Das Paket ist angekommen


Rot war der Himmel, wie jeden Tag. Rot in verschiedenen Schattierungen. Über der Steinwüste erschien er fast Orange, über dem Gebirge blutig. So war er seit Jahrhunderten und der gefallene Engel konnte sich immernoch in dem Anblick verlieren. Neu war die schwere schwarze Narbe, die pulsierend über dem Riss lag, den dieser Bengel mit dem Morgenstern-Schwert in seinen Himmel gerissen hatte. Wie Teer klebte Liliths Magie über diesem Riss und korrigierte so den Fehler ihres Sohnes. Er hätte dieses Balg niemals in seinem Reich dulden dürfen, verstand immer noch nicht wie er so schwach sein konnte seiner einstigen Geliebten dieses Kind zu lassen. Er hatte gewusst, dass dieses Ding nur Ärger bringen würde. Kein richtiger Dämon, nicht einmal ein Hexenwesen sondern das Experiment eines Nephelin. Wie gerne hätte er sich jetzt mit Lilith darüber gestritten. Vielleicht würden sie sogar ein wenig kämpfen und danach einen neuen Frieden schließen. Aber alles was von ihrem sündigen Körper übrig geblieben war klebte nun über seinem Kopf, verunstaltete seinen herrlichen Himmel. Was für eine Ironie, das Leben dass sie unbedingt schenken wollte hat sie die Unsterblichkeit gekostet.

Es hatte ihn viel Energie gekostet sein Reich vor der Zerstörung zu schützen und er hätte es nicht geschafft, wenn Magnus und seine kleinen Freunde Lilith nicht zerschmettert hätten. So eine Ironie. Und natürlich würde Asmodeus das niemals zugeben. Einige Tage hatte er gebraucht um sich zu regenerieren und ein paar kriechende Kreaturen hatten tatsächlich gewagt ihn in diesen Zeit angreifen zu wollen. Den ersten zwei hatte er die Gnade eines schnellen Endes gewährt. Ihre Asche lag als Warnung verstreut um seinen Palast. Die nächsten, die so töricht waren, hatten nicht so viel Glück. Ihre Schreie waren seit Tagen die Hintergrundmusik seiner Langeweile. In seinem Kerker würden sie noch die ein oder andere Ewigkeit verbringen, erst wenn ihn ihre Schreie störten würde er sie erlösen. Allerdings waren sie gerade eine willkommene Abwechslung zu dem heulenden Wind der letzten Jahrhunderte.

Vielleicht sollte er sich mal wieder mit Kasbeel treffen. Es war bestimmt schon Tausend Jahre her. Da gab es das ein wenig zu erzählen. Oder Gadreel. Seine Anekdoten über Eva wurden niemals alt. Normalerweise mied er die anderen gefallenen Engel. Die meisten waren neidisch auf seinen Thron. Oder sie waren verbittert weil sie wegen Nichtigkeiten verstoßen worden waren. Aber selbst ihr Gejammer wäre Asmodeus gerade recht. Vielleicht könnte er auch eine kleine Jagd auf niedere Dämonen ausrichten. ...
Der Fürst aus Edom seufzte schwer. So sehr hatte er sich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gelangweilt.

Er stieß mit seinem Stock eines der verstaubten Bücher über den Boden vor seinem Thron als sich plötzlich ein kleines Portal direkt neben ihm öffnete. Das kam unerwartet. Natürlich erkannte er die Magie seines Sohnes und sammelte seine eigene in den langen Fingerspitzen. Magnus letzte Überraschung war ihm noch zu gut in Erinnerung. Fast hätte er das kleine Paket in einen Feuerball verwandelt, als es vor seinen Füßen landete. Etwas skeptisch tippte er es mit seinem Gehstock an doch es passierte nichts. Was sollte das sein?
In einer eleganten Bewegung ließ er sich auf seinem Thron nieder und betrachtete die Kiste im Staub vor seinen Füßen, ließ seine Magie darüber wirbeln. Es war nicht magisch, enthielt kein ihm bekanntes Gift. Was sollte das sein?
Er ließ es zu sich schweben, legte es auf seinem hinkendem Bein ab - er rechnete immer mit einem Angriff - und öffnete die rote Schleife um den schwarzen Papier. Zwei flache Figuren lagen da, in der Form wie die Menschen sich Engel vorstellen. Ja, die großen Flügel und ein Kleidchen. Ein tiefes, amüsiertes Brummen verließ seine Kehle. Diese Darstellung hatte ihn schon immer amüsiert. Als ob er jemals ein Kleid getragen hätte, oder einer seiner Brüder. Grinsend nahm er eine der Figuren. Sie rochen nach Gebäck. Das wunderte ihn. Hatte Magnus ihm etwas zu Essen geschickt? Das konnte nicht sein. Und warum zwei? Der eine mit schwarz angemalten Flügeln, der andere mit goldenem Kopf. Kurios. Ein Rätsel. Sein Grinsen wurde breiter. Genau das was er Fürst brauchte um seiner Langeweile zu entkommen.

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