New York, Teil 6

"Es war zu erwarten." Magnus ließ sich auf sein stilvolles Lieblingssofa fallen. Die beiden waren in ihr Wohnzimmer zurück gekehrt nachdem Alec die Kreidelinien verwischt hatte.

Sein Mann war ziemlich bleich und ungewöhnlich schweigsam nach der zweiten Begegnung mit seinem Vater innerhalb eines Tages. "Natürlich will er keinen Babysitter." sprach der Hexenmeister mehr zu sich selbst als zu dem Schattenjäger, der in nervösen Kreisen durch ihr Loft schritt. "Wie will er mit uns Kontakt aufnehmen? Und wie viel Zeit haben wir?" seine Stimme hatte die Autorität des Institutsleiter verloren, er wirkte hilflos und unendlich jung. Wie oft hatte er Jace schon fast verloren? Immer hatten sie um ihn gekämpft, aber jetzt konnten sie nur warten.

"Auf dem Bild sieht er entspannt und gesund aus. Ich denke es geht ihm gut. Er ist ein wertvoller Pfand für Asmodeus." versuchte Magnus ihm etwas Hoffnung zurück zu geben.

Es vergingen einige Stunden in denen sie verschiedene Ideen immer wieder hervorholten und verwarfen. Alecs Nerven waren von dem Warten und nichts tun können vollkommen blank. Alecs Hand legte sich immer wieder auf seiner Hüfte, auf seiner Parabatai-Rune, die immer noch taub war. Noch nicht einmal ein kleines Kribbeln konnte er spüren.

Irgendwann zwischendurch hatten die beiden eine Nachricht von Izzy bekommen, dass sich auf der Weihnachtsfeier wohl jemand einen Scherz erlaubt hatte und alle Lebensmittel mit Alkohol versetzt waren. Sie selbst kicherte bei dem Anruf mehr als dass sie sprach. Offensichtlich war das gesamte Institut nicht einsatzfähig, also berichtete Alec ihr erst einmal nichts von Jace Lage. Ein betrunkenes Back-up war schlimmer als gar keins. Er hatte ein wenig den Verdacht, dass Simon zu diesem allgemeinen Zustand entscheidend beigetragen hatte, aber darum würde er sich später kümmern. Er betete nur, dass die nächsten Stunden ruhig blieben bis seine Teams wieder einsatzfähig waren.

Er überlegte gerade Lorenzo und Catharina um Unterstützung beim Ausnüchtern des Instituts zu bitten als ein überraschter Aufschrei aus ihrem Schlafzimmer kam.

Magnus zog sich gerade etwas frisches an - neue Kleidung, neue Ideen - als ihn ein Räuspern herumfahren ließ.

Alec war sofort in ihr Schlafzimmer gestürzt und sah sich verwirrt um. Er nach einem Moment entdeckten die beiden den Höllenfürst als Spiegelbild in Magnus Frisierspiegel. "Wie kommst du in unseren Spiegel?" fragte der Schattenjäger verwirrt. "Ist das wirklich die Frage, die du mir stellen willst?"

"So hast du mit Jace kommuniziert. Du hast ihn im Spiegel beobachtet." fasste Magnus zusammen.

"Ja. Euer blonder Freund ist wirklich hübsch anzusehen und ich habe die Ablenkung genossen." Nach dem Vorfall im Thronsaal war Asmodeus ausgesprochen gut gelaunt.

"Also, habt ihr heute Nacht über mein Angebot nachgedacht oder wart ihr zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt?"

Alec wurde tomatenrot wie zu den Zeiten seiner ersten Dates mit dem Hexenmeister. Auch wenn die beiden mittlerweile verheiratet waren, die Anspielungen seines Schwiegervaters brachten ihn aus dem Konzept. Zum Glück griff Magnus das Gespräch auf während er sich zwischen den Spiegel und Alec stellte.

"Wenn ich den Bann lösen sollte, dann nur unter einer Bedingung. Du darfst keinen Mundi töten oder verletzen und das weder in Auftrag geben oder sonst irgendwie veranlassen. Die Mundies müssen sicher sein. Solltest du den Deal brechen wird mein Bann sofort wieder aktiv. Und du wirst ein Amulett tragen, mit dem ich dich jederzeit auf der Erde finden kann."

Asmodeus sah ihn lange durch das Glas an. "Das könnte ich in Erwägung ziehen. Aber ich will die zu klein geratene Hexenmeisterin, die Jace zu mir gebracht hat, persönlich kennenlernen."

"Sie ist nicht zu klein, Madzie ist noch ein Kind." mischte sich Alec verärgert aus dem Hintergrund ein.

"Oh, das ist noch besser. So mächtige Magie in einem so zierlichen Körper. Du solltest sie schneller altern lassen." "Auf gar keinen Fall." war Magnus wütende Antwort. Noch bevor er weitersprechen konnte fiel sein Vater ihm wieder ins Wort. "Gut, dann werde ich sie unterrichten. Das ist mein Preis für deine 'Einschränkung meiner Handlungsfreiheit'."

Magnus sah ihn ungläubig an. Was hatte er nur mit der jungen Hexenmeisterin vor.

"Du wirst sie nicht verletzten und es wird immer jemand von uns anwesend sein, wenn ihr euch trefft." grätschte Alec ihm in das Gespräch. Asmodeus nickte langsam.

"Deal" rief der Schattenjäger laut, bevor Magnus ihn aufhalten konnte. "Ich mag deinen Mann. Direkt und entschlossen." sagte der Dämonenfürst an seinen Sohn gewandt.

"Jetzt schick Jace zurück." zog Alec das Gespräch wieder zu sich.

"Nicht so schnell junger Schattenjäger. Dein Ehemann hat mich mit einem komplizierten Fluch belegt. Ich vermute er braucht eine Weile bis dieser aufgelöst ist. Sobald ich spüre, dass ich mich wieder frei in eurer Welt bewegen kann, werde ich Jace persönlich bei euch vorbei bringen." Damit löste sich der Zauber im Spiegel auf so dass nur noch Alec und Magnus zu sehen waren.

"Bist du von allen Engeln verlassen?" fuhr der Ältere herum. Der anbrechende Streit war nicht der erste der beiden, aber er würde auch den Nachbarn noch lange in Erinnerung bleiben.

~~~

Nach ihrer intensiven Auseinandersetzung und der genauso intensiven körperlichen Versöhnung lag Alec unbekleidet auf auf ihrem Bett, die Unterarme auf das goldene Laken gestützt, so dass er Magnus durch die geöffnete Tür im Wohnzimmer beobachten konnte. Der Hexenmeister hatte einige alte Notizbücher herausgezogen. Er konnte sich zwar sehr lebhaft an seinen Bannzauber erinnern, aber er hatte damals nicht damit gerechnet ihn einmal Rückgängig machen zu müssen. Ein neues Notizbuch lag aufgeschlagen auf ihrem Couchtisch und füllte sich immer mehr mit seiner eleganten Handschrift.

Alec war bewusst, dass er Magnus zu diesem Schritt genötigt hatte indem er den Deal mit Asmodeus angekommen hatte und so hielt er sich komplett zurück. Einen Moment hatte er auch überlegt ins Institut zu gehen, aber er wollte seinem Mann auf keinen Fall das Gefühl geben ihn allein mit der Aufgabe zu lassen. Auch wenn er absolut nichts produktives zur Lösung beitragen konnte. Außer vielleicht ...

Er schnappte sich seine Stele um die Lautlosrune zu aktivieren, sich geräuschlos anzuziehen und in der Küche zu verschwinden.

Ein wenig später erfüllte er Duft von frischen Waffeln den Raum und Magnus Magen reagierte sofort mit einem lauten Knurren.

"Wie kommst du voran?" fragte Alec vorsichtig während er einen Teller mit zwei großen Waffeln und appetitlich dekorieren Obststücken neben das neue Notizbuch stellte.

"Es wird noch etwas dauern. Mein Bann war nicht darauf ausgerichtet einfach wieder aufgehoben zu werden. Im Gegenteil, er sollte von niemanden gebrochen werden.

Das riecht himmlisch. ... Ach ja, du erklärst Cat, dass Madzie einen neuen Privatlehrer hat." Wenn er ehrlich mit sich war fürchtete sich Alec vor dem letzten Satz. Die Aussicht Catharina zu erklären, dass er Madzie in einen Deal mit Asmodeus einbezogen hatte würde schwer. Sehr schwer. Er konnte mir Glück sagen wenn er körperlich unbeschadet aus dem Gespräch heraus kam.

Dankbar aß Magnus sein Frühstück und gab sich direkt wieder an seine Studien.

Alec kochte ihm später ein rotes Curry und als es dämmerte bereitete er Tamagoyaki zu bevor Magnus endlich die erlösenden Worte sprach: "Ich habe es."

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