Kapitel 3

Kokushibos Griff auf meiner Brust war wie Eisen, unnachgiebig und brutal. Sein Gesicht, nur Zentimeter von meinem entfernt, war eine grausame Maske der Überlegenheit. Genya lag in einer Blutlache ein Stück entfernt, seine Bewegungen spärlich, seine Atemzüge flach. Das Gewicht der Verantwortung lastete schwer auf meinen Schultern, aber noch schwerer war Kokushibos Griff.

„Muichiro," begann er, seine Stimme ruhig, aber mit einer schneidenden Kälte. „Du bist mein Nachkomme, das Blut meiner Familie fließt durch deine Adern. Es ist dein Schicksal, ein Dämon zu werden. Du wirst stärker sein, unsterblich. Stell dir vor, was du erreichen könntest."

„Nein," keuchte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, doch in meinem Inneren flammte ein Funken Entschlossenheit auf. „Ich werde niemals zu einem Dämon werden."

Kokushibos Augen verengten sich, und sein Griff verstärkte sich, als wolle er mir mit bloßer Kraft den Willen brechen. „Warum widerstehst du? Du bist klug genug zu wissen, dass es keinen anderen Weg gibt, zu überleben."

„Weil ich ein Mensch bin," fauchte ich, meine Stimme stärker als zuvor. „Ich kämpfe, um Menschen zu beschützen, nicht um sie zu verschlingen!"

„Menschen sind schwach," erwiderte er, seine Stimme jetzt wie ein drohendes Grollen. „Sie sterben wie Fliegen, ohne Bedeutung, ohne Macht. Als Dämon könntest du über sie stehen, sie lenken, sie formen. Du könntest ein Gott sein."

Ein Teil von mir wollte aufgeben. Der Schmerz in meinem Körper, die Aussicht auf ein Ende all dieser Qualen – sie flüsterten mir zu, ich solle nachgeben, dem Versprechen von Stärke und Unsterblichkeit folgen. Doch ein anderer Teil, der Teil, der meine Freunde, meine Kameraden und den Traum von Oyakata-sama trug, schrie dagegen an.

„Ich brauche keine Macht, die auf Blut und Leid aufgebaut ist!" brüllte ich, die Worte wie ein Sturm, der aus meinem Innersten hervorging.

Mit all meiner verbleibenden Kraft packte ich Kokushibos Handgelenk und versuchte, mich zu befreien. Es war sinnlos; er war viel stärker als ich. Doch ich kämpfte trotzdem, meine Muskeln brannten vor Anstrengung, mein Herz pumpte mit einer fieberhaften Entschlossenheit.

„Du bist stärker, als ich dachte," murmelte Kokushibo, fast bewundernd. Doch dann wurde sein Blick wieder hart. „Aber dein Widerstand ist töricht."

Er hob sein Katana, die Klinge schimmerte unheilvoll im flackernden Licht. „Wenn du nicht freiwillig kommst, werde ich dich zwingen."

In diesem Moment schien die Zeit stillzustehen. Meine Gedanken rasten, Erinnerungen blitzten vor meinem inneren Auge auf – an meine Familie, an Oyakata-sama, an die Momente mit Genya und den anderen. Ich dachte daran, wie weit ich gekommen war, wie viel ich verloren hatte, und was noch auf dem Spiel stand.

Ich biss die Zähne zusammen und holte tief Luft.

„Wenn du mich töten willst," begann ich leise, meine Stimme jedoch voller Entschlossenheit, „dann tu es. Aber ich werde niemals ein Dämon sein."

Kokushibo hielt inne, sein Ausdruck für einen Moment unleserlich. „Du bist bereit, dein Leben für deine Überzeugungen zu opfern? Wie töricht."

„Das ist nicht töricht," erwiderte ich fest. „Das ist Mut. Und das ist etwas, das du niemals verstehen wirst."

Ich nutzte den Moment seiner Verwirrung, um mich zu bewegen. Mit einer plötzlichen Drehung zog ich ein kleines, verborgenes Messer aus meinem Gürtel und schlug nach seiner Hand. Es war ein verzweifelter Angriff, und ich wusste, dass es nicht ausreichen würde, ihn ernsthaft zu verletzen. Aber es war genug, um seinen Griff zu lockern.

Ich rollte mich zur Seite, keuchend und schwankend, aber bereit, weiterzukämpfen.

„Du bist hartnäckig," sagte Kokushibo, fast amüsiert. „Aber das wird dich nicht retten."

„Es geht nicht ums Überleben," antwortete ich, während ich mich aufrichtete, mein Körper vor Schmerzen bebend. „Es geht darum, das Richtige zu tun."

Ich stürmte vor, ohne Rücksicht auf meine Verletzungen, ohne Rücksicht auf die Wahrscheinlichkeit, zu sterben. Meine Klinge – blutverschmiert und schwer – war mein einziger Begleiter. Ich wusste, dass ich gegen ihn kaum eine Chance hatte, aber ich konnte nicht aufhören.

Kokushibo blockte meinen Angriff mühelos ab und schlug zurück, seine Bewegungen waren präzise und tödlich. Ich spürte, wie sein Katana meine Haut streifte, spürte den warmen Strom meines eigenen Blutes. Doch ich hielt nicht inne.

„Du bist wahnsinnig," sagte er, als ich erneut angriff, trotz meiner wackeligen Beine und meines geschwächten Zustands.

„Vielleicht," gab ich zu. „Aber ich werde dich nicht gewinnen lassen."

Meine Entschlossenheit war alles, was mich aufrecht hielt, alles, was mich am Leben hielt. Jeder Schlag, den ich führte, war ein Akt des Widerstands, ein Schrei gegen die Dunkelheit, die Kokushibo verkörperte.

„Muichiro!" Genyas Stimme durchbrach den Lärm. Er kroch auf mich zu, seine Wunde blutete heftig, aber in seiner Hand hielt er sein Gewehr. „Ich bin bei dir!"

Kokushibo wandte sich ihm zu, doch ich stellte mich zwischen sie. „Nein," sagte ich, meine Stimme zitterte, aber mein Blick war fest. „Dein Kampf ist mit mir."

„Und warum denkst du, dass du ihn gewinnen kannst?" fragte Kokushibo, seine Stimme voller Spott.

Ich hob mein Katana und richtete es auf ihn. „Weil ich es muss."

Mit diesen Worten stürmte ich erneut vor, und diesmal, so schwach ich auch war, fühlte ich, dass ich nicht allein kämpfte. Genyas Unterstützung, Oyakata-samas Erbe und meine eigene Entschlossenheit trieben mich an.

Egal, was passierte, ich würde nicht aufgeben. Denn das war, was es bedeutete, ein Mensch zu sein.

Kokushibos Katana hob sich, die schimmernde Klinge nur Sekunden davon entfernt, mich zu durchbohren. Ich konnte die gnadenlose Entschlossenheit in seinen dämonischen Augen sehen, als ob er darauf brannte, meine Existenz endgültig auszulöschen. Doch bevor die Klinge zuschlagen konnte, durchbrach eine Stimme die Spannung wie ein Donnerhall.

„Muichiro!" Sanemi stürmte mit unbändiger Wut und rasender Geschwindigkeit heran, sein Windatmungs-Katana bereit, zuzuschlagen. Gyomei war dicht hinter ihm, sein mächtiger Morgenstern schwang mit verheerender Kraft.

Sanemi traf Kokushibo mit einem heftigen Schlag, der ihn ein Stück von mir zurückwarf. Ich fiel schwer atmend auf den Boden, unfähig, meinen Körper sofort zu bewegen. „Sanemi... Genya..." murmelte ich erschöpft, mein Blick suchte die beiden Brüder.

Sanemi warf mir einen kurzen, scharfen Blick zu. „Bleib liegen, Kleiner! Wir regeln das hier!"

Doch Genya, schwer verletzt, kroch zu mir. Sein Gesicht war bleich, und Blut tropfte aus einer tiefen Wunde in seiner Seite, aber er schaffte es trotzdem, neben mir zusammenzubrechen.

„Muichiro..." flüsterte er heiser und packte meine Schulter mit überraschender Kraft.

„Genya, du bist verletzt! Hör auf, dich zu bewegen!" Ich setzte mich so gut es ging auf und zog ihn näher, mein Herz schlug schnell vor Sorge. Mit meiner rechten Hand, der einzigen, die ich noch hatte, begann ich hastig, seine Wunde zu verbinden. Ich riss Stofffetzen von meinem bereits zerrissenen Haori und wickelte sie fest um seinen Oberkörper.

„Halt still!" keuchte ich, als er sich wand, und spürte, wie er zitterte.

Doch Genya klammerte sich plötzlich an mich, sein Griff überraschend stark trotz seiner geschwächten Verfassung. Seine Augen suchten meinen Blick, und für einen Moment war alles andere – der Kampf, Kokushibo, der drohende Tod – ausgeblendet.

„Muichiro..." Seine Stimme zitterte, aber sie war fest genug, dass ich seine Worte verstand. „Ich... ich liebe dich."

Die Worte trafen mich wie ein Blitzschlag. Mein Gesicht wurde heiß, und ich fühlte, wie das Blut in meinen Wangen pulsierte. „Was...?"

Genya atmete schwer, sein Blick jedoch blieb entschlossen. „Du hast mir so viel bedeutet... seit dem ersten Moment, als wir zusammen trainiert haben. Ich will nicht... dass das hier unser Ende ist."

Ich schluckte hart, wusste nicht, wie ich darauf antworten sollte. „Genya..."

Doch bevor ich etwas sagen konnte, drückte er mich plötzlich weg. Seine Kraft überraschte mich erneut, und ich stolperte zurück, fast außer Balance. „Muichiro! Hör zu!" rief er. „Du bist der Einzige, der ihn besiegen kann. Kokushibo muss sterben!"

„Aber du bist verletzt! Ich kann dich nicht allein lassen!" protestierte ich, doch Genya schüttelte heftig den Kopf.

„Ich schaffe das schon! Du musst das hier beenden! Für alle, die auf uns zählen!"

Seine Worte ließen keinen Raum für Diskussionen. Ich nickte zögernd, meine Brust eng vor Anspannung, und stand schließlich auf, mein Katana fest in meiner rechten Hand.

„Pass auf dich auf, Genya," murmelte ich, bevor ich mich wieder dem Schlachtfeld zuwandte. Kokushibo hatte sich bereits von Sanemis und Gyomeis Angriffen erholt und schien nur auf mich zu warten. Seine dämonischen Augen fixierten mich wie ein Raubtier, das auf seine Beute lauerte.

Ich griff an, meine Bewegungen schneller, als ich es mir je hätte vorstellen können. Doch Kokushibo, mit seiner jahrhundertelangen Erfahrung, blockte meine Schläge mühelos ab. Ein Hieb, ein Konter, und er drückte mich erneut gegen eine Säule, meine Beine hoben sich vom Boden, als er mich hochhob.

„Du bist hartnäckig, das gebe ich zu," sagte er, während ich keuchend versuchte, mich zu befreien. „Aber du bist zu schwach, um mich zu besiegen."

Sanemi versuchte, ihm in den Rücken zu fallen, doch Kokushibo reagierte blitzschnell. Er zog mich vor sich und hielt mich wie einen lebenden Schild. Sanemi stoppte sofort, sein Katana nur Zentimeter von mir entfernt.

„Verdammt!" fluchte er und wich zurück, während Kokushibo ein kaltes Lächeln zeigte.

„Siehst du? Dein eigener Kamerad kann nichts gegen mich ausrichten, ohne dich zu gefährden."

Ich biss die Zähne zusammen, mein Körper brannte vor Schmerzen, und meine Gedanken rasten. Ich durfte nicht aufgeben. Ich musste eine Lösung finden.

„Lass ihn los, du Mistkerl!" schrie Sanemi, seine Stimme voller Wut und Verzweiflung.

Kokushibo ignorierte ihn und sah mich stattdessen direkt an. „Du könntest all dieses Leid beenden, Muichiro. Werde ein Dämon, und ich werde dich verschonen."

„Niemals!" brüllte ich, meine Stimme zitternd, aber voller Überzeugung. „Ich werde dich aufhalten, selbst wenn es mein Leben kostet!"

Sein Ausdruck verhärtete sich, und ich wusste, dass die nächste Sekunde entscheidend sein würde. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und bereitete mich auf meinen nächsten, verzweifelten Schritt vor.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top