Sein Schattenjäger ging unruhig auf sein Bett zu. Die Anspannung war deutlich in den breiten Schultern zu sehen. Mit großen Rehaugen sah er auf den Spiegel in dem Asmodeus sein Bild noch nicht preisgegeben hatte. Hatte er etwa Angst? Der beste Schattenjäger der Generation wirkte unsicher, fast verletzlich.

Der Blonde ging unentschlossen um das Bett herum und legte den Stapel Papier mit dem Stift darauf, verschwand noch einmal im Badezimmer und kam nach ein paar Minuten zurück. Viele Spritzer auf seinem Shirt verrieten, dass er sich wohl Wasser ins Gesicht gespritzt hatte. Eine Unart, die Asmodeus schon bei vielen Sterblichen beobachtet hatte, aber nicht verstand. Allerdings interessierte ihn das irrationale Verhalten auch nicht wirklich, solange es ihm nicht nutzte.

"Bist du schon da?" fragte der Blonde während der die Tür schloss und sich wieder neben das Bett stellte.

*Ja*

"Soll ich jetzt?" fragte er während er nervös mit dem Saum seines Shirt spielte.

*Was hält dich davon ab?*

Damit, dass der stolze Schattenjäger betreten auf seine Füße starrte und sich nicht rührte, hatte Asmodeus nicht gerechnet.

*Stell dich vor den Spiegel und zieh das Oberteil aus als wolltest du eine Rune nachzeichnen.*

Half er gerade dem Blonden seinen Deal zu erfüllen? Zögerlich stellte Jace sich direkt vor den Spiegel und zog sich das Shirt mit einer schnellen Bewegung vom Körper. Dann fuhr er langsam eine Rune auf seiner Haut nach. Der richtige Zeitpunkt um den Zauber zu öffnen und ihn hindurchsehen zu lassen.

Vor Schreck sprang der Blonde eine Schritt zurück. Ein amüsiertes Grinsen lag auf dem Gesicht des Höllenfürst.

*Weiter* Jace musste sich umsehen um lesen zu können welche Nachricht er erhalten hatte. Mit dem Rücken zum Spiegel öffnete er langsam seine Jeans und ließ sie zu Boden gleiten. Beim Heraussteigen zog er gleich die Schuhe mit aus und setzte sich dann auf sein Bett, der Blick wieder auf den Spiegel gerichtet. Asmodeus konnte seinen inneren Kampf förmlich schmecken. Eine Weile sah er dem regungslosen Blonden genau in die Augen, dann ließ er sehr langsam den Stift wieder über das Papier fahren.

*Ich wäre bereit unsere Abmachung etwas abzuändern, wenn du unbedingt so bekleidet bleiben möchtest.*

So schnell hatte Jace noch nie in seinem Leben "Ja" gerufen. Seine Selbstzweifel waren ihm in dem Moment so in den Kopf gestiegen, dass er jeden Strohhalm ergriff um aus der Situation heraus zu kommen. Erst als er Asmodeus gefährliches Grinsen sah merkte er, dass er ihm gerade einen Freibrief gegeben hatte. Und das schon zum zweiten Mal.

*Ich werde dir Fragen stellen. Nur wenn du sie mir alle vollständig und vollkommen wahrheitsgemäß beantwortest ist dein Teil erfüllt. Sonst bleibt der Deal offen.*

Jace schluckte schwer, aber es hätte durchaus schlimmer kommen können. Er hätte genauso gut fordern können, dass er ihn auf die Erde beschwörte. Ein paar Fragen konnten bei weitem nicht so gefährlich sein, oder?

"Okay" sagte er langsam und deutlich vorsichtiger. "Was möchtest du wissen?"

Asmodeus setzte sich noch gerader in seinen Ohrensessel und musterte ausgiebig Jace wohlgeformten Oberkörper.

*Was ist dein Lieblingsessen?*

Jace Stirn runzelte sich verwirrt. Warum wollte er so etwas wissen?

Natürlich ahnte er nicht, dass Asmodeus ihn nur in Plauderlaune bringen wollte. Und so antwortete er einfach: "Burger. Am liebsten mit Chili-Sauce und extra Gurken."

Die Fragen blieben eine Weile auf diesem Level. *Welches ist deine liebste Jahreszeit?*, *Wann hast du deinen ersten Dämonen erlegt?*, *Welche Rune fällt dir am leichtesten zu zeichnen?* Nach ein paar Minuten fragte sich Jace nicht mehr warum er solche Banalitäten beantworten sollte und entspannte sich sichtlich. Sogar ein kleines Lächeln schaffte es auf seine Lippen.

*Welches war dein schwerster Kampf?* Jetzt wurde es doch schwieriger und seine Antwort dauerte deutlich länger. *Warum hast du Alec als deinen Parabatai gewählt?*, *Bist du auf ihn und Magnus eifersüchtig?*

Dem Blonden fiel es deutlich schwerer diese Fragen zu beantworten und er zog sich irgendwann seine Decke bis auf die Brust, als würde er sich schützen wollen.

*Woher kommen die drei kleinen Narben auf deiner Hüfte?*

"Woher weißt du...?"

*Keine Gegenfragen*

"Sie stammen aus meiner Kindheit, mein Vater hat sie mir zusammen vielen anderen zugefügt. Aber bei diesen haben die Heilrunen nicht richtig gewirkt. Wie sind sie dir aufgefallen? Sie sind winzig."

*Katzenaugen* Jace sah ungläubig in den Spiegel. Hatte Asmodeus ihm gerade zugezwinkert?

Vielleicht war das gar nicht real und er würde gleich aus diesem Traum erwachen. Aber da erschienen schon die nächsten Worte auf dem Papier.

*Warst du schon in einer Beziehung?*, *Warst du schon einmal mit einem Mann zusammen?* "Nein" Jace konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. Die Fragen zehrten an ihm und er ahnte, dass sie nicht wieder auf das harmlose Gespräch vom Anfang des Abends zurückkehren würden.

*Wie wirst du am liebsten verwöhnt?*, *Was hast du schon alles ausprobieren?*, *Was ist deine verruchteste Phantasie?*, "Würdest du mit deinem Parabatai schlafen?*, *Meinem Sohn?* Der Blonde war so weit, dass er sich einfach die Decke über den Kopf ziehen wollte.

*Bist du verliebt?*, *Warum hast du mir das Gebäck geschickt?*

"Ich, ich ... ich weiß es nicht." stotterte er leise.

*Das war eine Lüge.*

Der Satz erschien nach ein paar Sekunden die Asmodeus Katzenaugen den Schattenjäger noch intensiver gemustert hatten. Es war eine einfache Feststellung und Jace wusste, dass er sich nicht herausreden konnte. Etwas geschockt, dass er zum dritten Mal in zwei Tagen so ausgetrickst wurde, sah er in seinen Spiegel und beobachtete den Dämonen auf der anderen Seite. Allerdings hatten die eindeutigen Fragen ihn mehr als erregt und so paarten sich zu dem Schock Lust und Vorfreude. Asmodeus Forderungen waren zwar unangenehm, aber sie waren keine Gefahr. Im Gegenteil, sie hatte Jace viel Aufmerksamkeit gebracht, nach der er sich so sehr sehnte. Und so stellte er die nächste Frage diesmal ohne Angst: "Was soll ich tun?"