Kapitel 9
Der Schmerz in meinem Körper nahm zu, als der Dämon in mir stärker wurde. Meine Gedanken verschwammen und ein unbändiger Durst nach Blut überflutete mich. Alles um mich herum begann zu verschwimmen, und ich fühlte mich, als würde ich mich selbst verlieren. Meine Hände zitterten, meine Muskeln spannten sich, und dann, wie ein Drang, den ich nicht kontrollieren konnte, öffnete sich mein Mund, und meine Zähne bohrten sich tief in Genyas Haut.
„Genya..." schrie ich innerlich, doch kein Laut kam über meine Lippen. Meine Augen weiteten sich, als ich den Geschmack von Blut auf meiner Zunge spürte.
Doch Genya rührte sich nicht. Er blieb ruhig, die Augen geschlossen, als ob er wusste, was in mir vorging.
„Muichiro, hör auf", sagte er leise, fast beruhigend. „Du bist nicht so. Kämpfe gegen ihn an."
Ich wollte aufhören. Ich wollte nicht, dass er litt, doch die Gier in mir war so überwältigend, dass ich nicht wusste, wie ich aufhören sollte. Der Dämon in mir schrie laut, verlangte nach mehr, nach dem Blut, das ich gerade in meinen Mund nahm. Doch Genya hielt still. Er ließ mich nicht los. Er spürte die Qual, die ich durchmachte, aber er wusste auch, dass ich das überwinden konnte.
„Muichiro..." flüsterte er sanft und griff meine Hände, die sich immer noch an ihm festhielten. „Ich werde nicht aufhören. Ich bleibe bei dir. Du bist stärker als diese Dunkelheit. Du bist stärker als er."
Es war, als würde eine Welle über mich hinwegrollen, die mir einen Moment lang die Kontrolle zurückgab. Der Dämon in mir brüllte, doch ich fühlte, wie Genyas Worte mich durchdrangen. Mit aller Kraft, die ich noch hatte, versuchte ich, mich zu zwingen, die Zähne von ihm zu lösen. Langsam, kaum spürbar, zog ich mich von ihm zurück. Mein Atem ging schnell, und ich fühlte mich erschöpft, als hätte ich gegen einen inneren Sturm gekämpft.
„Es tut mir leid..." hauchte ich, als ich endlich Abstand zwischen uns brachte und mich zu ihm umdrehte. Mein Blick war verschwommen von den Tränen, die ich nicht in den Griff bekam. „Es tut mir so leid."
Genya hatte die Wunde an seinem Hals, aber er war ruhig. Er starrte mich nicht an, er hatte keine Wut oder Angst in seinen Augen. Nur Mitgefühl. Langsam legte er eine Hand auf meinen Kopf, als ob er versuchte, mich zu beruhigen. „Ich bin nicht wütend, Muichiro. Ich wusste, dass du es nicht wolltest. Aber du musst lernen, dich selbst zu kontrollieren. Du bist mehr als dieser Dämon in dir."
Sanemi, der die ganze Zeit über regungslos zugesehen hatte, trat jetzt näher. Er sah mich mit einem gemischten Blick aus Sorge und Erschöpfung an. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was du hier getan hast? Du bist fast nicht mehr derselbe, Muichiro."
„Sanemi..." flüsterte Mitsuri, die ebenfalls näher kam, „er ist noch da. Siehst du es nicht? Wir müssen ihm helfen. Er hat uns doch nie im Stich gelassen."
Sanemi schnaubte, aber seine scharfen Augen glitten dann zu Genya und mir, und ein Hauch von Verständnis schlich sich in sein Gesicht. „Ich weiß, dass du kämpfst. Aber das war das Letzte, was du tun solltest, Muichiro. Du musst dich entscheiden. Entweder kämpfst du gegen ihn, oder du wirst ihn nie besiegen."
Ich sah auf meine Hände. Der Schmerz, den ich verursachte, war nicht nur körperlich. Es war, als würde ich mich selbst verlieren, je mehr der Dämon in mir die Kontrolle übernahm.
Genya trat vor, legte mir seine Hand auf die Schulter und sah mir fest in die Augen. „Du musst mir glauben, Muichiro. Du bist stärker als du denkst. Du kannst das schaffen, du musst nur an dich selbst glauben."
Ich zitterte, meine Knie fühlten sich wie Gummi an, doch ich stützte mich auf Genya, um nicht umzufallen. „Ich... ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich habe solche Angst, dass ich wieder die Kontrolle verliere."
„Du bist nicht allein", sagte Genya ruhig und nickte mir aufmunternd zu. „Du hast uns. Und das ist alles, was du brauchst, um zu gewinnen."
Ich ließ die Worte in mir wirken, tief in meinem Inneren. Der Dämon in mir brüllte, aber ich wusste, dass ich noch immer in der Lage war, gegen ihn anzukämpfen. Ich war mehr als nur ein Monster. Ich war Muichiro Tokito, und ich konnte nicht zulassen, dass diese Dunkelheit mich weiterhin verschlang.
„Ich werde es nicht zulassen", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu den anderen, aber genug, um es zu hören. „Ich werde nicht zulassen, dass der Dämon in mir gewinnt."
Langsam, aber bestimmt, stand ich auf. Es war ein harter Kampf, aber ich wusste, dass ich ihn führen musste – nicht nur für mich, sondern auch für alle, die an mich glaubten.
Wir rannten weiter durch die finsteren Gänge, die sich wie ein Labyrinth um uns herum wanden. Mein Herz hämmerte, als ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis wir Muzan Kibutsuji gegenüberstehen würden. Der Gedanke, ihm wieder zu begegnen, ließ mich zittern, doch ich wusste, dass ich nicht zurückweichen durfte. Ich konnte es nicht. Nicht nach allem, was ich durchgemacht hatte.
Endlich, als wir eine Ecke des Korridors erreichten, standen wir plötzlich in einem weiten, düsteren Raum. Die Luft war schwer, durchzogen von einem kalten, unheilvollen Hauch. Und da stand er – Muzan Kibutsuji, der wahre Dämonenfürst, mit einem grausamen Grinsen auf seinem Gesicht.
Seine Augen verengten sich, als er mich sah. "Ah, Muichiro..." sagte er in seiner tiefen, fast hypnotischen Stimme. "Du bist also immer noch am Leben. Wie erfrischend."
Ich fühlte einen Schauer über meinen Rücken laufen. Mein Körper weigerte sich zu handeln. Meine Knie wurden weich, als ob eine unsichtbare Macht sie lähmte. Die Verlockung, mich vor ihm zu verneigen, war unerträglich. Ich konnte den Drang in mir spüren, mich zu ihm zu unterwerfen, so wie er es von mir erwartet hatte.
„Muichiro, halt durch!" rief Genya besorgt, als er meinen Zustand bemerkte. „Du darfst nicht zulassen, dass er dich kontrolliert!"
Doch meine Hand zitterte, als ich versuchte, mein Katana zu ziehen. „Komm schon, Muichiro! Du bist stärker als das!" rief Tanjiro, seine Stimme klang entschlossen, aber auch voller Mitgefühl. „Denke an das, was du erreicht hast! Du hast so viel überwunden!"
Muzans Grinsen wurde breiter, als er sah, wie ich in meinem eigenen inneren Kampf zerbrach. „Du hast immer noch nicht verstanden, oder? Du gehörst mir. Du wirst nie wieder gegen mich kämpfen können. Deine wahre Natur ist die eines Dämons." Er schritt langsam auf mich zu. „Verneige dich vor mir, Muichiro. Es ist der einzige Weg, wie du dich von diesem inneren Schmerz befreien kannst."
Ich konnte fühlen, wie meine Hand immer wieder zum Griff meines Schwertes ging, aber jedes Mal wehrte sich mein Körper. Der Drang, mich zu verneigen, die Stimme Muzans in meinem Kopf – es war wie ein Fluch, der mich langsam in seinen Bann zog.
„Hör auf, Muichiro!" rief Giyu, seine Stimme ruhig, aber fest. „Du bist nicht wie er! Du bist nicht wie diese Bestien! Du hast das selbst entschieden!"
„Du hast ein neues Leben, Muichiro", fügte Mitsuri hinzu, ihre Stimme sanft, aber bestimmt. „Du musst kämpfen! Zeig ihm, dass du der Herr über dein eigenes Schicksal bist!"
Die Worte hallten in meinem Kopf wider, aber Muzans Einfluss war stark. „Du kannst dich wehren, so viel du willst, aber du wirst nie gewinnen. Dein Schicksal ist besiegelt. Du wirst immer mein Diener sein."
Ich knirschte mit den Zähnen, versuchte verzweifelt, gegen diesen überwältigenden Drang zu kämpfen. Ich fühlte, wie meine Knie nachgaben, doch ich zwang mich, aufzustehen. Genya trat neben mich und packte meinen Arm. „Du bist nicht allein, Muichiro. Ich werde dich nicht im Stich lassen."
Ich sah zu ihm, und in seinen Augen war Entschlossenheit zu sehen – genauso wie in den Augen der anderen. Sanemi, Obanai, Gyomei und alle anderen standen hinter mir, ihre Klingen gezogen, bereit, gegen Muzan zu kämpfen.
„Du bist nicht wie er, Muichiro", sagte Obanai, der seine Klinge festhielt und das Wort „Du bist unser Freund, unser Bruder" in seinen Augen hatte. „Du bist stärker als diese Bestie."
Muzan lachte leise, als er sah, wie sich unser Kreis um mich bildete. „Was soll das? Ihr denkt, ihr könnt mich aufhalten? Ihr seid alles nur ein Witz!"
Er hob eine Hand und plötzlich schoss ein Schwall schwarzer Energie auf uns zu. Wir sprangen auseinander, doch ich konnte den Zorn in meinen Augen spüren, als ich endlich wieder die Kontrolle über meinen Körper zurückerlangte. Der Drang, mich zu verneigen, verschwand langsam, als ich die Gesichter meiner Freunde und Gefährten sah, die alle kämpften, um mich zu stützen.
„Für sie, Muichiro", murmelte Gyomei, seine Augen fest auf Muzan gerichtet. „Für uns alle."
„Ich werde dir nicht gehorchen!" rief ich, meine Stimme klang brüchig, aber entschlossen. „Ich werde nicht wieder zu dem werden, was du aus mir machen wolltest!"
Mit diesen Worten sprang ich vorwärts, mein Katana in der Hand, als die gesamte Gruppe mit mir angriff.
Tanjiro und Giyu stürmten zusammen vor, ihre Klingen blitzten im Licht des Raumes, während Obanai, Mitsuri, Gyomei und Sanemi gleichzeitig angreifen, jeder von ihnen ein Meister in seinem eigenen Stil. Genya stand an meiner Seite, bereit, alles zu tun, um mich zu unterstützen.
Muzan lachte erneut, doch diesmal klang es weniger sicher. „Ihr könnt mich nicht besiegen, ihr Dummköpfe! Ich bin unsterblich!"
Doch wir kämpften weiter, jeder Schlag, jeder Angriff ein Ausdruck unseres Mutes, unserer Entschlossenheit, und des Glaubens an uns selbst. Ich würde nicht nachgeben. Ich würde gegen Muzan kämpfen, nicht nur für mich, sondern auch für die Menschen, die an mich glaubten.
„Für uns alle, Muichiro!" rief Genya, als er sich mit mir vereinte. „Du wirst nicht allein sein!"
Gemeinsam stürzten wir uns auf Muzan. Ein gewaltiger Kampf, der über Leben und Tod entschied – für uns alle.
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