Mädelsabend
Mel und ich gingen nach der anstrengenden Woche schnell alles einkaufen und dann zu ihr nach Hause. Ich liebte ihr Zimmer. Sie hatte ein riesiges Himmelbett, mit lila-weißen Vorhängen. Gegenüber war ein Fernseher und daneben ihr großer Kleiderschrank. Unter ihrem Fenster war ihr Schreibtisch mit tausenden Stiften. Ihre Wände waren in einem hellen Violett gehalten und überall hingen Bilder von ihren Freunden und ihrer Familie. Wir stellten unsere Schulsachen in ihrem Zimmer ab und gingen in die Küche, um uns einen Snack zu machen. >>Hast du schon eine Idee, was wir heute Abend schauen können?<< , fragte Mel und schmiss die Kühlschranktür zu. Ich schüttelte nur den Kopf und steckte weiter konzentriert Käsewürfel und Weintrauben abwechselnd auf einen Spieß. Mein Bauch fing laut an zu knurren. >>Du kannst auch welche essen, Yuna.<< , lachte Mel und sah mich an. Zufrieden verputzte ich 2 Spieße, die ich zuvor noch mit Mühe zusammengesteckt hatte. Es war lecker. Ich liebte das Essen bei Mel. Ihre Mutter konnte wunderbar kochen und sie hatten immer leckere Sachen zu Hause. Als wir fertig waren, brachten wir die Spieße und Bugles, mit zwei Flaschen Limo, auf einem Tablett nach oben in ihr Zimmer. Es war mittlerweile nach 16:00 Uhr und Melˋs Mum kam von der Arbeit. >>Na ihr beiden?<< Sie hatte uns noch etwas Schokolade für unseren Mädels Abend mitgebracht, da wir nicht mehr genug Geld hatten. Wir machten so etwas nicht oft, aber wenn, dann musste alles da sein. Vorsichtig legte sie die Schokolade mit auf das Tablett. >>Da habt ihr euch aber ziemlich viel Mühe gegeben, Mädels.<< Dabei wuschelte sie Mel über die Haare, als wär sie ein Hund. Ich fand den Anblick zu lustig und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mel liebte ihre Haare über alles und sie hasste es, wenn jemand das tat. Eingeschnappt schob sie ihre Mum zur Tür, die leise kicherte. Mel atmete laut aus und ließ sich auf ihr weiches Bett fallen. >>Kannst du mir bitte meine Haarbürste geben? Sie liegt in einem der Kästchen drüben im Regal.<< Ohne Widerworte stand ich auf und legte sie neben Mel aufˋs Bett. Sie richtete sich auf und fing langsam an ihre Haare durch zu kämmen. Ich starrte wie gebannt auf ihre Bürste, wie sie immer wieder oben ansetzte und fließend nach unten ging. Ich fühlte mich wie in Trance. Aber es war angenehm. Doch ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als mein Handy klingelte. Ich zuckte zusammen und holte es schnell aus meiner Hosentasche. Tara rief mich an. Wieso? Ohne zu zögern ging ich ran. >>Tara?<< Doch statt einer Antwort, hörte ich nur Geräusche von einem viel zu schnell fahrendem Auto. Ich schluckte. Damit Mel nichts mitbekam ging ich aus ihrem Zimmer. Dann stand ich da in der Dunkelheit mit dem Geräusch eines fahrenden Autos an meinem Ohr. Ich kniff die Augen zusammen und hielt das Handy für einen Moment weg. Ich konnte nicht auflegen. Es wäre ein kleiner Knopf gewesen, den ich hätte drücken müssen, aber es ging nicht. Ich nahm das Handy wieder an mein Ohr und fragte erneut. >>Tara, bist du es?<< Doch die Geräusche wurden immer lauter. Mein Kopf tat auf einmal höllisch weh und mein Atem wurde wieder schneller. Mit dem Handy am Ohr suchte ich verzweifelt eine Wand. Ich sah nichts. Ich spürte nichts. Panik breitete sich in mir aus. Was war das? Die Geräusche von meinem Handy gingen langsam in meinen Kopf über und verteilten sich überall. Sie kamen von jeder Seite. Ich ließ mein Handy fallen und starrte nur noch geradeaus. Plötzlich ging das Licht an. Ich drehte mich um. Mel stand vor mir und schaute mich verblüfft an. Die Geräusche, mein schneller Atem und die Panik waren weg. Einfach so. Ich fühlte mich wie ertappt. Ich ging ein paar Schritte nach hinten und tätschelte auf dem Boden nach meinem Handy. Als ich es fest in meiner Hand hatte, steckte ich es schnell weg und lächelte Mel gezwungen an. >>Wieso hast du dein Handy auf den Boden geschmissen?<< , fragte sie so monoton, dass es mir Angst machte. >>Ich...ich war nur wütend...<< , stotterte ich. Ich ging langsam auf Mel zu, um wieder ins Zimmer zu gehen, doch sie ließ mich nicht vorbei. Verwundert schaute ich sie an. >>Es gibt jetzt Essen.<< , sagte sie nur und ging an mir vorbei, als wär ich Luft. Ich folgte ihr.
Nach dem Essen war sie wieder ganz die Alte. Hatte ich mir das nur eingebildet, oder spielte sie ein Spielchen mit mir?
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