐞𝐢𝐭𝐬𝐩𝐫𝐮𝐧𝐠
Ich komme langsam zu mir, aber lasse meine Augen geschlossen. Ich weiß nicht, wie viel Uhr wir haben. Ich spüre einen Atem über meinem Gesicht. Das kann nur er sein. Sein Eigenduft verrät ihn. Ich habe diesen Duft so vermisst. Ach was, es gibt 100 mal bessere Düfte. Ich war sehr müde, tat aber immer noch so, als ob ich nicht wach wäre. Auf einmal fing Cano an zu reden.
Cano: "Meleğim (mein Engel), Gula bin (meine Rose), ich weiß, dass du sauer bist. Es tut mir für alles leid, aber ich musste dich verlassen. Ich weiß, du wirst das nicht hören, aber trotzdem. Ich war unreif. Ich hätte anders handeln können. Es tut mir leid, dile min (mein Herz). So wunderschön. Ich muss mich so schwer von dir fernhalten und meine kalte Seite zeigen. Hätte ich dich nur nicht betrogen. Es könnte alles anders laufen, ohne dass ich dich so sehr kaputt mache, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich habe so viele Feinde, die dir etwas antun würden... In der Mafia gibt es ein kleines Spiel von mehreren! Wenn du jemanden liebst, wird es die Person, die am meisten leidet und dir weggenommen wird!"
So beendete er sein Gespräch. Ich schlief nach einer Zeit auch ein.
𝐑ü𝐜𝐤𝐛𝐥𝐢𝐜𝐤
Cano und ich waren einmal unzertrennlich. Wir verbrachten jeden Tag zusammen, lachten, weinten und träumten gemeinsam. Seine braunen Augen funkelten immer, wenn er mich ansah, und ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Wir planten unsere Zukunft, redeten über Kinder, ein Haus und ein gemeinsames Leben. Doch all das änderte sich an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass er mich betrogen hatte. Es war, als wäre mein Herz in tausend Stücke zersprungen. Die Liebe, die ich für ihn empfand, verwandelte sich in Hass. Ich wusste, dass ich weggehen musste, um mich selbst zu schützen.
𝐑ü𝐜𝐤𝐛𝐥𝐢𝐜𝐤 𝐄𝐧𝐝𝐞
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich verwirrt und durcheinander. Die Erinnerungen an die Vergangenheit waren überwältigend. Ich musste stark bleiben. Ich musste mich daran erinnern, warum ich ihn verlassen hatte und warum ich zurückgekommen war. Es ging nicht um ihn. Es ging um mich und mein neues Leben.
Ich stand auf und sah mich um. Es war noch dunkel draußen. Ich ging zum Fenster und öffnete es. Die kühle Luft beruhigte mich ein wenig. Ich musste einen klaren Kopf bewahren und mich auf meine Zukunft konzentrieren. Die Vergangenheit sollte mich nicht mehr kontrollieren.
Ich nahm mein Handy und schrieb eine Nachricht an Miran: "Hey, ich bin wieder wach. Lass uns morgen frühstücken gehen. Ich muss mit dir reden."
Ich wusste, dass Miran immer für mich da sein würde, egal was passiert. Er war mein Fels in der Brandung, mein bester Freund und meine einzige Familie. Ich musste weitermachen und mein Leben neu aufbauen. Mit oder ohne Cano.
Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster drangen, fühlte ich mich bereit, den Tag zu beginnen. Es war Zeit, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und nach vorne zu schauen. Ich war stärker als meine Erinnerungen, und ich würde mir nicht erlauben, wieder verletzt zu werden. Nicht von Cano, nicht von irgendjemandem.
Es war ein neuer Tag, und ich war bereit, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen.
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