Kapitel 17

Meine Haut fühlte sich an, als würde sie immer noch in Flammen stehen, obwohl der Schmerz nachgelassen hatte. Die Brandwunden, die die Sonne mir zugefügt hatte, waren noch immer deutlich sichtbar, und die Luft um mich herum flimmerte vor den letzten Überresten der Hitze, die sich nicht so schnell verflüchtigte. Mein Körper war noch immer nicht wirklich in der Lage, sich zu erholen, und das Gefühl, zu verbrennen, verließ mich nicht ganz.

„Du solltest dich besser hinlegen", sagte Genya sanft, als er mich weiterhin stützte, seine Hand warm auf meinem Rücken. „Du hast viel zu lange in der Sonne gestanden."

„Ich weiß", antwortete ich schwach, mein Blick auf den Boden gerichtet. „Ich dachte, ich könnte es diesmal schaffen. Aber..."

„Hör auf damit", unterbrach Genya mich mit einem entschlossenen Tonfall. „Du kannst nicht immer gegen alles ankämpfen. Du hast es versucht, und das ist alles, was zählt."

Wir gingen langsam weiter in das Schmetterlingsanwesen, und ich versuchte, mich auf den Moment zu konzentrieren, um nicht an den brennenden Schmerz zu denken. Doch der Gedanke, dass ich nie wieder in der Sonne laufen konnte, ließ mich nicht los.

„Ich kann nicht so weiter machen, Genya", murmelte ich, fast wie ein Flüstern. „Ich will mehr sein als das. Ich will nicht nur ein Dämon sein, der in den Schatten lebt."

Genya drehte sich zu mir und sah mich mit einer Mischung aus Sorge und Verständnis an. „Du bist nicht nur ein Dämon, Muichiro. Du bist viel mehr als das. Du hast immer noch ein Herz. Du bist nicht einfach nur ein Monster."

Ich konnte die Wärme in seiner Stimme spüren, und doch nagte der Zweifel an mir. Es war schwer, sich selbst in den Begriffen von „Menschlichkeit" zu sehen, wenn man wusste, dass man nie wieder wirklich menschlich sein konnte.

Als wir den Raum erreichten, in dem ich schlafen sollte, half Genya mir, mich auf das Bett zu setzen. „Du solltest ruhen. Wir kümmern uns um alles andere."

„Ich... Ich weiß nicht, wie lange ich noch so weiter machen kann", sagte ich, meine Stimme diesmal fest, obwohl sie von innerem Schmerz durchzogen war. „Ich kann nicht ewig vor der Sonne fliehen."

„Du musst es nicht alleine schaffen", antwortete Genya. „Niemand erwartet von dir, dass du es alleine schaffst. Ich werde an deiner Seite sein, egal was passiert."

Ich blickte ihm tief in die Augen, und in diesem Moment fühlte ich mich für einen Augenblick wie der Mensch, der ich einmal gewesen war. „Danke, Genya", flüsterte ich, und die Worte waren mehr als nur eine Dankbarkeit. Sie waren ein Versprechen, das tief in mir brannte.

Doch auch in diesem Moment, in dem ich mich sicher und geborgen fühlte, wusste ich, dass die Herausforderung noch lange nicht vorbei war. Die Dämonen, die uns jagten, die Verzweiflung, die mich immer wieder heimsuchte – all das würde mich weiterhin verfolgen. Aber vielleicht... vielleicht konnte ich mit Genya an meiner Seite wenigstens einen Teil des Weges überstehen.

Es war wie ein unaufhaltbarer Impuls, etwas tief in mir, das rief, das drängte, etwas, das mich quälte und zugleich in seinen Bann zog. Bevor ich es überhaupt richtig begreifen konnte, hatte ich schon nach Genyas Hals geschnappt. Mein Körper reagierte schneller als mein Verstand, als wären die Hungergefühle stärker als alles, was ich je gekannt hatte. Der kalte, metallische Geschmack des Blutes füllte sofort meinen Mund, und mit jedem Tropfen spürte ich die Erleichterung in meinen Adern.

„Muichiro...!" Genya keuchte und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Doch es war zu spät, ich konnte nicht mehr aufhören. Meine Zähne vergruben sich tief in seiner Haut, und der Drang, mehr zu nehmen, war überwältigend.

Genya versuchte, mich wegzudrücken, aber ich konnte nichts tun, um aufzuhören. Es war, als würde mein Körper von etwas anderem kontrolliert. Das Blut, das ich trank, füllte mich mit einer seltsamen, fast betäubenden Wärme, die mich für einen Moment alles andere vergessen ließ.

„Genya... tut mir leid... ich..." stammelte ich, als ich plötzlich wieder die Kontrolle über mich selbst spürte. Mit einem Ruck löste ich mich von ihm, mein Atem ging schnell und flach, mein Blick auf den blutigen Biss an seinem Hals gerichtet. „Ich wollte das nicht... Ich konnte nicht anders..."

Genya hielt sich mit einer Hand den Hals, seine Augen weit geöffnet und voller Schmerz, aber auch... Verständnis? Es war schwer zu sagen. „Du... du hast dich nicht unter Kontrolle... aber es ist okay, Muichiro. Du hast es nicht gewollt." Er klang seltsam ruhig, fast als würde er sich bemühen, mich zu beruhigen.

„Ich... ich wollte dich nicht verletzen", flüsterte ich, als ich mich aufrichtete und die Worte fast wie ein Flehen klangen. „Ich... Ich war einfach so hungrig. Ich konnte nicht aufhören."

Er sah mich mit einem ernsten Blick an und setzte sich neben mich. „Du musst lernen, die Kontrolle zu haben, Muichiro. Es gibt keinen anderen Weg. Du kannst nicht einfach jedem Drang nachgeben. Du musst die Verantwortung übernehmen, wenn du ein Dämon wirst."

„Aber... ich habe Angst, dass ich irgendwann nicht mehr zurückkommen kann. Dass ich irgendwann den Unterschied nicht mehr weiß", sagte ich und starrte auf meine Hände, als ob ich die Dämonenseite, die mich immer weiter zu verschlingen drohten, auf ihnen sehen könnte.

„Du wirst es schaffen", sagte Genya mit einer Überzeugung, die mich einen Moment lang aus der Dunkelheit in meinem Inneren herauszog. „Du hast nicht aufhören wollen, du hast nicht absichtlich gehandelt. Das macht dich noch nicht zu einem Monster, Muichiro. Du bist nicht nur der Dämon, der in dir steckt. Du bist viel mehr."

Ich schluckte schwer und nickte langsam. Der Schmerz in seinem Blick war kaum zu ertragen, und trotzdem, auf seltsame Weise, war es auch der einzige Trost, den ich im Moment hatte. Ich fühlte mich zerrissen, als würde ich mich in zwei Hälften spalten, eine, die ich kannte, und die andere, die immer mehr von mir Besitz ergriff.

„Du wirst lernen, die Kontrolle zu haben", wiederholte Genya, als er mir vorsichtig die Hand auf die Schulter legte. „Und ich werde an deiner Seite sein. Ganz gleich, wie schwer es wird."

„Genya..." Ich sah ihn an, und für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob ich noch jemand war, der er kannte. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass er mich nie im Stich lassen würde.

„Ich werde dir helfen. Es gibt keinen anderen Weg. Wir schaffen das zusammen."

Die Worte drangen tief in mich ein, und ich konnte nicht anders, als ihm zu glauben. Aber gleichzeitig wusste ich, dass die wahre Herausforderung erst begann. Wie lange würde ich noch gegen diese dunkle Seite in mir kämpfen können? Wie lange konnte ich verhindern, dass der Dämon in mir völlig die Kontrolle übernahm?

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