Heilung
Jace wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen als sein Parabatai sich neben ihn auf das Bett fallen ließ.
“Oh, dir war gestern wohl ziemlich langweilig, Schlafmütze. Das muss Stunden gedauert haben.” meinte Alec als er den ganzen Strauß an Papierrosen bewunderte.
“Hast du dein Tagebuch verarbeitet? Du hättest mir auch einfach eine Nachricht schicken können, dann hätte ich dir mehr Papier gebracht.” Alec schob Jace, der sich vorsichtig aufgerichtet hatte, ein Tablet mit Frühstück auf den Schoß.
“Wie geht es dir?” der schwarzhaarige schob sich einen der trockenen Toasts in den Mund und sah seinen Bruder aufmunternd an. “Schon besser, so lange ich mich nicht bewege.” antwortete Jace. Er schlug die Decke zurück und zeigte den immer noch geschwollenen Knöchel, der mittlerweile in allen Farben leuchtete und etwa doppelt so dick war wie er sein sollte. “Das sieht echt nicht gut aus. Ich schicke dir gleich noch mal einen der Ärzte vorbei. Wenn das nicht besser wird müssen wir die Stillen Brüder rufen.” Alecs Stimme war besorgt und er wirkte müde.
“Hey, das wird schon wieder. Ich zeichne gleich noch ein paar Runen und halte noch ein wenig still, dann bin ich morgen wieder fit.” versuchte der Blonde ihn aufzumutern. “Wie laufen die Magnus Vorbereitungen.” wollte er schnell das Thema wechseln. Auf die Stillen Brüder konnte er wirklich verzichten.
“Hervorragend. Ihm fallen alle zwei Minuten Dinge ein, die noch toller, größer, glitzernder werden können. Und Izzy ist ganz auf seiner Wellenlänge. Bitte lass mich noch ein paar Minuten hier auf dich aufpassen. Bitte Jace.” er hatte seinen besten Hundeblick aufgelegt, den Jace schon seit Ewigkeiten nicht mehr zu sehen bekommen hatte.
“Natürlich kannst du bleiben. Kannst du mir noch einen Kaffee und ein paar Blätter besorgen? Ich muss mal ins Bad.”
Erleichtert sprang Alec auf und half Jace bis ins Badezimmer. Während er sich frisch machte, besorgte der schwarzhaarige was sein Bruder sich wünschte.
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Asmodeus hatte sofort seinen verdeckten Blick in Jace Spiegel aktiviert als er spürte, dass jemand das Zimmer seines Schattenjägers betrat. Eifersucht grummelte in seiner Brust als sein Schwiegersohn sich einfach zu ihm ins Bett schwang und die beiden so unbeschwert miteinander redeten.
Als Jace dann die Decke zurück schlug stockte ihm der Atem. Das sah schmerzhaft aus. Zu seiner Überraschung wollte er nicht, dass der Blonde diese Schmerzen erleiden musste.
Er beobachtete weiter wie Alec das Zimmer verließ. Während Jace im Badezimmer beschäftigt war hinterließ er ein Blatt auf seinem Kopfkissen:
*Schick ihn weg. Ich werde dich heilen.*
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Jace kam langsam aus dem Bad gehumpelt und war froh, dass Alec ihn so nicht sah, denn sein Parabatai hätte sofort seine Schmerzen erkannt. Überrascht laß er das Blatt, das auf seinem Kopfkissen lag. In dem Moment öffnete sich schon wieder die Tür und Alec kam mit zwei großen Tassen herein gelaufen.
Jace sah mit großen Augen zu seinem Bruder und griff sofort nach dem Blatt, aber es war in diesem Augenblick verschwunden ohne das Alec es bemerkt hatte.
"Warte, ich helfe dir." Schnell hatte der dunkelhaarige die Tassen angestellt und Jace in eine gemütliche Position aufs Bett verfrachtet. Er reichte ihm eine der Tassen während der Blonde kurz dem Spiegel zunickte.
Nachdem Alec noch eine halbe Stunde über Magnus Vorbereitungen und die Gästeliste erzählt hatte wurde Jace langsam unruhig. Er wusste nicht wie lange das Angebot des Dämonenfürst gelten würde, aber er traute diesem eindeutig mehr zu ihn zu heilen als den stillen Brüdern. Also gähnte er sehr auffällig und streckte sich. "Ich glaube ich brauche noch eine Runde Schlaf."
Alec stand natürlich sofort auf damit er sich richtig hinlegen konnte und deckte seinen 'kleinen' Bruder zu. "Erhol dich gut. Ich bringe dir nachher etwas zum Mittagessen."
“Lass dir Zeit” brummte Jace gespielt müde und schloss die Augen bis er das Schließen der Tür hörte.
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Sein Schattenjäger ließ sich Zeit mit dem dunkelhaarigen Parabatai. Auch wenn er ihm ein Nicken geschickt hatte, Asmodeus war ungeduldig. Er war der Herrscher über eine ganze Höllenwelt und dieser kleine Nephelin hatte den Nerv ihn warten zu lassen. Aufgebracht beobachtete er die beiden auf dem Bett und überlegte ernsthaft sein Angebot zurück zu ziehen bis Jace endlich auffällig gähnte und Alec ihn zudeckte als wäre er seine Mutter. Kaum war die Tür zugefallen und Jace allein im Zimmer zog er schwungvoll die Decke zurück. Sofort war sein hübsches Gesicht wieder von Schmerzen gezeichnet. Er setzt sich auf und blickte hoffnungsvoll in den Spiegel.
“Bist du noch da?” fragte er vorsichtig.
Mit einer eleganten Handbewegung ließ Asmodeus seine Reflektion für Jace erscheinen. Der Höllenfürst stand vor dem Spiegel, die Hände vor sich auf seinem Gehstock abgelegt. Er trug einen dunkelroten Gehrock mit goldenen Ornamenten bestickt. Seine langen schwarzen Haare fielen um sein Gesicht und betonten die böse funkelnden Augen. Wut war eindeutig darin zu erkennen, sein ganzer Anblick vermittelte Macht und ließ dem Schattenjäger einen Schauer über den Rücken laufen.
Allerdings keinen unangenehmen.
“Bitt.. Bitte entschuldige.” stotterte der Blonde verlegen und sah auf Asmodeus Hände, denn er konnte dem funkelnden Blick nicht standhalten.
Wieder legte sich ein Blatt auf seinen Schoß: *Ich heile dich, wie versprochen. Aber die Frechheit mich warten zu lassen musst du wieder gut machen.*
Jace atmete tief ein. Das hörte sich fast nach einem Deal an. Und ein Deal mit einem Dämonen war nie ohne Risiken. Trotzdem siegte seine Neugier.
“Und an welche Wiedergutmachung hast du gedacht?”
Asmodeus ließ sanft seine Magie durch den Spiegel gleiten und legte sie auf Jace geschwollenen Knöchel. Da der Blonde ihn schon hatte warten lassen bestand keine Möglichkeit, dass er seinen Wunsch ablehnte.
Jace sah erschrocken wie sich die rote Magie sich auf seine Haut legte. Zu seiner Überraschung war sie kühl und sofort spürte er Linderung. Abwechselnd sah er auf den konzentriert blickenden Asmodeus und seinen Knöchel. Er konnte sehen die Schwellung zurückging und die Haut wieder ihre normale Farbe annahm. “Warte, lass den blauen Fleck. Sonst werden die anderen Fragen wie ich so plötzlich vollständig heilen konnte.” In seinem Schock konnte er doch noch einen klaren Gedanken fassen.
Auf Asmodeus Gesicht erschien ein siegesgewissen Grinsen. Jace würde ihr kleines Geheimnis für sich bewahren, und das freiwillig. Das war besser als jeder Deal, den er ihm anbieten konnte. So ließ er die Verfärbungen, stellte aber sicher, dass sein Schattenjäger komplett geheilt war und keine Schmerzen mehr hatte.
Zufrieden sah er in das entspannte Gesicht des Jungen. Nur noch ein wenig Zuneigung und er würde aus freien Stücken ihm gehören. Wer hätte erwartete, dass ihn so ein Geschenk durch das Portal erreicht hatte.
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Jace drehte testweise seinen Fuß und war erleichtert, dass er ihn wieder vollständig bewegen konnte ohne dass er vor Schmerzen zusammen zuckte. Er stand auf und sprang ein paar Mal, hüfte sogar auf sein Bett, wie er es zuletzt als kleiner Junge getan hatte.
Dann sah er wieder in den Spiegel und in Asmodeus grinsendes Gesicht. Oh, Mist. Er war gerade einen Deal eingegangen ohne die Bedingungen zu kennen. Die Erkenntnis mischte sich schlagartig mit der Freude über seine Heilung. Langsam setzte er sich wieder auf sein Bett und sah den Fürst fragend an. “Was schulde ich dir?” fragte er vorsichtig und biss sich sanft auf die Unterlippe.
Asmodeus ließ ihn einen Moment warten, setzte sich langsam auf den großen Ohrensessel und durchbohrte den Blonden mit seinen Blicken. Jace konnte nicht verhindern, dass seine Wangen rot wurden und er beschämt auf seine im Schoß gefalteten Hände sah. Der Blick kribbelte auf seiner Haut und zu seiner weiteren Beschämung musste er feststellen, dass sein Körper sehr vorfreudig darauf reagierte. Schnell zog er die Decke über seine Beine als wäre im kalt und hoffte, dass sein Gegenüber nichts davon mitbekommen hatte. Die Sekunden kamen Jace wie Stunden vor bis endlich ein Blatt auf seinem Schoß landete.
*Ich will dich sehen*
Der Blonde verstand nicht was er meinte, und sah den Dämonenfürsten fragen an. Das verlangende Grinsen schickte eine Gänsehaut über seinen trainierten Körper.
*Heute Nacht wirst du nackt sein wenn wir uns unterhalten. Und natürlich ohne diese störende Decke.*
Jace Augen wurden noch größer und Asmodeus konnte zum ersten Mal ihre Zweifarbigkeit richtig erkennen.
*Jetzt schlaf. Du musst dich erholen bevor dein Parabatai mit dem Essen kommt.*
Damit verschwand das Bild im Spiegel und das Blatt faltete sich zu einer weiteren Rose die in dem Strauß verschwand.
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